Cannabisagentur Deutschland

Unbegreiflich
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Cannabisagentur Deutschland

Beitrag von Unbegreiflich »

Es kommt eine »Agentur für Cannabis« in Deutschland!!!

Hier einige Links:

Der deutsche Staat organisiert Anbau von Cannabis - Die Welt
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... nabis.html

Regierung organisiert Anbau und Handel von Cannabis für Patienten - Rhein-Zeitung
http://www.rhein-zeitung.de/nachrichten ... jV38mt5mSM

Bundesregierung will Cannabisagentur - BZ
http://www.bz-berlin.de/deutschland/bun ... bisagentur

Man darf gespannt sein. Artikel sollten genug kommen die Tage. Das ist ne heftige Neuigkeit.
recker
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von recker »

Is' klar, wie der Hase läuft. Die Gesundheitsindustrie, vor allem die Apotheken, wollen ein bisschen mitverdienen.

Nur glaube ich, dass es Mortler&co gehen wird wie dem Hasen, der zu spät merkt, dass der Igel schlauer ist als er. Wie man bei einer solchen Regelung noch an einer Bestrafung von Medizinalpatienten, die sich ihr Gras selbst anbauen, nach §29a BTMG festhalten kann (Mindeststrafe 1 Jahr) ist mir ein Rätsel. Ein Fall für das Vefassungsgericht.
Sabine
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Sabine »

Na, dann hoffe ich, das die deutschlandweit einkassierten Grow-Boxes, Lampen, der Dünger und die Erden bäldigst wieder ihrer eigentlich zugedachten Funktion entsprechend eingesetzt werden. ;) Vielleicht ein kleiner Trost für die Geschädigten.

Hoffe fürderhin, das Fr. Mortler und Herr Gröhe keine N3 Pantoprazol benötigen (Nebenwirkungen/Leber!), bei den Magenschmerzen, die ihnen dieser Schritt wahrscheints verursachte.

Klar, das ist noch nicht der große Durchbruch, aber der kommt schon noch. Spätestens, wenn immer mehr bemerken, das sich Patienten nicht in Junkies, die sich unter einer Brücke eine Haschgiftspritze setzen, verwandeln.
Jetzt bin ich mal gespannt, welche Verbesserungen für Patienten geplant sind. Wird jetzt nicht nur (wie von einigen befürchtet) synthetisches THC bevorzugt ?
Unbegreiflich
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Unbegreiflich »

Hallo!

Ja klar will die Industrie an die Kohle ran.
Genossenschaftliche Hanf-Kultivierung in einem Club ist Zukunftsmusik.
Das ist doch schon Anti-Kapitalistisch. Da macht die Regierung nicht mit.
Außerdem möchte man jede Art von Wildwuchs verhindern.

Es ist trotzdem ziemlich revolutionär.
Das erste mal seit Ewigkeiten wird man Cannabis mit THC im größeren Maßstab hierzulande kultivieren.

Einiges was man lesen konnte, hört sich sehr gut an.
Bin auch gespannt wie die das genau umsetzen werden.

Man kann so viel machen auf dem Gebiet.
Wenn wir in Deutschland wollen, können wir auch sehr gute Produkte produzieren.
Nur das beste sollte gut genug sein.

Die Kostenübernahme wird bestimmt heikel.
Zitat:
Auch der Preis, den Krankenkassen für jedes an Patienten abgegebene Präparat zahlen müssen, soll demnach von der Agentur festgelegt werden.
Bei Hanf-Blüten wird die Kostenerstattung bestimmt noch komplizierter als bei den Präparaten.
Dann muss man halt moderate Preise realisieren.
Vor allem für Patienten mit »Dauermedikation«.

Es ist ein erster großer Schritt.

Auf den Antrag des Gesundheitsministeriums bin ich aufs heftigste gespannt.
Was da wohl alles drin stehen wird?
Doc_A
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Doc_A »

http://www.merkur.de/politik/regierung- ... 21836.html

Ein Artikel mit deutlichem Glatteispotential.

"Missbrauch müsse aber wirksam verhindert werden. Deshalb soll der Eigenanbau durch Patienten weiter verboten bleiben."

Mißbrauch kann heutzutage schon nicht verhindert werden. Trotz des Verbots.


Da kommt mir gerade noch eine Frage zum zukünftig vorstellbaren Mißbrauch: Wird es dann auch strafbar sein, wenn man sich über seinen Arzt Cannabisrezepte erschleicht?
:shock:
Marecku
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Marecku »

Moin allerseits!
Ich sehe folgenden Hintergrund für die Entscheidung der Regierung zu diesem Schritt: Nachdem die Regierung gegen das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes zum Eigenanbau von Patienten Einspruch eingelegt hat, war sie wohl gezwungen, eine Entscheidung zu treffen und zu handeln. Ansonsten hätte das Verwaltungsgericht vermutlich den Klägern den Anbau erlaubt. Damit hätte die Regierung ganz eindeutig mehr Kontrolle verloren als es ihr lieb sein kann. Als Konsequenz sehe ich, dass das Arzneimittelrecht ein anderes Spielfeld ist, als das BTMG. Mir sind keine Fälle bekannt, in denen Arzneimittelbesitz einen Straftatbestand erfüllt. Mittelfristig werden sich einige sehr positive Änderungen ergeben.
Ich sehe hier einen weiteren sehr sehr großen Schritt getan. Die Normalisierung eines Medikamentes wird das Strafrecht in diesem Zusammenhang schnell beschneiden.
Ein paar tapferen Patienten, die den Mut hatten vor das Verwaltungsgericht zu ziehen, haben letztlich die Regierung zum Handeln gezwungen. Wer hätte das so 'schnell' erwartet?
Dafür ein herzliches Dankeschön!
Unbegreiflich
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Unbegreiflich »

Doc_A schrieb ...
Mißbrauch kann heutzutage schon nicht verhindert werden. Trotz des Verbots.
Das stimmt wohl.
Doc_A schrieb ...
Da kommt mir gerade noch eine Frage zum zukünftig vorstellbaren Mißbrauch: Wird es dann auch strafbar sein, wenn man sich über seinen Arzt Cannabisrezepte erschleicht?
Was meinst du denn damit genau?

So nach dem Motto »Medikamentenmissbrauch«?
Medikamentenmissbrauch gibt es bestimmt bei allerlei Medikamenten.
Sogar bei viel heftigeren Sachen als »Cannabis«.
Alle möglichen Schlaftabletten oder Schmerzmittel werden missbräuchlich konsumiert.
Selbst von Nasenspray sind einige wohl abhängig.
Kannste nix gegen machen, außer den Betroffenen helfen (wenn diese das möchten).
Cannabis Missbrauch ist da bestimmt nicht schlimmer.
Auch wenn es nie gut ist, wenn Medikamente missbräuchlich genutzt werden.

So viele potenzielle Patienten, vielleicht einige Trittbrettfahrer.
Das meiste wird ganz regulär laufen.
Zwischen Arzt und Patient, vertraulich und korrekt eben.
Man kann ja nicht die Ärzte und Patienten unter Generalverdacht stellen.

@Marecku ...
Gut zusammengefasst.

Das hätte man nicht mehr lange so stehen lassen können.

Es gibt sicherlich noch einige »Hürden« in der Zukunft.

Man stelle sich vor das »medizinische Cannabis«, wird als »relativ sicher« eingestuft.
(Allgemein gute Verträglichkeit)
Dem ist auch definitiv so.
Auf »Acetylsalicylsäure« gehen einige Todesfälle pro Jahr zurück.
Da schneidet »Cannabis« besser ab.

Schmerztabletten können die Fahrtüchtigkeit bestimmt viel drastischer beeinträchtigen wie Cannabis.

Dafür müssen »Studien« her, ohne Ende.
Neue Richtwerte und so weiter.
Schon wegen dem Führerschein.

Viel mehr Patienten können endlich »medizinisches Cannabis« nutzen, wenn diese es denn wollen. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen.
Das sollte in Zukunft bei einer großen Bandbreite von Krankheiten verschrieben werden können.


Ganz egal, was man von »medizinischem Cannabis« persönlich hält und was man dem Kraut für Eigenschaften beimisst:

»Medizinisches Cannabis« wird wie in allen anderen Länder kein »registriertes Medikament« werden.

Kann man von vielen Seiten betrachten.

Ist eigentlich auch wie Volksmedizin (Heilkräuter).
Die einen Glauben dran, oder es hilft tatsächlich.
Anderen hilft es nix und man belächelt diese Pflanzen.

Das ist wie bei »Melisse« oder anderen Kräutern.
Richtige »Medikamente« sind diese Pflanzen per Definition, nicht.
Aber selbst viele Apotheker erkennen den Nutzen an und verkaufen diese Kräuter.
Menschen nutzen die Pflanzen ja auch seit Jahrtausenden, wird also was dran sein.

Könnte sein das Cannabis in der Medizin heftig erforscht wird in den nächsten Jahren und man bahnbrechende Entdeckungen macht.
Vielleicht bekommt diese Pflanze dann auch einen ganz eigenen Stellenwert und wird wirklich als »pflanzliches Medikament« anerkannt (wäre eine Sensation und einzigartig, denke ich).

Das ganze wird noch ziemlich weitreichende Konsequenzen haben, egal wie.
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overturn
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von overturn »

Ein - aus verschiedenen Perspektiven, notwendiger Schritt. Grundsätzlich bin ich aber überaus skeptisch. Zum einen handelt es sich bei der vorläufigen Begründung, die einen Eigenanbau verhindern soll, um eine Nebelkerze. Sowohl der Verweis auf eine fehlende Standardisierung und Qualitätskontrolle als auch der Einwurf um die Verhinderung einer Medikamentenabhängigkeit verdecken primär interessengeleitete Einwände, die nicht das tatsächliche Wohl der Betroffenen im Blick haben - sondern vielmehr darum bemüht sind oder zumindest dazu führen, deren tatsächliche Unabhängigkeit zu verhindern. Es bleibt, soweit absehbar, unheimlich restriktiv:
„Wir wollen, dass schwer kranke Menschen, denen nur durch Medizinalhanf geholfen werden kann, gut versorgt werden“, hatte Gröhe erklärt.


Hierbei bleibt außen vor, dass ein Großteil jener, denen mit Cannabis möglicherweise geholfen wäre, nun keineswegs einen kürzeren Leidensweg bestreiten müssen, um an dieses wenn überhaupt einmal zu gelangen. Gegen einen Eigenanbau zu argumentieren bedeutet auch, eine höchst eingeschränkte Auswahl in Kauf zu nehmen. Betroffene sind nicht frei von Marktpreisen, der diktierten Verfügbarkeit und dem eingeschränkten Zugang.

Für die Regierung und weitere Prohibitionisten ließe sich nun argumentieren, die Möglichkeit einer medizinisch indizierten Behandlung zu ermöglichen. Gesundheit wird also mit Medizin gleichgesetzt, ein Zugang über das Gesundheitssystem zwingend notwendig. In den Kommentaren heißt es:
Erst schleppt man Schwerkranke mit auf Pro-Cannabis Veranstaltungen, und jetzt reicht es nicht aus das es für diese Patienten legalisiert werden soll? Wer braucht denn sonst noch dieses Zeugs? Menschen die ohne nicht auskommen? Dafür gibt es Suchtberatung und Entzugskliniken denn die Verharmlosung von Cannabis ist genau so schlimm wie die von Alkohol. Wer es zum Leben braucht hat echte Probleme.
Die Diskussion besitzt das Potential, Cannabiskonsumenten in zwei Klassen einzuteilen. Dies wird aber ohnehin nicht darüber hinwegtäuschen können, dass die jetzigen Pläne einen Aktionismus abzeichnen und die weiteren Problematiken (Schwarzmarkt, etc.) völlig unberührt lassen. Jeder Kompromiss, der noch kommen wird, ist ohnehin erst durch eine unsinnige Verbotspolitik mit forciert. Dennoch eine vorerst potentiell erfreuliche Nachricht, wenn sie denn in ihren Konsequenzen durchdacht und fruchtbar ausfällt - und an dieser Stelle nicht stoppt. Ich bin hier aber, wie schon gesagt, eher skeptisch.
Zuletzt geändert von overturn am Mo 2. Nov 2015, 09:56, insgesamt 1-mal geändert.
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recker
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von recker »

overturn hat geschrieben: Die Diskussion besitzt das Potential, Cannabiskonsumenten in zwei Klassen einzuteilen.
Exakt, und das erzeugt einen ganzen Rattenschwanz von verfassungsrechtlichen Problemen. Nehmen wir folgendes Szenario:

Jemand mit einer minderschweren Erkrankung erheischt die Erlaubnis, Cannabis auf Rezept zu bekommen. Diese wird abgelehnt - weil die Erkrankung nicht schwer genug bzw. mit anderen Medikamenten behandelbar sei. Der Patient weiss aber aus Erfahrung, dass er Cannabis besser verträgt als andere Medikamente. Er baut sich also sein Zeugs selber an, macht sich strafbar nach §29a BTMG (s.o.) und ist damit in juristischem Sinn sogar ein Verbrecher - und zwar nur, weil er rein theoretisch etwas weitergeben könnte. Das ist die sogenannte abstrakte Gefährdung, ein juristisch äussert umstrittener Begriff, den schon Verfassungsrichter Sommer in einer abweichenden Stellungnahme im BVfG-Urteil von 1994 als verfassungswidrig gebrandmarkt hat.

Das Gesetz würde also eine messerscharfe Kante zwischen bedürftigen Patienten und Verbrechern erzeugen. Eine solche Ungleichbehandlung dürfte keinen langen Bestand haben. Ich erwarte eine Flut von Klagen.
Doc_A
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Doc_A »

Konservative Hardliner sehen 'den Kampf gegen Drogen' als ihre heilige Pflicht an. Diese Politiker und ihre Wählerschaft werden auch beim Thema 'Cannabis als Medizin' versuchen, so oft wie möglich querzuschießen und zu verhindern, was zu verhindern geht. (Man hat ja letztens wieder gesehen, daß sich sogar Ärzte finden lassen, die behaupten, daß Cannabis pharmazeutisch/medizinisch wertlos sei.)

Durch die Schaffung der Agentur wird sich die medizinische Anwendung in der Bevölkerung ausbreiten. Dadurch werden die Leute mitbekommen, daß Drogencannabis und Medizinalhanf ganz, ganz explizit ein und die selbe Sache sind. Als weiteres Ergebnis wird nach einer gewissen Weile zu sehen sein, daß der dauerhafte Gebrauch des Medikaments kaum Schäden verursacht und evtl. auftretende Abhängigkeiten relativ(!) einfach zu behandeln sind.

Daher wird noch eine Weile zu beobachten sein, daß die Drogenkrieger versuchen werden, die großflächige Einführung der "Cannabis-Medizin" so restriktiv wie möglich zu handhaben.

Als Beobachter der internationalen Entwicklungen (insbesonders USA) im Bezug auf Cannabis als Medizin und dem dann folgenden Umgang mit Cannabis generell kann man nur sagen:

Der Damm ist gebrochen!
:shock:
ay_caramba
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von ay_caramba »

Hallo liebe Mitstreiter,

ich bin noch immer ein bisschen baff, dass es wortwörtlich eine Cannabisagentur geben wird. @Unbegreiflich: Muss also doch nicht ohne gehen, hast Recht behalten! ;)

Wenn jemand den eigentlichen Gesetzesentwurf (das ist es ja bislang noch) irgendwo findet, bitte bald posten. Die Details würden mich doch sehr interessieren.

Auf jeden Fall sind es große Neuigkeiten, die auch weltweit für Furore sorgen werden.
"Germany legalizes medicinal marihuana!", endlich eine gute Signalwirkung :D
Sabine
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Sabine »

Doc_A hat geschrieben: Diese Politiker und ihre Wählerschaft werden auch beim Thema 'Cannabis als Medizin' versuchen, so oft wie möglich querzuschießen und zu verhindern, was zu verhindern geht. (Man hat ja letztens wieder gesehen, daß sich sogar Ärzte finden lassen, die behaupten, daß Cannabis pharmazeutisch/medizinisch wertlos sei.)
Letzte Woche habe ich in einer Schweizer online-Zeitung eine Umfrage gesehen, ob medizinisches Cannabis eingesetzt/erlaubt werden soll. Sage und schreibe 25% ! haben sich dagegen ausgesprochen.

Und in meiner "Kur" habe ich von einer Patientin erfahren, die aufgrund von Metastasen im gesamten Körper nur noch wenige Wochen zu leben hat. Sie bekommt noch Chemo und diverse Schmerzarzneien, natürlich mit den dementsprechenden Nebenwirkungen, wehrt sich aber mit aller Vehemenz gegen den Einsatz von Cannabis, welches ihr von der Klinik ! angeboten wurde. Das sind die Auswirkungen einer jahrzehntewährenden Verteufelung :evil:

Hoffe, das die DHV-Broschüre, die ich der Freundin mitgegeben habe, vielleicht doch noch etwas rausreisst. Das zumindest die letzten Wochen nicht so arg werden.
Doc_A
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Doc_A »

Aurora hat geschrieben:
Letzte Woche habe ich in einer Schweizer online-Zeitung eine Umfrage gesehen, ob medizinisches Cannabis eingesetzt/erlaubt werden soll. Sage und schreibe 25% ! haben sich dagegen ausgesprochen.
Wir haben (glaube ich) schon einmal per PM über dieses Thema gesprochen. Es wird in jeder freiheitlichen Gesellschaft bei bestimmten (eben freiheitlichen) Themen einen Prozentsatz von 15-25% der Bevölkerung geben, die sich gegen Änderungen stemmen. Völlig egal, ob es beispielsweise um Cannabis geht, die Integration von Menschen aus fremden Kulturen/Religionen oder die Tolerierung von "exotischerem" Sexualleben. Die Argumentation ist immer die selbe: Eine abstrakte Gefahr. Für die Kinder (Kind wird homosexuell oder drogensüchtig oder das Töchterchen wird von Migranten belästigt/vergewaltigt), das eigene religiöse Empfinden (Islamisierung des Abendlandes) , Bildung/Schaffung von Parallelgesellschaften etc.pp.

Lange Rede kurzer Sinn: Das wird es immer geben. Solche Leute (inklusive denen, die daraus politisch Kapital schlagen wollen) sind aber eine Minderheit, auch wenn man sie laut schreien hört. Der Großteil ist aber rationalen Argumenten zugänglich. Siehe die US-Bevölkerung im Bezug auf Cannabis oder auch die dt. Bevölkerung beim Thema "normaler" Umgang mit Homosexuellen.
:shock:
Unbegreiflich
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Unbegreiflich »

@overturn - recker ...
Natürlich wird es da noch zu Problemen kommen.
Wo gibt es keine Probleme?

Aber wenn das erstmal so kommt, sollten viel mehr Patienten das »medizinische Cannabis« nutzen können, wenn dies gewünscht wird.

Das mit »BTM-Rezept« und »Ausnahmegenehmigung« sollte dann Geschichte sein.
Es wird zukünftig »medizinisches Cannabis« verschrieben.
Kein »BTM-Cannabis« im klassischen Sinne.

Ein Arzt kann dich nicht zwingen irgendwelche Medikamente zu nehmen die du nicht möchtest.
Man kann als Arzt, einem Patienten zu einem Medikament raten.
Ein Patient kann auch von alleine anfragen, ob eventuell dieses oder jenes »Medikament« in Frage kommt.

Wenn ein Patient erklärt das er Probleme mit den Alternativ-Medikamenten hat, dann sollte er das verschrieben bekommen was er am besten verträgt. Cannabis ist wohl im Vergleich zu vielem was so auf dem Markt ist relativ unbedenklich.
Das sollte ohne große Bedenken verschrieben werden können.

Antidepressiva und Neuroleptika wird verschrieben ohne Ende.
Da ist Cannabis kein Problem.
Auch beim Straßenverkehr.
Mit Neuroleptika darf man Auto fahren (wohl nach Rücksprache mit dem Arzt). Bei Cannabis, sollte dem auch so sein.

Manches kann man wohl auch gar nicht nachweisen (aus ärztlicher Sicht).
Es gibt »völlig legale« Mittelchen, die ich zum Beispiel nicht vertrage.
»Baldrian« vertrage ich einfach nicht.
So ein Tee wirkt sehr gut, aber ich bin am nächsten Tag total schlaff und teilweise schlecht gelaunt.
Habe das schon Ärzten erzählt die sehr interessiert zuhörten, aber diese Symptome kannten die so nicht.

Baldrian kann wohl Wechselwirkungen mit anderen Stoffen verursachen.
Aber dem war nicht so, habe drauf geachtet.
Baldrian-Tee trinke ich deshalb nicht, weil ich es einfach nicht vertrage.
Sollte man immer so machen, wenn man mit etwas Schwierigkeiten hat.


@ay_caramba ...
Es wäre auf sehr viele Arten gegangen.
Auch Eigenanbau durch Patienten sollte eigentlich kein Problem sein.

Unseren Staat kenne ich aber ganz gut.
Das der bei so etwas, wie kleinen Gewächszelten und der gleichen nicht mitmachen würde war ziemlich sicher.
Dann schon eher ein solches »Amt«.
Darum meine Einschätzung.

Wundert mich sehr, das es auf einmal funktioniert und das Ministerium schon einen Gesetzesentwurf beim Kanzleramt eingereicht hat.
Warum kommen die erst jetzt darauf?
Man hat die Patienten wirklich lange hingehalten.
Die Entscheidungsträger hätten nach spätestens einem halben Jahr drauf kommen müssen, dass so ein »Amt« dringend nötig ist.

»Die Grünen« hatten schon vor 3 Jahren angefragt, warum es kein Cannabis-Amt in Deutschland gibt.

Hier ein Link: (18.07.2012)
Grüne fragen nach Cannabisagentur - Deutsche Apotheker Zeitung
http://www.deutsche-apotheker-zeitung.d ... /7766.html

Also neu ist diese Forderung nicht.


@Aurora ...
Ich verstehe deine Gedankengänge.
Aber wie »Doc_A« schon meinte, man muss auch versuchen die Leute zu verstehen.
Die Patientin von der du sprachst, wäre sicherlich dankbar für alles was ihr Linderung verschafft.
Das mit dem Cannabis ist eine verzwickte Sache.

Die Pflanze wurde dermaßen an den Pranger gestellt das einem die Worte fehlen.
Spitznamen wie »Mörder der Jugend« und der gleichen hafteten an dem Pflänzchen.
Davon muss sich Cannabis erst einmal erholen.

Manche Leute haben das ein Leben lang geglaubt.
Das Glauben diese Leute teilweise immer noch.
Die Weichen kann man da nicht problemlos umstellen.
»Amt für Cannabis« hin oder her.

Vielleicht würde die Patientin sehr gut auf »medizinisches Cannabis« reagieren und sie würde merken das ihre jetzigen Medikamente viel stärkere Nebenwirkungen haben.
Vielleicht würde sie das »medizinische Cannabis« aber auch nicht vertragen oder die Schmerzlinderung wäre nicht ausreichend.

Vielleicht kannst du ja in der Zukunft nochmal mit ihr darüber reden oder die Patientin recherchiert noch ein bisschen und ändert eventuell ihre Grundeinstellung.

Es gibt wenige Menschen die hierzulande vernünftig mit einem über das Thema reden können. Es gibt kaum Ansprechpartner in der Bevölkerung die einem wirklich etwas erklären können.
Das sollte sich in der Zukunft alles noch verbessern.


Ich hoffe das sich einige erkrankte Menschen in der Zukunft mehr mit dem Thema »medizinisches Cannabis« auseinandersetzen und ich hoffe das jeder Patient der eine Behandlung mit »medizinischem Cannabis« wünscht, diese auch bekommt.

Für die momentanen Patienten freut es mich ganz besonders.
Sabine
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Sabine »

Ja, ich weiss, das ich da manchmal zu ungeduldig bin :oops:

Auf der anderen Seite seh ich an meinem 75jährigen Vater, das gute Argumente zu einem Gesinnungswechsel führen können. Er hat sich sogar schon in die "Lobbyistenhöhle" in der Rykestrasse gewagt, um ein Buch für weitere Informationen abzuholen. ;)


Wegen dem Baldrian : kann es sein, das deine Leber bei Baldrian sehr empfindlich reagiert ?
Als ich mit meinen Chemotabletten anfing, hab ich mich erstmal versucht schlau zu machen, was alles neben Grapefruit nicht geht. Dabei bin ich auf Baldrian gestossen und den ich damals abends regelmäßig getrunken habe. Und da ich ja Lebermetastasen habe und die Gute neben der Chemo nicht noch mehr belasten möchte ... Tschüss Baldrian...
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overturn
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von overturn »

Warten wir mal ab, wie der entsprechende Entwurf nun tatsächlich ausfällt. Ich halte die Grundgedanken sicherlich ebenso für äußerst begrüßenswert und möchte auch nicht negativ klingen. Ich werde der Regierung aber nicht gratulieren, eigens erschaffenes Unrecht nun mit einigen Jahren, bzw. Jahrzehnten Verspätung abzumildern - und zwar auch nur, weil es einfach nicht mehr anders geht. Zumal die "Cannabisagentur" nicht mit dem größtmöglichen Nutzen für Betroffene einhergehen wird, das ist jetzt schon abschätzbar. Eine ähnliche Verschreibungspraxis, wie sie teils in amerikanischen Bundesstaaten vorherrscht, ist in absehbarer Zeit ebenso ziemlich ausgeschlossen - die Indikationen werden sehr beschränkt gehalten. Der heutige Nutzen liegt dann primär in der Kostenübernahme und einer besseren (wenn auch zugleich eingeschränkten) Verfügbarkeit. Dies alleine ist sicherlich bereits mehr als erfreulich, vor allem für die hiervon Betroffenen. Es bieten sich auch potentielle und attraktive Möglichkeiten für zukünftige Forschung. Es erscheint meines Erachtens trotzdem, gerade hinsichtlich des größeren Rahmens, weitestgehend unzulänglich (s.o.). Zwar werden sich hierbei auch zwangsläufig und über einige Zeit weiterhin Einstellungen ändern, nur entschärft dies möglicherweise zugleich Forderungen nach einer Entkriminalisierung und Regulierung - die heute schon längst überfällig sind. Des Weiteren besitze ich keinerlei Vertrauen in die Kompetenzen einer Frau Mortler und ihren Kollegen und Kolleginnen von der CDU/CSU. Ich hoffe allerdings dennoch aufs Beste, lasse mich dann gerne überzeugen und spannend, das bleibt es wohl sowieso.

Beste Grüße!
Zuletzt geändert von overturn am Di 3. Nov 2015, 14:13, insgesamt 1-mal geändert.
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recker
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von recker »

Passend zum Thema: die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken im April 2015

http://www.jenapolis.de/2015/04/13/bund ... n-hanf-ab/
Die Bundesregierung lehnt medizinische Therapien mit Hilfe von selbst angebauten Cannabisprodukten ab. Aus pharmazeutischer und medizinischer Sicht sei es nicht vertretbar, dass sich Patienten „mit selbst hergestellten Arzneimitteln unbekannter Qualität“ therapieren, schreibt die Regierung in ihrer Antwort (18/4539) auf eine Kleine Anfrage (18/4315) der Fraktion Die Linke. Bestimmte Cannabisprodukte werden als Schmerzmittel eingesetzt, Cannabis ist aber auch eine illegale Droge.

Eine Vergleichbarkeit von privat angebautem Cannabis mit Dronabinol oder Medizinalhanf (getrocknete Cannabisblüten in Arzneimittelqualität) sei nicht gegeben, da es sich bei eigenangebautem Cannabis nicht um ein standardisiertes und qualitätsgesichertes Arzneimittel handele. Eine Schädigung der Patienten durch Verunreinigungen, Schädlinge (unter anderem Pilzbefall) sowie Über- und Unterdosierungen aufgrund von Schwankungen der Wirkstoffgehalte sei nicht auszuschließen. Ferner sei auch die Begleitung und Betreuung der Selbsttherapie durch Ärzte stark erschwert.
Heuchlerischer geht's kaum noch. Die Bundesregierung masst sich an, schwerkranken Patienten vorzuschreiben, welche Medikamente sie nehmen sollen. Sollte man es nicht denen selbst überlassen, die angeblich ach so schweren Risiken einer Selbstversorgung aus dem eigene Garten einzugehen anstatt Chemo-Bomben aus der Apotheke mit erfahrungsgemäss allerlei unangenehmen Nebenwirkungen? Das ist ja ein Paternalismus wie unter Kaiser Wilhelm! Da würde mich mal die Meinung des BVerfG interessieren.

Die drei Patienten, denen vom Verwaltungsgericht Köln der Eigenanbau erlaubt wurde, müssen immer noch darben, weil die Bundesregierung Revision eingelegt hat - das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die werden nur zynisch grinsen angesichts der Fürsorglichkeit der Regierung, wie er in dem Text behauptet wird.

Die neue Situation ist ja durchaus zu begrüssen. Ein Dank an Mortler&co wäre aber fehl am Platz, weil sie angesichts der Entwicklung zum Handeln gezwungen war.
MarianaPinzon
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von MarianaPinzon »

Hallo zusammen,

hier unsere Pressemitteilung zu dem Thema:

http://hanfverband.de/nachrichten/press ... eutschland

Bei uns im Büro ist jedenfalls gute Laune diesbezüglich, denn es ist ein wichtiger Schritt. Ein Meilenstein. Sobald uns der Entwurf vorliegt, werden wir weiteres dazu sagen können.

Selbstverständlich wird der DHV weiter für das Recht auf Eigenanbau kämpfen.
Doc_A
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Doc_A »

Sogar in den USA, dem Mutterland des Kapitalismus, wird den Menschen zugestanden, neben dem Einkauf in den Dispensaries, zuhause eine gesetzlich definierte Menge Pflanzen anzubauen.

Ich habe es hier schon öfters gesagt: Die Deutschen scheinen die einzige Subspecies von Homo sapiens zu sein, für die die Selbstproduktion und -medikation eine Gefahr darstellt, die so groß ist, daß man zur Durchsetzung des Verbots sogar so weit gehen muß, diese Kranken vor Gericht zu bringen und manchmal auch ins Gefängnis zu stecken. (US-Amerikaner, Kanadier, Spanier, Niederländer, Tschechen, Portugiesen etc. müssen irgendwie anders sein. :? )
:shock:
Unbegreiflich
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Re: Cannabisagentur bald in Deutschland!

Beitrag von Unbegreiflich »

@Aurora ...
Mit meiner Leber sollte alles in Ordnung sein (ich hoffe das einfach mal).
Ich habe aber keine weiteren Tests machen lassen, im Zusammenhang mit meiner
Baldrian-Unverträglichkeit.
Das viel mir damals auf und ich trinke einfach keinen Baldrian mehr. In dem Fall ist es mir egal und ich habe zum Glück keine Beschwerden mit der Leber.

Wollte damit ausdrücken das man manchmal etwas nicht verträgt, wo 99,9% der Bevölkerung keinerlei Probleme haben.
Das ganze ist auch teilweise bestimmt sehr vielschichtig und solche Untersuchungen kosten Unsummen. Manchmal wird man auch nix feststellen können, obwohl der Patient nicht simuliert.
Das ist später bestimmt nicht anders, wenn es um medizinisches Cannabis geht.

Ich bin auch kein Hypochonder der alles testen muss und dem vielbeschäftigten Arzt die Zeit stiehlt.
Also bei nicht so dringlichen Dingen, wenn es mir sehr schlecht geht bin ich natürlich auch froh wenn der Arzt sich Zeit nimmt.

Heute werden die wenigen Cannabis Patienten gecheckt und gescannt das man mit dem Kopf schütteln muss.
Welcher Arzt hat schon die Zeit alles bis zum Ende zu checken?
Heute geht es beim Arzt schon manchmal zu, wie in einem Bienenstock.

Mit vielen starken Medikamenten wird um sich geworfen ohne das viel gecheckt wird.
Zum Beispiel, Antidepressiva werden viel verschrieben.
Cannabis kann man wohl genauso gut verwenden (in manchen Fällen).

Wenn ein Patient zum Beispiel Jahrelang solche Medikamente genommen hat und merkt das Cannabis viel besser wirkt. Dann sollte er auch Cannabis bekommen.
Was will man da endlos testen und den Patienten wegschicken?
Der Patient geht sich dann woanders mit Cannabis versorgen. Dann versagt das Gesundheitssystem.

Wenn ein Medikament nach Jahren der Einnahme auf einmal unangenehme Nebenwirkungen aufweist und man andere Medikamente nicht gut verträgt (vielleicht sogar ein oder zwei Medikamente kategorisch ausschließt) dann sollte »medizinisches Cannabis« ohne wenn und aber verschrieben werden.

Man kann den Patienten nicht dazu zwingen »medizinisches Cannabis« auszuprobieren.
Genauso wenig wird man den Patienten zwingen können ein
viertes Antidepressiva zu probieren, wenn das von Seiten des Patienten nicht gewünscht ist.
Vor allem wenn der Patient schon Erfahrungen mit Cannabis gemacht hat und dieses für gut befunden hat.
Da sollte dann der Mittelweg gegangen werden, auch wenn der Arzt nicht vor Freude aus der Haut fährt.
Alternative, der Arzt schickt einen weg und er setzt den Patient einer unnötigen Gefahr aus (Schwarzmarkt).

Wieviele nehmen solche Antidepressiva in Deutschland?
Das sind schon extrem viele Patienten.
So mancher würde Cannabis besser vertragen als diese starken Medikamente.
Alleine diese Gruppe ist riesig.
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