Sammlung von geschriebenen Leserbriefen an Medien

Medien und Politiker anschreiben
Antworten
Patien
Beiträge: 1
Registriert: Di 14. Feb 2012, 17:40

Sammlung von geschriebenen Leserbriefen an Medien

Beitrag von Patien »

Guten Abend,

mein Name ist rauseditiert . Ich bin gerade über Ihren Artikel "Ein Spiel mit dem Feuer" (http://www.infranken.de/nachrichten/lok ... 211,248745) gestolpert., habe ihn aufmerksam gelesen und weiss nicht so recht, ob ich sprachlos oder geschockt sein soll. Ich hoffe, dass Sie so seriös sind, um auf meine Anfrage zu antworten bzw. sie wenigstens zur Kenntnis nehmen, dass Artikel durchaus kritisch wahrgenommen werden und man nicht einfach irgendeinen Nonsens verfassen kann, ohne dass es bemerkt wird.

Folgende Problematiken fielen mir beim Lesen auf:

1.
Es wird direkt in der Einleitung von einer Liberalisierung gesprochen, wie diese aussehen soll wird nicht erwähnt, hiermit wird der unwissende Leser direkt manipuliert, da er Liberalisierung mit Legalisierung assoziiert. Folglich wird bewusst der Eindruck erweckt, dass es keinen kontrollierten Markt gibt. Genau das Gegenteil wird von den Parteien gefordert, der offene Schwarzmarkt soll durch den Staat reguliert werden, Cannabis darf nur noch an Volljährige abgegeben werden, hier könnte man kritisch einwerfen, dass keiner kontrollieren kann an wen die volljährigen Kunden das Produkt weiter geben; aber Moment: das ist beim Schwarzmarkt ja noch weniger der Fall. Dies hätte man noch einfließen lassen können, um die Leser korrekt zu informieren, um was es überhaupt geht. Allerdings wäre der Artikel dadurch weit weniger spektakulär.

2.
Es wird bewusst suggeriert, dass Cannabis eine Einstiegdroge ist. Diese These wurde bereits 1998 in der Kleiberstudie widerlegt und gilt seitdem als nicht mehr haltbar. Ich stimme Ihnen aber zu, dass man durch Cannabis eher mit illegalen Drogen in Kontakt kommt, da alle Drogen zur Zeit auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden. Somit gerät man über die sogenannten "Dealer" zwangsläufig in Kontakt mit anderen Rauschmitteln, da diese ihren Gewinn durch den Verkauf mehrerer Produkte maximieren wollen. Somit führt nur das Verbot zu dem unkontrollierten Handeln mit Betäubungsmitteln, besonders weil weitläufig die Meinung verbreitet ist, dass alle Drogen gleich schlimm seien und somit von Konsumenten angenommen werden könnte, dass Heroin und Cannabis ähnlich wirken und gefährlich seien. Abschließend möchte ich noch anmerken (obwohl ich es nicht weiss, es jedoch stark annehme), dass Lars H. (gab es keinen Konsumenten der vertraulich genug gewesen wäre, seine echten Daten freizugeben?) bestimmt eingehend mit dem Cannabiskonsum angefangen hat, Alkohol zu trinken und Zigaretten zu rauchen. Aber diese beiden Drogen sind ja gesellschaftlich und kulturell anerkannt.

3.
Ursprünglich geht es um die Liberalisierung von Cannabis, wieso wird dann die Heroinsucht und die Folgen dieser für den Konsumenten hauptsächlich thematisiert?

4.
"Wenn ich andere Freunde gehabt hätte, wäre es nicht soweit gekommen", somit wäre wieder die These des falschen Umfelds aus 2. bewiesen.

5.
"Je früher, desto schlimmer" , prangt es in fetten Lettern. Ich wiederhole mich nur ungern, aber der vorhandene Schwarzmarkt hat keinerlei Kontrollmechanismen. Folglich kann sich jeder, unabhängig vom Alter, Drogen besorgen und konsumieren, bei einer staatlich geregelten Abgabe unter Aufsicht wäre dieses Problem zumindest grundlegend nicht mehr vorhanden.

6.
"Er weiß, wovon er spricht. Würde man Rauschgift liberalisierten, würde das suggerieren, dass diese Drogen "harmlos" sind." Hier hole ich einmal ein wenig weiter aus: Konsumenten, die beim Drogenbesitz (nur Eigenkonsummengen) erwischt wurden, brauchen kaum, beziehungsweise keine Strafe zu fürchten. Die meisten Verfahren werden gegen gewisse Auflagen (Sozialstunden) fallen gelassen, somit wird viel mehr der Eindruck suggeriert, dass der Staat seine eigenen Gesetze nicht voll ausschöpft und ernst nimmt, folglich braucht man als Konsument kaum Angst zu haben die Konsequenzen seines illegalen Handelns zu tragen.. Eine Verharmlosung der Droge findet durch mangelnde Aufklärung und durch Pauschalisierungen (alle Drogen gleich illegal = gleich schlimm) statt. Würde es nicht also Sinn machen, ein vernünftiges Aufklärungsprogramm zu konzipieren, so dass jeder Bürger sich selbst bewusst werden kann, wie gefährlich eine Droge für ihn ist.

7.
Zum Absatz, in dem es um die Erfahrungen des Streetwokers geht: Ich würde behaupten, dass Ärzte, die mit den psychischen und physischen Folgen von Alkoholmissbrauch täglich konfrontiert sind, in etwa die gleichen Aussagen über ihre Patienten treffen könnten.

8. In der letzten Hälfte schaffen Sie es gerade noch so, ihre Glaubwürdigkeit zu wahren, indem Sie wenigstens ansatzweise versuchen zu differenzieren und beide Seiten der Argumentation darzulegen.

Abschliessend möchte ich ausdrücklich sagen, dass ich mir durchaus bewusst bin, dass Cannabis eine Droge ist und dadurch gesundheitsgefährdend sein kann, allerdings möchte ich auch darauf hineweisen, dass mit Drogen verantwortungsbewusst und offen umgegangen werden kann, genau solche Artikel verhindern eine sinnvolle Präventionspolitik. Herzlichen Glückwunsch!
Florian Rister
Board-Administration
Beiträge: 3359
Registriert: Mo 13. Feb 2012, 15:43
Wohnort: Berlin

Re: Sammlung von geschriebenen Leserbriefen an Medien

Beitrag von Florian Rister »

Sehr geehrte Frau Merkel,

ich schreibe ihnen zu einem Thema, dass vielen Menschen in Deutschland sehr wichtig ist, aber dennoch in der politischen Diskussion nur selten zur Aussprache kommt.

Mehrere Millionen Menschen in Deutschland konsumieren gelegentlich Cannabis. Cannabis ist eine Droge, mit nicht unerheblichen Risiken. Ich denke in diesem Punkt stimmen wir überein. Bei gelegentlicher Nutzung von Erwachsenen, ist jedoch aus wissenschaftlicher Betrachtungsweise der gesundheitliche und gesellschaftliche Schaden minimal. Die meisten Cannabiskonsumenten sind sozial gut integriert, berufstätig und abgesehen von ihrem Konsum absolut ehrbare Bürger.

In den Niederlanden, wo Cannabis seit vielen Jahrzehnten in Coffeeshops an Erwachsene abgegeben wird, ist die Konsumprävalenz nicht höher als in Deutschland. Was sagt das über die Wirksamkeit unseres strengen Verbotes aus?

Über hunderttausend Menschen werden in Deutschland jedes Jahr deswegen verhaftet und angezeigt. Mitunter werden Wohnungen oder sogar Körperöffnungen von der Polizei durchsucht. Diese Menschen stehen dadurch unter erheblichem psychischem und sozialen Druck, selbst wenn im Nachhinein die juristische Verfolgung durch die Staatsanwaltschaft eingestellt wird.


Sehr gerne würde ich mit ihnen, Frau Merkel, über dieses Thema sprechen und ihnen die Möglichkeit geben, mir die Beweggründe für ihre Meinung zu diesem Thema zu erklären.

Mit freundlichen Grüßen
Legalisierungsbefürworter seit 2000
DHV-Mitglied seit 2010
DHV-Mitarbeiter seit 2014
_Jan_
Beiträge: 50
Registriert: Do 16. Feb 2012, 09:29

Re: Sammlung von geschriebenen Leserbriefen an Medien

Beitrag von _Jan_ »

Hi!

Folgende Seite finde dazu ich sehr lesenswert:
http://www.mapinc.org/mapde/leserbrieftipps.htm
Antworten

Zurück zu „Raise your Voice!“