Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

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Steckling
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Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

Beitrag von Steckling »

Gibt es bereits eine Erhebung ob und wieviele Fälle einer Cannabis-induzierten medizinischen/psychiatrischen Behandlung notwendig waren und die Kosten dafür?

Also nicht wenn jemand für ein milderes Gerichtsurteil zur Drogenberatung geht, oder wer wegen 0,000001 zur MPU muss. Sondern Fälle in denen der Cannabiskonsum (nicht Ausweichprodukte!) direkt und mittelbar zu einer Gesundheitsschädigung führte dessen notwendige Behandlung durch die Krankenkasse getragen werden musste?

Gibt es da Zahlen von DAK, AOK, BKK und Co bzw dem Dachverband der Kassen?

Herausgerechnet dass einen (vorübergehenden!) Rausch zu haben nicht per se eine psychotische Gesundheitsstörung darstellt, und keine Behandlung erfordert. Manchmal tuts ein offenes Ohr, ein Kakao und ein Sandwich. Oder ein O-Saft. Oder einfach nicht nerven. Das sind keine gesellschaftlich relevanten Kosten für das Gesundheitssystem.

Die UN warnt aber nun explizit vor den deutschen Bemühungen zur Entkriminalisierung: die Kosten für das Gesundheitssystem würden explodieren. Doch was meint man damit? Die wahren Kosten durch die erwartete Flut von Drogensüchtigen, oder vlt die "Kosten" durch Gewinneinbrüche bei einer frei verfügbaren Alternativmedizin?

Nenne bitte jemand die konkreten Zahlen, wie das Gesundheitssystem belastet wird durch Cannabis, und wie die Prognosen/Ängste (in Zahlen) aussehen bei einer etwaigen Entkriminalisierung.
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freifahrt
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Re: Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

Beitrag von freifahrt »

Der Europäische Drogenbericht 2022 sagt dazu:

https://www.emcdda.europa.eu/system/fil ... 207%3A2358



„Im Jahr 2020 zeigen die verfügbaren Daten aus 25 Ländern, dass etwa 80 000 Menschen in Europa wegen Problemen im Zusammenhang mit Cannabiskonsum eine spezialisierte Drogenbehandlung aufnahmen, davon etwa 43 000 zum ersten Mal. Cannabis war die am häufigsten Erstklient:innen genannte problematische Droge, auf die 45 % aller Klient:innen, die sich erstmalig in Behandlung begeben haben, entfielen.“


Interessant wäre natürlich auch die darin enthaltene Anzahl an Multitoxikomanie oder den Konsumenten von synthetischen Cannabinoiden, also die Anzahl der Leute die ausschließlich natürliches Cannabis konsumiert haben, was grundsätzlich ja leider verheimlicht wird.

Den Machern dieser Berichte ist eine steigende Zahl an Behandlungen natürlich hilfreich – zeigen diese doch ein angeblich steigendes Risikopotential. :x
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Grünzeugs
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Re: Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

Beitrag von Grünzeugs »

Bei der zu erwartenden Belastung des Gesundheitssystems fehlt mir die Gegenrechnung, wie viele Kosten gleichzeitig auch eingespart werden. Da werden Kosten verursacht z.B. weil jemand mit THC-Überdosis ins Krankenhaus eingeliefert wird. Man müsste dann aber auch fragen, ob die Zahl der Alkoholvergiftungen zurück gegangen ist, weil viele Alkohol Konsumenten auf Cannabis umsteigen. Dann hat man ein paar mehr THC Überdosen, aber gleichzeitig weniger Alkoholvergiftungen, welche schlimmer und gefährlicher sind.

Das gleiche gilt für Psychosen. Wenn es mehr Cannabis induzierte Psychosen gibt, dann muss man auch fragen ob die Zahl der durch Alkohol induzierten Psychosen (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Alkoholhalluzinose) zurück gegangen ist. Ich vermisse hier die Daten.

Und im Falle einer Legalisierung spart man Milliarden die man jetzt noch in die staatliche Konsumentenverfolgung steckt. Damit könnte man die Gesundheitssysteme sicher bestens unterstützen.

Darüber hinaus befremdet mich diese Berichterstattung generell. Weshalb berichtet man über Kosten im Gesundheitswesen durch Cannabiskonsum? Wieso berichtet man nicht über die zu erwartende Belastung des Gesundheitssystems in Bezug auf steigende Armut und damit verbundene schlechte Ernährung, z.B. bei Harz IV Empfängern? Oder die Belastung des Gesundheitssystems durch Stresserkrankungen, die durch unbezahlte Überstunden verursacht wurden? Die häufigste Todesursache sind schließlich Herz-, Kreislauferkrankungen, also z.B Herzinfarkte, die oft durch Stress verursacht werden.

Und was das ganze rezeptfreie Zeugs aus der Apotheke alles so anrichten kann. Gut, dass das hier keine Kosten verursacht:
https://www.google.de/search?q=ibuprofe ... nt=gws-wiz
Argumentationshilfen für eine Legalisierung von Cannabis
viewtopic.php?f=11&t=113&p=95634#p95634
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bad guy
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Re: Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

Beitrag von bad guy »

Zudem kiffen etwa genauso viele wenn es legal ist, also ist keine nennenswerte zusätzliche Belastung zu befürchten.
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Steckling
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Re: Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

Beitrag von Steckling »

Über welche Kosten sprechen wir?
Kosten die direkt und mittelbar substanzinduziert entstehen.
NICHT Ausweichprodukte oder Streckmittel etc., keine Gegenrechnungen zu Alkohol oder Steuereinnahmen, keine Spekulation ob Cannabis tödlich sei oder nur grüner Kaffee, keine gesellschaftlichen Folgekosten der Prohibition.

Ich möchte lediglich die reinen Ausgaben beziffert wissen!
Behandlungskosten die nach ICD-10 F12 explizit dem Cannabisgebrauch zugeordnet werden können.
Ganz meinungsfrei.
Um Zahlen zu haben mit denen sich arbeiten lässt. ;)

Ich hatte bei meiner Krankenkasse angefragt, aber bekam auf Email keine Antwort, und am Fon kam ich als Privatperson nicht weiter als zum Callcenter-Schichtleiter. Für meine Anfrage, und es tat dem sympatischen Kerl wirklich aufrichtig leid, gibt es keine vorgesehene Anklickmöglichkeit in seiner Arbeitssoftware.
Irgendwoher kenn ich das.
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FraFraFrankenstein
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Re: Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

Beitrag von FraFraFrankenstein »

Es gibt wahrscheinlich viele Kiffer, die nicht pur rauchen, sondern immer mit Tabak gemischt und nie eine Konsumpause eingelegt haben. Die sind dann natürlich Tabakabhängig und haben dann starke Probleme, wenn sie mal aufhören wollen, oder müssen. Das schieben die meisten dann wahrscheinlich auf das Cannabis, obwohl sie sich selbst den Teufel mit dem Tabak ins Haus geholt haben. Echt schwierig.
Auf dem Schwarzmarkt gab es leider keine Beratung.

Das hat mit der Belastung des Gesundheitssystems natürlich nichts zu tun, aber ich glaube trotzdem, dass noch einiges an Aufklärung geleistet werden muss, wenn es denn endlich legal ist.

Ein Joint mit Tabak sollte zukünftig "Teufelsmischung" genannt werden, um auf die Schädlichkeit des Tabaks hinzuweisen.


EDIT: Ich erwarte auch keine ernsthafte Mehrbelastung des Gesundheitssystems. In einem öffentlichen Videogespräch der SPD ging es um mehr Stellen und Finanzierung in der Psychologie und Drogenberatung. Das ist aber eher eine Folge der Unterfinanzierung des Gesundheitssystems und hat auch nichts mit Mehrbedarf durch Kiffer zu tun.
FraFra
Zuletzt geändert von FraFraFrankenstein am Di 19. Jul 2022, 09:25, insgesamt 1-mal geändert.
Rauch gehört nicht in die Lunge. Rauchen ist die schlechteste Art Cannabis zu konsumieren. Vapen ist da wesentlich besser geeignet. Maximal 200°C
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Steckling
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Re: Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

Beitrag von Steckling »

@frafra Um NICHTS von dem Geschwurbel ging es in meiner präzisen Frage. Wiedermal.

Auch im Bundestag wurde diese Frage gestellt, und nicht beantwortet.
Mir sagte jemand was schlaues auf der HamCan: wir müssen den Entscheidungsträgern etwas zur Hand geben womit sie arbeiten können. Die sind willens, aber eben nicht "vom Fach", und dazu brauchen wir Kooperation.
Genau was ich hier schon immer anstoßen möchte.
Zahlen beziffern, Fakten benennen. Polemik nur solang sie Unterhaltungswert hat ;)

Also nochmal meine Frage in einfach:
Die UN warnt vor explodierenden Kosten des Gesundheitssystems.
WIE HOCH sind die erwarteten Mehr-Kosten?
Gibt es da konkrete Zahlen oder Studien nachzulesen irgendwo?
Immernoch illegal
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Re: Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

Beitrag von Immernoch illegal »

Das ist ja genau das Problem, dass nämlich diese Zahlen nicht existieren, da alles diesbezüglich, also auch künstliche Cannabinoide und der ganze Dreck, bisher unter ICD-10 f12 zusammengefasst werden, und somit eine reine Betrachtung der tatsächlichen cannabisbezogenen Zahlen unmöglich wird.
Ich meine, dass Georg in der DHV-News Folge, in der er den UN Bericht vorstellt gesagt hat, dass die WHO an einer besseren Klassifizierung, unterteilt nach echtem Cannabis, künstlichen Cannabinoiden, etc. arbeitet. Aber bis es diese Möglichkeit der getrennten Aufnahmegründe gibt, wird weiterhin alles undurchsichtig in einen Topf geworfen. Deshalb warnen ja die ganzen Cannabisgegner vor den steigenden Zahlen, weil sie durch die sinnlose Klassifizierung in ihren Aussagen bestätigt werden.
Daher sollte man besser, solange die Zahlen noch falsch dargestellt werden, die Menschen auf diese Problematik aufmerksam machen, und die steigenden Zahlen wo immer es geht mit dieser Argumentation entkräften. Wenn dann irgendwann die bereinigten echten Zahlen für Cannabis vorliegen, kann man sich als Vertreter der guten Sache darauf berufen, aber bis dahin ist Evidenz in diesem Bereich Mangelware.
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Steckling
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Re: Erwartete Belastung des Gesundheitssystems - bitte beziffern

Beitrag von Steckling »

Na so ein Mist.
Also reden wir bei der Warnung der UN von frei ersonnenen Untergangsszenarien ohne irgendwelche Belege??
Mir geht die Recherche aus, ich komm nicht weiter. Da sollte eine kleine Anfrage an den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages doch eigentlich helfen können?
Ach, die wurde schon vor 12 Jahren von der CDU beauftragt, aber das Ergebnis war nicht das erwünschte?
Na sowas...
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