Cannabis in der Palliativmedizin

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Sabine
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Cannabis in der Palliativmedizin

Beitrag von Sabine »

Bei mir in der Nähe wird in den nächsten Tagen ein Vortrag über die neu eingerichtete Palliativversorgung im Landkreis von einer Ärztin der Kreisklinik gehalten.

Da ich es für mich persönlich für sinnvoll erachte, mich da schon mal im Vorfeld zu erkundigen und nicht erst, wenn die Kaxxe am Dampfen ist, möchte ich versuchen, auch Cannabis als "Endversorgung" einzubringen.

Ob ich das in einem 4Augengespräch machen werde oder in der Runde, weiss ich noch nicht. Ich möchte es von den Anwesenden und der Stimmung dort abhängig machen.
Soweit ich das aus den Regionalmedien im Vorfeld mitbekommen habe, sind dort viele Ehrenamtliche aus kirchlichen Kreisen tätig. Und da hab ich halt gewisse Vorbehalte bzgl. einer zumindest neutralen Einstellung zu Cannabis. :?

Ich versuche gerade, seriöse Infos im Netz zu finden und bin schon mal auf einen (wahrscheinlich) sehr interessanten Vortrag vom ZISOP-Zentrum für interdisziplinäre Schmerztherapie, Onkologie und Palliativmedizin gestossen. Der Vortrag wurde von Univ.Doz.Dr. Rudolf Likar der Schmerzklinik Klagenfurt gehalten.

http://www.palliativ-medizin.at/PP_Vort ... r_cana.pdf

Leider versteh ich nicht alles, zu viel Fachausdrücke...

Meint Ihr, es ist sinnvoll, diesen Artikel auszudrucken und mitzunehmen ?

Fallen Euch noch andere Fragen ein, die in diesem Zusammenhang sinnvoll wären ?

Merci
sagt

Aurora
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bushdoctor
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Registriert: Mo 27. Feb 2012, 15:51
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Re: Cannabis in der Palliativmedizin

Beitrag von bushdoctor »

Hut ab, Aurora! Ich finde es eine klasse Idee, auf einer solchen Veranstaltung mal ganz ungeniert nach Cannabis zu fragen!
Aurora hat geschrieben: Meint Ihr, es ist sinnvoll, diesen Artikel auszudrucken und mitzunehmen ?
Ehrlich gesagt: nein!
Ich weiss nicht, wann dieser Vortrag gehalten wurde, aber er scheint m.E. nicht auf dem neuesten Stand der Forschung zu sein. Das Fragezeichen bei "Ergänzung von Opiat/Opioid-Schmerztherapie gehört eindeutig weg! Es gibt längst Studien, die die Wirksamkeit von Cannabinoide bei Tumorschmerzen eindeutig belegen. Der Dozent scheint nicht wirklich große Ahnung gehabt zu haben...
Aurora hat geschrieben: Fallen Euch noch andere Fragen ein, die in diesem Zusammenhang sinnvoll wären ?
Ich würde mich an deiner Stelle "dumm stellen" und fragen, wie es sich mit Cannabis als Alternative verhält. Du hast da mal einen Bericht im Fernsehen gesehn und davon gelesen, dass es in den USA und in Israel gerade bei Krebs mitlerweile eine weit verbreitete Therapieoption darstellt und es den Leuten dann auch wirklich besser geht...

Wenn sie "blöd" kommen und totale Inkompetenz zeigen, dann leg doch einfach nach und frage:
"Warum kriegen dann in Deutschland austherapierte Schmerzpatienten von der Bundesregierung die Ausnahmegenehmigung für eine Behandlung mit Cannabis? Das hilft diesen Menschen ja dann belegbar, sonst würden sie doch nicht einen Jahrelangen Antragsmarathon auf sich nehmen und am Ende sogar Recht bekommen. Da muss doch also was dran sein!"


Es ist zu befürchten, dass die dortigen Dozenten keinen blassen Schimmer haben werden, aber zumindest beim Puplikum wirst Du damit "punkten" können! :mrgreen:

Ganz gut würde dann das demonstrative Verlassen des Saals sein, mit einem kurzen "Ich glaube nicht, dass man hier kompetent informiert wird! Auf wiedersehen!"

Bitte berichte uns, von Deinen Erlebnissen auf dieser Veranstaltung!
Sabine
Beiträge: 7615
Registriert: Fr 18. Apr 2014, 09:15

Re: Cannabis in der Palliativmedizin

Beitrag von Sabine »

Hier mein kleiner Bericht :

es waren ca. 25 Personen anwesend, das Alter betrug zu 97% 70+.

Der Vortrag selber handelte über die Einrichtung (mit Bildern), unter welchen Vorraussetzungen man aufgenommen wird, die Liegedauer und welche Leistungen dort erbracht werden.

Und es wurde ein Irrtum, den nicht nur ich gedanklich gemacht habe, aufgeklärt :

eine Palliativstation ist eine Station, wo Patienten stationär unter Beobachtung mit passenden Schmerzmitteln eingestellt werden, bevor es nach Hause oder ins Hospiz geht. Die Verweildauer beträgt ca. 10 -14 Tage, länger geht nicht, das zahlen die Krankenkassen nicht und muss dann vom Krankenhaus selber finanziert werden.
Außerdem sollen sich die Patienten auf Dauer nicht "zu wohl" fühlen, die Rundumversorgung fällt später zu Hause oder im Hospiz weg, Enttäuschung ist sozusagen vorprogrammiert.
Rundumversorgung bedeutet: Einzelzimmer, die 2-3fache Anzahl von Schwestern gegenüber Normalstationen, Physio/Ergotherapie, Logopädie, Sozialarbeiter, Seelsorger, Ernährungsberatung mit der Möglichkeit, das individuelle Wunschgerichte gekocht werden und noch ein paar kleine Gimmicks wie Salzlampen im Zimmer etc.

Über die Schmerzmittel wurde eher allgemein berichtet, z.B. das bei Leber- oder Wirbelsäulenkrebs unetrschiedliche Mittel verwendet werden. Na super, ich hab beides und "freue" mich jetzt schon auf diesen Cocktail... :roll:
In einem Nebensatz wurde erwähnt, das Schmerzmittel auch total "versagen" können. Dies führt zu Fragen, die ein anderes heiss diskutiertes Thema in Deutschland betreffen und ich für mich schon entschieden habe.

Die Fragen seitens des Publikums nach dem Vortrag waren wenige und bezogen sich hauptsächlich auf die Verweildauer bzw. darauf, wie es danach weiter geht.
Während eine Dame vom Hospizverein noch ein Worte sagte, konnte ich die Ärztin noch kurz auf meine persönliche Situation ansprechen.
Habe ja meine Erstdiagnose ( ein ca. 2cm Knoten in einer Brust) in diesem Kreis-Krankenhaus bekommen und ein OPtermin war schon anberaumt. Dadurch, das bei der Untersuchung vor der OP Knochenmetastasen und eine zweite Tumorart in beiden Brüsten entdeckt wurden und ich mit der Unterbringung absolut unzufrieden* war, wechselte ich zwecks Einholung einer Zweitmeinung in eine Klinik unserer Landeshauptstadt. Dort bin ich bis heute, habe diverse Stationen durch und bin auch in der Schmerzambulanz registriert.
Meine Frage bezog sich darauf, welche Einrichtung im Fall des Falles für mich geeigneter wäre. Eine einfache Antwort gibt es nicht, evtl. ist die Fahrzeit später ein Faktor.
Konnte die Ärztin noch kurz auf Cannabis ansprechen : Erfahrungen diesbzgl. haben sie nicht, erst ein Patient hatte eine Ausnahmegenehmigung, der war aber zu kurz da. Ansonsten behandeln sie mit den üblichen Medikamenten, die ja alle auch so gut wirken....
Sehr viel konnte ich nicht besprechen, andere Interessierte standen schon hinter mir.
Aber vielleicht habe ich ja die Idee, sich verstärkt mit Cannabis als Therapiemöglichkeit zu beschäftigen, in den Hinterkopf pflanzen können. (Ist das auch schon illegaler Anbau ;) ) Manchmal braucht es seine Zeit, bis das Wurzeln schlägt, aber besser spät als gar nie.

Werde mich wohl demnächst doch mal um einen Beratungstermin in der Schmerzambulanz kümmern müssen, damit das Thema dort noch stressfrei auf den Tisch kommt. Schätze allerdings, das ich, da schmerzfrei, wohl 2-3 Monate darauf warten werden muss.

Kämpferische Grüße

Aurora

* stellt Euch vor, ihr bekommt die Diagnose Krebs und lauft an einem sonnigen Tag mit eurem Köfferchen zum OPtermin auf Station ein. Die Schwester führt Euch zu einem 3Bettzimmer, wo schon 2 Patientinnen liegen. Um 10:00 morgens sind die Vorhänge noch fast ganz zugezogen, was man dahinter sehen kann, ist eine kiesige, graue Böschung, die teilweise mit dunkelgrünen Efeu bewachsen ist. Es ist sehr dunkel in dem Zimmer, nur an den beiden Betten brennt die Nachtbeleuchtung. Eine Patientin röchelt vor sich hin.
Bin stehen geblieben, als ob ich an eine Wand gerannt wäre und habe mich geweigert, das Bett zu beziehen.
In meinem Kopf war nur ein Gedanke : Ich-bin-noch-nicht-tot !!!

Später im Wartezimmer, habe dort noch auf die weiteren Untersuchungen gewartet, hat das Adrenalin überhand in meinem Körper genommen und ich bin auf dem Gang hin- und hergetigert. Prompt von Schwestern angeschnauzt worden, das ich mich doch ruhig im Wartezimmer aufzuhalten hätte. :twisted:

In diesem Kreiskrankenhaus gibt es noch so einige andere Dinge, die mir sauer aufstossen, z.b. gibt es für Patienten kein Wasser zum Trinken, nur Pfefferminze ud Kamillentee. Hat da noch keiner was von gehört, das Kräuter Auswirkungen auf Medikamente haben können ?!
Bei meiner Schwester wurde eine Gehirnblutung nicht erkannt, weil es keiner für nötig hielt, ein CT/MRT zu machen, nachdem sie beim Radfahren ohnmächtig wurde und mit dem Kopf auf das Strassenpflaster geknallt ist.
Und, und, und......
DennisEF
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Re: Cannabis in der Palliativmedizin

Beitrag von DennisEF »

Cannabis sollte mehr in der Palliativmedizin eingesetzt werden.
Hat jemand Erfahrung damit gemacht?
"Thüringen, das grüne Herz Deutschlands"


https://www.hanfverband-erfurt.org
MonaLisa
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Re: Cannabis in der Palliativmedizin

Beitrag von MonaLisa »

Entgegen der häufigen Meinung, dass palliativ stets im Zusammenhang mit baldigem Tod steht, bedeutet es nur, dass man einer unheilbaren Krankheit leidet. So zählen z.B. Migräne, Athma und Schuppenflechte etc. zu den palliativen Erkrankung, da es (noch) kein Heilmittel dafür gibt, nur Medikamente, die die Krankheiten oft lindern können.

Mir ist nicht bekannt, ob Cannabis auch hier erfolgreich eingesetzt werden kann und ob es, wie zB. bei Asthma, außer Linderung, event. sogar Heilung bringen kann. Es würde mich aber sehr interessieren.

LG
DennisEF
Beiträge: 834
Registriert: Fr 13. Jun 2014, 11:28
Wohnort: Erfurt

Re: Cannabis in der Palliativmedizin

Beitrag von DennisEF »

Mir ist nur bekannt dass Cannabis in Israel
in Pflegeheimen angewendet wird.

Außerdem hatte ich ein Gespräch mit einem Apotheker,
der Cannabis sehr oft verkauft, dass es oft in der
Palliativmedizin eingesetzt wird und dass viele Neurologen,
zu mindest hier in Erfurt, sehr offen für Cannabisbehandlungen
sein sollen.
"Thüringen, das grüne Herz Deutschlands"


https://www.hanfverband-erfurt.org
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