Moin!
Da ich mich heute dazu entschlossen habe, Fördermitglied des DHV zu werden, möchte ich mich auch gerne bei Euch im Forum vorstellen und über meine Gründe sprechen, warum ich mich mit dem Thema Hanf als Medizin und Genußmittel beschäftige.
Ich bin Ende 30 und lebe und arbeite im Großraum Hamburg.
Von der Ausbildung her bin ich prom. Physiker, arbeite aber seit einigen Jahren in der Wirtschaft in einem leicht "fachfremden" Bereich ("Big Data" etc.).
Mit dem Thema Hanf bin ich tatsächlich erst vor relativ kurzer Zeit wirklich in Berührung gekommen, nämlich vor bummelig eineinhalb Jahren.
Warum so spät? Früher hat mich das Thema nicht interessiert und ich bin sicher, dass es vor ca. 15 Jahren oder so auch nichts für mich gewesen wäre.
Bevor ich die Gelegenheit hatte, mich mit dem Hanf anzufreunden, hatte ich mich intensiv mit dem Thema Hanf und andere Substanzen "theoretisch" auseinandergesetzt. Grund dafür war neben meinem Interesse an alten Kulturen auch z.B. die ewige Frage, was Bewusstsein ist und ausmacht (das Qualia-Problem und so). Und ganz einfach die positive Feststellung, dass das Universum (und damit auch wir) viel mehr ist, als das man es in ein paar banale Formeln pressen könnte.
In die Praxis umgesetzt bedeutete dies sehr schöne, entspannte Stunden bei guter Musik (60er Garage Rock!), guten Filmen (bin z.B. Columbo-Fan) und für mich sehr wertvolle, sinnstiftende innere Monologe die mich in meiner Persönlichkeit wirklich weiter gebracht haben ("assoziative Lockerung" ist was feines
).
Andere Substanzen interessieren mich zwar, habe aber nicht vor, mit ihnen zu experimentieren.
Ganz klar beobachte ich an mir eine positive Wirkung des Hanfs auf meine körperliche und psychische Gesundheit.
Seit meiner Jugend leide ich an Depressionen. Über die Jahrzehnte mal mehr oder weniger schlimm, es gab auch Phasen wo ich wirklich sehr depressiv war. Auch wenn sich das Gesamtbild in den letzten Jahren deutlich gebessert hat, eine depressive Grundpersönlichkeit werde ich wohl mein Leben lang haben. Entsprechend nehme ich Fluoxetin und Mirtazepin.
Vermutlich damit im Zusammenhang steht die Diagnose
"Visual Snow" (mein Neurologe hat sich gefreut mal einen Fall in der Praxis zu haben, leider konnten wir bislang keine konventionelle Therapie finden). Hinzu kommt eine
HLA-B27-assozierte gelegentliche Entzündung verschiedener Gelenke, dazu häufige Kopfschmerzen. Nicht zuletzt stand auch mal die Diagnose (bzw. eher der Verdacht) ADHS im Raum. Das ist aber bei meinen hiesigen Ärzten nicht vermerkt, da die Diagnose gestellt wurde, als ich längere Zeit im Ausland gelebt und gearbeitet hatte und ich hatte auf das Thema später dann kein Bock mehr - Ritalin hatte keinen Effekt, ausser das ich mich müde, aber gleichzeitig wie nach 10 Tassen Kaffee gefühlt habe.
Was passiert nun mit Hanf? Aufgrund meiner Depression hatte ich leichte Bedenken, ob eventuell Gedanken hochgespült werden, die ich vielleicht nicht im Bewusstsein wissen möchte. Allerdings war das Gegenteil der Fall. Tatsächlich fließen viele Gedanken und Gefühle durch den Kopf, auch solche, die mir bei klarem Bewusstsein unangenehm wären. Der Hanf hat mir aber gezeigt, dass ich vor mir und meiner Biographie keine Angst haben muss. Vielmehr habe ich für mich mitgenommen "Alter, was willst du denn? Du bist okay, gibt keinen Grund sich für irgendwas zu schämen, sich vor dir selbst zu verstecken oder Angst vor der Vergangenheit zu haben"). Entsprechend kann ich auch reflektierter und gelassener mit meinen Depressionen und persönlichen Defiziten umgehen.
Zum Thema Visual Snow beobachte ich zwar keine langfristige Besserung, aber wenn ich "drauf" bin beobachte ich durchaus Linderung und sogar die Möglichkeit, den Visual Snow durch Konzentration aktiv zu beinflussen und quasi in den Wahrnehmungshintergrund zu schieben. Hängt von der Sorte ab.
Auch bin ich, was meine Entzündungen betrifft, praktisch seit langem ohne Beschwerden. Auch Kopfschmerzen sind noch viele Tage nach dem Konsum kein Thema.
Geringe Dosen sorgen bei mir dafür, dass mir langweilige, repetitive Aufgaben, bei denen mir sonst wortwörtlich schlecht wird, viel besser und vor allem konzentrierter von der Hand gehen.
Wie Ihr seht hat Hanf mein Leben bisher sehr positiv beeinflusst. Aufgrund dieser Erfahrungen ist für mich selbstverständlich, dass Hanf als Medizin und Genußmittel legalisiert werden muss. Für erwachsene, reflektierte Menschen die Verantwortung für sich und ihre Umwelt übernehmen, versuchen sich selbst zu erkennen und bei allem im Leben Maß halten gibt es natürlich ganz und gar keinen nachvollziehbaren Grund, nicht Gras zu konsumieren wenn der Wunsch besteht. Menschen, die damit Probleme haben und vielleicht den Überblick verlieren benötigen - sofern sie es wollen - vernünftige und vor allem eine würdevolle Unterstützung statt was auf die Fresse in Form von Strafverfolgung. Letzters ist auch wirklich das, wovor ich Angst habe. Nicht nur, dass mich das psychisch wirklich fertig machen würde, ich habe auch Angst davor, mir langfristig (Job und so) negative Folgen einzuhandeln.
Daher würde ich auch sehr gerne den Versuch unternehmen, mit einem Arzt über eine eventuelle Verschreibung zu sprechen.
So, meine Vorstellung ist dann doch länger geworden als geplant. Egal - ich danke Euch fürs lesen und hoffe zukünftig in diesem Forum an interessanten Diskussionen teilhaben zu können.
Natürlich auch vielen, vielen Dank an den DHV für seine Arbeit!
Gruß,
Phil