Neurologe hat "Angst" vor Blüten

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SimonChristian
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Neurologe hat "Angst" vor Blüten

Beitrag von SimonChristian »

Moin,

ich bin seit 6 Jahren Cannabispatient. Seit 2 Jahren gottlob kein Sativex mehr denn ich habe es nicht vertragen, meine chronische Gastritis ist durchgedreht. Ich bekam dann 3 Monate Dronabinol, entdeckte dann Tilray, es war frisch "erschienen" und bekam dann bis Anfang letzten Jahres das 10/10 seitdem auch das 25er dazu.

Im Grunde bin ich halbwegs zufrieden damit aber es wird bei mir für viele Krankheiten eingesetzt:

- schwere Ganzkörperspastiken die auch die glatte Muskulatur betreffen
- schwere chronische Schmerzen
- schwerste Neuropathie der Füße
- schwerste Schlafstörungen

sowie diverse Nebendiagnosen die "Mitlaufen" - leider kam ich 2015 nicht mehr um eine kombinierte Baclofen-/Morphinpumpe rum, an sich nicht schlimm. Ich schaffte es dann mit Hilfe von TR die Dosisierungen gleichbleibend zu halten und konnte die täglichen Boligaben über die Pumpe von 1-3x täglich auf ca 1x monatlich reduzieren.

Ich persönlich bin pro Cannabis, ich sehe ja die Veränderungen, doch zufrieden bin ich nicht und würde daher gern lieber andere Sorten testen und "dampfen" denn zum Einen bin ich nahezu völlig austherapiert, die Neuropathie sorgt für grauenvolle Nächte, erst seit Ende Oktober habe ich eine halbwegs brauchbare Lösung in Form von Tramadol gefunden. Hier sind es pro Nacht zwischen 200 und 400mg. Dazu natürlich noch das MSI in der Pumpe für die anderen Schmerzen welches in etwa umgerechnet 230mg entspricht.

Mein Neurologe hat Angst vor Blüten usw. wegen möglicher Überdosierung usw. es war schon ein hartes Stück Arbeit ihn von TR zu überzeugen. Seit kurzem fängt er hier auch an mich Dosismäßig recht kurz zu halten, warum weiß ich nicht, ich bekomme momentan nur jeweils eine Flasche pro Quartal. Bisher wusste ich das nur nicht, bemerkt habe ich es weil ich mir vor Weihnachten immer meinen Medikamentenbestand auffülle um a) auf der sicheren Seite zu sein, b) nicht gleich im Januar rennen zu müssen. Ich hatte wie immer, alles benötigte geordert, darunter auch Tilray und mein Clonazepam. Ich bekam es nicht mit der Begründung er habe sich ausgerechnet dass das TR noch bis Januar reichen muss (tut es theoretisch auch). Ich hatte keine Chance mehr ihn zu kontaktieren und es ihm zu erklären. (Es liegt keinerlei Befristung vor) Dazu kennt er mich seit fast 7 Jahren, weiß dass ich das jedes Jahr mache und mit meinen Medikamenten sehr verantwortungsvoll umgehe.

Wie auch immer.... ich habe schon mehrfach das Thema Blüten angesprochen, da ich glaube dass man Sorten finden könnte durch die sich der Gesamtzustand weiter verbessern und z.B. Clonazepam, welches seit 6 Jahren eingenommen wird, reduzieren ließe. Dem stimmt er auch zu aber er hat einfach Angst ich könnte überdosieren usw. er findet dass die Dosierung mit Blüten schlicht zu ungenau ist. Da ich ihn kenne weiß ich dass ich ihm Zeit geben muss und einfach nicht locker lassen darf. Doch hier scheint das nicht zu klappen und ich bin so langsam genervt. Denn meine Medikation sieht derzeit so aus: Clonazepam 2,5mg zur Nacht, Morphin eben die 230 bei Boligaben kommen jeweils 30mg bis zu 6x täglich dazu, wenn ich diese ausnutzen müsste. Baclofen sind umgerechnet 18mg sowie 0,3mg bei Boligaben, dann 2x 100mg Tramadol retard + 2x50mg als Brause, 750mg Chloralhydrat, Esomeprazol, Tilray zur Nacht jeweils 0,2ml also 5mg + 2mg . Dazu diverse Bedarfsmedikamente unter denen alles vertreten ist, also Benzodiazepine, Analgetika, Muskelrelaxanzien usw.

Jeder würde jetzt vermutlich sagen "Arztwechsel" Aber, da viele Sachen bei mir wirklich extrem komplex sind, ineinander greifen usw. dauert es oft Jahre lang einen Arzt zu finden der die nötig Kompetenz besitzt und sich "mich auch zutraut" bzw. die Zusammennarbeit mit mir, den anderen Ärzten. Deshalb ist das in diesem Fall leider keine Option.

Ich bin insgesamt auch sehr froh ihn zu haben denn er ist an sich sehr kompetent, wir arbeiten zusammen, sprich ich bringe auch immer mal Ideen, Vorschläge usw. ein und umgekehrt und er gehört nicht zu der Sorte Arzt die sich über alles stellen, im Gegenteil. Nur was die Blüten angeht beiße ich bei ihm absolut auf Granit, er versteht zwar meine Begründung aber er traut sich, trotz allem Vertrauen einfach nicht, dazu sei vielleicht noch gesagt, bevor ich mit Tilray damals kam arbeitete er nur mit Sativex. So ganz verstehen tue ich es nicht denn er hat viele Spastiker als Patienten weil er u.a. auch Vorstand im MS-Verband ist.

Habt ihr Ideen wie ich ihn vielleicht doch noch überzeugen könnte? Danke!
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Martin Mainz
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Re: Neurologe hat "Angst" vor Blüten

Beitrag von Martin Mainz »

Hallo. Ich hab mal ein paar Absätze in deinen Text gebaut zur besseren Lesbarkeit.

Erzähl ihm doch, daß es Kapseln und Mikrowaage für die genaue Dosierung gibt. Überdosieren ist zwar theoretisch möglich, aber das Resultat ist lediglich, daß man ein Schläfchen hält und dann ist wieder gut.
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SimonChristian
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Re: Neurologe hat "Angst" vor Blüten

Beitrag von SimonChristian »

Danke Martin,

eigentlich vergesse ich die Absätze nicht, bin ja selbst Gruppen-/Forenleiter. :shock: Sorry, hatte den Text nicht nochmal kontrolliert.

Hmm ich hab ihm schon gesagt dass diese Möglichkeit besteht, trotzdem ist bei ihm da, warum auch immer, die Angst zu groß, ich muss dazu sagen ich zähle das Tilray nicht in Tropfen sondern ziehe es auf Feindosisspritzen auf, wie alle meine Flüssigen Medis denn Tropfenzählen bzw. Flasche halten klappt motorisch nur schwer.

Ich verstehe es auch nicht, er ist per se pro Cannabis, aber allein bei der Neuropathie hab ich mich über 2 Jahre gequält, bis zu 15x pro Nacht hoch, Füße mit CBD-Balsam eingerieben, der kurze Zeit Linderung brachte und wieder maximal 2 Stunden Schlaf, so zog sich das.... Gabapentin "musste" ich nehmen, gegen Lyrica bzw. Pregabalin hab ich mich immer gewehrt. Er möchte auch das Clonazepam rauswerfen - was auch in meinem Interesse ist - aber da ich 2015 bereits Diazepam ausgeschlichen-/entzogen habe weiß ich was das für ein langer Prozess ist, auch dass es keinen Sinn hat es zu versuchen wenn man vom Kopf her nicht "frei" ist.

Das Tramadol hab ich auch nur durch Eigenrecherche entdeckt, denn es ist kaum bekannt dass es bei Neuropathien hilft, ich habe durch Zufall - ich nahm zu der Zeit, auch gegen die Neuro, Oxycodon, das war aus. So hab ich mir von meiner Tante die Umgerechnete Dosis Tramadol geliehen und hatte erstmals seit über 2 Jahren einige Stunden Ruhe. Daraufhin hab ich mich dann schlau gemacht und rum probiert, ich hab ihm das dann beim nächsten Termin erzählt, seither gehört Tramadol jede Nacht mit dazu, anstatt Oxy. In der ersten Zeit war ich einfach nur froh endlich wieder mehr Schlaf zu bekommen, kann man sich ja denken. Inzwischen regt es mich auf denn ich bleibe nach wie vor davon überzeugt dass mit der/den richtigen Cannabissorten mindestens 2 Medis raus könnten. Hmm... vielleicht finde ich noch eine Lösung ihn zu überzeugen.
moepens
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Re: Neurologe hat "Angst" vor Blüten

Beitrag von moepens »

Es kommt auch vor dass Ärzte nicht von Blüten auf Extrakte wechseln möchten aber ebenfalls mit dieser Art der Anwendung kein Problem haben. Könnte daran liegen dass es wegen der Prohibition meist nur schwache Evidenz und wenig Erfahrungen gibt und die Vorgaben und Kontrollen bei Btm sehr strikt sind...
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