"Cannabis - eine Hoffnung für Schmerzkranke?"

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Sabine
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Registriert: Fr 18. Apr 2014, 09:15

"Cannabis - eine Hoffnung für Schmerzkranke?"

Beitrag von Sabine »

"Melanie Mayr aus Gessertshausen leidet an Rückenschmerzen, weder Operationen noch Medikamente helfen. Nun hat sie das vermeintliche Wundermittel Cannabis ausprobiert.
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Jetzt ist ihr Rücken kaputt. Die Lendenwirbel sind zerstört, operiert und verschraubt. Mayr kann kaum sitzen. Kaum liegen. Kaum laufen. Jetzt sitzt sie in der Hocke im Wartezimmer ihres Hausarztes – das entlastet den Rücken – und hofft auf ein Wunder.
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Jetzt kann jeder Patient ohne viel Aufwand Cannabis verschrieben bekommen, die Krankenkassen müssen für die Therapie zahlen. Nur in „begründeten Ausnahmefällen“ dürfen sie ablehnen.
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„Ich habe noch nie einen Joint geraucht und lehne auch Drogen total ab“, sagt Mayr. Aber wenn ärztlich verordnetes Cannabis ihr helfen kann, die Schmerzen zu vergessen, will sie es probieren. Dass sie davon abhängig werden könnte, macht ihr keine Angst – denn ohne ihre tägliche Dosis starker Schmerzmittel geht es auch jetzt schon nicht.

Doch so einfach ist es nicht, an das neu zugelassene Medikament zu kommen: Ihr Hausarzt verschreibt ihr erst einmal „Sativex“.
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Der Arzt möchte, dass Mayr erst das Spray ausprobiert, bevor er ihr die Cannabis-Blüten pur verschreibt. Er sorge sich um den Ruf der Praxis, wenn bekannt wird, dass er Rezepte für die Drogenpflanze ausstellt, erzählt Mayr nach dem Termin.

Jakob Berger vom bayerischen Hausärzteverband kann das verstehen. „Die Angst ist begründet, sie gilt für alle Betäubungsmittel“, sagt der Mediziner. Berger hält nicht viel von der neuen Gesetzeslockerung. „Ich würde zu einem sehr restriktiven Einsatz raten“, sagt er. So halte er es auch in seiner Praxis in Meitingen-Herbertshofen. „Cannabis ist kein Wundermittel“, betont er, und auch „kein besonders gutes Schmerzmittel“. Der Hausarzt glaubt nicht, dass es in Deutschland zu einem großflächigen Einsatz von Cannabis kommen wird.
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Noch führt das neue Gesetz zu Verunsicherung. Egal, wen Mayr fragt – ob Krankenkasse, Apotheker oder Arzt –, niemand hat einen Überblick, keiner weiß, wer zahlt, wer liefert oder wie man das medizinische Cannabis einnehmen sollte. Apotheken bekommen von den Großhändlern teilweise irreführende Aussagen, die Krankenkassen sind skeptisch. Für den dauerhaften Leistungsanspruch in der gesetzlichen Krankenversicherung fehle der Nachweis der Wirksamkeit, kritisieren die Krankenkassen. Zahlen müssen sie jetzt trotzdem. „Wir wissen noch nicht, was es am Ende kosten wird, wie viele Patienten damit versorgt werden oder wie viel wir dadurch auch sparen können“, sagt deren Sprecher Florian Lanz. Alle, die mit dem neuen Gesetz zu tun haben, sind sich einig: Es muss sich erst mal einspielen.
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Eine Woche nach ihrem Arzttermin hat Melanie Mayr das cannabishaltige Spray „Sativex“ täglich getestet. „Es schmeckt scheußlich“, sagt sie und lacht. Außerdem muss es permanent gekühlt werden. Ist sie unterwegs, kann sie es kaum mitnehmen. Dabei bräuchte Mayr es gerade dann, wenn die Belastung für ihren Körper zu hoch wird. Ein Wundermittel ist es für sie nicht, sie hat sich mehr versprochen. Trotzdem will sie Cannabis auch noch pur ausprobieren. Sie wird ihren Arzt nochmals darauf ansprechen.

Einen Vorteil hat das Medikament aber: Es hilft ihr, besser am Stück zu schlafen. „Und Schlaf bedeutet, keine Schmerzen zu haben.“"


http://www.augsburger-allgemeine.de/pol ... 84726.html
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