Polizei Hamburg baut selber an (15.03.2012)

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His Master's Voice
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Polizei Hamburg baut selber an (15.03.2012)

Beitrag von His Master's Voice »

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Nordel
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Re: Polizei Hamburg baut selber an (15.03.2012)

Beitrag von Nordel »

His Master's Voice hat geschrieben:Kennt Ihr den schon?

Spiegel TV - Drogenanbau bei der Polizei: Die Cannabis-Cops von Hamburg
Guten Abend His Master's Voice,

den Bericht kannte ich zwar schon, aber ich stelle mir immer noch die Frage, was für einen Sinn diese Aktion haben soll, außer eine Verschwendung von Steuergeldern? Die gehören alle entlassen, weil die selbst beim logischen Denken inkompetent sind! Der Sinn dieses Projektes soll eigentlich klären, wie viel Ertrag so eine Plantage bringt, um anschließend die Leute, die beim Anbau erwischt werden, mit einer Hochrechnung bzw. Rückrechnung zu konfrontieren. Ich frage mich, wie das überhaupt technisch möglich sein soll? Hätten die Beamten auch nur den Hauch von Fachwissen in diesem Bereich, dann müssten die eigentlich wissen, dass diese Berechnungen gar nicht wirklich gemacht werden können.

Erstens spielt das Equipment, was der Grower einsetzt, eine ganz große Rolle. Wenn jemand mit einer Natriumdampflampe mit 250 Watt anbaut, wird er sicherlich weniger Ertrag aus einer Pflanze erzielen, als bei einer Natriumdampflampe mit 1000 Watt. Hier haben wir bereits die ersten Abweichungen. Weitere Abweichungen kommen durch den Platz zustande, der dem Grower zur Verfügung steht. Desto mehr m² er beim Anbau verwendet, desto besser können sich die einzelnen Pflanzen entfalten. Wenn jemand 5 Pflanzen auf ca. 1m² anbaut, wird er nicht viel mehr Ertrag haben, als jemand der auf die gleiche Fläche mit 2 - 3 Pflanzen arbeitet. Die Pflanzen rauben sich nämlich gegenseitig den Platz und passen sich diesen Umständen an. Der Grower selbst und seine Erfahrung im Anbau von Cannabis spielt eine weitere wichtige Rolle, denn nicht jeder hat einen grünen Daumen und kann mit der gleichen Hardware die gleichen Erträge erwirtschaften. Die Nährlösungen, die verwendet werden, tragen einen weiteren großen Teil dazu bei, dann gibt es zahlreiche unterschiedliche Methoden, auf was für ein Medium angebaut werden kann. Es gibt den normalen Grow über Erde oder über hydroponische Systeme mit Steinwolle und anderen Materialien, das sind alles Faktoren, die sich auf dem Ertrag und auf die Qualität enorm auswirken.

Ein weiterer Faktor sind die Sorten und auch die Samen, die bei einem Anbau verwendet werden. Die Polizei aus Hamburg baut da momentan White Widow an, schön für die Polizei, aber von welchen Breeder? Da haben wir bereits den nächsten Mangel bei der Berechnung. Die Samen von Sensi Seeds sind nicht ohne Grund teurer, als die Samen von Nirvana, diese beiden Breeder verwenden bereits eine andere Genetik. Ich will die Samen von Nirvana jetzt nicht in den Dreck ziehen, das Verhältnis von Preis und Leistung scheint zu stimmen, ansonsten wäre Nirvana schon pleitegegangen. Aber die Qualität von Sensi Seeds wird sicherlich besser sein, was sich auch auf den Ertrag und auf die Qualität auswirkt. Hier haben wir also erneut einen Fehler bei diesen Hochrechnungen.

Ein weiterer Fehler sind die Sorten selbst. Wie bereits erwähnt, baut die Polizei da White Widow an, aber jetzt sollen diese klugen Köpfe mir mal erklären, wie die diese Hochrechnungen auf eine andere Sorte anwenden wollen? Was ist denn, wenn die Jungs eine Plantage hochnehmen, wo auf einmal K2, Haze oder Northern Lights angebaut wird? Alle Sorten weisen einen unterschiedlichen Ertrag und eine unterschiedliche Qualität vor. Die netten Herren von der Polizei sind doch nicht einmal in der Lage, die Sorte genau zu spezifizieren, das können selbst die erfahrensten Grower nicht, da kann nur geraten werden. Auf den Pflanzen steht ja nicht der Name der Sorte drauf, da stehen dann ein paar Pflanzen. Jetzt sollen die mir mal erklären, wie die da jetzt nachweisen wollen, um welche Sorte es sich dabei handelt?

Technisch ist diese Rechnerei gar nicht durchführbar und ich habe auch erhebliche Zweifel daran, dass dieses Hochrechnen bzw. Rückrechnen überhaupt in Ordnung ist und vor Gericht angewendet werden kann. Man kann einen Täter nur mit dem konfrontieren und belangen, was an Beweismaterial sichergestellt wurde. Als Beispiel nehme ich einmal einen Taschendieb, der in einer Stunde 2 Uhren, 2 Ketten und 4 Brieftaschen erbeutet hat. Ich kann doch jetzt vor Gericht nicht einfach eine Rechnung auspacken und behaupten, das wenn er noch 2 Stunden tätig gewesen wäre, er insgesamt 6 Uhren, 6 Ketten und 12 Brieftaschen erbeutet hätte und ihm dann damit belangen.

Ich hatte auch einen Artikel über diesen Fall von der Hamburger Polizei gelesen und als die Polizei mit einigen dieser Fragen konfrontiert wurde, fingen die bereits an, ihr Projekt mit irgendwelchen Ausreden zu verteidigen. Da kamen dann Antworten wie folgende: "Dadurch können wir aber den Erntezeitpunkt genau feststellen". Da habe ich mir nur an den Kopf gefasst und mich gefragt, wie die Herren überhaupt ihr Abitur oder ihr Studium bestanden haben. Cannabis braucht ca. 3 - 4 Monate, wenn es aus Samen gezüchtet wird, wenn es durch einen Steckling großgezogen wird, braucht es 2 - 3 Monate, je nachdem wie viel vegetative Phase man der Pflanze zugestehen möchte und wie gut die Pflanze sich entwickelt. Das kann erneut nicht so pauschal beantwortet werden. Es gibt sogar schon Sorten (Lowrider), die ca. 1 Monat weniger an Zeit benötigen, als herkömmliche Sorten. Außerdem braucht man dafür doch keinen praktischen Test um solche einfachen Fragen zu beantworten, die Zeiten können in jedem Forum, was sich mit dem Anbau von Cannabis beschäftigt nachgeschlagen werden, oder man schaut einfach auf die Angaben des Breeders.

Es ist mir also wirklich ein Rätsel, was die Polizei sich von diesem Projekt verspricht, in meinen Augen machen die sich damit nur lächerlich und verprassen schön die Kohle, die von den normalen Bürgern jeden Tag erarbeitet wird. Anscheinend haben die Polizisten in Deutschland wirklich zu viel Langeweile, ein Aufenthalt in den Gettos der USA würde denen vielleicht mal die Augen öffnen, wie gut die es doch eigentlich in Deutschland haben!

Nette Grüße
Nordel
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His Master's Voice
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Re: Polizei Hamburg baut selber an (15.03.2012)

Beitrag von His Master's Voice »

@Nordel
Danke für die sehr gute und ausführliche Analyse. Was man da zu sehen bekommt, lässt wirklich am gesunden Menschenverstand der/des Polizisten in dem Video zweifeln. Eigentlich ein schönes Beispiel, wie weltfremd einige der Gegner in dieser Sache agieren. Was für eine Verschwendung von Zeit, Steuergeldern und polizeilichen Kapazitäten.

Statt dieser vollkommen unwissenschaftlichen Growexperimente sollten die Polizisten eher alle mal ein bisschen mit dem Konsum experimentieren. Das meine ich ernst. Vielleicht erkennen Sie ja dann, dass die strafrechtliche Verfolgung einfacher Konsumenten total unverhältnismäßig ist.
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Florian Rister
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Re: Polizei Hamburg baut selber an (15.03.2012)

Beitrag von Florian Rister »

Mal ehrlich: Dieser Oliver Appel sieht doch fast schon wie ein Klischee-Kiffer aus. :D Ich meine den Anzug hatte er ja bestimmt nur fürs Fernsehen an :) Stellt euch den mal bitte in nem normalen Pullover vor.

Trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, dass er seinen Grow nicht ganz im Griff hat, wenn man sich die komischen toten Pflanzen im Hintergrund anguckt. Naja vielleicht trocknet die Hamburger Polizei auch so :lol:

Was die Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens angeht, stimme ich euch natürlich zu. Die Polizei verschwendet Steuergelder für semi-wissenschaftliche Experimente, deren Ergebnisse sie dann scheinbar auch noch exklusiv nutzen wollen.

Man sollte stattdessen lieber mal ein wissenschaftliches Institut mit der Aufgabe betrauen, verschiedene Cannabis Sorten zu testen, nur dann dauert der Genehmigungsweg halt 3-5 Jahre, dank Prohibition. Die Polizei kann ja scheinbar machen was sie will, ohne eine spezielle Genehmigung. :evil:
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