Wie geht Aufklärung?

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Steckling
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Wie geht Aufklärung?

Beitrag von Steckling »

Die meisten von euch kennen die South-Park Folge: Drogen sind schlecht mkay? Also nehmt keine Drogen mkay? Weil Drogen sind schlecht mkay?
So und nicht anders sah auch in meiner Schule die "Drogenaufklärung" aus. Ein Kapitel in einem Buch von 1950, in dem stand: alle Drogen sind schlecht. Und dann kam da auch der Oberspozilist und hat nochmal die drei Drogen Haschisch, Heroin und LSD aufgezählt, und uns gezeigt wie alle User im Gefängnis gelandet sind. (Da war er richtig stolz drauf)
Bei meiner Verhaftung war sich der Oberkrimi nicht zu schade zu sagen: "warum sauft ihr nicht lieber, dann gibts auch keinen Stress!?"
Das ist alles an Aufklärung was der Staat zu bieten hat. Verhalte dich konform dann gibts kein Ärger. Und weil Drogen schlimm sind. mkay?
Uns hat das nur geil gemacht. Scheiss Bullen, scheiss Eltern, scheiss Lehrer haben wir gedacht. Wir gehören nicht zu eurer Gesellschaft, wolln wir gar nicht.
Und nun kommt der Punkt: klar war dass wir alle mehr oder weniger eigene Erfahrungen machen wollten, allein schon aus Solidarität gegen die Unterdrücker. Aber niemand war aufgeklärt genug um zB einen guten Tripsitter zu machen, oder einen sauberen Einkauf hinzukriegen, oder vorgewarnt zu sein was eine Bewusstseinsveränderung ausmachen kann... und es gab niemanden zu dem wir bei einem BadTrip hätten hingehen können, ohne direkt ins Krankenhaus oder in den Knast gesperrt zu werden.
Aufklärung geht anders.
Drogenmündigkeit bedeutet einen bewussten Umgang, so wie es selbstverständlich ist dass man nicht den Finger in einen Fingerhut steckt weil..., oder nicht auf ein Wespennest haut, weil... Oder an der Straße nach rechts UND links schaut weil... Oder dass man an einer Flasche Vodka sterben kann wenn man keine Selbstkontrolle übt.
Nein, die Aufklärung war nur: Haschischraucher sind schlechte Menschen, ihr wollt doch keine schlechten Menschen sein, mkay?
Man muss das SouthPark Vid dazu sehen...

sch***e nochmal, bei so einer "Aufklärung" will ich einfach ein schlechter Mensch werden!! Einfach nur weil ihr so sch***e seid und ich nicht zu euch gehören will.
MKAY?

Ich hab eine echt schlimme Zeit durchgemacht, einfach weil ich keinen Mentor hatte, niemanden der mir die Wirklichkeit von Drogen und deren Unterschiede erklären wollte. Habe also alles geschluckt, eraucht, geschnupft und gefressen was ich kriegen konnte, einfach nur weil mir dieser blöde Bulle in der Schule so furchtbar bllöd vorkam, als sei ich im Kasperletheater.

Anmerkung: ich war einige Jahre später selbst Drogenaufklärer in meiner Ex-Schule. War klasse, gab Bewährungsverkürzung, hab die Kids da abgeholt wo sie waren, und ihnen nicht versucht scheiss dumme Dogmen einzutrichtern. Auch mein ehem. Klassenlehrer war schwer begeistert.

Mir wurde, auch aus eigener Erfahrung, schnell klar dass nur eines zur Mündigkeit führt: nämlich bewusste Entscheidungen zu treffen, und egal wie ich mich entscheide, Vertrauen und Rückhalt zu finden. In der Familie, oder auch im Freundeskreis. Vertrauen und Wertschätzung. Meine Kinder wissen bis heute - ist sch***e wenn sie sch***e bauen, aber ich bin für sie da, immer und ohne Vorbehalt. Und wenn sie nen Bad Trip haben, oder irgendwo in der Wallachei festsitzen - sie haben meine Nummer.
Und genau das stärkt ein Kind.
Nicht der erhobene Zeigefiner und die Angst vor Strafe, sondern bedingungslose Liebe und Vertrauen. So und nicht anders.
Zuletzt geändert von Steckling am Fr 5. Nov 2021, 00:00, insgesamt 1-mal geändert.
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FraFraFrankenstein
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von FraFraFrankenstein »

Da kann ich nur zustimmen.
Ich habe gerade die Sendung "Jetzt red i" zur Cannabislegalisierung gesehen. Da kam mir auch der Gedanke in den Sinn, dass die Konservativen denken, dass man über illegale Drogen nicht mit seinen Kindern zu reden braucht, weil sie ja illegal sind. Das Gegenteil ist der Fall.
Sobald die Kinder erwachsen genug sind, müssen sie genügend Wissen über Drogen bekommen, um sich bewusst zu entscheiden, was sie nehmen wollen, und was nicht. Drankommen werden sie sowieso irgendwann. Ausserdem muss diese beschissene Alkoholverharmlosung aufhören!

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pepre
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von pepre »

Flashback an das Ende der 70er Jahre. Bei meiner "Sozialisierung" in die Kifferkreise ging das so: "Du bekommst von uns noch nichts. Wenn du kiffen willst, dann lies erst mal dieses Buch! Und das! Das da auch noch!". :shock: Kultur, Geschichte, Physiologie und Psychologie von Drogen. Mit Verlaub: das war das Optimum, einen besseren Start hätte ich mir nicht wünschen können. Die haben mich sogar abgefragt! :lol:

SO muss das laufen: Wissen, Wissen, Wissen. Alles andere ist Humbug. Und vor allem: ehrliches Wissen, Verteufelungen und/oder Verharmlosungen machen keinen Sinn. Wenn die Kids mitbekommen, dass sie verarscht werden, dann geht der Schuß nach hinten los.
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FraFraFrankenstein
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von FraFraFrankenstein »

Ja, Wissen ist der Schlüssel. Es sollte aber ein recht breites Wissen über mehrere Drogen sein und nicht nur drei Bücher über Cannabis.

Tenor der Konservativen: Es ist verboten, mehr musst du nicht darüber wissen.

Das ist sowas von Falsch und Dumm.

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Freno
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von Freno »

Tjaaah ... mein Zugang zu Cannabis wurde mir durch 1 Schulfreund eröffnet, Anfang der 1980er Jahre, kurz vorm Abitur. Es entwickelte sich dann so 1 Dreier-Runde - viele hielten uns für schwul, weil wir ständig zusammen rumhingen, in Kneipen oder auf Partys zusammen auftauchten ... weil wir vorher noch im "Kampf-Kadett" oder im "Strich-Achter-Heizöl-Maserati" einen durchgezogen hatten. Wir hatten dann auch bald mal erkannt, daß wir auf dem besten Weg waren, uns blöd zu kiffen und traten gemeinsam auf die Bremse. Meine Erfahrung ist also die: es hängt ganz wesentlich von den Leuten ab, mit denen man "raucht", wie das "Rauchen" rüberkommt und wie man damit umgeht.

Aufklärung über Drogen in der Schule - immerhinque 1 Gymnasium - gab es nicht. Das Thema wurde ignoriert. Ich war seinerzeit Schulsprecher gewesen - "Schulhof-Promi" - und als solcher auch mal bei einer Sitzung vom Förderverein unserer Schule. Die Vorsitzende war so 1 Zahnarzt-Gattin, Typ "angejahrte Beauty vom Tennisplatz", très chique, voller guten Willen und Engagement - und total doof. Sie wollte doch mal ansprechen, ob "wir" nicht mal was zur Drogenaufklärung an unserer Schule veranstalten sollten. Unser "Direx" war da dagegen, weil: "Wir haben keine Drogenprobleme an unserer Schule - oder, Freno, wie siehst Du das ?" Ich sah auch keinerlei Drogenprobleme an unserer Schule, weil ich war total breit bei dieser Sitzung, weil ich vorher noch bei meinen vorgenannten Kumpels vorbeigefahren war. Dementsprechend gab es dann auch keine Drogenaufklärung und das war dann auch ganz gut so, weil wenn es da so 1 Aufklärung gegeben hätte, dann hätten die ja alle den Durchblick gekriegt über das, was im Fahrradkeller so lief und dann hätten wir vielleicht doch noch 1 Drogenproblem bekommen an unserer Schule, nämlich 1 Cannabis-Versorgungs-Problem.

Und überhaupt: mit der Aufklärung über Drogen ist es, wie mit der Aufklärung über Sexualität. Was "offiziell" von Eltern, Lehrern & Co erzählt wird - das ist einfach nur sch***e. Zu den Arkana des Lebens gehört es, daß gewisse, sehr wichtige, geradezu existenzielle Lebensbereiche nur abseits "der Gesellschaft" und jenseits der Normen erschlossen werden können.

Von daher frage ich mich manchmal, ob Legalisierung von Cannabis wirklich der richtige Weg ist ? Vielleicht wäre es doch besser, es bliebe verboten ?
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von pepre »

Freno hat geschrieben: Fr 5. Nov 2021, 20:29 Und überhaupt: mit der Aufklärung über Drogen ist es, wie mit der Aufklärung über Sexualität.
Das Problem ist ja viel weitreichender: es gibt keinen Kompass für den "Sinn des Lebens". ZZt haben wir "Lerne, arbeite, konsumiere!". Ein "erfolgreiches Leben" wird am Geld gemessen. Sehr wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. In neuerer Zeit kommt auch noch der "Promi-Status" dazu, der aber oft zum Fremdschämen ist. Unser System spült Narzissten in hohe Positionen, die u.a. aufgrund des Peter Prinzips dort völlig versagen. Es ist ein Trauerspiel.

Wir bräuchten eine Aufklärung 2.0, die enttabuisiert (Sex, Drogen) und sich mit dem Wichtigsten im Leben auseinander setzt: dem Glücklichsein. Ein Baustein dazu wäre, dass man sich mit Sucht an sich beschäftigt. Es ist ja nicht so, dass man nur nach Zocken, Sex und Drogen süchtig sein kann. Gesellschaftliche Anerkennung, vor der Glotze verblöden, religöser Wahn, Reichtümer horten, usw sind da weitere Aspekte. Es ist zumeist die Untugend der Gier, die die Sucht befeuert. - Neurologisch ist das schlicht die Aktivierung des Belohnungszentrums. Ein äffisches Erbe: meine Horde, mein Rang, meine Bananen. Und ich will mehr davon! Über jedes gesunde Maß und Ziel hinaus. Hauptsache die Neuronen feuern.

In diesem (noch utopischen) Gesamtkontext einer neuen Aufklärung wäre es dann auch möglich einen vernünftigen Umgang mit Drogen zu finden. Psychoaktive Substanzen haben ja ein weitaus größeres Potential als sich nur wegzuballern. Sie können sehr effektiv helfen sich selbst zu erkennen. Und das ist ja immer der erste Schritt um das eigene Glück zu finden.

Ich persönlich glaube ja, dass man dann glücklich und zufrieden ist, wenn man liebt und geliebt wird. Diese tiefe, innige, bedingungslose Liebe, die uns ab und zu überkommt wie ein Schwall aus Glück. Wobei mir schon klar ist, dass das tradierte "bis das der Tod uns scheidet" aus einer Zeit stammt, als die Leute größtenteils nur 30 Jahre alt wurden. Da muss also nachgearbeitet werden ;)
Zuletzt geändert von pepre am Sa 6. Nov 2021, 12:12, insgesamt 1-mal geändert.
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FraFraFrankenstein
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von FraFraFrankenstein »

Wie kann man junge Menschen am Besten über Substanzen aufklären? Mit einem Buch oder mit einem Film? Oder sollte es besser direkt von Lehrer zu Schüler passieren? Im Fernsehen? Auf dem Schulhof?

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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von Cookie »

Ja, Reefer Madness :mrgreen:! SCNR
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von pepre »

FraFraFrankenstein hat geschrieben: Sa 6. Nov 2021, 15:10 Wie kann man junge Menschen am Besten über Substanzen aufklären? Mit einem Buch oder mit einem Film? Oder sollte es besser direkt von Lehrer zu Schüler passieren? Im Fernsehen? Auf dem Schulhof?
Das ist eine Frage der individuellen Vorliebe. Also alle Kanäle nutzen. ZZt scheinen bei jungen Menschen Formate wie Videos ganz gut anzukommen, wie sie zB Rezo produziert. - Wenn man allerdings wahrheitsgemäß aufklärt, dann befürchte ich, dass man fett Ärger mit der Judikative, der Exekutive und den Prohibitionisten-Dullis bekommt. :roll:
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FraFraFrankenstein
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von FraFraFrankenstein »

pepre hat geschrieben: Sa 6. Nov 2021, 16:37 Also alle Kanäle nutzen. ZZt scheinen bei jungen Menschen Formate wie Videos ganz gut anzukommen, wie sie zB Rezo produziert. - Wenn man allerdings wahrheitsgemäß aufklärt, dann befürchte ich, dass man fett Ärger mit der Judikative, der Exekutive und den Prohibitionisten-Dullis bekommt. :roll:
Ich verstehe deine Bedenken, aber es muss dringend Wissen vermittelt werden. Vor allem an die Jugendlichen, die konservativ erzogen werden. Es braucht wohl ein Schulfach mit Substanzkunde in der 10ten Klasse.

FraFra

Youtube:
Brösel des Glücks / Ein Film aus den 1970ern. Es geht um Haschisch und LSD. Albert Hofmann ist am Schluss auch zu sehen. Etwas Altbacken der Film, für heutige Verhältnisse.
https://www.youtube.com/watch?v=EpEqBeNJCSo

8 DROGEN, DIE ICH NICHT NEHMEN WÜRDE / Von Open Mind
https://www.youtube.com/watch?v=pcqrRxMp8So

EXTREM VERRÜCKTE LSD UMFRAGE VON 1993 / Open Mind Trompete
https://www.youtube.com/watch?v=gkXl3L0N2WE

Koks oder Cannabis! Wieso sind Drogen eigentlich verboten? I Der rote Faden /ZDFdoku
https://www.youtube.com/watch?v=6dFdykv ... &index=157
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von pepre »

FraFraFrankenstein hat geschrieben: Sa 6. Nov 2021, 16:49 Vor allem an die Jugendlichen, die konservativ erzogen werden.

Aus meiner Zeit in der Jugendarbeit kann ich bestätigen, dass es zwei besonders gefährdete Gruppen für übermäßigen Konsum gibt:
  • Kinder aus Familien, in denen eh schon übermäßiger Konsum gang und gäbe ist
  • Kinder, die gegen ihren sozialen Status rebellieren (sowohl arm als auch reich)
Unproblematischer Konsum hingegen findet sich quer durch alle Familien und Schichten.
Es braucht wohl ein Schulfach mit Substanzkunde in der 10ten Klasse.
Achjeh, bis das im Elfenbeinturm ankommt werden Jahrzehnte vergehen. Und es wird nichts Vernünftiges dabei rauskommen, wenn man das den Kultusministern überantwortet.

Viel besser ist das Einbinden von Externen: es gibt zB Theater, die Rausch und Sucht interaktiv mit den Klassen durchspielen (zB dies). Oder wenn Betroffene vor Schülern erzählen, was in der Hardcore-Drogen-Szene und unter Suchtdruck so abgeht. Das macht - vor allem für gefährdete Jugendliche - weit mehr Sinn als "Substanzkunde" als Lernfach.

Man könnte aber zB in Biologie ein paar Stunden einbringen, die sich mit den Mechanismen der Sucht beschäftigen (Neuronenpfade und Belohnungszentrum). Das würde sicher nicht schaden. Vor allem, weil das ein breites Feld abdeckt, das leider nicht wenige betrifft: Ess-Störungen, Daddel- und Social-Media-Sucht inklusive. Noch besser wäre es das Thema interdisziplinär aufzustellen. Es ist ja auch weit relevanter für die Kids als so vieles, was in der Schule als "learn and forget"-Stoff durchgepaukt wird.
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Steckling
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von Steckling »

Ich hätte gern mal einen Lehrplan bzw die Vorgaben dazu gesehen, wie Drogenaufklärung bisher gesetzlich vorgeschrieben ist.
3 Std Drogenaufklärung im Lehrplan als abstrakte Allgemeinposition - das reicht einfach nicht.
Wobei ich betonen möchte: Aufklärung bedeutet weder Verteufelung und Angstmache, noch Zwangskiffen/-saufen im Unterricht.
Der Ansatz sollte stets sein die Persönlichkeit zu stärken. Und da sind manche Anti-Mobbing Maßnahmen durchaus vertrauensschaffender als einen alten "Drogenbullen" einzuladen um auf die gelangweilten Schüler*innen lächerliche Dogmen des letzten Jahrtausends zu ergießen.
Kinder stärken!
Genau das sollte unser Grundkonsens, der gemeinsame Nenner sein.
Verbote und Einschüchterungen stärken nicht, sie spalten nur.

Für eine Aufklärung gegenüber erwachsenen Freizeitkonsumenten (auch die müssen ja geschützt werden...) stelle ich mir auf jedem Beutel Weed vom Fachgeschäft einen verpflichtenden Aufdruck mit einem QR Code, einer Webadresse und ner fon zu einer qualifizierten 24/7 Hotline vor. Mit cleanen aber erfahrenen Tripsittern vom Fach, die dem übermannten Erstkonsumenten durch seine Rauscherfahrung hindurch helfen können. Angefangen von "Trink erstmal ein Glas Wasser, ess ne Schoki, geh auf den Balkon und atme tief durch" bis zu "ich rufe dir gern einen Rettungsdienst, ich mache mir Sorgen und halte das für angemessen".
Und dann natürlich nen Beipackzettel in jedem Beutelchen, der u.a. in einfachen Worten Set und Setting erklärt.
Und eine begleitende Website.
Und ja, von mir aus auch nen Schock-Bildchen wie wirs beim Tabak machen. "ACHTUNG! Der Konsum von Cannabis verändert ihre Wahrnehmung!" oder sowas.

Das kann ich mir alles richtig gut vorstellen! Hier besteht wohl völlige Konsensbereitschaft.

Eines ist wohl klar: nicht nur Kinder brauchen Aufklärung und Hilfe. Auch besorgte Eltern, festgefahrene Politiker, Schreiberlinge der Mainstream Medien, Polizisten und Ärzte, oder Menschen mit problematischem Konsum.
Zuletzt geändert von Steckling am Sa 20. Nov 2021, 14:35, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von pepre »

Steckling hat geschrieben: Sa 20. Nov 2021, 13:36 Mit cleanen aber erfahrenen Tripsittern vom Fach, die dem übermannten Erstkonsumenten durch seine Rauscherfahrung hindurch helfen.
Bei Naturvölkern nennt sich das "Schamane" ;) :D

Ja, das wäre wohl das Allerbeste und ich stimme dem voll zu. Aber ich sehe uns noch weit davon entfernt. Es würde ja eine breite gesellschaftliche Akzeptanz ggü Drogen erfordern. Ein fundamentale Änderung der Geisteshaltung, was Drogen sind und welchen Nutzen (sic!) sie haben können. Es ist ja schon ein Tabubruch, wenn man unverfroren thematisiert, dass viele Menschen ohne Alkohol wenig bis gar keinen Sex hätten. ;)
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Steckling
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von Steckling »

Oh ja, ein langer Weg wird das. Es müssen schließlich drei Generationen Dogmatismus ausgetrieben werden.
Aber irgendwann müssen wir eben auch unterstützende Angebote machen. Also wenn Herr Wurth mal wieder zur Anhörung eingeladen wird - vlt sammeln wir ihm hier mal ein paar bildhaft vermittelbare und konkrete Vorschläge zusammen.
Zuletzt geändert von Steckling am Sa 20. Nov 2021, 17:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von pepre »

Erst mal Schritt für Schritt. Wenn die hohe Politik bemerkt, dass wegen der Legalisierung von Cannabis Deutschland nicht in Anarchie und Chaos versinkt, dann sind sie vielleicht für weitere Schritte bereit.

Es finden sich ja immer mehr Hinweise darauf, dass der Übergang vom Jäger und Sammler zu Ackerbau und Viehzucht wohl primär davon getrieben war, dass man permanenten Zugriff auf Alkohol haben wollte. Drogen sind also fundamental mit der Menschheitsgeschichte verwoben. Je eher das den Prohibitionisten klar wird, desto besser ist das. - Wir sperren mit der Prohibition ein unglaublich hohes Potential zur Erforschung des Geistes weg. ZB: die paar wenigen existierenden Studien in der Psychiatrie mit Halluzinogen belegen klar, dass wir damit das Skalpell aus der Hand geben und statt dessen immer noch den Holzhammer verwenden. Ja, Skalpelle sind gefährlich, keine Frage. Desto wichtiger ist es, den Umgang damit zu erlernen.
Und es ist unglaublich wichtig, dass wir uns selbst erkennen lernen. Mehr denn je. Denn wir brauchen Einsicht und Motivation die Welt zu verändern. Weg von Verteilungskämpfen und Konsum. Wir müssen Glück und Zufriedenheit in uns selbst finden, unseren wirklichen Platz im Universum erkennen, damit wir diesen Wandel schaffen.
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von Cookie »

@pepre: Das ist alles vollkommen richtig, setzt aber "ideale Menschen" voraus, die nur wenige von uns sind - also das Gegenteil von konsumgesteuerten Idioten zum Beispiel. Das heißt auch, dass nur wenige bereit sind, sich selbst erkennen zu lernen. Leider.
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von Steckling »

Lieber pepre, ich stimme Dir in jedem Punkt zu.
Die Argumente die für eine Legalisierung/Entkriminalisierung stimmen sind allgegenwärtig. Und langsam dringen sie auch zu den Betonköpfen durch. Doch das ist nicht die Fragestellung hier.
Nicht in einer schönen Zukunft lebe ich heute, sondern in konkreten (Koalitions)Verhandlungen im Hier und Jetzt. Und da ist "Aufklärung" ein wesentlicher Punkt im Katalog.
Diesen Bedenkenpunkt müssen wir bedienen. Müssen WIR bedienen ;) Mit konkreten Vorschlägen. Weil sonst andere den für sich politisch-rhetorisch besetzen.

Fiktives Beispiel: Anhörung des DHV zum Thema Legalisierung vor dem Ausschuss der neuen Regierungskoalition.
"Herr Wurth, was schlagen Sie und der DHV als Aufklärungsalternativen vor?"
Dann sollten Vorschläge und Bilder wie aus der Pistole geschossen kommen. Und dafür möchte ich hier helfen, mit etwas crowdminding.

Mit Schamanentum und "Hippie Lifestyle"- Bessere Welt Rhetorik/Polemik gewinnen wir keinen einzigen Blumentopf.
Aber mit konkreten Vorschlägen, die sich real umsetzen lassen.

Mich Pothead musst Du nicht überzeugen. Aber unsere Abgeordneten im Bundestag.
Und denen kannst Du nicht mit Schamanentum kommen. Kann mir auch gar nicht vorstellen wie das aussehen sollte in unserer Gesellschaft.

Lehrpläne sollten in jedem Fall aufs aufgeklärte Zeitalter upgradet werden (nicht nur zum Thema Psychoaktive Substanzen).
Und zu Beipackzetteln und Hotline hab ich ja schon gesagt.
Zuletzt geändert von Steckling am Sa 20. Nov 2021, 16:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von pepre »

Steckling hat geschrieben: Sa 20. Nov 2021, 15:34 Dann sollten Vorschläge und Bilder wie aus der Pistole geschossen kommen.
Der Vorschlag von einem "Bad Trip"-Notfall-Telefon ist doch schon mal sehr gut! IdR kann man ja noch sprechen, wenn die Welt über einem zusammenbricht. Chatten geht da nicht mehr. - Im weitesten Sinne ist das ja "Seelsorge". Man bräuchte eine wirklich gute Struktur dafür. Und auch lokale Anlaufstellen, wenn alles aus dem Ruder gelaufen ist, wenn man langfristig Hilfe und Beistand braucht. Das muss breit aufgestellt sein, damit sowohl die Tochter aus gutem Hause wie auch der Gängsta-Rapper eine adäquate Hilfe findet.

Wenn man eine seriöse, etablierte Organisiation ins Boot holen könnte, dann wäre viel gewonnen. Haltet mich für blöd, aber die Kirchen hätten eine dementsprechende Infrastruktur. Wenn man deren Jugend dazu bringen könnte hier Hilfe zu vermitteln, dann hätte das Durchschlagskraft. Und mit der Kirche legt sich kein Politiker an.

Weiterhin: Jugendzentren et al wären ja sowieso mit drin.
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von Steckling »

Den Bock zum Gärtner machen - geil!^^
Aufklärung betrifft nicht nur Kinder. Vor allem Eltern und Verantwortungsträger benötigen eine ganz große Schaufel davon.
Vergessen wir nicht: es geht bei der ganzen Legalisierungsthematik allein nur um erwachsene Menschen. Niemand fordert eine Freigabe für Kinder.
Zuletzt geändert von Steckling am Sa 20. Nov 2021, 16:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie geht Aufklärung?

Beitrag von pepre »

Steckling hat geschrieben: Sa 20. Nov 2021, 16:17 Den Bock zum Gärtner machen - geil!
:lol: Ja, sorry! - Mir fiel bloß dazu ein, dass in meinen Heimatstädtchen ab und zu mal jemand aus katholischen Jugend zu uns ins links-autonome Jugendzentrum kam: "Wir haben da einen, der hat echte Suchtproblematik. Wir sind recht hilflos. Wißt ihr da nicht Rat?". Das betraf zwar immer Alk, aber wir konnten idR helfen und vermitteln. Es blieb unter den Jugendlichen, das Städtchen bekam nichts mit. Das war damals ein wichtiges Kriterium. Ist es auf dem Land heute bestimmt immer noch.

Sucht ist ja heute auch viel breiter aufgestellt: daddeln, chatten, fressen, hungern, kaufen, glotzen, saufen, kiffen, etc. Man sollte für alles ein Angebot aufstellen (one for all), und dann ggf fachspezifisch weiter vermitteln.

Ja, eine 113 Sucht Hotline. ;) Eine, die sich wirklich auskennt, und nicht nur Beruhigungsdrops verteilt. Eine, die auch akute Zustände (so gut wie möglich) abfangen kann. Bedarf gäbe es ja zuhauf für solch eine Hotline.
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