Brainstorming zum Thema medizinisches Cannabis

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Doc_A
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Brainstorming zum Thema medizinisches Cannabis

Beitrag von Doc_A »

Vorneweg: Ich kenne die echten Fachpublikationen zur medizinischen Anwendung und Wirkstoffanalytik nicht, möchte aber ein paar Gedanken loswerden.

Wenn man sich anschaut, was (trivial) im Internet zum Thema gesagt wird, scheint klar zu sein, daß es "das Cannabis" so nicht gibt. Das äußert sich beispielsweise in den beschriebenen unterschiedlichen Wirkungen der einzelnen "Strains". Nach dem, was ich im Netz gelesen habe (triviale Quellen), können sich sogar die Wirkungen der einzelnen Pflanzen-Individuen unterscheiden, die aus Samen des gleichen Strains des gleichen Züchters gezogen wurden.

Diese Wirkungen ergeben sich aus der Zusammensetzung des Harzes, das von der jeweiligen Pflanze gebildet wird. Für mich scheint es, als ob jedes einzelne Individuum seine eigene Harzzusammensetzung besitzt. (fingerprint-Profil)

Wenn meine Theorie stimmt, hat jede (aus Samen gezogene) Einzel-Pflanze (Individuum) ihre ganz eigene medizinische und auch sonstige Wirkung. Die Pflanzen eines Strains zeigen durch ihre nähere Verwandschaft ähnliche Wirkungen, Pflanzen verschiedener Strains weichen in ihrer Wirkung voneinander ab.

Cannabis kann durch zwei verschiedene Methoden vermehrt werden. Es gibt die geschlechtliche Vermehrung (Samenbildung durch Befruchtung einer weiblichen durch den Pollen einer männlichen Pflanze) und die ungeschlechtliche Vermehrung (Stecklinge/Ableger). Bei der geschlechtlichen Vermehrung ergibt sich die Genetik der Pflanze aus der Kombination der Gene der Eltern. Bei der ungeschlechtlichen Vermehrung wird eine genetische Identität postuliert ("Klonierung"). Ich weiß nicht, ob es valide Forschungsergebnisse gibt, die belegen, daß sich hierbei auch (zumindest nahezu) identische Harzzusammensetzungen für alle Individuen ergeben. Es ist denkbar, daß Faktoren wie Krankheiten, Mängel und unterschiedliche Licht- oder Düngermengen einen geringen Einfluß auf die Harzzusammensetzungen ausüben.

Für die Anwendung von Cannabis als Medizin bei verschiedenen Krankheiten haben diese Umstände natürlich eine große Auswirkung. Man liest oft, daß Cannabis bei der gleichen Krankheit bei verschiedenen Personen unterschiedlich wirkt. Dies wird oft ausschließlich mit der Unterschiedlichkeit der behandelten Personen begründet. Eine weitere Frage müßte lauten, ob da überhaupt das selbe Präparat (Cannabis mit zumindest sehr ähnlicher Harzzusammensetzung) verabreicht wurde. Noch schwieriger ist die Antwort auf die Frage, ob die selbe Krankheit bei verschiedenen Patienten mit unterschiedlichen Pflanzen behandelt werden müßte, um zu helfen.

Es stellt sich nun die Frage, wie man mit diesem Wissen die medizinische Anwendung organisiert. Es müsste zum einen das Wissen über die medizinischen Wirkungen von Pflanzen mit ihrer individuellen Harzzusammensetzung weitergegeben werden und eine Versorgung mit Stecklingen oder fertigen Blüten dieser "einzelnen Pflanze" gewährleistet sein.

Wenn ich richtig informiert bin, können in D legal Sativex und Dronabinol angewendet werden, die, im pharmazeutischen Sinne standardisiert sind. Dies heißt, daß in jedem der Präparate eine definierte Wirkstoffzusammensetzung vorliegt und die dadurch evtl. limitierte Anwendungsbereiche haben. Zu den beiden "echten" Medikamenten kommen dann noch die vier "natürlichen" Blüten-Präparate der niederländischen Firma Bedrocan, die in D via Ausnahmegenehmigung erhältlich sind. Wenn man davon ausgeht, daß die Bedrocan-Sorten durch Stecklingszucht produziert werden und diese "Klonierung" wirklich zu einigermaßen identischen Produkten führt, stehen uns in D "nur" sechs verschiedene medizinische Cannabismedikamente zur Verfügung.

In den US-Staaten, in denen eine "laxe" Umgangsweise mit medizinischem Cannabis praktiziert wird, läuft viel über direkten Erfahrungsaustausch im privaten und beruflichen Umfeld sowie über das Internet. Vermutlich (bzw. hoffentlich) gibt es in diesen US-Staaten inzwischen auch einen Haufen Ärzte, die Erfahrung mit dieser Problematik haben und ihr Wissen fundiert und seriös weitergeben. Eine praktische (und maximal sinnvolle) Anwendung kann es aber nur geben, wenn die Patienten an die "richtigen" Blüten kommen. Es läuft dort vermutlich viel über eine 'trial and error'-Methode, die aber wohl aufgrund von wachsenden Erfahrungswerten ständig verfeinert wird. Wenn dort von einem Patienten die richtige Sorte in einer Dispensary gefunden wurde, ist der Patient darauf angewiesen, daß sich bei dieser Sorte die Harzzusammensetzung nicht ändert. Dies kann nur gewährleistet werden, wenn mit Stecklingen gearbeitet wird (was wohl der Fall ist) und die individuelle Genetik gesichert ist (Mutterpflanzen an verschiedenen Orten und in genügender Zahl).

Wenn man in die USA schaut, muß man sich fragen, ob es sinnvoll ist, in pharmazeutischer Oberlehrermanier auf eine akkurate Standardisierung der zigtausend "Sorten" zu bestehen. Dies bei einem "Medikament", dessen Sicherheit (Nebenwirkungen) jedem Pharmazeuten eigentlich Freudentränen ins Gesicht zaubern sollte (frei nach Grotenhermen).
:shock:
Ruby
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Fraagender

Re: Brainstorming zum Thema medizinisches Cannabis

Beitrag von Fraagender »

Sollte Cannabis legalisiert werden, wäre es wichtig für die Patienten die sich selbst versorgen, mehr als drei Pflanzen (Vorschlag der Grünen) anbauen zu dürfen. Für viele ist es wichtig gleichbleibende Qualität zu erzeugen, was die Haltung von Mutterpflanzen bedarf. Eine bessere Lösung als "3 Pflanzen erlaubt" wäre - wenn es z.B. hieße "3 blühende Pflanzen, 6 Pflanzen im Wachstum (Mutterpflanze und Stecklinge)"

Gruß
Ruby
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Re: Brainstorming zum Thema medizinisches Cannabis

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Fraagender

Re: Brainstorming zum Thema medizinisches Cannabis

Beitrag von Fraagender »

@Ruby: Klingt recht düster...

Drei Pflanzen könnten schon reichen - wenn man sie lang genug im Wachstum hält - dann füllen auch drei Stück einen Quadratmeter.

Habe mir nochmals die Seite von Bedrocan angesehen. Wenn man auf die englische Version wechselt, sieht man, dass Bedrocan mittlerweile eine reine Sativa, eine reine Indica und eine "Viel CBD - wenig THC" im Angebot hat. Ist schonmal besser als gar nichts :shock:
Ruby
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Re: Brainstorming zum Thema medizinisches Cannabis

Beitrag von Ruby »

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Fraagender

Re: Brainstorming zum Thema medizinisches Cannabis

Beitrag von Fraagender »

Aber mal Butter bei die Fische...

die meisten Patienten wären froh, wenn sie überhaupt anbauen dürften. Auch wenn sie jedesmal Samen zum keimen bringen. Das Totschlagargument, dass ein Patient nicht die selbe gleichbleibende Qualität erzeugen kann, wie eine große Firma, bringt einen auch nicht weiter...

Wenn der Gesetzgeber weiterhin auf dem Argument besteht, ist das nur von Nachteil.
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