UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

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recker
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UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von recker »

http://www.theguardian.com/society/2015 ... rd-branson

Wer Englisch kann, kann sich das ja selbst durchlesen, ansonsten eine kurze Zusammenfassung:

Laut Sir Richard Branson, Besitzer des Virgin-Konzerns, ist die UNDOC, die UN-Behörde "gegen Drogen und Verbrechen" kurz davor, einen Aufruf an alle Regierungen der Welt zu veröffentlichen, Besitz und Konsum von Drogen nicht mehr zu kriminalisieren. Er sagt, der Aufruf liege bereits in der Schublade und hätte gestern bereits veröffentlicht werden sollen, was aber auf Druck einer ungenannten Regierung unterblieb. Viele Medien seien bereits informiert, und aus Angst vor Sabotage sei er, Branson, vorgesprescht.

Die BBC, die auch zu den Mitwissern gehört, schreibt jetzt, der Aufruf wäre "vereitelt" worden, eben durch jene unbekannte Regierung... ganz frische Meldung

http://www.bbc.com/news/uk-34571609
Zuletzt geändert von recker am Mo 19. Okt 2015, 17:27, insgesamt 1-mal geändert.
recker
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von recker »

Bei CNN (der link unten scheint auf einer CNN-Meldung zu basieren) ist auf einmal Branson derjenige, der Forderungen erhebt - die UNODC wird nur am Rande erwähnt.

Offensichtlich ist jemand ziemlich angepisst über den Bericht und das UN-Papier.

http://www.kspr.com/life/money/richard- ... 2_35919988
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bushdoctor
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von bushdoctor »

Dann lag ich ja gar nicht mal so falsch mit meinen "Deutungen" der Ankündigung einer (vorgezogenen) Sondersitzung im Mai 2016:
viewtopic.php?f=54&t=4301&p=29185

Es bleibt spannend auf der "internationalen Bühne"...
recker
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von recker »

Fehler im BBC-Artikel:
The document was drawn up by Dr Monica Beg, chief of the HIV/AIDs section of the UNODC in Vienna. It was prepared for an international harm reduction conference in Kuala Lumpur next month.
Diese Konferenz ist nicht erst nächsten Monat, sondern hat gestern begonnen und geht bis Mittwoch:

http://www.ihra.net/conference-2015

Und wenn ich Branson richtig verstehe, sollte das Papier bereits gestern ("Sunday") auf der Konferenz vorgestellt werden, und weil das nicht passierte, war er sauer und hat es nun geleakt.

Wer immer der BBC gesteckt hat, dass die Konferenz erst in einem Monat wäre, ist entweder doof oder möchte en Eindruck verwischen, die Veröffentilchung des Papiers sei gestern im allerletzen Moment auf Intervention eines unbekannten Landes gestoppt worden.
recker
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von recker »

Yep. Hier ist ein ganz frisches Interview mit Branson. Das Papier wurde gestern schon an die Presse verteilt und sollte auf der Konferenz in Kuala Lumpur offiziell veröffenticht werden. Irgendein einflussreiches Land (oder mehrere) intervenierte im letzten Moment und verhinderte das.

http://www.bloomberg.com/news/videos/20 ... care-issue

Branson beschwert sich heftig, dass irgendjemand Druck ausgeübt hat. Die BBC wollte die explosive Nachricht gestern bringen.
ay_caramba
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von ay_caramba »

Da bin ich gespannt, ob die nächsten Tage da noch was kommt.
Wenn nicht *muss* einer mal Frau Mortler nach ihrer Meinung zu diesem Dokument befragen, vor laufender Kamera. Wobei... ist ja englisch, "versteh' ich nicht, was die damit sagen wollen".

Edit: Das hier ist übrigens der Original-Blogpost, auf dem das UN-Dokument veröffentlich wurde (runterscrollen).
Unbegreiflich
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von Unbegreiflich »

Wenn das stimmt.

Sage ich:

Völlig egal ob 1 oder 2 Länder da intervenieren.
Die werden in Zukunft einfach mit nem Handelsembargo belegt, bis man auch da die Menschen LEBEN lässt.
Ansonsten sollen diese Länder eben in selbstgewählter Isolation vergammeln.
Macht nix ... Das Land das da interveniert ist doch auf verlorenem Posten.
Wenn die andern Länder das anders sehen.
Wow!

Edit:
Erster Artikel den ich auf Deutsch finden konnte.

UN Behörde fordert Entkriminalisierung aller Drogen - Welt
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... rogen.html
Zuletzt geändert von Unbegreiflich am Mi 21. Okt 2015, 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
recker
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von recker »

Unbegreiflich hat geschrieben:Wenn das stimmt.

Völlig egal ob 1 oder 2 Länder da intervenieren.
Die werden in Zukunft einfach mit nem Handelsembargo belegt, bis man auch da die Menschen LEBEN lässt.
Ansonsten sollen diese Länder eben in selbstgewählter Isolation vergammeln.
Macht nix ... Das Land das da interveniert ist doch auf verlorenem Posten.
Wenn die ändern Länder das anders sehen.
Wow!
l
Naja, ich vermute mal, dieses besagte Land ist einigermassen mächtig und hat mehr Einfluss als etwa die Fidschi-Inseln...

Die UN versucht jetzt, den Vorfall und die Bedeutung des Papiers herunterzuspielen. Man distanziert sich aber nicht von den prinzipiellen Zielen. Vehement bestritten wird, dass auf Druck von aussen das Papier nicht schon am Sonntag pünktlich zur Konferenz un Kuala Lumpur erschien - ist naürlich megapeinlich.

Die BBC hat ihren Fehler mittlerweile korrigiert (s.o.), bleibt aber bei ihrer Darstellung, dass das Papier zurückgezogen worden wäre, was dann allerdings in Widerspruch zur Darstellung der UN steht.

Branson hat ganze Arbeit geleistet bei der Popularisierung des Papiers.
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bad guy
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von bad guy »

Hoffentlich wird die Info bald von der UN offiziell vorgestellt. Spätestens 19-21. April 2016 ?
Aber das interne UNDOC Dokument ist jetzt öffentlich. Die Info ist raus.


Edit: UNODC Spokesperson Statement
recker
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von recker »

bad guy hat geschrieben: Aber das interne UNDOC Dokument ist jetzt öffentlich. Die Info ist raus.
]
Eben, und trotz des ganzen Hin und Hers ist das das Wichtigste. Kein Land der Welt, das die Prohibition beibehalten will, kann das noch mit Rücksichtnahme auf internationale Richtlinien begründen.

Wenn man genau hinhört. verplappert sich Branson in dem TV-Interview etwas, als die Moderatorin fragt, ob es vielleicht die US waren, die interveniert haben. Er sagt zumindest nicht nein. Für mich gehören die auf jeden Fall zu den Top-Verdächtigen.
Unbegreiflich
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von Unbegreiflich »

"reker" schrieb ...
Naja, ich vermute mal, dieses besagte Land ist einigermassen mächtig und hat mehr Einfluss als etwa die Fidschi-Inseln...
Ist schon klar das manche Länder sehr viel Einfluss haben, aber das ist doch nichts was eine Nation verhindern könnte.

Tja und nun?
Ein internes Papier?

Also "Intern" hat man schonmal verstanden das es so nicht geht.
Man darf das ganze aber nicht "öffentlich" machen?

Würde gerne mal Stellungnahmen zu dem Dokument der einzelnen Regierungen hören.
Sabine
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von Sabine »

Ein Schweizer Kommentar :

" Solchen Unsinn glaubt keiner mehr
Bei der Drogenbehörde der UNO macht man sich Gedanken über eine Liberalisierung. Das ist bemerkenswert. Denn was man dort über Drogen denkt, diktiert Amerika.
...
Nun ist das Memo der Aidsexpertin sehr wohl fertig mitsamt allen Fussnoten, und es ist insofern offiziell, als es von einem Kadermitglied der UNODC verfasst wurde. Warum ist dieses Papier so relevant? Warum reagiert die UNODC so nervös auf seine Veröffentlichung? Warum klingt die Behauptung der BBC glaubhaft, die UNO-Organisation sei unter Druck gesetzt worden?
Weil die Expertin empfiehlt, was die wenigsten amerikanischen Politiker hören wollen, aber immer mehr Fachleute fordern, Wissenschaftler, Kriminologen und selbst Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation: dass der Kampf gegen die Drogen nicht über die Kriminalisierung der Konsumenten gewonnen werden kann.
...
Solchen Unsinn glaubt keiner mehr. Sogar in den USA wächst die Einsicht, dass der Drogenkrieg nicht zu gewinnen ist. In Gliedstaaten wie Colorado oder Washington ist der kontrollierte Verkauf von Marihuana gestattet, in Kalifornien unter dem Vorwand medizinischer Indikation geduldet. Trotzdem hält deramerikanische Staat an seiner Drogenpolitik fest. Und stellt über sein New Yorker Verbindungsbüro sicher, dass die Drogenbekämpfungsbehörde der UNO sich kongruent verhält. Dass ein internes Memo eine solche Nervosität produziert, ist vielsagend. Wer die Folgen seiner Drogenpolitik dermassen stark verdrängt, für den sind schon zwei Seiten Wahrheit eine Bedrohung. "


http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/ame ... y/24303300
recker
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von recker »

Also habe ich wohl Recht mit meiner Vermutung, dass die USA der Störenfried waren, will sagen, die US-Bundesregierung.
Unbegreiflich
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Re: UN-Aufruf zur Entkriminalisierung sabotiert

Beitrag von Unbegreiflich »

Ein sehr guter Kommentar aus der Schweiz.
Zitat:
Wer die Folgen seiner Drogenpolitik dermassen stark verdrängt, für den sind schon zwei Seiten Wahrheit eine Bedrohung.
Einfach »Premium«.

Die USA sind garantiert der heißeste Kandidat.
Es ging ja in dem internen Schreiben vor allem darum Konsumenten zu schützen.
Wenn man sich mal die USA und ihre Realpolitik anschaut wird es dunkel. Die Inlandspolitik läuft teilweise in entgegengesetzte Richtungen.
Im halben Land darf man Cannabis nutzen (zumindest im medizinischen Sinne). In der anderen Hälfte des Landes, kannst du jahrelang dafür inhaftiert werden.

Wichtig!
Die »USA« haben einen gigantischen Strafvollzug. Dieser Strafvollzug wäre in großen Teilen von jetzt auf gleich überflüssig.

Außerdem haben die »USA« bei weitem kein Gesundheitssystem (sprich Versicherungssystem) wie zum Beispiel Deutschland oder die Niederlande.
Auch das würde sehr viel für die »USA« verändern.
Man müsste in dem großen Land ne Menge machen.

Strafverfolgung beenden und Hilfe auf vielen Ebenen bereit stellen.

Mal ehrlich, das ist traurig das es so ist in den »USA«.
Da sollten die halt viel nachholen oder verändern.
Aber jede Nation kann machen was sie will.
Die »USA« könnten das niemals verhindern, selbst wenn man es verhindern wollte.
Wie wollen die vor Ort in knapp 200 Ländern intervenieren?
Vergesst es. Nicht umsetzbar.
Zitat:
Solchen Unsinn glaubt keiner mehr
Kann man so stehen lassen.
Also wenn das keiner mehr glaubt, sollten die einzelnen Staaten noch offizielle Stellungnahmen zu diesem Dokument herausgeben.
Eine Aussage der Verfasserin »Monica Beg« wäre auch gut.
Wer steht denn alles hinter so einer Forderung?

Vor allem würde ich gerne Verbesserungsvorschläge von den Staaten hören die dagegen sind. Wie soll es sich denn sonst jemals verbessern?
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