Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

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Aleã
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Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von Aleã »

Scheinbar je mehr um eine Droge debattiert wird, desto mehr unterschiedliche Begriffe gibt es, die die Diskussion behindern.

Auch das über Dronabinol manchmal von "halbsynthetisches, "synthetisches" oder "vollsynthetisches" THC gesprochen wird schafft weitere Verwirrung. Wenn vom "importiertem synthetischem THC" gesprochen wird, erst recht.

Hier gibt es einen Artikel, der die Unterschiede erläutern soll:
http://www.drugscience.org/Archive/bcr3/n3_Marinol.html

Marinol, Dronabinol sind also alle Delta-9-THC, nur halt mit "besser klingendem" Namen, während das "echte, natürliche", wenn auch identische Delta-9-THC weiterhin eine "Schedule I drug" ist.

"Marinol ist also der Handelsname eines Fertigarzneimittels bestehend aus Kapseln mit der Substanz Dronabinol, welches in Wahrheit Delta-9-THC ist, welches verboten ist - im Gegensatz zu Dronabinol."

Also das muss man erst einmal verstehen! :shock:

Einige Fragen habe ich dennoch:
Woraus wird das THC in Marinol hergestellt? Ist es vollsynthetisch oder halbsynthetisch (aus Nutzhanf)?
Ist das THC im Marinol aus Deutschland importiertes (halbsynthetisches) Dronabinol?
Wenn ja: Bedeutet das, würde ein Patient hierzulande Marinol bestellen würde zuerst Dronabinol von Deutschland aus verschickt werden, in der USA in eine Kapsel gepresst und wieder zurück nach Deutschland zum Patienten?

Mir ist der Ursprung bei dieser ganzen namentlichen Verwirrung nicht mehr klar. Wenn von Dronabinol gesprochen wird, ist damit immer die Substanz aus Deutschland gemeint oder nur ein anderes Wort für "legales THC" im Gegensatz zu "THC" ?

Der Name entscheidet also ob eine Substanz legal oder illegal besessen werden darf? :roll:

(zuletzt editiert wegen: Richtigstellung von Delta-9-thc)
Zuletzt geändert von Aleã am Mo 7. Jan 2013, 15:59, insgesamt 2-mal geändert.
Florian Rister
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von Florian Rister »

Soweit ich weiß, wird Marinol genauso wie Dronabinol aus Nutzhanf gewonnen. Marinol ist der Handelsname, wird als Fertigarznei hergestellt und in den USA und einigen anderen Ländern vertrieben, während Dronabinol in Deutschland von Apothekern angemischt wird. Der Wirkstoff ist jedoch identisch.

Dronabinol wäre also demnach quasi Acetylsalicylsäure und Marinol Aspirin. Hoffe das ist verständlich
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bushdoctor
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von bushdoctor »

Aleã, da hast Du eine sehr guten Betrag geschrieben, den ich versuchen werde, so gut wie möglich zu beantworten.
Aleã hat geschrieben:Scheinbar je mehr um eine Droge debattiert wird, desto mehr unterschiedliche Begriffe gibt es, die die Diskussion behindern.
Das ist ein ganz normaler Vorgang in unserer Gesellschaft. Ich nenne es - in Abwandlung des alt-römischen Mottos:
"Verwirre und herrsche!"

Zuersteinmal sollte man wissen, dass sich der Begriff "Dronabinol" als Bezeichnung für "Tetrahydrocannabinol" in der Wissenschaftsprache der Medizin und Pharmakologie durchgesetzt hat.

Warum? So konnte man vermutlich am Anfang leichter in Anbetracht der stupiden Gesetzgebung darüber reden... (?)

=> Verwirre und herrsche! ;-)

Ferner sollte man sich, um die Dinge näher betrachten und "entwirren" zu können, etwas mit (organischer) Chemie und Strukturformeln auskennen.

THC hat die Summenformel: C21 H30 O2
21 Kohlenstoffatome, 30 Wasserstoffatome, zwei Sauerstoffatome

Nun sagt die Summenformel noch nichts über die "Lage im Raum" und die Art der Verbindungen aus.
Dafür gibt es die Strukturformel (siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Tetrahydrocannabinol

Alles was diese Strukturformel hat heißt dann Dronabinol = THC

Die Strukturformel ist aber nur "2D" und beinhaltet somit nur die Art der Verbindungen und nicht die "Lage im Raum"

Spätestens hier wirds kompliziert... Kein Mensch weiß, was ein "Atom" wirklich ist... das könnt ihr mir jetzt Glauben oder selber versuchen, es herauszufinden... spätestens bei "Quantenmechanik" höhren die meisten auf, es näher wissen zu wollen ;-)

Die Wissenschaft behilft sich gerne mit dem Kalottenmodel, was zwar sehr hübsch aussieht, aber leider zu statisch ist, denn das gesamte Molekülgebilde "wabbert und vibiert" ständig, es schwingt und oszilliert. Und genau hier steckt meiner Meinung nach die "Information" drin, die bestimmt "von welchem Geist" dieses Molekül ist... aber das führt vom Thema weg! ;-)

Das Kalottenmodel des THC kann man auf der Wikipedia-Seite ebenfalls finden.
Aleã hat geschrieben: Woraus wird das THC in Marinol hergestellt? Ist es vollsynthetisch oder halbsynthetisch (aus Nutzhanf)?
Wenn man es schafft 21 Kohlenstoffatome, 30 Wasserstoffatome und zwei Sauerstoffatome im "Raum" so anzuordnen, wie in obigem Kalottenmodell angegeben ist, dann hat man per Definition Dronabinol=THC hergestellt. Und genau DAS machen die Pharmafirmen, wenn sie Marinol (=Handelsname) herstellen. Das ganze passiert mehr oder weniger im "Reagenzglas".

Dieses "THC-Molekül" hat nie eine Pflanze gesehen.
Es trägt folglich auch nicht die "Information" der Pflanze, schwingt und osziliert anders... wirkt aber ähnlich und hat die gleichen chemisch-physikalischen Eigenschaften.

Man spricht bei Marinol von voll-synthetischem THC
Aleã hat geschrieben: Ist das THC im Marinol aus Deutschland importiertes (halbsynthetisches) Dronabinol?
Wenn ja: Bedeutet das, würde ein Patient hierzulande Marinol bestellen würde zuerst Dronabinol von Deutschland aus verschickt werden, in der USA in eine Kapsel gepresst und wieder zurück nach Deutschland zum Patienten?
Ich hoffe, dass die Antwort nun leicht fällt: Nein, Marinol wird vollständig synthetisiert.

Das in Deutschland erhältliche Rezepturarzneimittel "Dronabinol" (Anlage III BtmG) könnte auch aus einem natürlichen THC-Auszug angefertigt werden. Weil es aber in der BRD rechtliche Einschränkungen gibt, nimmt man den Umweg über Nutzhanf, dessen CDB über ein chemisch-physikalisches Verfahren in THC "umgelagert" und isoliert wird.
Bei diesem Verfahren handelt es sich um eine Teil-Synthese, da ein "natürliches" Ausgangsmolekül über ein technisches (synthetisches) Verfahren nur zum Teil verändert wird.

Wer nicht glaubt, dass ähnliche chemische Strukturformel nicht unbedingt ähnliche Wirkung bedeuten muss, dem rate ich, sich einmal mit der Biochemie von Fettsäuren zu beschäftigen:

Speziell mit trans-Fettsäuren.
Einen Einstieg hierzu bietet hierfür folgendes 6min-Video: Gefährliche Transfette im Essen
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overturn
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von overturn »

Hallo, bushdoctor!
bushdoctor hat geschrieben: Zuersteinmal sollte man wissen, dass sich der Begriff "Dronabinol" als Bezeichnung für "Tetrahydrocannabinol" in der Wissenschaftsprache der Medizin und Pharmakologie durchgesetzt hat.
Das kann ich nicht bestätigen, und dem sollte auch nicht so sein - ich bezweifle aber keineswegs, dass dies an verschiedener Stelle versucht wird. Eventuell beziehst du dich aber auch lediglich auf dessen Status als INN. (Internationaler Freiname)
bushdoctor hat geschrieben: Ich hoffe, dass die Antwort nun leicht fällt: Nein, Marinol wird vollständig synthetisiert.
Das ist nicht korrekt. Deine Erklärung, wie das synthetische THC gewonnen wird, hingegen schon. Es handelt sich hierbei also um keine Totalsynthese, und deswegen auch um ein halbsynthetisches Präparat.

Grüße!
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bushdoctor
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von bushdoctor »

overturn hat geschrieben:
bushdoctor hat geschrieben: Zuersteinmal sollte man wissen, dass sich der Begriff "Dronabinol" als Bezeichnung für "Tetrahydrocannabinol" in der Wissenschaftsprache der Medizin und Pharmakologie durchgesetzt hat.
Das kann ich nicht bestätigen, und dem sollte auch nicht so sein - ich bezweifle aber keineswegs, dass dies an verschiedener Stelle versucht wird. Eventuell beziehst du dich aber auch lediglich auf dessen Status als INN. (Internationaler Freiname)
Da hast Du natürlich recht! Dronabinol ist der Internationale Freiname für Delta9-THC und wird im alltäglichen (wissenschaftlichen) Sprachgebrauch oft synonym verwendet.
=> verwirre und herrsche ;-)
bushdoctor hat geschrieben: Ich hoffe, dass die Antwort nun leicht fällt: Nein, Marinol wird vollständig synthetisiert.
Das ist nicht korrekt. Deine Erklärung, wie das synthetische THC gewonnen wird, hingegen schon. Es handelt sich hierbei also um keine Totalsynthese, und deswegen auch um ein halbsynthetisches Präparat.
[/quote]
Hast Du Quellen, wie Marinol synthetisiert wird? Ich konnte darüber nichts finden ausser das es "man-made THC" ist. Würde mich echt interessieren...

Ich denke auch, wir sollten die Begrifflichkeiten "synthetisch", "teil-synthetisch", "natürlich" ersteinmal für uns definieren, sonst reden wir aneinander vorbei und verwirren nur unnötig.

Das chemisch-physikalische Zusammenbauen von Molkülen ist chemisch immer eine Synthese. Ob dies nun durch einen biochemischen natürlichen Prozess - wie in der Pflanze - geschieht oder in einer "künstlichen Umgebung" in einem Reagenzglas, spielt für den Begriff "Synthese" keine Rolle.

Ich fasse "synthetisch" als Gegenteil von "natürlich" auf, was dann wiederum dazu führt, dass ich aus CBD gewonnenes THC als "teil-synthetisch" bezeichne, weil die Ausgangsbasis ein "natürliches", von der Pflanze gemachtes, Molekül ist und durch einen synthetischen Prozess eben zum TEIL verändert wird.

Wissenschaftlich sauber ist diese Definition sicher nicht, aber für die Kommunikation mit Laien durchaus praktisch, weil es dadurch gelingt, den Fokus auf die Unterscheidung NATÜRLICH (vollständig durch Mutter Natur geschenkt) und KÜNSTLICH (vom Menschen gemacht) zu richten. Dies entspricht meiner Erfahrung nach auch dem Empfinden der meisten Gesprächspartner.

Fassen wir aber den Diskussions-Stand hier nochmal zusammen:

Dronabinol
= internationaler Freiname für Delta9-THC

in der BRD verschreibungsfähiges Dronabinol: synthetisches Delta9-THC, das aus natürlichem CBD teil-synthetisiert wird

Marinol= eingetragenes Warenzeichen (TM) der Firma Unimed Pharmaceuticals. enthält Delta9-THC, das (teil?)synthetisch hergestellt wird.
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overturn
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von overturn »

Hallo, bushdoctor!
bushdoctor hat geschrieben: Ich fasse "synthetisch" als Gegenteil von "natürlich" auf, was dann wiederum dazu führt, dass ich aus CBD gewonnenes THC als "teil-synthetisch" bezeichne, weil die Ausgangsbasis ein "natürliches", von der Pflanze gemachtes, Molekül ist und durch einen synthetischen Prozess eben zum TEIL verändert wird.

Wissenschaftlich sauber ist diese Definition sicher nicht, aber für die Kommunikation mit Laien durchaus praktisch, weil es dadurch gelingt, den Fokus auf die Unterscheidung NATÜRLICH (vollständig durch Mutter Natur geschenkt) und KÜNSTLICH (vom Menschen gemacht) zu richten.
Im Wesentlichen, durchaus ,) An diesem Punkt überkommt mich ja auch die Verwunderung, weil du den Herstellungsprozess doch selbst benennst, und an der wichtigen Stelle auch durchaus differenzierst. Sobald ein organischer Ausgangsstoff vorhanden ist, spricht man von "halbsynthetisch" (oder auch, wie du es nennst, "teil-synthetisch"). Bei den beiden Beispielen, handelt es sich um das gleiche (halb-)synthetische THC - in unterschiedlicher Verpackung (s. grooovemans Beitrag).

Grüße!
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bushdoctor
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von bushdoctor »

@overturn: Da hab ich wieder was gelernt! Danke! Man lernt ja nie aus...

In den chemisch-physikalischen Dingen scheinst Du mir der Experte hier zu sein. Ich habe nur "gesundes Halbwissen" das zum Großteil noch aus meiner Schulzeit stammt. Seit 15 Jahren habe ich keinen Chemiesaal mehr von innen gesehen. ;-)

Ich bitte die wissenschaftlichen Ungenauigkeiten zu entschuldigen und werde mich in Zukunft bemühen exakter zu formulieren...

Trotzdem würde ich gerne eine Quelle für die Synthese von Marinol wissen, denn ich konnte bisher echt nix dazu finden. Mir war eben nur noch im Hinterkopf, irgendwo gelesen zu haben, dass Marinol voll-synthetisch sei. Aber vermutlich las ich nur einen Artikel (ist schon sehr lange her), in dem eben auch wissenschaftlich "unsauber" formuliert wurde.

Im Endeffekt stelle ich es mir auch sehr schwierig vor so ein komplexes Molekül wie Delta9-THC quasi "aus dem Nichts" zu erschaffen (Ausgangsstoffe: zb. Acetylsalicylsäure, Ethanol, Butan und ein bißchen Glukose ;-) )
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Aleã
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von Aleã »

Alleine das Wort Marinol könnte eine Manipulation darstellen:
- Marinol
- Marihuana

Soll vielleicht suggerieren, dass Marinol Marihuana als Medizin ganz ersetzen könnte und letzteres niemand bräuchte, was natürlich nicht ganz der Realität entspricht...
bushdoctor hat geschrieben: Trotzdem würde ich gerne eine Quelle für die Synthese von Marinol wissen, denn ich konnte bisher echt nix dazu finden. Mir war eben nur noch im Hinterkopf, irgendwo gelesen zu haben, dass Marinol voll-synthetisch sei. Aber vermutlich las ich nur einen Artikel (ist schon sehr lange her), in dem eben auch wissenschaftlich "unsauber" formuliert wurde.
Daran habe ich auch gedacht. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um Nabilon (http://de.wikipedia.org/wiki/Nabilon): - "Nabilon (Handelsname: Cesamet® (USA, GB)) ist ein vollsynthetisches Derivat des Δ9-Tetrahydrocannabinols."

Um nicht weitere Verwirrung zu stiften in vereinfachter Kurzform: Nabilon ist ein künstliches Cannabinoid.
Im Endeffekt stelle ich es mir auch sehr schwierig vor so ein komplexes Molekül wie Delta9-THC quasi "aus dem Nichts" zu erschaffen (Ausgangsstoffe: zb. Acetylsalicylsäure, Ethanol, Butan und ein bißchen Glukose ;-) )
Scheint tatsächlich sehr komplex zu sein. Jedoch bin ich kein Chemiker und meine Meinung basiert nur auf den kurzen Blick von Synthesewegen "leichterer" Strukturformeln von Medikamenten. Aus rechtlichen Gründen gebe ich lieber keinen Link.
Marinol= eingetragenes Warenzeichen (TM) der Firma Unimed Pharmaceuticals. enthält Delta9-THC, das (teil?)synthetisch hergestellt wird.
Unimed Pharmaceuticals? Die machen sonst Augentropfen...
Nach dieser Beschreibung von Dailymed sind auch andere Firmen beschäftigt:
Manufactured by:
Banner Pharmacaps, Inc.
High Point, NC 27265

For:
Abbott Laboratories
North Chicago, IL 60064, U.S.A.

500013 1E Rev Mar 2010
© 2010 Abbott Laboratories
NDC 0051–0023–21
60 Capsules 10 mg
MARINOL® CIII (DRONABINOL) Capsules
Marketed by: Abbott Laboratories North Chicago, IL, 60064, U.S.A.
Verwirrung bis ins kleinste Detail?

Hier sind einige Links mit großen Textblöchen über Marinol, vielleicht findet sich da irgendetwas über die Synthese. (Momentan bin ich sehr auf den Sprung...) Die Existenz von Marinol hat aber scheinbar nur politische Gründe, nicht Gesundheitliche oder wegen der medizinischen Notwendigkeit. Wie viele Firmen beteiligt sind und wie die Politik alles genehmigen und regulierte, fällt meiner Meinung nach auf:

http://members.iowatelecom.net/sharkhau ... ml#marinol
http://antiquecannabisbook.com/chap20/NewMarinol.htm
http://medicalmarijuana.procon.org/view ... nID=000089

Ein Gedankenblitz: Ist nicht sogar der Anbau von THC-armen "Nutzhanf" in den USA verboten? (bzw. gewesen) Das schließt natürlich es nicht ganz aus, aber es macht die Wahrscheinlichkeit geringer, dass das Dronabinol (THC) in Marinol überhaupt halb-synthetisch aus Hanf-CBD hergestellt wurde.

Nach den Begriffen und den Freinamen ist beides der Hauptwirkstoff Dronabinol (übersetzt: "legales Delta-9-THC"). Es sagt aber nichts über den Ursprung aus, die Mio-$-Frage lautet also immer noch:

"Ist das Dronabinol in Marinol genau das gleiche und/oder genau so hergestellt wie das BRD-Dronabinol aus dem CBD-Hanf?"

Mir kommt es nämlich irgendwie nicht so vor und sei unverträglicher. Evtl. weil es in Wahrheit vollsynthetisch ist und es tatsächlich Unterschiede zur Halb-Synthese gibt. Evtl. auch, dass viele Leute meinen, Marinol sei "ohne eine Pflanze" hergestellt und dadurch evtl. ein Nocebo-Effekt bei den Patienten entsteht.

Der Preis von Marinol zu BRD-Dronabinol ist auch verhältnismäßig überteuert.

Vielleicht liegt es aber auch nur an den fehlenden Informationen. Wir wissen nur das THC nicht Cannabis ersetzt, aber:

- Es fehlen großangelegte, Sinn-bringende Studien (an Allem in Verbindung mit Cannabis als Medizin!)
- Es fehlen Vergleiche zwischen Marinol und BRD-Dronabinol (evtl. weil niemand den Unterschied nicht sieht oder es tatsächlich keine gibt) und Cannabis (von verschiedenen Sorten)
- Zu viel Propaganda und Politik hinter, die (BRD-)Dronabinol hochheben und THC verteufeln. Marinol steht als weiterer Begriff dadurch ebenfalls "schlechter" da, zumal Marinol durchaus von manchen Stellen als ineffektiv bezeichnet wird und Cannabis-Medizin von manchen Ärzten durchaus sogar als "schwach" bezeichnet wird. (Was eigentlich verständlich ist bei Opioiden und Opiaten als "Gegner")
- Es fehlen Zulassungen oder Anträge dieser von Dronabinol (THC). Marinol hat nur welche für Ausnahmefälle nicht einmal als first-line-drug ?, BRD-Dronabinol hat keine.
- Es sind für mich sogar keine Berichte von Patienten auffindbar, die Marinol und BRD-Dronabinol hintereinander getestet haben - zumal diese beide ohnehin als Dronabinol bezeichnen würden.

Es gibt zu wenige Informationen und zu viele Falschinformationen - im gesamten Internet! Wenn selbst wir "Cannabinoid/Cannabis-Interessenten" im Grunde genommen nix wissen, zeigt doch meiner Meinung nach erst recht, dass die Cannabis-Gegner noch weniger wissen, als uns überhaupt klar ist...
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overturn
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von overturn »

Hallo, bushdoctor!
bushdoctor hat geschrieben: In den chemisch-physikalischen Dingen scheinst Du mir der Experte hier zu sein. Ich habe nur "gesundes Halbwissen" das zum Großteil noch aus meiner Schulzeit stammt. Seit 15 Jahren habe ich keinen Chemiesaal mehr von innen gesehen. ;-)
Glaub das bloß nicht! ,)

Ich hatte allerdings, vor geraumer Zeit, einen Artikel gelesen, der dieses Thema behandelt (auf deutsch, aber auch leider nicht griffbereit).

"Marinol" ist die Markenbezeichnung einer Kapsel. Der enthaltene, aktive Wirkstoff ist "Dronabinol". Soweit ich informiert bin, wird dieser aus Cannabidiol hergestellt. Es gibt allerdings noch weitere, abweichende Verfahren, um (halb-)synthetisches THC zu produzieren. Auch ohne eine Hanfpflanze.

Grüße!

PS: Shulgins "PiHKAL" ist für mich, ab der zweiten Hälfte, ein einziges Rätsel ;P
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bushdoctor
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von bushdoctor »

@Alea: Danke für die Links! Ich glaube ich habe genau das richtige gefunden, was die Frage nach Marinol und der synthese des Delta9-THC darin angeht:
Apparently, the basic elements of delta 9 tetra-hydra-cannibidol, marijuana's primary-though by no means only-active ingredient, are derived from the compounds tempere olivitol and paramenthide (PMD)
Eine "Zutat" ist schonmal Olivetol, das aus irgendwelchen Flechten gewonnen wird .

Was "paramenthide (PMD)" genau ist, konnte ich leider noch nicht herausfinden. Es könnte p-Menthane-3,8-diol sein... (???)

Aber der Wiki-Artikel zu Olivetol gibt schon einiges her, denn dort steht bei der Synthese:
This compound has been documented as being a usable ingredient in various methods of condensation reactions, which can produce a synthetic form of THC.[3]
One such method is a condensation reaction of olivetol and pulegone as mentioned in the book PiHKAL by Alexander Shulgin.[4] In PiHKAL, Shulgin also notes a cruder method of producing the same product by bringing to reaction olivetol and the essential oil obtained from orange peel in the presence of phosphoryl chloride.[4] It can also be produced by reacting olivetol with α-pinene.
Another method for the stereospecific synthesis of Δ9-tetrahydrocannabinol comprising condensing olivetol with 2-carene oxide.[5]
Das ganze hört sich nicht nach CBD-Nutzhanf an! overturn hatte mit seinem Hinheis auf die Halbsynthese aber natürlich recht, denn der Hauptausgangsstoff Olivetol wird aus natürlichen Flechten gewonnen. Mit "Hanf" hat aber Marinol nun gar nichts mehr zu tun... das ist meiner Meinung nach ein "Frankenstein"-Molekül!

Die Synthese ohne Hanf in den USA ist aber zumindest logisch, da dort selbst der Nutzhanfanbau immer noch verboten ist... zumindest auf "Bundesebene", einige US-Staaten wollen dies ja nun ändern.

Für mich ist nun auch klar - und ich denke, dass wird auch Deine Fragen, Alea, beantworten -, dass Marinol und "BRD-Dronabinol" unterschiedliche (Neben-)Wirkungen haben.

Von Dronabinol wird immer wieder berichtet, dass es bei Überdosierung sehr unangenehme Wirkungen hat. Klar, ihm Fehlt das natürliche, ausgleichende Cannabinoidspektrum...

Von Marinol wird berichtet, dass es auch tötlich sein kann:
The FDA has written documentation that patients can overdose on Marinol and that it can be lethal
Laut FDA (oberste Medikamentenaufsichtsbehörde der USA) starben zwischen 1997-2005 immerhin vier Menschen an Marinol (Quelle: http://medicalmarijuana.procon.org/view ... deathchart)
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn da muss schon einiges passieren, dass die FDA 100% zugibt, dass der Todesfall eindeutig auf ein bestimmtes Medikament (und nur aufgrund des Medikaments!) zurückzuführen ist.

Bei meiner Recherche nach "paramenthide" bin ich noch auf diese Langzeit-Studie zu Marinol gestoßen:
http://members.iowatelecom.net/sharkhau ... _long.html

@Alea, @overturn: Danke, für die tolle Zusammenarbeit in diesem Thread, ich denke, wir konnten hier viele Fragen beantworten und dokumentieren... ich habe wieder eine Menge gelernt! ;-)
Babsikatze
Beiträge: 3
Registriert: So 28. Apr 2013, 21:20

Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von Babsikatze »

Trotz aller Diskussionen, nichts ersetzt die Pflanze Cannabis in ihrer Wirkung bei medizinischer Anwendung. :)
Bastian Nevertheless
Beiträge: 8
Registriert: Mo 6. Mai 2013, 18:15

Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von Bastian Nevertheless »

Hallo Leute,
ich war gestern bei meinen Hausarzt wegen meinen migränekopfschmerzen, die wieder angefangen haben als seitdem ich mit dem Rauchen pause mache.
Er macht einen sehr DHV freundlichen Eindruck und da IHR geschrieben habt das das verschreiben von dronabinol in Gutdünken des Arzt liegt wollte ich es mal wagen, "wer nicht wagt der nicht gewinnt"!
Als ich ihm gebeten habe mir dies zu verschreiben gegen meine migränekopfschmerzen und weiteren
(eigentlich f. dronabinol zutreffenden) Beschwerden wie Appetitlosigkeit und Übelkeit ist er aufeinmal aufgeschreckt und hat seinen Schreibtischstuhl um 1 meter zurückgefahren so überrascht war er.
"Sie wissen was das ist oder? woher haben sie denn das?"
Ich erwiderte und sagte dass das ein Kollege von seinem Arzt auch verschrieben bekommen hat und es ihn hilft.
Dann kam die große Offenbarung und sagte dass er selbst als Kind der 60er seine Erfahrungen gemacht hat und
er sagen muss dass dronabiniol nicht den Effekt bringt den man sich erhofft, wie beim Joint (bei der cannbistinktur thc- cbd 1:1 ist sicherlich ein größerer Effekt auf das ZNS gegeben, oder?
Ich meinte das man das angenehme doch mit den noch angenehmeren verbinden könnte...
jetzt habe ich sedariston gekauft - Baldrian, johanneskraut :-(((
Zudem meinte er dass er dies nur 2 mal bisher verschrieben hat und das beides fälle waren bei Krebspatienten die sich in der Chemotherapie befinden.
Also ich hatte den Eindruck dass er sich sein Ruf ruiniert wenn er des zu oft verschreibt...
VG
Bastian
das Leben ist eine Krankheit, die tödlich endet...
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overturn
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Re: Unterschiede zwischen Dronabinol, Marinol & THC

Beitrag von overturn »

Hallo, Bastian!

Schade, dass dein Arzt hier reserviert scheint. Zumal seine eigene Einschätzung der Wirkung betreffend aus zwei Gründen unerheblich ist - der Konsum sicherlich nicht medizinischer Natur war, und die Wirkung sich zudem individuell unterscheidet.

Du könntest ihn aber fragen, ob er nicht einen Fachkollegen kennt, der dir deine gewünschte Medizin unter Umständen verschreiben würde. Immerhin bist du nicht an einen Arzt gebunden, und diese sollten einzig und allein im Sinne ihrer Patienten handeln. Das ist für mich hier bereits nicht mehr gegeben.

Grüße!
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