Substanzismus
Verfasst: So 15. Apr 2018, 15:18
Kurz-Definition: Substanzismus ist eine Ideologie, die manche Drogen als besser bzw. schlechter ansieht, als andere.
Unsere Gesellschaft pflegt einen schizophrenen Umgang mit Drogen: Auf der einen Seite haben wir Politiker_innen, die Bier als „Grundnahrungsgmittel und Lebenselixier“ bezeichnen (Horst Seehofer) und der Meinung sind, mit zwei Maß (Liter) Bier intus könne man noch hervorragend Auto fahren (Günther Beckstein). Auf der anderen Seite werden harmlosere Drogen wie Cannabis als Teufelszeug, Einstiegsdroge, usw. dämonisiert und ihre Konsument_innen verfolgt wie Schwerverbrecher_innen.
Zum einen also Verharmlosung, Propagierung und Bevorzugung einer Droge wie Alkohol, die jährlich 74 000 Tote in Deutschland fordert, und die oftmals unreflektiert, alltäglich und gewohnheitsmäßig konsumiert wird, auf der anderen Seite Stigmatisierung, Kriminalisierung und Verurteilung illegalisierter Drogen und ihrer Konsument_innen.
Diese Doppelmoral hat einen Namen: Substanzismus, also der Glaube, dass (m)eine Droge besser ist, als alle anderen.
Alle Drogen sind gleich – aber manche Drogen sind gleicher
Entstanden ist der Begriff 2010 im Zuge einer Debatte um die Ausrichtung der Hanfparade: Ein Teil der Legalisierungsbefürworter_innen von Cannabis wurde dafür kritisiert, dass sie zwar eine Legalisierung und Entkriminalisierung von Cannabis forderten, die Legalisierung anderer Drogen aber ablehnten. Dies wurde als „Substanz-Faschismus“ oder „Substanzismus“ bezeichnet. Beide Begriffe meinen das gleiche, allerdings würde ich das neutralere „Substanzismus“ bevorzugen, da Nazi-Vergleiche selten zur Versachlichung von Debatten beitragen – und das hat die Debatte um Drogen-Legalisierung und -Regulierung dringend nötig.
Schaut man sich die Zahlen und Fakten zu den Schadenspotenzialen verschiedener Drogen an, ist nicht nachvollziehbar, warum die gefährlichsten Drogen (Alkohol und Tabak) legal sind, Drogen wie Cannabis, MDMA oder LSD hingegen illegal. Den 100 000 Menschen, die jährlich in Deutschland den Folgen des Rauchens sterben, stehen insgesamt 1 333 Tote gegenüber, die durch alle anderen illegalisierten Drogen verursacht wurden. Auch die Studie des britischen Drogenforschers David Nutt, der die verschiedenen Drogen auf ihr gesundheitliches und soziales Schadenspotenzial untersuchte, spricht eine klare Sprache: Alkohol landet hier auf Platz 1 der schädlichsten Substanzen, Tabak auf Platz 6.
(Quelle/Volltext: http://elfenbeinbungalow.de/2017/06/13/ ... tanzismus/)
Unsere Gesellschaft pflegt einen schizophrenen Umgang mit Drogen: Auf der einen Seite haben wir Politiker_innen, die Bier als „Grundnahrungsgmittel und Lebenselixier“ bezeichnen (Horst Seehofer) und der Meinung sind, mit zwei Maß (Liter) Bier intus könne man noch hervorragend Auto fahren (Günther Beckstein). Auf der anderen Seite werden harmlosere Drogen wie Cannabis als Teufelszeug, Einstiegsdroge, usw. dämonisiert und ihre Konsument_innen verfolgt wie Schwerverbrecher_innen.
Zum einen also Verharmlosung, Propagierung und Bevorzugung einer Droge wie Alkohol, die jährlich 74 000 Tote in Deutschland fordert, und die oftmals unreflektiert, alltäglich und gewohnheitsmäßig konsumiert wird, auf der anderen Seite Stigmatisierung, Kriminalisierung und Verurteilung illegalisierter Drogen und ihrer Konsument_innen.
Diese Doppelmoral hat einen Namen: Substanzismus, also der Glaube, dass (m)eine Droge besser ist, als alle anderen.
Alle Drogen sind gleich – aber manche Drogen sind gleicher
Entstanden ist der Begriff 2010 im Zuge einer Debatte um die Ausrichtung der Hanfparade: Ein Teil der Legalisierungsbefürworter_innen von Cannabis wurde dafür kritisiert, dass sie zwar eine Legalisierung und Entkriminalisierung von Cannabis forderten, die Legalisierung anderer Drogen aber ablehnten. Dies wurde als „Substanz-Faschismus“ oder „Substanzismus“ bezeichnet. Beide Begriffe meinen das gleiche, allerdings würde ich das neutralere „Substanzismus“ bevorzugen, da Nazi-Vergleiche selten zur Versachlichung von Debatten beitragen – und das hat die Debatte um Drogen-Legalisierung und -Regulierung dringend nötig.
Schaut man sich die Zahlen und Fakten zu den Schadenspotenzialen verschiedener Drogen an, ist nicht nachvollziehbar, warum die gefährlichsten Drogen (Alkohol und Tabak) legal sind, Drogen wie Cannabis, MDMA oder LSD hingegen illegal. Den 100 000 Menschen, die jährlich in Deutschland den Folgen des Rauchens sterben, stehen insgesamt 1 333 Tote gegenüber, die durch alle anderen illegalisierten Drogen verursacht wurden. Auch die Studie des britischen Drogenforschers David Nutt, der die verschiedenen Drogen auf ihr gesundheitliches und soziales Schadenspotenzial untersuchte, spricht eine klare Sprache: Alkohol landet hier auf Platz 1 der schädlichsten Substanzen, Tabak auf Platz 6.
(Quelle/Volltext: http://elfenbeinbungalow.de/2017/06/13/ ... tanzismus/)