Sammlung Drogen-und Suchtbericht der Bundesregierung

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Sabine
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Re: Drogen- und Suchtbericht 2016

Beitrag von Sabine »

"Dem Konsum von sogenannten weichen Drogen muss in dieser Auseinandersetzung sowohl das irreführende Image einer rebellischen Kultur genommen, als auch die Verharmlosung seiner gesundheitsgefährdenden Wirkung nach dem Motto 'Ein Vollrausch vom Alkohol sei schlimmer als Kiffen' entgegengetreten werden. Das ist eine konstruierte Alternative - Komasaufen ist genauso abzulehnen wie der Drogenkonsum. Gesellschaftliche Probleme lassen sich nicht mit einem umnebelten Kopf lösen. Der Cannabis-Wirkstoff THC greift zudem tief in die Organisation des Gehirns ein. Er stört die Fähigkeit, sich selbst in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit zu bringen. Langfristig sind Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen, aber immer häufiger auch Psychosen die Folge.

Das Verbot von Haschisch sei "repressiv" vertreten die Befürworter seiner Legalisierung - darunter auch die Jugendverbände der Linkspartei, der Grünen und der SPD. Die MLPD und ihr Jugendverband sind der Meinung, dass gegen den Drogensumpf tatsächlich auch "repressiv" vorgegangen werden muss.

Das Herunterspielen der Gefährlichkeit des Drogenkonsums richtet sich auch gegen die sich belebende Rebellion der Jugend. Die Doppelmoral und Halbherzigkeit, mit der die Herrschenden angeblich den Drogenmissbrauch bekämpfen, kommt unter anderem daher, dass Haschisch eine den Individualismus und die Vereinzelung fördernde Droge ist. Sie ist daher für die Zersetzung der Jugendbewegung durch die Herrschenden bestens geeignet, solange eine übermäßige Zerrüttung der Jugend nicht die kapitalistische Produktion gefährdet.

Die MLPD und ihr Jugendverband REBELL kämpfen gegen den Drogensumpf: Die Verbreitung von Drogen, die damit einhergehende Kriminalität, die "Kultur", die Profiteure und die Hintermänner. "



https://www.rf-news.de/2016/kw14/mit-kl ... t-kaempfen


Aha, Individualismus ist also K***e. Besser alle im Gleichschritt Marsch. :roll:
Sabine
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Jahrbuch Sucht - PKS 2016/2017

Beitrag von Sabine »

"Synthetische Designerdrogen sind die größte Gefahr

Der Rauschgiftkonsum nimmt zu. Vor allem die Inlandsproduktion wächst: Cannabis-Plantagen gewinnen Marktanteile, und in Chemielaboratorien werden immer neue Drogen - häufig sogenannte Cannabinoide - designed. Cannabis bleibt in Deutschland die Droge Nr. 1, gefolgt von Amphetamin/Methamphetamin. Die Klassiker Heroin, Opium und Kokain verlieren an Bedeutung. Das "Jahrbuch Sucht 2016" gibt einen Überblick über neue Tendenzen.

Der umfangreiche Cannabisanbau auf Außenflächen und in Indoor-Plantagen in Deutschland expandiert weiter. Im Jahr 2013 konfiszierte die Polizei 782 Plantagen (mit 108.000 Pflanzen) - und 2014 bereits 871 Plantagen (mit 132.000 Pflanzen). Kaum bekannt und selten kriminalisiert sind die wesentlich häufigeren Cannabis-Kleingärten für den eigenen Bedarf und den engsten Freundeskreis. Das reichliche Cannabisangebot führt zu niedrigeren Preisen - und diese wiederum zu häufigerem Konsum.

Professionelle Chemiker und Amateure designen immer neue Drogen, die noch nicht konkret vom gesetzlichen Verbot erfasst sind und daher als "Legal Highs" bezeichnet werden. Allein im Jahr 2014 hat das Bundeskriminalamt 58 neue Designerdrogen identifiziert; bis sie im Betäubungsmittelgesetz verboten werden, vergehen Monate oder Jahre - und werden dann wiederum durch neue "Legal Highs" ersetzt. In Clubs, Diskos oder Privatwohnungen werden sie weitergereicht.

Das "naturbelassene" Cannabis wird als gepresstes Harz (= Haschisch) konsumiert oder als getrocknetes Kraut (Marihuana). Haschisch wirkt weniger intensiv und wird daher tendenziell weniger nachgefragt. Marihuana ist potenter - und dominiert zunehmend den Markt. Allein 2014 konfiszierte die deutsche Polizei in fast 32.000 Fällen Marihuana.

Die maximale Wirkungssteigerung bieten viele synthetisch hergestellte Cannabinoide. Die chemischen Zusammensetzungen sind meist unbekannt - der Konsum gleicht u.U. einem Russischen Roulette. Massive Horrortrips, psychotische Anfälle, Suizide, Todesfälle werden in der Fachliteratur beschrieben. Chronische Erkrankungen - z.B. Niereninsuffizienz - gehören zu den langfristigen Folgen."


http://www.psychologie-aktuell.com/news ... efahr.html

http://www.psychologie-aktuell.com/shop ... 1fe888c203
Sabine
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"Drogenpolitik? Eine Katastrophe!"/Alternativer Drogenberich

Beitrag von Sabine »

"Veraltet, realitätsfern, ohne wissenschaftliche Grundlage: Suchtforscher und Strafrechtler erheben schwere Vorwürfe. Deutschlands Drogenpolitik versage auf ganzer Linie.

Die Drogenpolitik hat versagt. Davon sind die Herausgeber des Alternativen Drogen- und Suchtberichts überzeugt und fragen: Wie kann Deutschland in Zukunft eine wissenschaftlich fundierte Drogenpolitik sicherstellen? Sicherlich nicht, indem die Bundesregierung und ihre Drogenbeauftragte eine Überprüfung des Betäubungsmittelgesetzes ablehnten, wie die Autoren in ihrer aktuellen Veröffentlichung betonen.

Ihr Bericht ist keine Studie im klassischen Sinn. Beteiligt sind Fachleute verschiedener Disziplinen, darunter Vertreter des Bundesverbands für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, die Deutsche AIDS-Hilfe und der JES Bundesverband. Die Autoren haben Menschen nicht in einer einzelnen Umfrage nach ihrem Drogenkonsum befragt oder ausgewertet, wie viele Deutsche jährlich an den Folgen etwa von Alkohol und Tabak oder denen illegaler Substanzen sterben. Vielmehr handelt es sich um eine Sammlung von Essays, mit denen sie eine klare Kampagne verfolgen: Aufzeigen, wie fehlgeleitet die derzeitige Drogenpolitik sei – anhand von Daten, die seit Jahren zur Verfügung stehen, auch der Regierung. "


http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/20 ... lternative

http://alternativer-drogenbericht.de/

http://blogs.taz.de/drogerie/2016/06/06 ... icht-2016/

Man kann es nicht oft genug wiederholen !
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overturn
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Re: "Drogenpolitik? Eine Katastrophe!"/Alternativer Drogenbe

Beitrag von overturn »

Wow, mal wieder sehr schöne und wenn man so will, "hochkarätige" Gastbeiträge - u.a. Schneider, Uhl, Körkel. Unser lieber Florian und der Georg sind auch mit dabei. Grotenhermen, logisch. Es liegt nun auch eine gestraffte Zusammenfassung (Domenig/Cattacin 2016: Die Gefährlichkeit von Drogen: ein multidimensionaler Ansatz zu der Metaanalyse zur Gefahrenabschätzung; 128-134) zu einer Studie vor, die unsere liebe Aurora bereits Ende letzten Jahres verlinkt hatte - aber leider keinerlei größere Beachtung fand. Ersteindruck: äußerst empfehlenswert.
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Sabine
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Re: "Drogenpolitik? Eine Katastrophe!"/Alternativer Drogenbe

Beitrag von Sabine »

"Alternativer Drogen- und Suchtbericht: Wie falsche Statistiken entstehen u. ein falsches Gesetz ignoriert wird

Alternativer Drogen- und Suchtbericht: Jugendliche rauchen immer weniger Tabak und konsumieren immer mehr Cannabis. Die offiziellen Statistiken - erhoben von der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung - sind methodisch mangelhaft und unterschätzen das reale Ausmaß des Cannabis-Konsums. Auch die Statistiken der Polizei sind kaum aussagefähig, da viele Beamte die gesetzlich vorgeschriebene Strafverfolgung von Cannabis-Konsumenten für kontraproduktiv halten und daher oft unterlassen. Der "Alternative Drogen- und Suchtbericht 2016" bietet erneut ein kritisches Bild des staatlichen Umgangs mit illegalen Drogen.

Der Soziologe Dr. Bernd Werse (Universität Frankfurt/M.) kommentiert in seinem Beitrag zum Bericht das Datenmaterial der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung: "Nur jede_r 16te junge Erwachsene und jeder 45ste Jugendliche soll im zurückliegenden Monat gekifft haben? Diese verdächtig niedrigen Zahlen sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Erhebungsmethode zurückzuführen: Die Daten basieren nämlich ausschließlich auf einer telefonischen Befragung. ... Es braucht nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, dass nicht wenige hier die Unwahrheit sagen - oder erst gar nicht antworten." Wer gibt freiwillig den strafbaren Drogenbesitz zu?

Die Soziologin und Kriminologin Svea Steckhan (Polizeiakademie in Hamburg) registriert, dass große Teile der Polizei die Pflicht zur Strafverfolgung von Drogenbesitz für kontraproduktiv halten - eine oft sinnlose Vergeudung polizeilicher Ressourcen. Daher "übersieht" der eine oder Beamte u.U. das Delikt."


http://www.openpr.de/news/906318/Altern ... -wird.html

Hm, wenn ich mir die Meldungen der letzten Monate zu mal mehr oder weniger geringen Mengen anschaue, dann kann ich letztere Behauptung so nicht glauben. Mir kommt es eher so vor, als ob die Strafverfolgung intensiviert wurde.

BTW :

"Der offizielle Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung wird am Donnerstag vorgestellt. Die Zahl der Drogentoten in Deutschland war im vergangenen Jahr auf 1226 gestiegen."

http://www.augsburger-allgemeine.de/pol ... 16197.html
Sabine
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Re: "Drogenpolitik? Eine Katastrophe!"/Alternativer Drogenbe

Beitrag von Sabine »

Interview mit Herrn Stöver :

"Herr Stöver, die europäischen Drogenszenen werden härter, muss man denn den Drogenhändlern nicht das Handwerk legen?

Das sehe ich auch so.

Wenn wir uns auf die illegalen Substanzen beziehen, dann ist es bisher aber mit den beherrschenden Maßnahmen, nämlich allein mit polizeilichen Mitteln, nicht gelungen, die Nachfrage zurückzudrängen, und auch die Dealer konnten nicht gefasst werden. Im Gegenteil. In Deutschland sind 75 Prozent aller Rauschgiftdelikte konsumbezogen, konsumentenbezogen, das heißt, die Polizei fasst und in einem immer größeren Prozentanteil, die Konsumenten der Substanzen. Das war aber nicht das ursprüngliche Ziel der polizeilichen Kontrollabsicht, sondern man wollte die Ringe zerschlagen, wie das so schön im Polizeijargon heißt, oder die Händler zurückdrängen und fassen. Das aber gelingt in einem immer geringeren Maße, wenn man sich die letzten zehn bis 15 Jahre ansieht.
...
Ganz neu sind diese Forderungen natürlich nicht, aber vielleicht ist die Zeit gerade günstig, denn es gibt eine weltweite Bewegung, auch in den USA zum Beispiel, die die Verbote und Kriminalisierung des Drogenkonsums für gescheitert hält. Haben Sie auch den Eindruck, dass jetzt die Gelegenheit günstig ist, da politisch endlich was in Bewegung zu bringen?

... Sie sagen also völlig zurecht, dass sich da eine ganze Menge tut. Und die Bundesregierung? Die tut nichts. Die Drogenbeauftragte wird auch in ihrem am Donnerstag vorgestellten Bericht nichts dazu, wenn wir mal beim Cannabis und der Regulation des Genuss-Cannabis' bleiben, erwähnen, sondern wird das komplett tabuisieren und aussparen.
Hingegen haben viele Kommunen in Deutschland, bis runter zu Bezirksparlamenten oder Stadtteilparlamenten und auch ganze Koalitionsvereinbarungen, das zum Ziel: die regulierte Abgabe von Cannabis. Und als Drogenbeauftragte wäre es eigentlich der Job von Frau Mortler, diese Bewegung zu moderieren, sie zu begleiten und irgendwie auch zu unterstützen. Stattdessen schweigt sie sich aus. Das war auch letztes Jahr schon der Fall. Und das hat eben eine Gegenöffentlichkeit provoziert, die wir beanspruchen darzustellen mit unserem "Alternativen Drogen- und Suchtbericht", wo wir auf die Dinge eingehen, die die Gesellschaft wirklich bewegen.
...
Das SWR2 Kulturgespräch mit Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung Frankfurt, führte Sonja Striegl am 6.6.2016 um 7.45 Uhr."


http://www.swr.de/swr2/kultur-info/alte ... index.html
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Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2016

Beitrag von Sabine »

Zuerst mal der Bericht

http://drogenbeauftragte.de/fileadmin/d ... 16_web.pdf


Hier zwei Interviews (Audio und Video) mit MM

"... Die Entwicklung bei illegalen Drogen sei stabil. Die Drogenbeauftragte weist Kritik an ihrer Arbeit zurück. Forscher und Ärzte unter anderem von der Deutschen AIDS-Hilfe haben vor einem Stillstand in der Drogenpolitik gewarnt. Im Anfang der Woche vorgelegten "Alternativen Drogenbericht" haben sie gefordert, das Betäubungsmittelgesetz einer wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen und zu reformieren.

Mortler sieht dafür keine Notwendigkeit und verweist etwa auf Initiativen wie die Kabinettsentscheidung vom Mai, Cannabis als Medizin freizugeben. Experten in ihrem Haus hätten das Betäubungsmittelgesetz jederzeit im Blick, es sei absolut aktuell. Insofern könne sie die Kritik nicht nachvollziehen."


http://www.swr.de/swr2/programm/sendung ... index.html



"... Eine Freigabe von Cannabis lehnte Mortler ab. "Es gibt genügend Studien, zuletzt eine Meta-Studie der Weltgeundheitsorganisation, die klar sagt, Cannabis ist keine harmlose Droge, Cannabis kann zu Abhängigkeiten führen, zu Psychosen. Und je jünger man konsumiert, um so mehr kommt es zu Denkproblemen, zu Konzentrationsstörungen. Deshalb sollte man den Zugang für junge Menschen nicht erleichtern, sondern diese Hürden belassen.""

http://www.tagesschau.de/inland/drogenbericht-121.html


P.S. werde jetzt nicht jeden Artikel hierzu verlinken, die ähneln sich eh alle. Bin eher scharf auf die Kommentare in den Medien und so. Also etwas Geduld, wird wohl etwas dauern, bis die ersten Äußerungen erscheinen.
Sabine
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Re: Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2016

Beitrag von Sabine »

Mortler bringt jetzt auch andere Gruppierungen gegen sich auf :lol:

"In einer Politiksendung blamierte sich die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler von der CSU aus Sicht vieler Spieler live vor der Kamera. Hintergrund war ein Interview zum Drogenreport 2016, bei dem auch Moderator Tilo Jung von der Sendung "Jung & Naiv - Politik für Desinteressierte" anwesend war. Während der Rede von Marlene Mortler, die sich um suchterzeugende Videospiele drehte, stellte er der Bundesdrogenbeauftragten immer wieder die Frage, welche konkreten Spiele sie denn meine. Anfangs wirkte die Politikerin sichtlich überfordert und reagierte schließlich mit den Worten: "Ich schaue diese Filme nicht." Weiterhin hielt sie sich lediglich mit Floskeln auf und sprach von "Spielen, die eben sehr fesselnd sind".
...
Was haltet ihr von den Szenen? Glaubt ihr, dass Politiker mehr Ahnung von unserem Hobby haben sollten? Hinterlasst uns einen Kommentar im dafür vorgesehenen Feld.


http://www.pcgames.de/Kurioses-Thema-20 ... e/2587750/

http://www.jungundnaiv.de/2016/06/09/dr ... rtler-csu/
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overturn
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Re: Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2016

Beitrag von overturn »

Ich werde versuchen, den Bericht in den kommenden Wochen durchzuarbeiten, stellenweise zu kommentieren und bei Möglichkeit u.a. mit Beiträgen aus dem aktuellen alternativen Drogenbericht zu kontrastieren (und die besagten Stellen derart hervorheben). Vorschläge, Rückfragen und Kritik sind jederzeit willkommen und gerne gesehen.

Der Drogenbericht der Regierung bietet zwar einen guten ersten Ein- und Überblick hinsichtlich nationaler Forschung und Praxis, erinnert stellenweise aber eher an ein "Werbeprospekt" und erscheint insgesamt doch recht unvollständig, einseitig und mitunter irreführend. Dies soll zunächst am Beispiel einer sog. "Computerspiel- und Internetabhängigkeit" verdeutlicht werden. Hierzu wird auf Seite 99 postuliert:
Nach derzeitiger Mehrheitsauffassung werden die neu erforschten Störungsbilder im Bereich der Computerspiel- und Internetnutzung den stoffungebundenen Suchterkrankungen (Verhaltenssüchten) zugerechnet.
Es ist eine anhaltende Streitfrage, inwiefern derartige Deutungsmuster adäquate und zielführende Umschreibungen darstellen und auf einheitliche "Krankheitskategorien" verweisen. Weite Teile der sich zuständig fühlenden Professionen beobachten diese Entwicklung mitunter höchst kritisch (vgl. z.B. Mann [Hg.] 2014: Verhaltenssüchte). Meinem Verständnis zufolge haben wir es gewissermaßen grundsätzlich ("substanzgebunden" oder "-ungebunden") mit sog. (jedoch sicherlich keinen einheitlichen oder "dinghaften") "Prozessabhängigkeiten" zu tun (so z.B. auch Orford 2001: Addiction as excessive appetite; Peele/Brodsky 2015 [1975]: Love and Addiction). Hierbei wäre es nicht zuletzt aber auch pragmatisch gedacht, keineswegs und weiterhin sämtliche denkbare alltägliche und "potenziell schädliche" Verhaltensweisen zu pathologisieren, sondern vielmehr eine sog. "Sucht" nun teils gerade zu "de-medikalisieren" und als heterogenes, dynamisches und soziales Phänomen zu begreifen (Kaye 2012: De-Medicalizing Addiction; Klaue 1999: Drugs, addiction, deviance and disease as social constructs). Eine derartige Perspektive widerspricht einem verkürzten und sog. "Krankheitsmodell" und nimmt Rekurs auf die ursprüngliche Bedeutung einer "Abhängigkeit" in Form einer starken Hingabe oder Bindung (Alexander/Schweighofer 1988: Defining "Addiction"). Seifried Seyer resümiert im alternativen Drogenbericht (2016: 119):
Die objektivierende Vereinnahmung der Abhängigkeit in das naturwissenschaftliche Krankheitsparadigma führt zu Marginalisierung und Ausgrenzung. Neben der Medikalisierung eines phänomenal bloß als exzessiv zu beschreibenden Verhaltens ist das Krankheitsparadigma auch eine Form der sozialen Kontrolle und Ausschließung [des drogenkonsumierenden Lebensstils].
Von einer "Mehrheitsauffassung" zu sprechen, bleibt demnach eher fragwürdig. Dass sich die Forschungslage letztlich doch nicht als ganz so eindeutig erweist, wird auf Seite 103 teilweise eingeräumt:
Problematischer und pathologischer Internetgebrauch reicht von exzessiver Computer- und Internetnutzung bis hin zu einem Abhängigkeitsverhalten. Allerdings ist selbst in Fachkreisen umstritten, inwieweit es sich dabei um eine Suchterkrankung oder eine Form der Impulskontrollstörung handelt.


Dennoch wird der Eindruck erweckt, als würde es sich bei einer sog. "Computerspiel- und Internetabhängigkeit" um ein (distinktives und einheitliches) Krankheitsbild handeln. Das abschließende "Präventionsmotto" erscheint recht volkstümlich, pseudo-wissenschaftlich und moralistisch (aber nicht wirklich abwegig): alles eine Frage des richtigen Gleichgewichts. Eine Sicht, die sich aber offenbar wohl nicht auf illegale (sehr wohl teils aber auf legale) Substanzen übertragen lässt.

Fortsetzung folgt!
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overturn
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Re: Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2016

Beitrag von overturn »

Im nächsten Teil wird die Thematik rund um die sog. "Verhaltenssüchte" erneut und zugleich (vorerst) abschließend aufgegriffen. Ich gehe davon aus, dass die mediale Berichterstattung hierzu zukünftig weiterhin stark zunehmen wird. So begreift unsere Drogenbeauftragte die sog. "Internetsucht" als einen neuen Schwerpunkt und behandelt eine umstrittene und unausgegorene "Forschungsdiagnose" bereits als "Ding an sich" (Drogenbericht 2016 : 115 f.). Hier ist ebenso ein sog. "pathologisches (Glücks-)Spielen" (ebd.: 89) zu berücksichtigen und gewissermaßen als "Prototyp" der sog. "Verhaltenssüchte" zu bezeichnen. Ein umstrittenes "Krankheitsmodell" der Sucht* überträgt man diesem Beispiel (und der Revision des DSM) folgend neuerdings vermehrt auf weitere Verhaltensweisen - dies sei angeblich "evidenzbasiert" und zudem im Interesse der (möglichen) Betroffenen (vgl. DGPPN 2016: Verhaltenssüchte und ihre Folgen – Prävention, Diagnostik und Therapie ). Ist dem so?

So spricht die DGPPN im Kontext des "problematischen (Glücks-)Spielens" und der sog. "Internet- und Computerspielabhängigkeit" (und den postulierten Parallelen bezüglich eines "Suchtphänomens") von "überzeugenden Übereinstimmungen hinsichtlich des Krankheitsverlaufs, der Phänomenologie, möglicher Komorbiditäten, des Behandlungsverlaufs als auch im Hinblick auf genetische Veranlagung und neurobiologische Mechanismen" (2016: 5 ff., gekürzt). Zutreffend ist, dass hier - übereinstimmend - prinzipiell jeder dieser Punkte (und hiermit bereits die Vorannahmen, die z.B. bei einem chronisch-rezidiven Verlauf ansetzen oder neurobiologische Korrelate als Krankheitsnachweis betrachten möchten) überaus und höchst umstritten bleibt - insbesondere eine sog. "Internetabhängigkeit" wird aktuell und vor allem in der internationalen Forschung konzeptionell und empirisch geradezu "zerpflückt" (vgl. Musetti et al. 2016: Challenges in Internet Addiction Disorder: Is a Diagnosis Feasible or Not?; Starcevic/Aboujaoude 2016: Internet addiction: reappraisal of an increasingly inadequate concept - s. auch Petry 2014: Eine kritische Betrachtung des Mainstreams zur Erklärung der „Computer-Internet-Sucht“ (40-46) im allerersten alternativen Drogenbericht). Ein sog. "Suchtpraradigma" scheint hier letztlich zu verengten und unredlichen Perspektiven in der Forschung wie auch zu potentiell höchst inadäquaten Interventionen in der Praxis zu führen, die entsprechend einer Subsumtionslogik bereits mitunter "blind" auf sämtliche erdenkliche Verhaltensweisen ausgeweitet werden (vgl. Billieux et al. 2015: Are we overpathologizing everyday life? A tenable blueprint for behavioral addiction research). Ob sich durch ein "Suchtetikett" für Betroffene tatsächlich was (positiv) verändern würde, bleibt fraglich - zumal die Problemdefinitionen schon heute oftmals trotz abweichender Klassifikation (z.B. als "Impulskontrollstörung" oder "Zwangsspektrumsstörung") einem "Krankheitsmodell" der "Sucht" entlehnt und teils dementsprechend behandelt werden**. So konstatiert bspw. der australische "Spielforscher" Alex Blaszczynski (2015: 143, eigene Hervorhebung) :
Setting aside the fact that relocating pathological gambling to the non-substance behavioral addiction category served to legitimize the condition and increase the potential for research funding, this reclassification has had no impact on its diagnosis, management, or outcome.
Entsprechend der gegenwärtigen Forschungslage und entgegen der Einschätzung unserer Regierung (und der DGPPN) erscheint es demnach weder angebracht noch "evidenzbasiert", weitere Verhaltensweisen zu "versüchteln" und eine Neuklassifikation zu schaffen (vgl. Grant et al. 2014: Impulse control disorders and “behavioural addictions” in the ICD-11) - sehr wohl aber, hiervon völlig unberührt, weitere "Hilfsstrukturen" zu etablieren und eine (primär explorative, "lebensweltliche" und integrative) Forschung voranzutreiben. Hier wäre ferner zu hinterfragen, wieso Hilfestellungen und öffentliche Förderung überhaupt von einer zunehmenden Pathologisierung und Medikalisierung abhängen sollten? Und wo verstecken sich diesbezüglich die Erfolge im Bereich der Substanzen - bei denen wir bspw. (u.a.) noch weit von einem sog. "zieloffenen Hilfsangebot" entfernt sind (s. Körkel/Nanz 2016: Das Paradigma Zieloffener Suchtarbeit (196-204) im alternativen Drogenbericht)?

Wieso sollten (vielschichtige) "Hilfsangebote" und "Präventionsmaßnahmen" also gerade durch eine verengte und vorgefertigte Perspektive zunehmen - und nicht viel eher recht einseitig ausfallen?

Hier bleibt es überaus spannend, wie die Debatte auf den diesjährigen Fachtagungen verlaufen wird. Nicht unwahrscheinlich, dass hier leider die bisherigen Irrungen und Wirrungen dominieren werden (so erscheint auch die Diskussion in Mann [Hg.] 2014 zuweilen als recht einseitig und größtenteils entschieden). Hierbei bietet sich so oder so aber eine erhebliche Möglichkeit: "Sucht" neu zu betrachten.


In wenigen Tagen schauen wir uns endlich an, was der Drogenbericht der Regierung denn nun eigentlich zu den (illegalen) Drogen zu sagen hat... ;P



Beste Grüße!

-


* Bei dem klinischen "Abhängigkeitssyndrom" (ICD-10/DSM-V) handelt es sich lediglich um eine Neukonzeptualisierung klassischer "Krankheitsmodelle", bei größtenteils gleichbleibender Kritikpunkte und Schwachstellen (vgl. Krauss 2013: Starker Konsum oder Substanzstörung? Überlegungen zum Suchtkonzept - ausführlich: Fraser/Moore/Keane 2014: Habits: Remaking Addiction).

** Was ebenso höchst umstritten bleibt, s. z.B. Ferentzy/Turner 2013: The History of Problem Gambling; Kröber 2009: Pathologisches Glücksspielen: Persönlichkeitsmerkmale und forensische Aspekte; Schmidt 2012: Glücksspielsucht – Aufkommen der Problemdefinition und anhaltende Kontroversen; Scimecca 2015: Toward a Sociological Analysis of Pathological Gambling
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Re: Jahrbuch Sucht 2016/2017

Beitrag von Sabine »

"Medikamentensucht auf Platz zwei aller Abhängigkeiten

Die Deutschen rauchen weniger, beim Alkohol bleibt ihr Konsum unverändert hoch. Viele trifft mittlerweile ein unterschätztes Problem: Sie sind abhängig von Medikamenten.
...
Jedes Jahr werden in Deutschland allein etwa rund 150 Millionen Packungen unterschiedlichster Schmerzmittel verkauft. Allerdings seien rund 70 Prozent davon frei in Apotheken erhältlich. Oft würden Patienten, die bereits Schmerzmittel von Ärzten verschrieben bekommen haben, zusätzliche Medikamente kaufen. Dies kann zu unangenehmen Neben- und Wechselwirkungen führen. Grundsätzlich bedenklich sei laut Jahrbuch Sucht, dass auch mehr besonders stark wirkende Schmerzmittel verschrieben würden. Auch in Fällen, in denen sie nicht notwendig sind. "


http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... bakwerbung


"Untersuchungen aus dem Jahr 2015 zeigen, dass mehr als jeder vierte Erwachsene (28,2%) wenigstens einmal im Leben eine illegale Droge konsumiert hat, bei den Jugendlichen ist es jeder Zehnte (10,2%). Nach wie vor ist Cannabis in allen Altersgruppen die am weitesten verbreitete illegale Droge und wurde von 7,3% der Jugendlichen und 6,1% der Erwachsenen im Zeitraum der letzten 12 Monate konsumiert. In den Jahren seit 2011 ist die Prävalenz des Cannabiskonsums sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen angestiegen, ohne jedoch das Niveau der Jahre 2004 bzw. 2003 zu erreichen.
Die Fall-und Sicherstellungszahlen der Polizeibehörden beschreiben zusammen mit den Konsumzahlen die Rauschgiftlage in Deutschland. Diese Lagebilderstellung durch die Landesämterund das Bundeskriminalamt
basiert auf Auswertungen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), der Falldatei Rauschgift (FDR), des Informationssystems der Polizei (INPOL-Personendatei) und des polizeilichen Informationsaustauschs. Da es sich bei der Rauschgiftkriminalität um ein klassisches Kontrolldelikt handelt, bei dem ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Kontrollintensität der Strafverfolgungsbehörden und den polizeilich registrierten Straftaten
besteht, spiegelt sich in nachfolgender Darstellung die Schwerpunktsetzung der Polizeibehörden des Bundes und der Länder wider.
Rückschlüsse auf Veränderungen des Konsums können nicht gezogen werden."


http://www.dhs.de/fileadmin/user_upload ... ten_oS.pdf

Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2017
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Re: (Alternativer) Drogen-und Suchtbericht 2015/.../17

Beitrag von Sabine »

Nicht wundern, muss erst 2016 suchen, damit ich die Stränge zusammen führen kann. Das mache ich heute aber erst später, stecke voll in der Gartenarbeit. Die Gewitter nahen ...



"Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2017: Wachsende Repression, sinkender Nutzen

"Die Polizei in Deutschland intensiviert ihre Jagd auf Cannabis-Konsumierende," stellt der neue Alternative Drogen- und Suchtbericht fest. "Jedes Jahr geraten mehr als 200.000 Menschen in das Visier der Strafverfolgungsbehörden lediglich aufgrund des Umgangs mit Drogen zum Eigenbedarf: im wesentlichen Cannabiskonsumierende, zu einem großen Teil Jugendliche und Heranwachsende." Der 4. Alternative Drogen- und Suchtbericht wird am heutigen Dienstag im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt.

"Die Folgen der Kriminalisierungswucht auf die sozial-gesundheitliche Lage der Betroffenen, ihr familiäres Umfeld, aber auch für ihre schulisch-berufliche Karriere" sind u.U. verheerend. Etwa 30.000 Drogenkonsumierende werden jährlich zu Freiheitsentzug - im wesentlichen Kurzstrafen - verurteilt. Die psychischen Belastungen/Umstellungen und sozioökonomischen Brüche" in den Händen der Justiz tragen zur Destabilisierung der Betroffenen bei. Eventuell beginnt auch hinter Gittern eine neue kriminelle Karriere.

Der 4. Alternative Drogen- und Suchtbericht beziffert die Repressionskoeffizienten: Weil die Polizei aktiver denn je fahndet, klärte sie 2016 pro 100.000 Einwohner 178 Delikte bei Cannabis-Konsumierenden auf. Demgegenüber war der Fahndungserfolg bei Schmugglern und Händlern bescheiden: 38 pro 100.000 Einwohner. Der Repressionskoeffizient bei Konsumierenden steigt seit 20 Jahren und hat 2016 eine Höchstmarke erreicht. Das Ermittlungsniveau bei Schmugglern und Händlern stagniert jedoch etwa auf gleicher Höhe.

Die Herausgeber des Berichts, Dr. Bernd Werse und Prof. Dr. Heino Stöver, berichten: "Aus Polizeikreisen ist zu hören, dass bestimmte Reviere gern zeitweise ihre Aktivitäten stärker auf Drogenkontrolle verlagern, um ihre Statistik aufzuhübschen. Da es sich bei 'Rauschgiftkriminalität' um Kontrolldelikte handelt, beläuft sich die Aufklärungsquote auf nahezu 100 Prozent ..."

Der Alternative Drogen- und Suchtbericht empfiehlt, die gegenwärtige Prohibitionsstrategie des Betäubungsmittel-Gesetzes aufzugeben und durch eine kontrollierte, legalisierte Drogenabgabe zu ersetzen. Dies würde die Konsumierenden und die Strafverfolgungsbehörden entlasten; allmählich würde es auch die aus- und inländische Drogenkriminalität "austrocknen". Entsprechende Liberalisierungs-Erfahrungen in den USA und anderen Ländern haben zu keinem Anstieg des Drogenkonsums geführt. "


http://www.openpr.de/news/953035/Altern ... utzen.html
Sabine
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Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2017

Beitrag von Sabine »

""Es geht um ein großes Geschäft"
Mortler fordert eine Anti-Cannabis-Politik

Wie gefährlich ist Cannabis wirklich? Die Drogenbeauftragte warnt eindringlich vor der Droge, die immer beliebter wird. Es müsse Schluss sein mit diesen vom Lifestyle getriebenen Verharmlosungsdebatten.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), hat eindringlich vor einer Verharmlosung von Cannabis gewarnt. Zugleich wies sie darauf hin, dass vor allem US-Investoren schon ein gutes Geschäft mit Cannabis auf dem deutschen Markt witterten. Der Druck nehme zu, Cannabis zu legalisieren, sagte die CSU-Politikerin bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts 2017.

" Der Drogenmarkt ist heute vollständig globalisiert", erklärte Mortler. Die Verharmlosung von Cannabis sei inzwischen ein allgemeiner Trend und mit ein Grund, weshalb der Konsum der Droge in jüngster Zeit wieder angestiegen sei. 6,1 Prozent der Erwachsenen gaben demnach an, in den vergangenen 12 Monaten die Droge genommen zu haben, so viele wie zuletzt 2003.
...
Nach den Worten Mortlers besteht ein hoher Druck der Cannabis-Lobby. "Es geht um ein großes Geschäft", sagte sie und fügte hinzu, selbst für Hedgefonds - insbesondere aus den USA - sei das reiche Deutschland ein "hoch interessanter Markt". Diese Investoren warten nur darauf, dass Cannabis hier legalisiert werde. Schon mit der Zulassung von Cannabis als Medizin nahmen die Stimmen zu, die ein gutes Geschäft erhoffen. Mortler sagte nun, inzwischen habe die Cannabis-Lobby einen besseren Zugang zu Teilen der Politik als die Alkohol- oder Tabak-Lobby. Auch Schüler erreiche die Cannabis-Lobby über die sozialen Medien gut. Je früher die Kinder Cannabis konsumierten, umso höher sei später das Risiko psychischer Probleme.
...
Weshalb gerade Bayern die meisten Drogentoten verzeichnete, ist Mortler zufolge unklar. Sie plädierte dafür, die Methodik der Diagnose bundesweit zu vereinheitlichen, um dann exaktere Aussagen über die Todesursache machen zu können. "


http://www.n-tv.de/panorama/Mortler-for ... 90098.html

http://www.drogenbeauftragte.de/presse/ ... -2017.html

Was will Frau Mortler machen? Alles , was mit Hanf zu tun hat, unter Zensur stellen? Wäre ihr wohl am liebsten.

Und das Frau Mortler rätselt ob der Drogentoten, wundert mich nun gar nicht. Sie kapiert es einfach nicht, das der von ihr und ihrer Partei eingeschlagene Weg schlichtweg eine Sackgasse ist.
HabAuchNeMeinung
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Re: "Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2017"

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

http://www.zeit.de/news/2017-08/18/gese ... t-18085802


Sie verwies auf die Folgen der Legalisierung von Cannabis im US-Bundesstaat Colorado, wo die Zahl der Konsumenten bei Jugendlichen um 20 Prozent gestiegen sei. Auch die Häufigkeit der Vergiftungen bei kleinen Kindern nehme zu.

Denkt denn keiner an die Kinder !eins11!
Mich würde mal die Studie interessieren die das belegen soll das der Konsum bei Jugendlichen um 20% gestiegen ist.
Hat sie wahrscheinlich selbst durchgeführt oder es ist schlicht gelogen...
Aber schon klar:
"Portugiesische Erfahrung? Fussball, oder was?!"

MFG
HabAuchNeMeinung

"
chris1009
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Re: "Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2017"

Beitrag von chris1009 »

HabAuchNeMeinung, die Angabe stammt von der "Rocky Mountain High Intensity Drug Trafficking Area". Die Berichte kannst du bei Google finden.
Zur Einordnung der Qualität ein paar Zeilen aus Wikipedia zum HIDTA-Programm:

"The High Intensity Drug Trafficking Area program (HIDTA) is a drug-prohibition enforcement program[...]"
"It was established in 1990 after the Anti-Drug Abuse Act of 1988 was passed."
"The mission of the program is "to enhance and coordinate America's drug-control efforts among local, state and Federal law enforcement agencies in order to eliminate or reduce drug trafficking and its harmful consequences in critical regions of the United States.""

Positives zum Thema Cannabis ist von denen also schonmal nicht zu erwarten.
Hier auch ein Artikel des Forbes Magazine, der die Methoden des Berichts hinterfragt:

Jacob Sullum, 08.09.2016,"Dishonest Government Report Assumes Marijuana Legalization Has No Benefits", Forbes.com
https://www.forbes.com/sites/jacobsullu ... -benefits/
HabAuchNeMeinung
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Re: "Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2017"

Beitrag von HabAuchNeMeinung »

chris1009 hat geschrieben:HabAuchNeMeinung, die Angabe stammt von der "Rocky Mountain High Intensity Drug Trafficking Area".
Hallo chris1009,

Danke dafür. Schon Klar...
Man beauftragt ja auch Dr. Marlboro um die Gefährlichkeit des Rauchens zu bewerten oder die Autoindustrie um die Einhaltung der Abgaswerte zu überprüfen :lol:
Edit:
Da fällt mir wieder mein alter Mathelehrer ein, Gott hab ihn seelig...
Die Statistik ist für einen Politiker das, was für einen Betrunkenen die Laterne.
Sie dient nicht der Erleuchtung sondern zum festhalten.
In diesem Sinne
HabAuchNeMeinung
Sabine
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Re: "Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2017"

Beitrag von Sabine »

"CSU will Modell-Projekt mit Heroin-Gegenmittel starten

Mit neuen Initiativen will die CSU-Fraktion die Zahl der Drogentoten in Bayern reduzieren. Neben einer repräsentativen Studie zum Suchtverhalten von Jugendlichen gehört auch ein Modellprojekt mit dem Heroin-Gegenmittel Naloxon dazu. Zunächst hatte sich die CSU-Fraktion skeptisch gezeigt, jetzt aber ist Bernhard Seidenath (CSU) überzeugt.
...
In einem Modellprojekt soll es jetzt auch an medizinische Laien ausgegeben werden. Bis zu drei Präparate - ein Nasenspray, das nur in den USA zugelassen ist - soll ein Abhängiger bekommen, die er dann an Angehörige oder Mitarbeiter seiner Drogensuchthilfe verteilen könne, sagte Seidenath.

Man rechne mit 400 Teilnehmern in den Städten München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg. Einzigartig an dem Modellversuch, der 330 000 Euro kosten werde, sei die wissenschaftliche Begleitung durch mehrere Universitäten, sagte Seidenath. Anfang 2018 werde das für zwei Jahre angelegte Projekt starten.

Eine weitere Maßnahme sei die Substitution, sagte Klaus Holetschek (CSU). Die Scheu vieler Ärzte, eine Therapie mit der Ersatzdroge Methadon anzubieten, sei groß, da ihnen früher im schlimmsten Fall die Genehmigung entzogen wurde. Durch die nun Ende August wirksame Änderung der Betäubungsmittelverschreibungsordnung müssten Ärzte aber nichts mehr befürchten. Um besser auf die Sucht von Jugendlichen reagieren zu können, will die CSU-Fraktion zudem eine Studie in Auftrag geben.
...
Hätte die CSU früher auf sie gehört, wären jetzt wohl weniger Tote zu beklagen, sagte Kathrin Sonnenholzner (SPD). In Bayern gibt es mit 321 Drogentoten (2016) so viele wie in keinem anderen Bundesland."


http://www.sueddeutsche.de/bayern/droge ... -1.3634801
Sabine
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Re: "Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2017"

Beitrag von Sabine »

"Mortler verbreitet erneut Fake News aus Colorado

Bei der Vorstellung des aktuellen Drogen- und Suchtberichts 2017 (DSB) hat die Drogenbeauftragte des Bundes, Marlene Mortler, auf Colorado als angebliches Negativ-Beispiel für die Legalisierung verwiesen. Aufgrund einer höchst zweifelhaften Quelle (RMHIDTA) hat sie behauptet, nach der Legalisierung sei die Zahl jugendlicher Konsumenten in Colorado um 20 Prozent gestiegen. Die offiziellen Zahlen des Gesundheitsministeriums von Colorado ignoriert sie dagegen konsequent. Laut dem offiziellen Bericht der dortigen Regierung gibt es keinen Anstieg jugendlichen Konsums seit der Legalisierung.
...
Doch die Drogenbeauftragte ist nicht allein: Weil kaum jemand solche Zahlen hinterfragt, werden Thomas Gorman und seine Ein-Mann-NGO immer wieder von Gegnern einer Cannabis-Legalisierung als Rechtfertigung für ein andauerndes Cannabisverbot zitiert. Nicht nur die Bundesdrogenbeauftragte, sondern auch der Münsteraner Polizeipräsident Kuhlisch, das BKA oder die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsens, Martina Wenker, haben bereits auf den Report von Gorman verwiesen, um ihre ablehnende Haltung zur Regulierung von Cannabis öffentlich kund zu tun. Sie müssen sich jetzt auch die Frage gefallen lassen, weshalb die Erkenntnisse des Gesundheitsministeriums von Colorado, die allen wissenschaftlichen Standards entsprechen, in der Diskussion komplett unter den Tisch gekehrt werden."


https://hanfverband.de/nachrichten/news ... s-colorado


"Die Drogenbeauftragte verbreitet Fake-News, weil offizielle Cannabis-Zahlen nicht genug schocken

Statt der offiziellen Zahlen einer Gesundheitsbehörde zitierte Marlene Mortler Zahlen von einem pensionierten Drogenfahnder im Legalisierungs-"Dschihad".

Marlene Mortler wird für ihre Argumentation oftmals belächelt. Vor drei Jahren wurde die Drogenbeauftragte der Bundesregierung etwa mal in einem Interview gefragt, warum Alkohol erlaubt und Cannabis verboten sei. "Weil Cannabis eine illegale Droge ist", war die Antwort der CSU-Abgeordneten. Weil das Argument auch vielen Kritikern zu dürftig war, hatte sich Mortler bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts 2017 vor zwei Wochen mit Zahlen eingedeckt.

Die passionierte Gras-Gegnerin verwies auf die Folgen der Legalisierung von Cannabis im US-Bundesstaat Colorado. Dort sei die Zahl der jugendlichen Konsumenten um 20 Prozent gestiegen. Auch die Häufigkeit der Vergiftungen bei kleinen Kindern nehme zu. Aber welche Quelle steckt dahinter?

Das fragte sich auch der Deutsche Hanfverband und fand hinter Mortlers Zahlen einen Typen, den die Denver Post "Drogenkrieg-Soldat" taufte. Der pensionierte Drogenfahnder Thomas Gorman betreibt die Seite "Rocky Mountain High Intensity Drug Trafficking Area". Von ihm stammen die Zahlen. Und Gormann ist noch um einiges extremer als Mortler: Er ist nicht nur erklärter Gegner von Cannabis, sondern will auch Alkohol verbieten.
...
"Der Drogenbeauftragten ist sehr daran gelegen, auf der Grundlage bestverfügbarer Informationen zu argumentieren", antwortete der Leiter des Arbeitsstabs von Marlene Mortler auf eine Anfrage von VICE. "Sachliche Einwände gegen die zugrunde gelegte Studien- und Datenlage werden selbstverständlich umgehend und ernsthaft geprüft." Hauptaufgabe in der Cannabis-Politik sei, entgegenzuwirken, dass die Konsumentenzahlen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ansteige, heißt es. Diese seien gesundheitlich besonders gefährdet, "was sich in einer Vielzahl von Studien und durch den Anstieg der Behandlungszahlen immer deutlicher zeige." "


https://www.vice.com/de/article/qvvapd/ ... g-schocken


"Sehr schön: VICE hat unsere Kritik an Mortlers alternativen Fakten aufgegriffen.
Was meint ihr: Werden noch mehr Medien nachfragen statt nachplappern?"


https://www.facebook.com/hanfverband/po ... 4194910622
Sabine
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Re: "Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2017"

Beitrag von Sabine »

Und es geht weiter, leider ist das Interview noch nicht in der "FAZ" erschienen.Und ich schätze, es wird ein Bezahl-Artikel werden ... :(

" Position vieler Parteien in Cannabisdebatte verantwortungslos

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), wirft Grünen, Linken, FDP und Teilen der SPD vor, ihre Positionen in der Cannabisdiskussion seien "völlig verantwortungslos". "Wer die Gefahren, die von der Droge ausgehen, kleinredet, der fällt allen Lehrern, Eltern und Mitschülern, die Tag für Tag nein zu Cannabis sagen, in den Rücken", sagte Mortler der "Frankfurter Allgemeinen Woche".
...
Mit welch skrupellosen Mitteln auf Online-Portalen und in den sozialen Medien für die Legalisierung gestritten wird, zeigt, welchen Geistes weite Teile der Legalisierungsbefürworter sind. Das ist die reinste Hetze", so Mortler weiter. Sie halte es für völlig blauäugig, Cannabis für Erwachsene zu legalisieren und darauf zu vertrauen, dass nicht auch mehr Jugendliche die Droge nehmen: "Die Cannabisdiskussion dreht sich im Moment in vielen Kreisen um die völlig falsche Frage. Statt darüber zu reden, wie der Konsum möglichst bequem gemacht werden kann, muss es darum gehen, wie wir mehr Menschen, und gerade Jugendliche, davon abhalten können zu kiffen.""


http://www.finanznachrichten.de/nachric ... os-003.htm
Sabine
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Re: "Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2017"

Beitrag von Sabine »

"Drogenbeauftragte in der Kritik

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), ist derzeit heftiger Kritik an ihrem Kurs gegen die Legalisierung von Cannabis als Rauschdroge ausgesetzt. Auf der Website des «Hanfjournals» finden sich scharfe Formulierungen gegen Mortlers «Anti-Legalisierungskampagne» und ihr angebliches öffentliches Verbreiten von «Unwahrheiten über steigende Konsumentenzahlen unter Jugendlichen in liberalen Gebieten». Damit nicht genug. Auch vonseiten der Linkspartei, der FDP und den Grünen bekommt die Politikerin viel Gegenwind. Mortler bleibt jedoch bei ihrem Kurs und schlägt sogar zurück. Dem Magazin «F.A.Z. Woche» sagte sie nun, dass die Gefahren der Droge in der ganzen Legalisierungsdiskussion kleingeredet worden seien.
...
Die Apotheker hatten bei der Cannabis-Diskussion stets auf eine deutliche inhaltliche Differenzierung gepocht. Bundesapothekerkammer-Präsident Andreas Kiefer betonte mehrfach, dass die mittlerweile erlaubte Verwendung von Cannabis als Medizin klar von der Nutzung als Rauschdroge abzugrenzen sei. "


http://www.pharmazeutische-zeitung.de/i ... p?id=71332

"Angeblich" :roll:
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