Cannabis bei multipler Sklerose

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Castro
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Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von Castro »

Hallo zusammen

Vorab:
Ich bin beim Stöbern im Netz zum Thema Cannabis als Medizin vor kurzem auf dieses Forum gestoßen und lese seitdem regelmäßig. Vor allem die Hilfsbereitschaft etlicher Mitglieder und das ausgiebige Arbeiten mit Quellen gefällt mir sehr.

Zu meiner Person:
Ich bin Anfang 30 und Ende des Jahres 2016 wurde bei mir multiple Sklerose in der Form mit wiederkehrenden Schüben diagnostiziert, da mein Sehnerv auf dem rechten Auge entzündet war und sich bereits einige Vernarbungen im Gehirn gebildet hatten.
Seitdem macht mir rechtsseitig meine verminderte Sehfähigkeit, Muskelzuckungen, ständiges Kribbeln im Bein, Schlafstörungen, des Nachts Muskelkrämpfe und vor allem die sog. Fatigue (Erschöpfung) zu schaffen. Wer mich auf der Straße sieht, wird aber noch nicht erkennen, daß ich an dieser Krankheit leide.

Warum ich mich an dieses Forum wende:
Da ich bereits einige Vernarbungen im Gehirn habe, ist klar, daß ich nicht erst seit meiner Diagnose von 2016 an MS leide. Ich hatte zuvor schon Schübe, wie bspw. schwere Erschöpfungssymptome (2008), Taubheitsgefühl ab Unterschenkel (2010) und Gelenkschmerzen und Steifigkeit meiner Finger (2012). Damals wurde aber noch nicht an MS gedacht bzw. man konnte sie noch nicht nachweisen (Nervenwasser war in Ordnung, keine Narben im Gehirn).
Von 2001 bis einschließlich 2012 habe ich regelmäßig Cannabis konsumiert. Aufgehört habe ich, weil es bei mir in der Gegend nur noch qualitativ minderwertiges Zeug gab, welches mit Haarlack oder Ähnlichem gestreckt war. Mir ist die Heilwirkung von Cannabis bewußt, denn ich bin mir ziemlich sicher, daß es mich ohne schon weitaus schlimmer getroffen hätte.
Mein Ziel daher ist, daß ich mich legal mit Cannabis therapieren darf. Die Übernahme der Kosten durch die Krankenversicherung ist für mich erst einmal nachrangig.

Ich frage mich allerdings, wie ich am besten vorgehen soll?

Ich scheue mich davor, daß Thema bei meinem jetzigen Hausarzt anzusprechen. Ich befinde mich dort erst seit kurzer Zeit in Behandlung und so könnte ein falscher Eindruck entstehen. Mein alter Hausarzt, der mich seit meiner Kindheit kannte, ist leider vor einigen Monaten krankheitsbedingt in Frührente gegangen.
Ich habe bisher noch nicht mit einer Basistherapie angefangen. Denn ausnahmslos alle zielen darauf ab, daß Immunsystem zu schwächen und haben darüber hinaus erhebliche Nebenwirkungen.

Ich hoffe, mir kann jemand weiterhelfen. Vielleicht gibt es ja jemanden, der das gleiche Problem hat bzw. hatte.
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Cookie
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von Cookie »

Hallo Castro,

und willkommen im Forum!

Du wirst nicht drum herum kommen, (d)einen Arzt darauf anzusprechen, denn verschreiben kann/darf es Dir nur ein Solcher. Manche Ärzte reagieren durchaus irritiert oder "entsetzt", andere sind aufgeschlossener. Was hast Du schon zu verlieren?

Auf Privat-BTM-Rezept geht das jedenfalls an sich problemlos!

Alles Gute!
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Castro
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von Castro »

Hallo Cookie

vielen Dank für die schnelle Antwort.

Man kann mir also Cannabis verschreiben, obwohl ich noch keine Basistherapie angefangen habe und dementsprechend auch noch nicht austherapiert sein kann?
Wenn mir jedoch die Kosten durch die Krankenkasse erstattet werden sollen, müsste ich vorher etliche Versuche mit den dafür vorgesehenen Medikamenten machen. Ist das richtig?
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von Cookie »

Castro hat geschrieben:Man kann mir also Cannabis verschreiben, obwohl ich noch keine Basistherapie angefangen habe und dementsprechend auch noch nicht austherapiert sein kann?
Wenn mir jedoch die Kosten durch die Krankenkasse erstattet werden sollen, müsste ich vorher etliche Versuche mit den dafür vorgesehenen Medikamenten machen. Ist das richtig?
Ja, grob gesagt ist das richtig, allerdings ist die "Austherapiertheit" auch für eine Kostenübernahme durch eine KK nicht zwingend erforderlich.
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Cookie
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von Cookie »

Auszug aus der Gesetzesänderung (§31 SGB V):
[...]
Versicherte mit einer schwerwiegenden Erkrankung haben Anspruch auf Versorgung mit Cannabis in Form von getrockneten Blüten oder Extrakten in standardisierter Qualität und auf Versorgung mit Arzneimitteln mit den Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon, wenn

1. eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung

a) nicht zur Verfügung steht oder

b) im Einzelfall nach der begründeten Einschätzung der behandelnden Vertragsärztin oder des behandelnden Vertragsarztes unter Abwägung der zu erwartenden Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung des Krankheitszustandes der oder des Versicherten nicht zur Anwendung kommen kann,

2. eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome besteht.

Die Leistung bedarf bei der ersten Verordnung für eine Versicherte oder einen Versicherten der nur in begründeten Ausnahmefällen abzulehnenden Genehmigung der Krankenkasse, die vor Beginn der Leistung zu erteilen ist.
[...]
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m0rb
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von m0rb »

hallo castro,

ich habe auch MS, aber schon 2006 bekommen, da war ich 23 u. in der vollen blüte meiner jugend... eigentlich.

eine s.g. "basis therapie" habe ich immer abgelehnt und wenn du dich einmal mit den FAKTEN zur tatsächlichen wirlsamkeit auseinandersetzt, siehst du schnell dass das zeug NICHT wirklich wirkt - allerdings verursacht es übelste schübe, wenn man es absetzen will!
ausserdem, die 12% bei denen es angeblich wirksam ist, könnten OHNE interone/BT ganz genau so dastehen - da die MS ja die "krankheit der 1000 gesichter" sein soll, kann es doch niemand garantieren, das person X nur auf grund der interferone/BT keinen schub hatte - es hätte ohne ebenso kommen können und niemand kann beweisen dass das zeug wirklich wirkt!
wie gesagt, es sind 12% laut studie (rebif war das damals, glaube ich) und die sind zweifelhaft, abgesehen davon sind 12% INSIGNIFIKANT, d.h. jedes andere medikament bekäme den stempel "unwirksam", da es aer MS ist und niemand irgendetwas genaues weiß oder beweisen kann, ist das schon okay, wenn der pharma-konzern die patienten verarscht und ihnen angst macht: "du musst das nehmen, sonst..".

ich habe es damals abgelehnt und nie wieder irgendetwas anderes von meinem (nutzlosen) neurologen empfohlen bekommen, weil ich ihm dargelegt habe, dass ich studien lese und eher skeptisch ggnüber aller medikamenten bin, diie so geringe nachweisbare "wirksamkeit" haben!

damals habe ich gekifft wie ein weltmeister - ich wollte aber eine ausbildung über REHA finanziert bekommen, also musste ich, um negative urinkontrollen abgeben zu können (wurden von mir verlangt!) aufhören zu kiffen - stattdessen bin ich dann schwerstabhängig von opioiden geworden! :(

11 jahre später will ich unbedingt davon weg u. cannabis hilft mir dabei sehr.

ich rate dir, was ich jedem neu-erkrankten rate:

- KEINE BT
- keine harten immunmodulatorischen mittel
- nichts mit einer wirksamkeit unter 60%

das heisst dann im klartext, du bist dir selbst überlassen, die schulmedizin kann bestenfalls dabei helfen individuelle symptome zu lindern.

mir hilft cannabis viel besser ggn. meine spastiken als z.B. baclofen,
es hilft auhc besser ggn das kribbeln als gabapentin
eine aktivierende sativa(lastige) sorte aktiviert mich, d.h. ich penne NICHT MEHR dauernd ein, die fatigue ist wie ausgelöscht!

mach einfach nicht den gleichen fehler,den die meisten machen, bleibe immer skeptisch, hinterfrage deinen neurologen und sieh dior vor allem die studien zur wirksamkeit an, bevor du irgendeine therapie beginnst.

wünsche viel erfolg und glück!
generell empfehle ich jedem MS patienten, sich das buch von Dr. Jelinek aus australien zu kaufen - ich weiß nicht, ob die deutsche übersetzung inzwischen da ist...
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Gunter_H
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von Gunter_H »

Wilkommen Castro !

Hier findest Du viele Hinweise zum weiteren Vorgehen

viewtopic.php?f=22&t=7701

Wenn Du Sorge mit Deinem Doc hast.... nur Mut spreche ihn an.
Ggf kannst Du ja davon murmeln, habe mal in einem Internet-Forum gelesen, das C positive Auswirkung auf MS haben kann....usw

Diese Link kennst Du bestimmt schon
http://www.hanf-magazin.com/medizin/han ... -sklerose/
*** seit wann sind Pflanzen illegal ? ***
m0rb
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von m0rb »

berufe dich ruhig auf die MILLIONEN von MS patienten auf der ganzen welt, die auf cannabis gegen ihre spastiken schwören!

gibt sonst einfach gar nix, das mir hilft und ich bin oft so steif wie ein brett, dann kann ich mich nicht mal alleinee im bett umdrehen!
wie gesagt, keines der angeblich antispasmoöytischen mittel hat gewirkt, in keiner dosierung - nur cannabis, cannabis hilft! es macht mein leben definitiv sehr viel angenehmer, leichter - is immer noch ein fcuking hartes leben!

und bitte BITTE, bloß keine angst davor haben, nach cannabis zu fragen.
cannabis ist ein ganz normales, zugelassenes medikament.
wenn du schmerzen hast, fragst du nach einem schmerzmittel und wenn du etwas zum sdhlafen/wachbleiben oder ggn. deine spastiken probieren willst, dann stehen dir theoretisch ALLE zugelassenen medikamnte zur verfügung und das schließt cannabis nun mal mit ein, da kann dir keiner was!
littleganja

Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von littleganja »

Zumal der Arzt bei MS Sativex meines Wissens auch ohne Antrag bei der Krankenkasse auf Kassenrezept schreiben kann/darf. Falls der Arzt sich weigert, einen Arzt mit Gehirn suchen, die Chemie bringt dich definitiv um!
m0rb
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von m0rb »

littleganja hat geschrieben:Zumal der Arzt bei MS Sativex meines Wissens auch ohne Antrag bei der Krankenkasse auf Kassenrezept schreiben kann/darf. Falls der Arzt sich weigert, einen Arzt mit Gehirn suchen, die Chemie bringt dich definitiv um!
stimmt, "SATIVEX Spray (zur Anwendung in der Mundhöhle...wtf?!)" ist nur zur behandlung von spastiken bei MS zugelassen!

bekannte wollte es für ihren rücken (bekommt bisher DRONABINOL) und hat es nicht sofort genehmigt bekommen.
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Gunter_H
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von Gunter_H »

Sativex
m0rb hat geschrieben: bekannte wollte es für ihren rücken (bekommt bisher DRONABINOL) und hat es nicht sofort genehmigt bekommen.
Ja in solchen Fällen handelt es sich aus Sicht - jedenfalls meiner GKV - um "off label use" (Nutzung eines Medikamentes für das nur bei andere Diagnosen eine Zulassung besteht)

Konsequenz: Hier argumentieren die Kassen mit Entscheidungen des BSG, die über 14 Jahre alte sind.
Kurzform: Genehmigung eigentlich nur wenn "halb Tod" bzw akute Lebensgefahr....

Trotzdem: Es soll manche GKV geben, die sich erweichen lassen und in Einzelfällen Sativex "off label use" genehmigen.
*** seit wann sind Pflanzen illegal ? ***
m0rb
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von m0rb »

reine schikane!
ich hab sicher schon an die 50 präparate "off label" verschrieben bekommen, teilweise mit an den haaren herbei gezogenen argumenten, hatte nie ein problem damit - aber bei cannabis is ja alles anders, plötzlich.
Castro
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von Castro »

Zuerst einmal vielen Dank euch allen für so viel Resonanz in so kurzer Zeit.

Ich werde eure Ratschläge beherzigen und beim nächsten Hausarztbesuch das Thema ansprechen und hoffe auf eine aufgeschlossene Reaktion. Wie bereits geschrieben, geht es mir in erster Linie darum, mich legal mit Cannabis therapieren zu dürfen und nicht um die Kostenübernahme der Krankenkasse.
Mir ist auch klar, daß mich Cannabis nicht wieder gesund machen wird, es geht einzig und allein darum, meine Lebensqualität zu verbessern und diese zu verlängern.

Wenn der Fall eintritt, daß mein Hausarzt es mir verschreibt, was steht dann auf dem Rezept? Kann ich mir dann aussuchen, welche Sorte ich bekomme oder ist das Sache des Arztes?
Gibt es eine Sorte, die man bei multipler Sklerose und besonders für die Fatigue empfehlen kann?
littleganja

Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von littleganja »

Schreib am besten mal den Morb an per Persönlicher Nachricht, der kann dich genau aufklären und seine Aussagen über MS, Sorten usw kannst du auch vertrauen.
Falls du dass nicht möchtest, die Wirkungen der einzelnen Sorten sowie die Taktiken an unerfahren Ärzte heranzutreten ist hier im Forum schon zur Genüge vorhanden, am besten mal die Suchfunktion nutzen ;)

Viele Glück und wenn du am Ball bleibst wird alles gut!

Peace
Thomas Schmidt
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Re: Cannabis bei multipler Sklerose

Beitrag von Thomas Schmidt »

Ich habe hier einen hilfreichen Beitrag in Bezug auf Cannabinoide und Multiple Sklerosegefunden. Hier wird deutlich, dass Cannabis durchaus bei MS hilfreich sein kann und keinerlei Fähigkeiten des Patienten beeinflusst. Anbei der Link: https://www.kalapa-clinic.com/de/cannab ... -sklerose/
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