Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

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bushdoctor
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Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von bushdoctor »

Mein Lieblingsmodell der "Legalisierung" in Deutschland wäre der Cannabis Social Club (CSC). Also hab ich mir mal Gedanken gemacht, wie so ein "Club" aussehen könnte.

Als Rechtsform habe ich den eingetragenen Verein gewählt und somit im Privatrecht angesiedelt. Das ganze ergibt sich aus der Notwendigkeit der mittelfristig weiterbestehenden "Illegalität" durch das BtmG. Die Vorraussetzung für CSCs sind aus meinen Augen:

1.) Entkriminalisierung der geringen Mengen durch Änderung des § 31a BtmG von KANN-Vorschrift in SOLL-Vorschrift
2.) Festschreiben der "geringen Menge für Cannabis auf drei Pflanzen

Also gut, wie sieht nun so ein Modell-Club aus:
csc_model_01.jpg
csc_model_01.jpg (69.48 KiB) 16398 mal betrachtet
Ich habe mal 20 Mitglieder als "Durchschnittsgröße" gewählt und drei Hanfpflanzen pro Mitglied dürfen angebaut werden.
Der Modell-Club wirft 5,4kg Cannabisblüten pro Jahr ab, was pro Mitglied 270g bedeutet (22,5g pro Monat). Das ist nur ein Durchschnittswert, da die meisten weniger aber auch einige viel mehr konsumieren werden.
Einen Mitgliedsbeitrag gibt es in diesem CSC nicht, alles wird über den umsatzsteuerpflichtigen Verkauf von Hanfblüten zum Preis von 6 Euro pro Gramm finanziert. eventuell erhobene Mitgliedsbeiträge wären sowieso Steuerfrei, so dass sie für das Steueraufkommen keine Rolle spielen.

Ferner habe ich noch 3 Euro pro Mitglied und Monat an "sonstigem Umsatz" eingerechnet. Dies könnten Getränke oder Papers oder ähnliches sein.

Mein Gefühl sagt mir, dass dieser Modell-CSC weit mehr als 20 Mitglieder "versorgen" könnte, da 5,4kg schon ein recht stattlicher Ertrag pro Jahr sind. Vermutlich könnten 60 bis 100 Mitglieder damit versorgt werden.

Der Verkauf des gesamten Jahresertrags brächte dem Staat fast 6.300 Euro an Mehrwertsteuer, dem CSC blieben 26.800 Euro um die Kosten zu decken und davon Steuern zu bezahlen.

Auf der Kostenseite stehen in diesem Falle hauptsächlich Stromkosten, da der gesamte Anbau unter Kunstlicht geschieht. Die Wasserkosten sind minimal und ferner habe ich noch eine Pauschale von 15% für sonstige Betriebsausgaben veranschlagt.

Die Stromkosten habe ich folgendermaßen modelliert:
csc_model_02.jpg
csc_model_02.jpg (47.41 KiB) 16398 mal betrachtet
Hier schlummern meines Erachtens die meisten Fehler, aber irgendwie musste ich ja rechnen. ;-)
Zumindest mir kamen die Stromkosten von 16.000 Euro für "Rund-um-die-Uhr"-Anbau realistisch vor. Vermutlich würde es aber etwas weniger sein, da man nicht von 365,25 Tagen "Vollbetrieb" ausgehen kann.

Fazit:
Der Modell-CSC wirft ca. pro Jahr 7.300 Euro an Steuern ab:
Die Umsätze werden mit 19% Mehrwertsteuer beaufschlagt, was 6.300 Euro ausmacht.
Für die Berechnung der Körperschaftssteuer von 15% gibt es einen Freibetrag von 5000 Euro, deshalb werden nur 180 Euro fällig.
Die Gewerbesteuer ist abhängig vom Hebesatz der Gemeinde, in der der CSC steht. Der Durchschnittshebesatz für die BRD ist laut Wikipedia 390%. Hier gibt es keinen Freibetrag. o.ä. Der Model-CSC zahlt ca. 840 Euro an Gewerbesteuer.
Zusätzlich wird auf die Körperschaftssteuer noch der Solidaritätsbeitrag erhoben, was hier knappe 10 Euro ausmacht.

Wenn man das ganze nun auf die Bundesrepublik Deutschland hochrechnet kommt man zu interessanten Zahlen:
csc_model_03.jpg
csc_model_03.jpg (19.48 KiB) 16398 mal betrachtet
Ich habe zur Abschätzung der Anzahl der CSCs in Deutschland einfacher Weise angenommen, dass es einen CSC pro 1000 Einwohner gibt. Demnach gäbe es 1,6 Millionen "Kiffer", die in solchen Clubs "organisiert" wären, was mir wiederum realistisch erscheint, wenn man bedenkt, dass diese Clubs locker alle 6 Millionen Kiffer in Deutschland versorgen könnten, wenn man die Gesamterntemenge von 432 Tonnen betrachtet! ;-)

Fazit:
Durch Cannabis Social Clubs, die als e.V. organisiert wären, ließe sich in der BRD ca. eine halbe Milliarde Euro an Steuern eintreiben.
Zuletzt geändert von bushdoctor am Mo 17. Dez 2012, 09:15, insgesamt 2-mal geändert.
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bushdoctor
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Re: Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von bushdoctor »

Die Excel-Datei, mit der ich diese Zahlen produziert habe, füge ich mal als ZIP bei, falls der ein oder andere noch etwas damit spielen will:
Dateianhänge
kalkulation_csc_v1.zip
Datei wurde mit Excel 2003 erstellt.
Open Office sollte es auch öffnen können.
(6.35 KiB) 730-mal heruntergeladen
Zuletzt geändert von bushdoctor am Mo 17. Dez 2012, 09:12, insgesamt 1-mal geändert.
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His Master's Voice
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Re: Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von His Master's Voice »

Hi, ich bin in dem Thema nicht so drin, und von daher und schon gar nicht auf die Schnelle kann ich nicht sagen, wie präzise und umfassend Dein Modell die Wirklichkeit tatsächlich abbildet, aber mir gefällt dieser Ansatz. Und die Rechnung klingt schon ganz plausibel. Sollte unbedingt genauer geklärt werden.

Dieses Modell hätte ich gerne im Fragenkatalog einer eventuell stattfindenden Enquéte-Kommision zum Thema "Cannabis-Legalisierung in Deutschland".


Sehr gute Arbeit bushdoctor, sehr gute Arbeit
:)
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Bayern
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Re: Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von Bayern »

Gefällt mir sehr gut was du da gemacht hast!

Könnte man eigentlich ein Plakat draus machen und der Spd an die Eingangstür hängen :lol:
dont panic, its organic...
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Re: Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von bushdoctor »

Bayern hat geschrieben: Könnte man eigentlich ein Plakat draus machen und der Spd an die Eingangstür hängen :lol:
Tut euch keinen Zwang an! ;-)
Ich erhebe keinerlei Rechte an der Aufstellung... ist alles "public domain"
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Re: Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von Florian Rister »

Guter Ansatz, einfach mal ein Modell zu entwickeln. Das macht manches schon konkreter, auch wenn es nur ein Gedankenspiel ist.

Du hast allerdings 2 wichtige Kostenfaktoren vergessen: Miete und Gehälter.

Miete für Grow- und evtl. Clubraum muss mit eingeplant werden, solange man kein Haus geschenkt bekommt.

Gehälter lassen sich natürlich durch ehrenamtliche Arbeit vermeiden, aber gerade wenn man auch noch einen Clubraum betreiben will, in dem die Mitglieder sich treffen und gemeinsam konsumieren können, muss eigentlich eine professionelle Arbeitskraft regelmäßig vor Ort sein, die sich um alles kümmert.
Legalisierungsbefürworter seit 2000
DHV-Mitglied seit 2010
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bushdoctor
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Re: Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von bushdoctor »

groooveman85 hat geschrieben: Du hast allerdings 2 wichtige Kostenfaktoren vergessen: Miete und Gehälter.
Miete für Grow- und evtl. Clubraum muss mit eingeplant werden, solange man kein Haus geschenkt bekommt.
Tja, dafür müssen die 5100 Euro Reingewinn eben reichen...

Aber ein Verein braucht im Prinzip keine bezahlten Mitarbeiter. Eigentlich sollte sich die "Abteilung Anbau" in Eigenregie um die Einteilung der Schichten für Pflanzenpflege kümmern. Es ist wie beim Sportverein: Mittwoch 17:00 ist "Training" ;-)

Professionelle Bewirtung (Vereinsheim) könnte ab einer gewissen Größe sicherlich betrieben werden, das würde ich aber nicht direkt im Verein ansiedeln... wer mag, o.k. Ich würde das "outsourcen". Normalerweise gibt es Pachtverträge für Vereinsheimbetreiber. Das setzt natürlich gewisse finanzielle Mittel voraus, die der Verein vorher haben muss, um z.B. ein eigenes Clubhaus zu besitzen.

Wir bewegen uns beim CSC e.V. im Privatrecht, es gibt keinen "Kundenverkehr"... Jeder ist "Mitglied", (auch Menschen ohne Glied sind natürlich herzlich willkommen! ;-) )

Der e.V. ist eigentlich mehr oder weniger "organisiertes Hobby". Menschen betreiben gemeinsam ihr Hobby. Die einzige Einschränkung für die Aufnahme in den Verein ist das Lebensalter, denn man muss eben Volljährig sein, um beitreten zu können.

Der Anbau kann in einem solchen Verein prinzipiell auch in einer oder mehreren Wohnungen der Mitglieder erfolgen. Dabei müsste man aber die rechtliche Bewertung des evtl. anfallenden Transports "größerer Mengen Betäubungsmittel" mit ins Kalkül ziehen. Rechtlich (aus heutiger Sicht!) einfacher zu lösen und mir persönlich lieber wäre der zentrale Ort, an dem angebaut und verkauft wird, sowie natürlich auch (privat!) konsumiert werden kann (auf dem flauschigen Clubsofa). Dadürch müssten keine "hochgefährlichen Btm" durch die Gegend gefahren werden.
;-)
Ich werde versuchen ein detaillierteres Modell eines "CSC e.V." zu entwickeln. Da gibt es noch so einige Punkte, die dafür gelöst werden müssen. Bitte rechnet nicht vor dem neuen Jahr mit einem Beitrag dazu von mir ;-)
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Re: Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von bushdoctor »

ULuvIt hat geschrieben:Tja so ein Batzen Geld , damit kann mensch die ReGIERung vieleicht locken . Nur , als Bedürftiger , kann iCH mir ,bei dem Verkaufspreis , mal wieder die Nase wischen . Und mit blutendem Herz zu sehen , wie iCH innerlich Verrotte.
Dann baue halt selber an! Es zwingt Dich ja keiner einem CSC "beizutreten"... Das Recht auf EIGENANBAU ist Voraussetzung für die "rechtliche Konstruktion" eines CSC.
ULuvIt hat geschrieben: Ein gemeinnütziger Verein ist doch keine Handelsgesellschaft . Den gemeinen Nutzen sehe iCH in der wiederherstellung/erhaltung der physischen & psychischen Gesundheit .
Das "Label" GEMEINNÜTZIG wird man für einen solchen Verein nach BRD-Steuerrecht NICHT bekommen können...
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Re: Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von bushdoctor »

ULuvIt hat geschrieben: Es kann nicht der Sinn eines CSC´s sein Löcher im Steuersack zu stopfen , auf kosten der Clubmitglieder , die die Pflege der Pflanzen beteiben , sich ohne Obdach zusammenfinden oder mit der Beschaffung von Geld ihre wertvolle Zeit verbringen .
Der "interne Verkauf" an die Clubmittglieder dient eher der "Gerechtigkeit" als dem Generieren von Steuereinnahmen.
"Wer mehr konsumiert zahlt eben mehr" wäre dann das Motto.

Aber Du hast recht, beim privat organisierten Anbau in einer Kooperative können auch andere Verteilmechanismen gefunden werden. Das sollten aber die Clubs eben selber regeln.

Die Steuereinnahmen habe ich halt mal durchgerechnet aus einem fiktiven Szenario heraus, einfach um einmal zu sehen, was rauskommt.

Der Kostendeckungspreis bei Indoor-Anbau in meinem Model liegt bei 2 bis 3 Euro pro Gramm (je nach Hanfsorte). Davon kann dann aber nur Strom und Wasser bezahlt werden.
elim
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Re: Steuereinnahmen durch Cannabis Social Clubs

Beitrag von elim »

Erstmal schon eine nette Aufstellung, vielleicht dazu noch ein paar Anregungen und Erfahrungen aus der suedeuropaeischen Praxis ;)

-Es gibt sicherlich einige winz-CSCs, die meisten haben jedoch eher hunderte oder tausende Mitglieder (der europaweit groesste momentan um 13000)
-Normal ist ein Mitgliedsbeitrag z.B. 20€/Jahr oder 5€/Monat
-Eine Pflanze pro Mitglied (und die auch mit Barcode und Mitgliedsnummer kenntlich gemacht)
-Maximalmenge pro Monat verschieden per CSC 60/100gr ist ueblich
-Man kann auch einfach in mehreren Clubs Mitglied sein im Uebrigen ;)
-Bezug indoor und/oder outdoor

Arbeitsplaetze werden auch geschaffen, mindestens hat man hier immer
-Tuersteher/Einlasskontrolle
-Ausgabestelle
-Bar
-Sekretariat
-Anba
-Verwaltung
...

Je nach Groesse/Engagement des Clubs mehrere Mitarbeiter pro Stelle und/oder outsourcing dessen. Plus regelmaessige Kulturprogramme wie DJ, Filme, Vortraege, etc...

Ehrenamtlich gibt es auch einige die sich engagieren, die oberen Stellen sind allerdings ab einer gewissen Groesse Vollzeitstellen, in einem 20 Mann Club vielleicht eher nicht so das Problem.

Zum Thema Steuer hab ich keine Ahnung, die wird hier nicht abgefuehrt fuer sowas ;)

Nur mal als Anregung das Ganze.
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