Unfaires Urteil

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disliker
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Registriert: Mi 15. Feb 2012, 16:10

Unfaires Urteil

Beitrag von disliker »

Hi Leute,

im folgenden werde ich euch über die aktuelle Situation meines Freundes aufklären. Ich danke im voraus für eure kommentare und Meinungen.

Ende 2011 bekam mein Freund Post von der Polizei, in diesem Brief wurde er beschuldigt in einem zeitraum von 1 Monat, 2 Mal je 10g Cannabis von einer bestimmten Person gekauft zu haben. Diese bestimmte Person war ein früherer Schulkamarad meines Freundes und nebenbei auch kurzzeitig der dealer.

Wie wir kurz darauf erfuhren wurde diese Person von der Polizei geschnappt. Um die Strafen zu mindern entschloss sich diese Person, alle Leute die er Namentlich kennt zu verraten. Darunter auch meinen Freund.

Nach reifer Überlegung entschloss sich mein Freund keine Aussage zu machen. (Da es auch keine Beweise gab, nur die Aussage der Person)

Innerhalb wenigen Wochen bakam mein Freund Post von der Staatsanwaltschaft, die von Ihm 1000€ Strafe verlangte, desweiteren würde auch ein Eintrag ins Führungszeugnis erfolgen. Nach dieser Nachricht entschloss sich mein Freund wiederspruch einzulegen und eine Aussage zu machen, nähmlich die, dass er 2 mal je 2,5 g für den Eigengebrauch gekauft hat. Was auch der Wahrheit entspricht.

Nach der Gerichtsverhandlung heute das neue Urteil: (Ersttäter)
Schuldig auf den zweifachen Erwerb von illegalen Drogen in Höhe von je 10g. Konsequens 400€ Geldstrafe + Verfahrenskosten.

Es gibt keine Beweise, nur eine Aussage.

Meine Frage: wie kann das sein? Man hat nie Drogen bei ihm gefunden. Nie ein Positiven Drogentest. keine Kriminelle Vergangenheit. nix.

Mfg

An alle möchtegernrechtschreibspezialisten: für Rechtschreibung war keine Zeit.
Vorarim
Beiträge: 408
Registriert: Mo 13. Feb 2012, 13:09

Re: Unfaires Urteil

Beitrag von Vorarim »

Bei BTM-Delikten geht die Polizei häufig dazu über, eher demjenigen zu glauben, der sich durch eine Aussage selbst belasstet ( in eurem Fall eben der Dealer ). Daher auch überhaupt erst die "Anklage" obwohl hier rein theoretisch Aussage gegen Aussage gestanden hätte.

An eurer Stelle hätte ich zu dem Zeitpunkt, an dem bei mir der Wisch auf dem Tisch lag einen Anwalt eingeschaltet. Die Kosten wären geringer gewesen als die 1000 € Geldstrafe, evtl sogar geringer als die 400 € + Verfahrenkosten und er hätte euch anhand der dünnen Beweislast vielleicht sogar eher eine Einstellung verschafft.
(Mir stellt sich ohnehin die Frage, wieso das überhaupt zulässig ist.. Ansich könnt ich dann ja den kompletten Bundestag beschuldigen, den unfreundlichen Hausmeister, meinen Vermieter und sämtliche Lehrer, die mir damals das Leben schwer gemacht haben.. In so einer Situation ein Geständnis unter Aussicht auf Strafe zu erzwingen... naja.. )

Durch die Aussage habt ihr im Endeffekt die letzte "Trumpfkarte" gegen die Staatsanwaltschaft verspielt.
Hanfige Gruesse

Vorarim

Bot-Schrecken und Forenputze ;)

P.S. Habe ich einen Fehler gemacht? Dann schreibt mir einfache eine PN :)
Nordel
Beiträge: 288
Registriert: Fr 10. Feb 2012, 16:50

Re: Unfaires Urteil

Beitrag von Nordel »

disliker hat geschrieben:Ende 2011 bekam mein Freund Post von der Polizei, in diesem Brief wurde er beschuldigt in einem zeitraum von 1 Monat, 2 Mal je 10g Cannabis von einer bestimmten Person gekauft zu haben. Diese bestimmte Person war ein früherer Schulkamarad meines Freundes und nebenbei auch kurzzeitig der dealer. Wie wir kurz darauf erfuhren wurde diese Person von der Polizei geschnappt. Um die Strafen zu mindern entschloss sich diese Person, alle Leute die er Namentlich kennt zu verraten. Darunter auch meinen Freund.
Hallo disliker,

ich wollte nur kurz auf diese Minderung der Strafe eingehen. Falls euch ein Polizist so etwas vorschlagen sollte, dann geht niemals, wirklich niemals auf so etwas ein! Das ist ausschließlich eine Strategie um euch Hinweise zu entlocken, sodass ihr euch gegenseitig belastet. Ein Polizist hat gar keinen Einfluss auf die Strafe, er kann weder die Strafe mindern noch verschärfen! Leute die andere Verraten sind einfach Ratten, vor allem bringt es wie gesagt eh nichts! Wenn die Polizisten bei einem Bust den guten Kumpel spielen, dann ist es reine Fassade und dient nur dem Zweck euch Hinweise zu entlocken, die anschließend an den Staatsanwalt weitergeleitet werden und gegen euch verwendet werden.
Nach reifer Überlegung entschloss sich mein Freund keine Aussage zu machen. (Da es auch keine Beweise gab, nur die Aussage der Person)
Eine Aussage vor der Polizei sollte immer abgelehnt werden! Auch wenn ihr eine "Einladung" oder "Vorladung" der Polizei erhaltet, ihr müsst da nicht hingehen, es ist keine Pflicht da zu erscheinen. Denn da wird das gleiche Spiel getrieben, eure Aussagen werden gesammelt und an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Wenn ihr da eine Aussage macht, macht ihr es euren eigenen Anwalt nur komplizierter, weil er dann eingeschränkt wird bei seiner Strategie. Die Aussage zu verweigern war also vollkommen richtig gewesen!
Innerhalb wenigen Wochen bakam mein Freund Post von der Staatsanwaltschaft, die von Ihm 1000€ Strafe verlangte, desweiteren würde auch ein Eintrag ins Führungszeugnis erfolgen. Nach dieser Nachricht entschloss sich mein Freund wiederspruch einzulegen und eine Aussage zu machen, nähmlich die, dass er 2 mal je 2,5 g für den Eigengebrauch gekauft hat. Was auch der Wahrheit entspricht.
Hier hat dein Freund einen groben Fehler gemacht! Der Widerspruch war vollkommen in Ordnung, aber die Aussage hätte er weiterhin verweigern sollen. Wenn so ein Brief bei euch im Briefkasten landet, dann kontaktiert die Grüne-Hilfe und lasst euch einen vernünftigen Anwalt vermitteln, der sich auf diese Bereiche spezialisiert hat. Nehmt nicht irgendeinen Anwalt aus eurer Stadt, sondern sucht euch einen Spezialisten. Dein Freund hat hier bereits eine Straftat gestanden, auch wenn es nur 2 mal 2,5g waren, er hat sich am Handel beteiligt! Dass er sich so belastet war total unnötig und überhastet. Der bessere Weg wäre gewesen, sofort die Grüne-Hilfe anzurufen, sich einen Anwalt vermitteln zu lassen und über den Anwalt den Widerspruch einzulegen, dann wäre es auch nicht zum Geständnis einer Straftat gekommen.
Nach der Gerichtsverhandlung heute das neue Urteil: (Ersttäter)
Schuldig auf den zweifachen Erwerb von illegalen Drogen in Höhe von je 10g. Konsequens 400€ Geldstrafe + Verfahrenskosten. Es gibt keine Beweise, nur eine Aussage.
Wie das Gericht auf die 10g kommt, ist mir natürlich ein Rätsel, aber dass es keine Beweise für eine Straftat gab, ist so nicht richtig. Es gab einen Zeugen, der deinen Freund belastet hat und das Schlimmste, dein Freund hatte ja sozusagen ein Geständnis gemacht, das hat ihm den Kopf gekostet!
Meine Frage: wie kann das sein? Man hat nie Drogen bei ihm gefunden. Nie ein Positiven Drogentest. keine Kriminelle Vergangenheit. nix.
Wie bereits erwähnt, ich denke ausschlaggebend war sein Geständnis. Warum das Gericht nun auf die 10g bzw. 20g gekommen ist, kann ich allerdings nicht genau sagen. Es tut mir auf jeden Fall leid, was euch da passiert ist, das sind so die Gründe, warum sich hier unbedingt etwas ändern muss! Falls euch noch einmal so etwas passiert, dann ist der erste Schritt die Aussage zu verweigern und ein Anruf bei der Grünen-Hilfe. Der Rest wird euch dann erklärt, handelt bei so etwas nicht ohne Hilfe, damit könnt ihr euch nur schaden!

Nette Grüße
Nordel
"Wer die Wahrheit nicht kennt, ist nur ein Dummkopf. Wer sie aber kennt und sie eine Lüge nennt, ist ein Verbrecher." (Galileo Galilei)
Philebos
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Registriert: Mo 13. Feb 2012, 17:47

Re: Unfaires Urteil

Beitrag von Philebos »

hätte er nicht gestanden, bzw. alles abgestritten, wäre ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit garnichts passiert: Aussage gegen Aussage --> In dubio pro reo --> freispruch

Die meisten Bürger sind einfach zu wenig über ihre Rechte und das Funktionieren unseres Rechtssystems aufgeklärt. Deswegen halte ich es für unabdingbar, sich damit zu beschäftigen, wenn man ein illegales Hobby hat (wie wir).

Prinzipiell gilt: Keine Aussage ohne einen (kompetenten) Anwalt. Man kann immer sagen - wenn es einem zu unangehm ist, einfach nur zu schweigen, bzw. zu sagen, dass man die Aussage verweigert: Ich mache keine Aussagen ohne meinen Anwalt, das müssen Sie (lieber Polizist) verstehen, da ich mich zu wenig mit meinen eigenen Rechten auskenne.
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