Logik der Prohibition

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Blarto
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Logik der Prohibition

Beitrag von Blarto »

Mir fällt immer mehr auf wie versucht wird das Cannabis-Verbot durch sich selbst zu rechtfertigen. Die Folgen der Prohibition werden als Begründung für die Prohibition herangezogen, ob die einzelnen Argumente im Detail stimmen ist garnicht so wichtig, es geht mehr um die Logik der Argumente:

-Durch die Prohibition gibt es eine Einstiegsdrogenproblematik, weil Cannabis eine Einstiegsdroge ist, ist es verboten.
-Durch die Prohibition wird Cannabis gefährlich (Stärker geworden, gestreckt etc) - Weil Cannabis gefährlich ist ,muss es verboten sein.
-Durch die Prohibition gibt es keinen Jugendschutz - Weil Jugendliche gefährdet sind, ist es verboten.
-Cannabis ist gesellschaftlich nicht akzeptiert weil es verboten ist, Cannabis ist verboten weil es gesellschaftlich nicht akzeptiert ist.
In den USA wird dies in der Debatte um die besonders deutlich:
-Weil Cannabis verboten ist gibt es keine Forschung über die medizinische Verwendung von Cannabis - Cannabis ist verboten weil es keine anerkannte medizinische Verwendung hat.
-Cannabis ist verboten weil es missbraucht werden kann (abuse) - Cannabis Konsum wird als missbrauch angesehen, weil es verboten ist.

Ich finde diese ganzen Argumente für die Prohibition sind unlogisch. Was denkt ihr darüber? Kennt ihr noch mehr solche Beispiele?

Man muss aber auch sehen, dass man von offizieller Seite immer weniger Argumente hört. Die Stellung der CDU zum Thema scheint ja zu sein: Die Legalisierung von Cannabis sendet ein falsches Signal an die Jugend.

Das ist für mich genauso logisch, wie z.B. : Die Abschaffung der Todesstrafe für Ehebruch sendet ein falsches Signal an Ehebrecher. Es klingt schon fast so als würde man sich eingestehen, dass die Gesetzgebung bzgl. Cannabis unfair ist und überzogen, aber man kann das jetzt nicht mehr Rückgängig machen weil es eben als Verharmlosung und als falsches Signal verstanden werden kann.

Man macht sich so viel mühe, auf vernünftiger Ebene über Gefahren von Cannabis, über Vor- und Nachteile der Prohibition etc zu diskutieren, aber auf der anderen Seite gibt es nur solche unlogischen Argumente.
Florian Rister
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Re: Logik der Prohibition

Beitrag von Florian Rister »

Das Argument mit der Signalwirkung an Jugendliche erscheint mit auch oft wie der letzte Strohhalm von manchen Leuten. Man erklärt ihnen lang und breit die Vorteile einer Legalisierung, und dann denken sie nur an die Signale die eine solche politische Entscheidung in den Medien setzen würde.

Naja, dagegen arbeiten wir ja langfristig an. Und irgendwann haben wir die Prohibitionisten und Menschenfeinde allesamt entweder inhaltlich überzeugt oder soweit an den Rand der Gesellschaft gedrängt, dass sie sich nicht mehr trauen ihren Mund aufzumachen :D
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Re: Logik der Prohibition

Beitrag von Dopeworld »

es sind immer dieselben endlosschleifen in denen man sich befindet wenn man mit völlig uneinsichtigen leuten redet:

CANNABIS IST KEINESFALLS HARMLOS - kinder und jugendlich werden geschädigt, einstiegsdroge
CANNABIS IST KEINESFALLS HARMLOS - wer bekifft auto fährt bringt andere in gefahr
CANNABIS IST KEINESFALLS HARMLOS - die konsumenten gefährde andere menschen

das ist sooooooooooo evil ............... :twisted: :twisted: :twisted:

wer mal wieder lust hat sich mit diesen obertrollen zu untehalten, hier gehts:
http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=133868
Drogen-Vorstoß der Grünen: "Abschied nehmen von der Verbotspolitik"

http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=133907
Hanfparade in Berlin: Für das Recht auf Kiffen

dort tummeln sich 1, 2, 3 user die an ignoranz unübertroffen sind!!
gleich bei der letzen seite anfangen zu lesen. diese leute wiederholen sich ehy so lange bis man kotzen muss................

:lol:
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Re: Logik der Prohibition

Beitrag von steko »

Hierzu fällt mir immer dieser Spruch von von Mark Twain ein:

"Das Recht auf Dummheit wird von der Verfassung geschützt. Es gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit."

Gruss
Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit. [Mark Twain]
DHV Sponsor aus Vernunft ... warum DU nicht?
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Re: Logik der Prohibition

Beitrag von Dopeworld »

Der endlose Zirkelschluss: Drogen sind böse, weil sie verboten sind und Drogen sind verboten, weil sie böse sind! ;)

Cannabis, Droge = Missbrauch, anderer Umgang nicht möglich
Alkohol, Genussmittel = KANN schädlich sein, KANN abhängig machen

Die Logik der Prohibition zusammengefasst. :roll:
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Re: Logik der Prohibition

Beitrag von Dopeworld »

Ich versuch mal so neutral wie möglich die Differenzen zwischen den Befürwortern der Prohibition und den Befürwortern einer Legalisierung oder einer legalen ["möglichst nicht kommerziellen"] Regulierung aufzuzeigen.

Für die Prohibitionisten ist Drogenkonsum eine moralisch verwerfliche Handlung.
Für die Gegner nicht.


Anmerkungen dazu:
Feststellung --> [Drogenkonsum - oder besser und präzise gesagt -] ein gesundheitliches Problem (z.B. Abhängigkeit) schadet indirekt der Gesellschaft.

Wenn man das als wahr ansieht, mit blick auf die "Konsequenzen in einem prohibitiven Umfeld" (also das Dogma was das BtMG verinnerlicht), dann muss man dazu ehrlicherweise sagen, dass die Grundsätze oder Ansprüche der Prohibition nicht immer gelten, sondern willkürlich festgelegt sind.
Es ist nämlich Fakt, dass z.B. im Winter im T-Shirt auf der Bank sitzen, bei minus 1 Grad, unter Missachtung der eigenen Gesundheit, ein Verhalten ist, was nicht strafbar ist. Obwohl es absolut vergleichbar ist.

Dazu sei noch angemerkt, dass es zwar auch andere Beispiele gibt, für die die "Konsequenzen in einem prohibitiven Umfeld" (also das Dogma was das BtMG verinnerlicht) gelten, und die auch absolut vergleichbar sind, wie z.B. die Anschnallpflicht beim Auto, oder andere Beispiele, aber bei diesen die "dazugehörende" wissenschaftliche Faktenlage nicht eindeutig auf eine nötige Überprüfung hinweist.

persönliche Anmerkung: Wer bestreitet, dass zumindest die wissenschaftliche Faktenlage, zur Wirksamkeit und zum befriedigenden Nutzen der Prohibition, äußerst uneindeutig ist, und es also somit berechtigte Zweifel gibt, die eine Evaluierung und (ergebnisoffene) Überprüfung dieses Gesetzes nötig machen, der ist meiner Meinung nach dogmatisch oder bestenfalls schlecht, ungenügend informiert. Traurig ist beides!

Eine Handlung die andere (stark) gefährdet und/oder schädigt ist ein nicht tolerierbares Verhalten und ist richtigerweise angemessen strafbar.

Für die Prohibitionisten ist das richtig.
Für die Gegner auch.


Vorbemerkung:
Akzeptieren wir plakativ sogar das unterschwellige Dogma der Prohibitionisten, welches ungefähr darin besteht, Drogenkonsum mit "unkontrollierbarem Rausch" und "unkontrollierbaren (schlechten) Folgen"
DIE ES GESELLSCHAFTLICH REAL DANN GIBT gleichzusetzen.


Das geläufige Beispiel ist die vorhersehbare Gefahr die von Autofahrern unter Drogeneinfluss ausgehen wird.

persönliche Bemerkung:
Das Beispiel wird dann auch mit echten Zahlen untermauert wie z.B. der Anteil an Drogenkonsumenten auf die dies bewiesen zutrifft. Wahrscheinlich um auch nochmal die gegebene Wichtigkeit zu verdeutlichen.

FAKT:
Hier muss man erst mal wieder festhalten, dass ohne wissenschaftliche Beweise es sich hier um Willkür handelt.
Sind Menschen betroffen kann man bei solchen Gegebenheiten von Diskriminierung sprechen.
Und dazu ist es noch sehr wichtig sich vor Augen zu halten,
dass dieses Thema eindeutig einen Konflikt zwischen "Freiheit und Sicherheit" darstellt,
so wie es ihn in vielen Bereichen gibt, wenn Interessen/Rechte aufeinander prallen des Einzelnen und der Gesellschaft.
Comment: Ein Thema das alle betrifft und das man stets mit wachsamen Augen betrachten muss. WAR ON TERROR und WAR ON DRUG und die Folgen für die Welt sind hier nur zwei Beispiele der Gegenwart.

Für die Prohibitionisten ist grundsätzlich jeglicher Umgang mit Drogen eine moralisch verwerfliche Handlung (Ausnahmen jedoch möglich).
Für die Gegner nicht.


FAKT:
Es wird faktisch keinerlei grundsätzliche Unterscheidung gemacht. Egal, ob es um eine kleine Menge geht oder große Mengen, jeder macht sich strafbar, auch wenn es weitere "Regelungen" gibt über Einzelheiten.
DAS IST BEACHTENSWERT, da der Umgang mit Drogen eine abstrakte Gefahr darstellt, welche real nicht Ursache für entstandene Schäden ist, und welche gerade sich aufgrund anderer Faktoren deutlich real ändert (wie z.B. Volljährigkeit beim Umgang damit). Bitte so verstehen: mit Umgang sind nur Aspekte gemeint wie Erwerb, Handel, Besitz etc.
KONSUM NICHT.
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overturn
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Re: Logik der Prohibition

Beitrag von overturn »

Den offensiven, moralisch-normativen Schwerpunkt sehe ich mittlerweile eher abklingen, aber im Geiste des Wohlfahrts- und Sozialstaates, durch den Überbegriff "Gesundheit"* ersetzt. Hierbei geht es nicht mehr in erster Linie darum, Krankheit zu behandeln oder zu beseitigen, sondern diese bereits im Vorfeld zu vermeiden - ganz im Sinne des Versicherungskollektivs. Als die Krebsraten in den 60er/70er-Jahren rapide anstiegen, bedachte man in diesem Zusammenhang noch den starken Zuwachs und Ausbau des Verkehrswesens und die Verbreitung der Pkws, und auch die Gesundheitsauswirkungen der Industrie - aber heute verortet man dies wiederholt primär (wie bereits zu früheren Stadien der Mäßigungs- und Prohibitionsbewegung) in dem Risikobereich des Einzelnen oder der konsumierten Substanz. Dadurch lenkt man zudem von den eigentlichen Problemen ab. So werden Leute auch sicher nicht "süchtig", weil Drogen süchtig machen. Das lässt sich (unter anderem) anhand des sozialen Gradienten veranschaulichen, denn je höher die soziale Lage, desto wahrscheinlicher und intensiver ist zwar der Alkoholkonsum, aber umso niedriger die Wahrscheinlichkeit, eine Abhängigkeit oder einen problematischen Konsum zu entwickeln. Leute und Stoffe zu dämonisieren, ist vermutlich einfacher und günstiger, als vernünftige Sozialpolitik zu betreiben und Lebenschancen zu verbessern (zumindest einfacher, plakativ gesprochen).

Beste Grüße!


* Eine klare Trennlinie besteht hier aber nicht. Was als gesunde oder geregelte Lebensweise, oder auch "Gesundheit" allgemein gilt, ist wiederum selbst weder ein ahistorischer noch streng positivistischer Begriff, oder ein Faktum an sich (was besonders am Krankheitsbegriff, im Zusammenhang mit Homosexualität oder "Drogenabhängigkeit" deutlich wird), sondern erneut teilweise stark durch Moral und Epochen geprägt.
"Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has."
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Re: Logik der Prohibition

Beitrag von Dopeworld »

overturn hat geschrieben:Den offensiven, moralisch-normativen Schwerpunkt sehe ich mittlerweile eher abklingen, aber im Geiste des Wohlfahrts- und Sozialstaates, durch den Überbegriff "Gesundheit"* ersetzt. Hierbei geht es nicht mehr in erster Linie darum, Krankheit zu behandeln oder zu beseitigen, sondern diese bereits im Vorfeld zu vermeiden - ganz im Sinne des Versicherungskollektivs. ...
ich greif das mal so auf und merke dazu an: im geiste der orwell 2.0 NSA und der kybernetischen steuerung der gesellschaft.
BTW: Irgendwie verrückt wie in solchen Systemen die Totalkontrolle ermöglichen sollen immer fest ein Platz für Willkür eingebaut ist. Der Teufel liegt wohl im Detail. ;)
D O P E W O R L D
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