Programmvorschau für den 28. Januar 2016 - 3Sat
http://www.3sat.de/programm/?viewlong=v ... N28&cx=108
Es geht los um 20:15Uhr -21:00Uhr
Cannabis gegen Krebs Film von Wolfram Giese und Julia Zipfel (Erstausstrahlung)
Dann folgt von 21:00Uhr - 22:00Uhr
scobel: Cannabis - Medizin oder Droge? (Erstausstrahlung)
Hier ein umfangreicher Text aus dem offiziellen 3Sat-Programm:
Selbst die vom Fernsehen fangen wohl an, etwas umfangreicher zu berichten.20:15
Cannabis gegen Krebs
Film von Wolfram Giese und Julia Zipfel
Erstausstrahlung
Cannabisöl soll Krebs heilen, doch für die Herstellung des Öls werden Mengen von Cannabis benötigt, die in Deutschland illegal sind. Wird den Patienten ein wichtiges Heilmittel vorenthalten?
Erste wissenschaftliche Studien deuten an, dass der psychoaktive Inhaltsstoff der Hanfpflanze, das THC, tatsächlich das Tumorwachstum bremsen kann. Doch was bedeutet dies für die Krebsforschung? Ist es Grund genug, die Legalisierung des Rauschmittels zu fordern?
Renate leidet an einem inoperablen Hirntumor. Ihre Prognose ist sehr schlecht, aber weder sie noch ihre Tochter wollen das hinnehmen. Nach langem Suchen im Internet hat sich Renate ein Cannabismedikament verschreiben lassen. Ihre Hoffnung basiert auf einem regelrechten Hype, der sich in der letzten Zeit wie ein Lauffeuer im Internet verbreitet: Cannabis heilt Krebs! Internetforen und Facebookgruppen sind voll von anekdotischen Erfolgsgeschichten. Die Israelin Natalie hat - wie mittlerweile viele andere Krebspatienten - Chemotherapie und Bestrahlung abgebrochen und setzt alles auf die heilende Wirkung eines Cannabisöls. Woher kommt der Hype um dieses Öl und was steckt dahinter?
Erste Hinweise führen zu Rick Simpson. Der Kanadier behauptet, seinen eigenen Hautkrebs mit Cannabisöl geheilt zu haben. Angeblich hat er etlichen Menschen das Leben gerettet: Tausende hätten das Öl nach seinem Rezept hergestellt und überlebt. Doch Beweise gibt es dafür nicht. Stattdessen finden sich erste Hinweise auf die Wirksamkeit in der Wissenschaft. Der Rostocker Pharmakologe Burkhard Hinz hat es geschafft, mit einem Cannabismolekül Tumorzellen regelrecht zum Platzen zu bringen. Der Biologe David Meiri aus Israel untersucht gerade die Wirkung von verschiedenen Cannabissorten auf Tumorzellen. Warum tötet eine Cannabiskonzentration Brustkrebszellen – und zeigt keine Wirkung auf Pankreaskrebs? Der Spanier Manuel Guzman hat die weltweit erste Studie an Patienten durchgeführt und nachgewiesen, dass THC das Tumorwachstum bremst. In Israel wird Cannabis in Mengen verschrieben wie nirgendwo sonst auf der Welt. 24.000 Patienten bekommen mittlerweile Cannabis auf Rezept, 40 Prozent davon haben Krebs. Doch durch Cannabis geheilte Patienten findet man dort nicht.
Sven Gottschling behandelt an der Kinderklinik in Homburg den elfjährigen Luca mit einem THC-haltigen Medikament. Luca leidet ebenfalls an einem inoperablen Gehirntumor. Für ihn und seine Mutter ist es ein "Wundermittel", denn es hilft ganz ohne Nebenwirkungen gegen das ständige Erbrechen und die Spastiken, die der Tumor auslöst.
Die Wissenschaftsdokumentation versucht eine erste Bilanz zu Cannabis als Krebsmedikament. Was kann es und wo sind seine Grenzen?
Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft: Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen über weitere Aspekte.
21:00
scobel: Cannabis - Medizin oder Droge?
Erstausstrahlung
Hanf, aus dem u.a. Cannabis gewonnen wird, gehört nicht nur zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit, sondern auch zu den medizinisch wirksamsten.
Über sechs Jahrtausende war Hanf nicht nur Nahrungsmittel sondern auch ein ökonomisch wichtiger Lieferant für Fasern und Medizin.
Gemeinsam mit seinen Gästen spricht Gert Scobel über die Geschichte von Cannabis und dessen Verbot.
Hanf wurde in fast allen europäischen und asiatischen Ländern angebaut und stellte eine wichtige Rohstoffquelle für die Herstellung von Seilen, Segeltuch, Bekleidungstextilien, Papier und Ölprodukten dar. Die geschichtliche Bedeutung des Rohstoffes Hanf beruht vor allem auf der Nutzung der Faser als technisches Textil.
In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts setzte die Marihuana-Prohibition die Produktion von Hanf unter Druck: In vielen Ländern der Erde wurde der Hanfanbau - unabhängig davon, ob es sich um Nutz- oder Drogenhanf handelte - verboten und ist es teilweise bis heute. Erst in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden in vielen Ländern die Anbauverbote für Nutzhanf aufgehoben.
Heute findet Marihuana vermehrt Einsatz als medizinisches Therapeutikum. In der Forschung rückt das medizinische Potenzial von CBD, neben dem rauschauswirkenden THC ein weiteres Bestandteil von Cannabis, immer stärker ins Licht: sowohl in der Krebsforschung, etwa bei der Behandlung von Hirntumoren oder Brustkrebs, als auch bei Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, sowie in der kardiologischen Forschung.
Bekannt und erprobt ist auch, dass Multiple Sklerose, Aids, Depressionen, das Glaukom und das Tourette-Syndrom erfolgreich mit Cannabis behandelt werden können. Bei 34 weiteren Krankheiten liegt es zudem sehr nahe, dass Cannabis positiv wirkt. Das Spektrum reicht von der Parkinson-Krankheit über Schlaganfall bis zu Anämie.
In vielen Ländern der Erde wie z.B. in den USA oder in Israel werden mit Cannabis gute medizinische Erfolge erzielt. Trotzdem halten viele Staaten an einem Verbot von Cannabis fest. Denn der Gebrauch von Cannabis birgt auch Gefahren, insbeson-dere in der Pubertät. Die unmittelbaren Risiken des Konsums von Cannabis sind in erster Linie psychischer Natur.
Problematisch ist die partielle Unvorhersehbarkeit der Wirkung, die stark von der Konstitution und psychischen Verfassung der Konsumenten abhängt. Selbst bei erfahrenen Konsumenten können sich bei hoher Dosierung unangenehme Wirkungen einstellen. Durch die Einnahme von Cannabis - besonders von hohen Dosen THC - können akute psychotische Symptome ausgelöst werden. Und regelmäßiger Cannabis-konsum kann zu einer psychischen und einer milden körperlichen Abhängigkeit führen.
Am Donnerstag, 28. Januar 2016 sollte man wohl “3Sat” schauen.