"Medizin, die nichts heilt"

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Sabine
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Registriert: Fr 18. Apr 2014, 09:15

"Medizin, die nichts heilt"

Beitrag von Sabine »

"Viel zu oft werden Medikamente und Therapien verordnet, obwohl sie mehr Nebenwirkungen als Nutzen haben. Es scheint, als wüssten viele Ärzte schlicht nicht, was wirklich hilft.
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Angesichts dieses Desasters in der Ausbildung ist es naheliegend, dass auch viele Ärzte nicht wissen, was Patienten hilft und was ihnen schadet. Sie bekommen schlicht nicht mit, wenn eine für nützlich gehaltene Therapie mehr Nebenwirkungen als vermutet mit sich bringt oder eine kaum beachtete Methode sich doch als segensreich erweist.

"Patienten erleiden Schaden, weil sie nicht die bestmögliche Behandlung erhalten. Sie bekommen zu viel, zu wenig, oder die falsche Therapie", sagt die Hamburger Gesundheitswissenschaftlerin Ingrid Mühlhauser. "Es ist fatal: Forschungsergebnisse führen in die Irre und dann werden Behandlungswege eingeschlagen, die sich als falsch herausstellen. Im schlimmsten Fall werden nutzlose Medikamente eingesetzt oder unnötige Operationen durchgeführt." Das Ausmaß des Unsinns in der Medizin ist erschütternd: Eine Analyse im Fachmagazin Lancet ergab 2014, dass 85 Prozent der finanziellen Mittel für biomedizinische Forschung Verschwendung sind.
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"Es ist ein Skandal, dass überhaupt nur 50 Prozent aller Studien veröffentlicht werden und die andere Hälfte verschwindet", sagt Gerd Antes, Gründungsdirektor des Freiburger Zentrums. "In der Medizin wird deshalb ein viel zu optimistisches Bild gezeichnet. Es wird nur der Nutzen gezeigt, Nebenwirkungen verschwinden in der Schublade."
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"Sogar wenn längst bekannt ist, dass eine Behandlung mehr schadet als nutzt, steht in Kliniken manchmal nicht das Patientenwohl im Vordergrund, sondern Erlösmaximierung und Bonuszahlungen dominieren", so der Internist. Wie sonst ist zu erklären, dass noch immer "Chemotherapie am offenen Grab" stattfindet - einem Drittel der Krebskranken werden auch dann noch Zellgifte verabreicht, wenn Heilung oder Linderung nicht mehr möglich sind. "Eine Chemotherapie vier Wochen vor dem Tod gilt als Kunstfehler", so Ludwig.

Genauso fragwürdig ist es, dass die als Kyphoplastie bezeichnete Zementierung von Wirbelkörpern bei Patienten mit Osteoporose noch Anwendung findet, obwohl 2009 in einer der besten Fachzeitschriften gezeigt wurde, dass die Operation keine Vorteile bietet, Patienten aber hinterher an mehr Schmerzen, mehr Zweitfrakturen und mehr Einschränkungen leiden. Das Verfahren ist etabliert, etliche Orthopäden und Chirurgen praktizieren es - obwohl Patienten mehr Nach- als Vorteile davon haben.
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Die Vertreter einer evidenzbasierten Medizin sind in einer schwierigen Lage, das war unter den 500 Teilnehmern der Tagung in Hamburg zu spüren. Sie wissen es besser, sie machen es besser, aber die Medizin bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung. Kaum jemand hört auf die Mahner.
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"Evidenzbasierte Medizin ist tot, hat der Neurochirurg unserer Fakultät gesagt", war eine weitere Bemerkung des Medizinstudenten Bertram Otto, die nicht angetan war, auf eine bessere Versorgung der Patienten zu hoffen."


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Duck
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Registriert: So 29. Jan 2017, 14:56

Re: "Medizin, die nichts heilt"

Beitrag von Duck »

Voltaire sagte doch mal.

Das Geheimnis der Medizin ist, den Partienten abzulenken, beschäftigen, bis die Natur sich hilft. :roll:
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