"Schlafen, kotzen, Aspirin"

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Sabine
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Registriert: Fr 18. Apr 2014, 09:15

"Schlafen, kotzen, Aspirin"

Beitrag von Sabine »

"Für die Freunde unserer Autorin sind Drogen ein Trennungsgrund. Ein Alkoholproblem dagegen? Wir doch nicht.

Er hatte immer gesagt, er wollte lieber zu mir gehen, er habe gerade einen Kumpel da. Eines Tages war der Kumpel weg und ich stand in seiner Küche. Er sagte, ich solle mich hinsetzen, er müsse mir etwas sagen. "Hier hat nie ein Kumpel übernachtet."

Ich dachte an eine andere Frau, vielleicht sogar ein Kind und daran, wie verdammt dunkel es gerade war. Er sagte: Ich muss dir was zeigen. Ich blieb in der Schlafzimmertür stehen, als er zu einer großen Box ging und anfing, den Reißverschluss aufzuziehen.
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Er sprach in den folgenden Monaten nächtelang über Joints und Alkohol und darüber, dass er nicht verstand, warum er das, was er tat, verstecken musste. Er sagte, auf Alkohol würde er verzichten können, auf seine zwei abendlichen Joints nicht.

Ich sagte meinen Freunden, dass ich glaubte, dass er ein Drogenproblem habe, obwohl ich gar nicht sagen konnte, woraus ich das jetzt schloss. Eigentlich war es mir egal. Außer dass ich mich manchmal fragte, ob es nicht etwas übertrieben war, dass ich am Telefon das mit den Drogen auf keinen Fall erwähnen durfte. Oder in seinem Zimmer mit den Pflanzen bleiben sollte, wenn der Heizungsableser kam, damit er sagen konnte: Sorry, meine Freundin ist krank, bitte hier nicht rein.
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Trotzdem: Ich habe noch nie über eine meiner Beziehungen, Romanzen und erst recht nicht über einen meiner Freunde gesagt, sie hätten ein Alkoholproblem. Wir erzählen Geschichten über Nächte, an die wir uns nicht erinnern, und das Wort, das wir benutzen, klingt so beschönigend nach Hollywood: Filmriss.
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Lara wachte nach einem Geburtstag in der Kotze einer Freundin auf, die morgens erst mal ihre Kumpels anrief und fröhlich erzählte: Musste mich mal wieder die ganze Nacht übergeben. "


http://www.zeit.de/campus/2017-03/rausc ... unde-sucht
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