Die (etwas eigene) Geschichte des Cannabisverbotes

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alpavaria
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Die (etwas eigene) Geschichte des Cannabisverbotes

Beitrag von alpavaria »

Wann hat eigentlich die Hexenjagd auf Ganja begonnen? War das 1925 nach der zweiten Opiumkonferenz in Bern?

Es mag etwas merkwürdig klingen, aber die Hexenjagd auf Ganja hat mit der Jagd auf Hexen begonnen. Im tiefsten Mittelalter. Und wieder einmal spielen Ärzte eine Schlüsselrolle.

Ärzte waren im Mittelalter immer männlich und katholisch. Das schulmedizinische Wissen beanspruchte die katholische Kirche für sich. Sie war es auch, die ärztliche Therapiemethoden erlaubte oder verbot.

Viel an Behandlungsalternativen blieb den Ärzten nicht. Ihr Therapiespektrum beschränkte sich überwiegend auf den Aderlass und das Schröpfen.

Deutlich freier in der Wahl der Mittel waren die damaligen Hebammen, die ihr Geschäftsfeld nach und nach auf die alternative Heilkunde ausweiteten und damit den Ärzten zur Konkurrenz wurden.

Wenn man so will waren die mittelalterlichen Hebammen also die ersten Naturheilprakterinnen, ausschließlich weiblich und heidnisch, auf gar keinen Fall katholisch.

Der enorme Erfolg dieses im Mittelalter aufstrebenden Berufsstandes liegt nicht zuletzt an der Verwendung von Cannabis als Medizin. Heil-Ganja wurde das am Häufigsten verordnete Medikament.

Bis zu diesem Zeitpunkt war Ganja der katholischen Kirche schnuppe. Wusste sie sehr wohl, dass Jesus nach seiner Geburt auf einer Hanfdecke gelegt wurde und die Bibel warnt sogar an einigen Stellen vor der Ächtung des Krautes.

Macht ist ja ein zweischneidiges Schwert. Die Ärzte unterwarfen sich Zwar der Autorität der Katholischen Kirche, jedoch erwarteten sie gleichermaßen Schutz. Auch vor Konkurrenz.

Es fiel der Ärzteschaft jedoch durch einen Trick dann doch leicht, den Pabst gegen Cannabis aufzubringen. Sie ließen den Pabst wissen, dass die Hebammen den gebärenden Frauen Cannabis geben, um die Geburtsschmerzen zu lindern.

Eingefleischte Christen ahnen es schon: Das geht so ja gar nicht! Schließlich spielen die Geburtswehen in der Bibel eine gewichtige Rolle. Gott bestraft Eva´s Nachkommen damit und erinnert die Frauen an die Ursünde von Adam und Eva.

Demnach hatte im mittelalterlichen katholischen Weltbild die Frau gefälligst ihre Geburtswehen zu ertragen. Die heidnischen Heilerinnen, die den Frauen Cannabis gaben, wurden zu Hexen gebranntmarkt und die Jagd begann.

Diese ideologischen Wurzeln finden wir heute noch bei den deutschen Parteien, die ein „C“ in ihrem Namen tragen (CDU/CSU). Nur jagen Christlich Soziale und Christdemokraten keine Hexen mehr, sondern ethnische Minderheiten, politisch Andersdenkende und alle anderen Querulanten, Hippies, Künstler, Freidenker und Haschrebellen.

Ein faschistisch und fundamentalistisch motiviertes Gesetz gibt Ihnen bis heute das Recht dazu, Menschen ihrer Freiheit zu berauben, weil sie eine andere Medizin bevorzugen, als der weisse katholische Mann ihnen vorschreibt.

Wie die Geschichte des Ganjaverbotes weiter geht, erfahrt ihr auf www.alpavaria.de
Zuletzt geändert von Martin Mainz am Mi 4. Aug 2021, 15:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Geschichte des Cannabisverbotes

Beitrag von Cookie »

Der Link ist irgendwie falsch, verlinkt auf hanfverband-forum.de.

Aber wenn die Geschichte Deiner Herkunft stimmt, ist es auf jeden Fall eine außergewöhnliche Story und sehr interessant :P.
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FraFraFrankenstein
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Re: Die Geschichte des Cannabisverbotes

Beitrag von FraFraFrankenstein »

Ich finde der Text klingt irgendwie nach Aluhut und gehört hier nicht hin.
Rauch gehört nicht in die Lunge. Rauchen ist die schlechteste Art Cannabis zu konsumieren. Vapen ist da wesentlich besser geeignet. Maximal 200°C
Freno
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Re: Die Geschichte des Cannabisverbotes

Beitrag von Freno »

Da hat sich aber jefraud mal wieder ne schöne Mittelerde zusammengequalmt ... naja ... fangen wir mal an:

"Arzt" war vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert ein Handwerksberuf gewesen und war wie jede erhebliche Berufsausübung Männern vorbehalten - man lebte als mittelalterliche Frau in der Hausfrauenrolle, die aber dadurch etwas erleichtert war, als daß es auch für Frauen relativ große sexuelle Freizügigkeit gab. "Mit Kind und Kegel" heißt ursprünglich: mit den ehelichen Kindern und den unehelichen Kindern - "Kegeln" - der Ehefrau. Frau (und Mann natürlich auch) konnte auch ins Kloster gehen - das hochmittelalterliche Kloster war eine lustige Angelegenheit. Egon Friedell zitiert in seiner fulminanten "Kulturgeschichte der Neuzeit" den Bericht einer Klostervisitation, bei der von der Äbtissin bis zur jüngsten Novizin sämtliche Nonnen schwanger vorgefunden worden waren. Auch im Kloster wurden Kräuter gezüchtet und gesammelt - ausser Phytotherapie und Wundärzten gab es nicht sehr viel. Aber man bemühte sich recht erfolgreich - eine große Autorität ist bis heute die Hl. Hildegard v. Bingen, die ein naturheilkundliches Lehrbuch hinterlassen hat, welches gerade erst im späteren 20. Jahrhundert eine Renaissance erlebte. In Wiki gibt es unter "Hildegard von Bingen" einen ausführlichen Artikel dazu.

Krankheit war vor allem 1 Strafe Gottes, die man durch große Opfer und gewaltige Anstrengungen - "Buße tun" - zu heilen versuchte. Das kann funzen - viele Krankheiten sind psychosomatisch induziert, weit mehr, als man gemeiniglich annimmt. Das Unterhalten von (Heil-)Kräutergärten und Sammeln im Grünen gehörte aber damals schon zur "Frauenarbeit"(siehe oben - Hildegard v. Bingen), was schon 1 gewisse Bedeutung bekam, als Papst Clemens III. die Hexerei erfunden hat, weil der hochgradig einträglichen und einflußreichen Inquisition die Ketzer ausgegangen waren. Auch hierzu gibt es ein sehr luzides und ungeheuer umfangreiches Werk von Henry Charles Lea: "Die Geschichte der Inquisition im Mittelalter" - 3 Bände mit zusammen 2.200 Seiten ... ömpf ... aber hochinteressant. "Die Ärzte" hatten auch damit nüschdt ze tun.

Daß die Kräuterheilkundigen Frauen - "Kräuterhexen" - jedoch als Konkurrenz zum Gesundbeten und Ablass-Kaufen für die Inquisition alsbald ein "Opfer-Abo" für die Hexerei bekamen, versteht sich nach dem vorigen fast von selbst.

Es stimmt schon: die Heilige Katholische Kirche hat es nicht so mit den Frauen, ausser mit der Heiligen Jungfrau Maria, die vor, während und nach der Geburt Jesu Christi Jungfrau geblieben ist - das soll ihr erstma jefraud nachmachen ! - und nach ihrem Tod auch sofort in den Himmel aufgefahren ist. Dieses Dogma von Maria-Himmelfahrt, von Pius dem Viertelvorzwölften kurz nach 1945 verkündet, war auch der einzige Fall, wo 1 Papst mal von seiner Unfehlbarkeit Gebrauch gemacht hatte. Pius hatte alle Hände voll ze tun mit den Wirren des II. Weltkriegs und der Nachkriegszeit und hatte sich mit seiner Unfehlbarkeit wohl nur 1 Horde von wildgewordenen Dogmatikern vom Hals geschafft, die in dieser weltweiten Notsituation nix besseres ze tun hatten, als über die Jungfrau Maria zu streiten und damit ständig an dem Papst sein Rockzippel rum zu zerren ... pffft.

Aber: mit Cannabis hatte das alles überhaupt nüschdt ze tun. Soweit ich die Kulturgeschichte überblicke, kam es erst spät im 19. Jahrhundert, aber v.a. im 20. Jahrhundert zu Verboten von "Drogen", die zuvor in Drogerien - engl. drugstores - sämtlich frei gehandelt wurden. Sigmund Freud schrieb über Coca, Walter Benjamin über Haschisch. Selbst tödliche Gifte waren überall frei erhältlich - man brauchte sie im Kampf gegen das "Ungeziefer", für das die Ökos heute "Insektenhotels" aufstellen. Die Drogerien und drugstores wandten sich dann nach den Verboten anderen Geschäftszweigen zu. In den Drogerien gab es dann Kölnisch Wasser und den drugstores statt dessen Hamburger.

Cannabis wurde in Mitteleuropa bis Mitte des 20. Jahrhunderts großflächig angebaut - im wesentlichen für die enorm zähen und langen Fasern der Stengel, die man für die Seilerei benötigte. Die Blätter und Blüten wurden seit jeher geraucht und als "Knaster" auch gehandelt. Es war "Tabak für Arme" - der Gehalt an psychotropen Substanzen wird nicht sehr erheblich gewesen sein. Im arabischen Raum war das ganz anders, da wurde eifrig gekifft - "kiff" ist ein ursprünglich arabisches Wort, ebenso wie "Haschisch". Friedrich Glauser - der "Maigret der Schweiz", der auch mal kurz in der Fremdenlegion war, berichtet in mehreren seiner Werke vom kiffen in Nordafrika und in der Fremdenlegion. Selbst dem ur-bernerischen Wachtmeister Studer hat er bei einer Dienstreise nach Nordafrika mal ein paar Pfeifchen gegönnt. Anders war es auch in Asien, wo die GIs im Korea-Krieg der 1950er Jahre erstmals "nachhaltig" mit wirkstoffreichem Cannabis in Berührung kamen und schnell zu Kiffern wurden, was der militärischen Disziplin irgendwo abträglich ist - nachvollziehbarerweise. Und damit setzte dann auch die Cannabis-Restriktion im christlich-abendländischen Kulturkreis ein, zumal der Nutzhanf alsbald durch andere Rohmaterialien für die Seilerei weitgehend verdrängt wurde.

Aber das hat auch nüschdt, gohrnüschdt - mit den Frau:innen und der Efrauzipation ze tun.
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