Nicht nachdenken, fordern!

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bushdoctor
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Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von bushdoctor »

Im Vorfeld der Abstimmung zum Cannabis-Social-Club-Antrag der LINKEN, der am 17.01.2013 ansteht, wurde ich von Antonio Peri eingeladen einen Gastbeitrag auf seinem Blog zu verfassen:

Gastbeitrag: Nicht nachdenken – fordern! Gedanken zum Antrag der Partei Die Linke

Mir ist bewußt, dass dieser Betrag nicht DAS ist, was die Leute hören wollen. Ich will damit aber nur bewußt machen, dass es eben nicht ausreicht, irgendwelche Forderungen zu stellen, ohne sich selbst im Klaren darüber zu sein, was die (rechtlichen) Konsequenzen sind.

Der Weg zur "Legalisierung" ist noch lange, aber langsam wird es Zeit, dass wir uns gedanken machen, wie der ERSTE SCHRITT dahin aussehen soll und geziehlt DIESEN SCHRITT auch (zuersteinmal) kompromisslos einfordern!
Seedwarrior
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von Seedwarrior »

Guten Tag Herr Doctor,

mit grossen Interesse habe ich Ihren Beitrag in der Buchbinderwerkstatt Peris gelesen :D
So könnte man förmlich beginnen, liegt mir allerdings nicht so gut, ich bleibe bei der ungehobelten Du-Form.

Ich möchte mich weitestgehend deinen Ausführungen anschliessen, man gewinnt fast den Eindruck, als ob die Linken entweder
a.) nicht wissen was sie machen, weil so schlecht vorbereitet zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt, kann man eigentlich nicht nachvollziehen so einen Antrag zu stellen. Sprich hier werden Chancen vertan, hier wird das typische Klische des orientierungslosen Kiffers aufrecht erhalten, sprich man wird nicht ernstgenommen. Und so eine Partei will meine Stimme bekommen? No way! Wenn ich lese, dass sich diese 2 Jahre auf diesen Termin vorbereitet haben und dann für diesen Zeitraum mir die abgelieferte Arbeit anschaue, darf ich feststellen, dass Steuergelder verschwendet wurden, wie soll dieses erst bei allen anderen Themen in der Politik aussehen? Planlosigkeit und mangelnde Leistungsbereitschaft Themen stichhaltig zu Ende zu denken ist sicherlich nicht das Pferd auf das was ich setzen will in einer doch so angespannten Zeit in der es für Deutschland, Europa, ja für die gesamte Welt geht. Man darf da auch ruhig eine Schulnote vergeben "6 bitte setzen"! Oder aber fast noch viel schlimmer
b.) bewusst lare fare gehandelt zu haben um zwar die Wählerstimmen der Hanfkonsumenten einzukassieren, den Schein zu wahren, jedoch niemals ernsthaft die Legalizierung von Cannabis innerhalb Deutschlands voranzutreiben. Talking about nothing - reine Fiktionen
So oder so disqualifiziert sich somit die Partei von selbst - ins Arbeitszeugnis würde ich schreiben "phasenweise bemüht".

Gut, es soll hier aber jetzt nicht in eine politische Diskussion ausarten, mein Eindruck ist ohnehin unumwerflich, es geht, dreht und bleibt das Ziel "Wie muss die Legalisierung von Hanf auf den Weg gebracht werden!" Und das kann eben nur step by step sein, wo bei der erste Schritt nicht ausgelassen werden darf, sonst stolpert man, wie schon viele zuvor, unter anderem eben auch der DHV. Und deswegen richtet sich mein Appell eben auch an euch alle, insbesondere an die Rechtsabteilung des DHV´s, sowie wie an jeden Gerechtigkeitsfanatiker.

Um einen besseren Zugang zur gleich angesprochenen Thematik gewinnen zu können erlaube ich mir ein Beispiel aus einem anderen Bereich. In Deutschland werden gewisse Hunderassen in Kategorien gelistet, Hundebesitzer bekommen dadurch höhere Auflagen und die Besteuerung ist um ein vielfaches höher... hier mal die Liste der Kategorie 1 (Vorsicht bewusst eingebauter Fehler)

American Staffordshire Terrier
Bandog
Pit Bull
Chiwawa
Staffordshire Bullterrier
Rottweiler
Tosa Inu
Alano
American Bulldog usw.

Ich bin der Meinung, selbst diejenigen die sich mit Hunden nicht wirklich auskennen werden den Fehler rasch entdeckt haben :D
Was zum Teufel hat ein Chiwawa auf dieser Liste zu suchen? Ganz genau - ein Schosshundchen, zwar aggressiv, aber vollkommen ungefährlich (ausser für Nacktschläfer wo der Hund unter der Decke liegt und man sich versehentlich drauflegt, da gibts dann schon Körperteile die... naja lassen wir das)

Das schöne auf unserer Welt ist ja dass wir Menschen immer gerne Listen erstellen, so natürlich auch im Bereich Drogen, natürlich auch in unterschiedlichen Kategorien. Und da ist eben mein fiktives Beispiel mit den Kampfhunden sehr passend! Was zum Teufel hat Cannabis in Kategorie1 zu suchen? Auf welcher Grundlage wurde Cannabis eingeordnet?
Man munkelt, dass Cannabis eine Einstiegsdroge darstellt - mittlerweile ist bekannt und durch X- Studien belegt dass dem nicht so ist.
Man munkelt, die toxische Wirkung wäre der Grund - man kann gar nicht soviel Gras fressen/rauchen/sich damit einreiben um an Vergiftungserscheinungen zu Grunde zu gehen.
Man munkelt, das Suchtpotential wäre desaströs - Fakt ist, dass eine rein körperliche Abhängigkeit ausgeschlossen werden darf und eine psychische Abhängigkeit bei 1 bis 2 Prozent der Konsumenten auftreten kann!
Man munkelt, das Krebsrisiko wäre extrem - jedoch nur in Verbindung mit Tabak oder Tee beim inhalieren des Rauches, Hanf pur geraucht ist weitaus unschädlicher wie Nikotin. Zudem gibt es auch andere Formen des Konsumes wo wiederum faktisch kaum ein Krebsrisiko entsteht. Zudem würde man alles verbieten was Krebs auslösen kann bzw. all die Sachen vom Markt nehmen die ein grösseres Krebsrisiko darstellen, tja was soll ich sagen, die Supermärkte wären quasi leer, die Pharmaindustrie pleite und ich will gar nicht weiter darüber nachdenken, denn auch ich als Arbeitgeber müsste verboten werden da ich aufrichtig meine Mitarbeiter stresse und Stress (Noradrenalin ) eines der grössten Risiken ist um an Krebs zu erkranken.
Man munkelt, Cannabis würde die Leistungsbereitschaft hemmen - kompletter Blödsinn, vielmehr zeigen Studien, in denen Studenten und Schüler stichprobenartig untersucht wurden, für den größten Teil der Konsumenten keine geringere Leistungsmotivation oder schlechtere Leistungen als Nichtkonsumenten.

Fucking Devil - warum steht Cannabis auf der Liste in Kategorie 1? Rational betrachtet "ungefährlicher" wie Alkohol, Nikotin und sämtliche Medikamente die verschreibungspflichtig sind!

Hanf wird nur aus einem Grund in dieser Kategorie geführt und dazu möchte ich meinen Busenfreund Harry Anslinger zitieren "Sicherlich ist Marihuana (Hanf) eher harmlos. Aber die Sache war ein Beispiel dafür, dass ein Verbot die Autorität des Staates stärkt."

Cannabis wird als Werkzeug missbraucht, und genau dieser Punkt ist anfechtbar!

Step1: muss also sein Hanf von dieser Liste zu bekommen! Und das geht, weil 100% juristisch anfechtbar. Ist Hanf "leistungsgerecht" in dieser ach so tollen Liste eingeordnet, sprich hinter Alkohol und Tabakwaren, ist der Rest quasi ein Spaziergang!

Step2: Anpassung im BtMG
Step3: Anpassung im StVG
Step4: Anpassung im JuSchG

Step5: Bestimmung der Vertriebsform - wobei hierbei das spanische und belgische Modell (CSC) jeder anderen Vertriebsform vorzuziehen ist - da hierbei eben kein negatives Kommerzverhalten an den Tag gelegt wird.

Und der Käse ist gegessen - das Übel an der Wurzel anpacken!

Freundlichst
Seedwarrior
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bushdoctor
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von bushdoctor »

@seedwarrior:
Ich vollkommen auf Deiner Seite! ;-)

Mich würde aber interessieren, was Du mit "von dieser Liste streichen" genau meinst...

Wenn man Cannabis aus Anlage I nimmt, steht es immer noch in Anlage II und Anlage III "irgendwie" drin... dann würde eine rechtlich absurde Situation entstehen:
Dann könnte man Cannabis völlig frei anbauen, erwerben, verkaufen,... was auch immer, sofern man es nicht zu medizinischen Zwecken verwendet. Es unterliegt dann automatisch der EU-Verordnung Nr. 178/2002, die den EU-Binnenmarkt regelt und dem deutschen Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch“ (LFGB).

Wie gesagt, dann könnte man ALLES mit Cannabis machen (zumindest in der BRD), was diese Gesetze und Bestimmungen nicht verletzt. Je nach geplantem Einsatzzweck würde Hanf dann entweder als Lebensmittel, Futtermittel oder "sonstiger Bedarfsgegenstand" eingestuft.

Aber: Der medizinische Gebrauch würde weiterhin dem BtmG unterliegen... lies es einfach dort nach, falls Du mir nicht glauben solltest.

Alles andere müsste, wie Du richtig erkannt hast, mit den anderen Gesetzen geregelt werden...

Okay, irgendwie ist das nicht ganz das was ich mir unter der "Legalisierung" vorstelle, aber ich könnte zumindest damit leben! ;-)

Wenn man aber Cannabis von heute auf morgen komplett aus dem BtmG streicht, dann wäre es DOPPELT schwer, denn jetzt müsste geklärt werden, ob dem LFGB oder dem Arzneimittelgesetz unterliegen soll und wenn es dem Arzneimittelgesetz unterliegen soll, dann muss entschieden werden, ob es apothekenpflichtig ist oder nicht und ob es verschreibungspflichtig ist oder nicht. Normalerweise sollte Hanf als Pflanze in § 44 AMG fallen, und frei verkäuflich sein...

...warum nicht?

Brauchen wir denn die Regulierung überhaupt... Wollen wir die wirklich?

Was wollen wir?

Und hier bin ich wieder am Anfang meiner Rede von "Nicht nachdenken - fordern!"

Wir müssen erst wissen was wir wollen!

Ansonsten:

Wird NICHTS passieren!

Und da dürft ihr mich wörtlich nehmen! Dann bleibt die "Legalisierung" für IMMER ein Traum... da können auch die Rechtsanwälte nichts mehr daran drehen.

Das Projekt "Wiet Erstand" würde es so ausdrücken: DU entscheidest!
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Gerd50
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von Gerd50 »

Kurz und knapp, ich halte eine Regulierung für überflüssig. Es würde sich selbst regulieren,
wenn auf dieser Welt da wo Hanf wachsen kann, Hanf wieder wachsen darf. Genieße Hanf
nicht vor Sonnenuntergang, was in unseren Breitengraden etwas schwierig zu beurteilen
ist, wann Sonnenuntergang anzusetzen ist, sollte als Richtlinie für den Genuss ausreichen.
Ich glaube an alles. Außer an Menschen.
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DrGonzo
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von DrGonzo »

Gerd50 hat geschrieben:Kurz und knapp, ich halte eine Regulierung für überflüssig.
Das wird nicht funktionieren. Weder kurzfristig noch langfristig.
Ohne eine Regulierung keinen Jugendschutz.
In unserer Gesellschaft ist vieles reguliert - Regeln sichern den vernünftigen Umgang miteinander und das ist immer dann notwendig wenn es in einer Gesellschaft auch unvernünftige (böswillige) Menschen gibt.

Damit sich mittelfristig was bewegt müssen Kompromisse und Regeln gemacht werden.
Die Angst der Bürger vor der Einstiegsdroge und "dann macht das ja jeder" muss entkräftet werden.
Das lässt sich mit solch einer Regulierung erreichen.
Für einen rationalen und verantwortungsvollen Umgang mit psychoaktiven Substanzen und Menschen die sie konsumieren.
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overturn
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von overturn »

Hallo, DrGonzo!
DrGonzo hat geschrieben:
Gerd50 hat geschrieben:Kurz und knapp, ich halte eine Regulierung für überflüssig.
Das wird nicht funktionieren. Weder kurzfristig noch langfristig.
Status quo ante? Es hat bereits funktioniert, und zwar seit Anbeginn der Menschheit.

Grüße!
"Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has."
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Gerd50
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von Gerd50 »

Gonzo, ich gebe zu, bei kurz und knapp war der Wunsch nach einer heilen Welt, funktionierenden
sozialen Beziehungen frei von Misstrauen und Bevormundung auf breiter Ebene Vater des
Gedanken, das es ohne Regulierung gehen müsste. Selbstregulierung über soziale Beziehungen.
In einer solchen Welt würde Jugendschutz problemlos funktionieren.

ULuvIt, worauf spielst du an? Sonnenuntergang? Das sagt lediglich aus, jeder sollte selbst
wissen, wann Zeit für Genuss ist und wann Zeit für andere Aufgaben, die sich daraus ergeben,
das wir ein Dach über dem Kopf, Nahrungsmittel, Kleidung etc. benötigen. Sind Kinder im
Spiel, ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung. Viel Zeit für spezielle Genüsse bleibt
dann nicht mehr und Mensch sollte sehr genau wissen, wann die richtige Zeit ist ohne
wichtige Aufgaben zu vernachlässigen.

Edit: Danke Overturn, du hast es mit einem Satz auf den Punkt gebracht :)
Ich glaube an alles. Außer an Menschen.
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overturn
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von overturn »

http://globalizationofaddiction.ca/

Ich kann das gleichnamige Buch nur wärmstens empfehlen.

Grüße!
"Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has."
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bushdoctor
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von bushdoctor »

overturn hat geschrieben: Status quo ante? Es hat bereits funktioniert, und zwar seit Anbeginn der Menschheit.
Danke, overturn, für diesen Satz! Du sprichst mir aus dem Herzen!

Auch Gerd hat wieder mal klar gemacht, dass es eben auf MEHR ankommt, als sich nur "die Rübe zudröhnen" zu dürfen!

Stichwort: Verantwortung (vor einem selber und für andere)
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DrGonzo
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von DrGonzo »

overturn hat geschrieben: Status quo ante? Es hat bereits funktioniert, und zwar seit Anbeginn der Menschheit.
Naja...Frauen hatten früher auch kein Wahlrecht.

Also ich kann mir nicht vorstellen, dass es ohne Regulierung funktionieren wird!
Von der allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz mal ganz zu schweigen.
Zigarettenautomaten mit Alterskontrolle aber Cannabis kann von jedem konsumiert, gekauft, angebaut und gehandelt werden?!
Und da soll niemand in der Gesellschaft sein, der das nicht missbraucht?!

Entweder ich hab da was nicht verstanden oder ihr träumt von einem Land/Zustand/Gesellschaft welches vielleicht erstrebenswert, aber derzeit absolut unrealistisch ist.

Kann mir jemand erklären wie das heutzutage praktisch funktionieren soll?
Für einen rationalen und verantwortungsvollen Umgang mit psychoaktiven Substanzen und Menschen die sie konsumieren.
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bushdoctor
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von bushdoctor »

DrGonzo hat geschrieben: Naja...Frauen hatten früher auch kein Wahlrecht.
Ersten, denke ich, geht´s hier nicht um das Frauenwahlrecht sondern um die "Legalisierung".

Und zweitens ist die "organisierte" Frauenbewegung des 19./20. Jahrhunderts ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man eben DOCH etwas erreichen kann, wenn die Zeit reif ist...

Wen es interessiert: Suffragetten
DIESE Frauen waren auch bereit, für ihre Überzeugungen ins Gefängnis zu gehen...
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Gerd50
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von Gerd50 »

Kann mir jemand erklären wie das heutzutage praktisch funktionieren soll?
Solange die Politik sich abhängig von der Wirtschaft macht (machen lässt), wird es praktisch
nicht umsetzbar sein und das blödsinnige Gezocke um ein paar Gramm wird sich ewig
hinziehen.

Ein mutiger Schritt der Politik ist gefragt, BtMG einstampfen, auf Produzenten- und Händlerseite von
psychotropen Substanzen wird die Sache in der Wirtschaftspolitik angesiedelt, auf Verbraucherseite in
der Sozialpolitik. Die Anonymen Alkoholiker und ihre Helfer der Therapeutenszene würden zwar
mächtig jammern, wenn Alk aus der Gesundheitspolitik fliegt, aber die müssen eh irgendwann
anfangen umzudenken.

Mit der gegenwärtigen Politikergeneration wird das nicht machbar sein, da können wir wirklich
froh sein, wenn wir Entkriminalisierung, Hanf (das Naturprodukt) als Medizin und ein paar Gramm
für den Freizeitgenuss erzocken können und die Rückfallquote bei Alkoholikern nur 95% beträgt.
Ich glaube an alles. Außer an Menschen.
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overturn
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von overturn »

Hallo, DrGonzo!
DrGonzo hat geschrieben: Naja...Frauen hatten früher auch kein Wahlrecht.
Eine sehr eigenartige Assoziation. Vielleicht magst du mir den direkten Zusammenhang erklären? (:
DrGonzo hat geschrieben:Und da soll niemand in der Gesellschaft sein, der das nicht missbraucht?!
Es gibt keine "drogenfreie Gesellschaft". Dafür wird es immer Menschen geben, die gewisse Substanzen eventuell nicht nur ge-, sondern auch missbrauchen. Das Risiko lässt sich minimieren, der Konsum kontrollieren - aber nicht durch Restriktion, Repression, Stigmatisierung und Ausgrenzung.

Ich glaube einfach nicht, dass wir den Käfig brauchen, in dem wir heute sitzen. Das betrifft nicht nur die Drogenpolitik, sondern verstehe ich mittlerweile als Art Zeitgeist.

Grüße!
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bushdoctor
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von bushdoctor »

DrGonzo hat geschrieben: Also ich kann mir nicht vorstellen, dass es ohne Regulierung funktionieren wird!
Von der allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz mal ganz zu schweigen.
Zigarettenautomaten mit Alterskontrolle aber Cannabis kann von jedem konsumiert, gekauft, angebaut und gehandelt werden?!
Ja, die "liebe" Regulierung...

Ich denke, wir sollten unterscheiden, zwischen dem, was wünschenswert wäre und dem, was aktuell machbar ist.
Wünschenswert wäre sicherlich, die "drogenmündige Gesellschaft", wobei ich froh wäre überhaupt von einer "mündigen" Gesellschaft sprechen zu können... dazu gehört auch, dass man seinen Mund aufmacht, wenn´s nötig ist!

Machbar ist aber, dass man eine Regulierung unter dem BtmG installieren würde. Alles, was dafür notwendig wäre, sind "Ausnahmegenehmigungen nach § 3 BtmG"... wenn man diese entsprechend ausstellt und verwaltet, hat man SOFORT einen regulierten Markt mit Jugendschutz und Steuereinnahmen. Es müsste sonst NICHTS weiter getan werden, als einfach nur Ausnahmegenehmigungen zu erteilen.

Sollte sich die Regierung dann noch dazu durchringen, eine "Cannabisagentur" zu gründen, könnte sie völlig konform innerhalb des "internationalen Rechts" den "Drogen"hanf-Anbau zentral verwalten und auch richtig Geld damit verdienen.

Da die Bundesopiumstelle schon jetzt laut ihrer Gebührenordnung für die Bescheinigung von Ausnahmegenehmigungen (ab) 150 Euro verlangt, hat man dadurch eh schon zusätzliche Einnahmen für den Staat.
Die Regulierung würde sich zumindest kostentechnisch selbst tragen, dem Staat entstehen keine zusätzlichen Kosten und ALLE könnten so weitermachen, wie bisher, da das BtmG ja immer noch volle Gültigkeit hat.

Ist nur so eine "Vision" und eine Art "out-of-the-box"-Gedanke.
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DrGonzo
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von DrGonzo »

overturn hat geschrieben: Status quo ante? Es hat bereits funktioniert, und zwar seit Anbeginn der Menschheit.
overturn hat geschrieben:
DrGonzo hat geschrieben: Naja...Frauen hatten früher auch kein Wahlrecht.
Eine sehr eigenartige Assoziation. Vielleicht magst du mir den direkten Zusammenhang erklären? (:
Die Aussage bezieht sich darauf, dass dies auch mal funktioniert hat.
Ich sage natürlich nicht, dass das gut war - ganz im Gegenteil. Aber funktioniert hat es auch Jahhunderte.
Zeit alleine ist kein ausreichender Indikator für Qualität.
Auch ist es ein Gesetz GG Artikel 3 (2) das die Gleichheit von Frauen und Männern reguliert.
Hier wird durch ein Gesetz etwas postiv reguliert.

Ebenso bin ich der Meinung, dass auch der Cannabis-besitz und -gebrauch reguliert werden muss. Das heisst aber nicht, dass es illegal sein soll. Sonst wäre ich ja hier nicht im Forum.
Ich gehe sogar noch weiter und finde, dass alle psychoaktiven Substanzen in bestimmter Menge von Volljährigen legal besessen werden dürfen. <-- Aber merkt ihr, in dem Satz sind schon wieder Einschränkungen.
Und je gefährlicher die Substanz desto höher die Auflagen und Einschränkungen.

Weitere Gesezte die ich befürworte sind, dass wenn jemand psychoaktive Substanzen an Kinder verkauft er natürlich dafür bestraft werden sollte.

Gesetzt können die Schwachen vor den Starken schützen. Gesetze solidarisieren. Gesetze sind auch ein Abbild von der jeweiligen Gesellschaft; also nicht immer logisch (gut) aber in einer Demokratie wohl von der Mehrheit befürwortet.
Das Gesetzte auch für einseitige Interessen missbraucht werden können oder aus falscher Überzeugung herraus ist richtig - dennoch halte ich sie für notwendig, damit eine Gesellschaft wie die unsere funktionieren kann.
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overturn
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Re: Nicht nachdenken, fordern!

Beitrag von overturn »

Hallo, DrGonzo!
DrGonzo hat geschrieben:
overturn hat geschrieben: Status quo ante? Es hat bereits funktioniert, und zwar seit Anbeginn der Menschheit.
overturn hat geschrieben:
DrGonzo hat geschrieben: Naja...Frauen hatten früher auch kein Wahlrecht.
Eine sehr eigenartige Assoziation. Vielleicht magst du mir den direkten Zusammenhang erklären? (:
DrGonzo hat geschrieben:Die Aussage bezieht sich darauf, dass dies auch mal funktioniert hat.
Kurzum: Es gibt keinen direkten Zusammenhang.
DrGonzo hat geschrieben:Ich sage natürlich nicht, dass das gut war - ganz im Gegenteil. Aber funktioniert hat es auch Jahhunderte.
Es gibt einen gewaltigen Unterschied: Anders als so manch bürgerliches und politisches Recht, ist der Gedanke der Prohibition, nicht aus der tatsächlichen Notwendigkeit, sondern vielmehr der bloßen Gelegenheit entsprungen.
DrGonzo hat geschrieben:Zeit alleine ist kein ausreichender Indikator für Qualität.


Das ist mir durchaus bewusst. Das habe ich auch nicht behauptet, oder nur andeuten wollen. Wer dies als alleinigen Rückschluss aus meiner Aussage zieht, liegt natürlich falsch - kennt dann aber offensichtlich auch nicht diesen Teil der Geschichte. Es enttäuscht mich aber, dass der Gedanke überhaupt aufkommt.

Wer Gesetze abschafft, kann Regeln durchaus beibehalten, oder neu aufstellen. Das soll auch in anderen Bereichen funktionieren, beispielsweise der Verkehrssicherheit - und dabei klingt die Idee, sämtliche Verkehrsschilder abzuschaffen um die Sicherheit zu erhöhen, nicht weniger absurd. Aber wie sagte einst Einstein? Um zu funktionieren, muss sie es auch.

Grüße!
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