"Wenn der Schreck zur Belastung wird"

Alle Themen, die sonst nirgendwo hingehören könnt ihr hier diskutieren.
Antworten
Benutzeravatar
overturn
Beiträge: 826
Registriert: Di 14. Feb 2012, 03:46
Wohnort: NRW

"Wenn der Schreck zur Belastung wird"

Beitrag von overturn »

Der folgende Artikel dreht sich um die neuen "Verzierungen" auf Tabakprodukten und greift einen Gedanken auf, der mir letztens an der Kasse im Supermarkt kam. Während ich hier wartete und mich das ganze Leid durch das durchsichtige Schaufenster so anblickte, habe ich mich gefragt, wie jüngere Menschen dies wohl wahrnehmen. Cordula Lasner-Tietze erdreistet sich hierzu Folgendes festzuhalten:
Die stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes in Berlin, erklärte am Montag jedoch gegenüber unserer Zeitung, dass es sich eher um Einzelfälle handelt. „Ganz kleine Kinder nehmen die Packungen meist nicht wahr, weil sie sich an der Supermarktkasse eher für bunte Angebote wie Überraschungseier interessieren“, so Lassner-Tietze. Viele ältere Kinder seien außerdem „so cool“, dass sie sich nicht abschrecken ließen. „Vor allem die ohnehin Ängstlichen und Sensiblen sind betroffen.“
Dann ist es ja halb so wild?! Wie war das noch gleich, mit den "Schwächsten" der Gesellschaft?

"Schockbilder" versinnbildlichen meines Erachtens gewissermaßen all das, was mit einer sog. "Drogenpolitik" nicht stimmt. Kurzum eine rücksichtslose, angstbasierte und substanzfixierte Abschreckung, die primär auf den Einzelnen abzielt - und hierbei nicht zuletzt sozialstrukturelle Missstände völlig unberührt lässt.

Hier der komplette Bericht -> http://www.wn.de/Welt/Wirtschaft/248631 ... stung-wird

Beste Grüße!
"Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has."
4Auge
Beiträge: 59
Registriert: Di 15. Jan 2013, 09:22

Re: "Wenn der Schreck zur Belastung wird"

Beitrag von 4Auge »

Gut, als Alternative bietet sich dann wirklich nur der Verkauf unter der Ladentheke an, oder in eigens dafür geschaffenen Abgabestellen, zu denen Kinder keinen Zutritt haben. Einerseits gebe ich Dir gerne mit Deiner Gleichsetzung mit den anderen Drogen recht. Andererseits sind die Folgen des Rauchens wesentlich besser greifbar, darstellbar und nachvollziehbar. Wenn wir über Cannabis sprechen, müssen die Psychosen herhalten. Sprechen wir über Meth oder Heroin, muss der körperliche Verfall herhalten, der jedoch zu großen Teilen aus unreinen Produkten und riskanten Konsumformen resultiert.
Beim Tabakkonsum sind die Folgen aber greifbarer. Wenn der Rauch einer Zigarette 10mg Kondensat enthält, enthält eine Stange halt gute 3 Gramm Teer, die durch die Atemwege gezogen werden und sich dort teilweise festsetzen. Die Konsequenz daraus ist, dass eine Raucherlunge so aussieht, wie sie halt aussieht. Im Grunde genommen sind es keine Schockbilder, sondern sie bilden die Wirklichkeit in praktisch allen HNO-, Lungen-, Gefäß-, und Kinderarztpraxen ab. Das finde ich nicht besonders schlimm, wer rauchen möchte kann das tun, sofern er sich mit den möglichen Konsquenzen abfindet. Besser jedenfalls, als dumpfe Verbote oder zweifelhafte "wissenschaftliche" Erkenntnisse.
Benutzeravatar
overturn
Beiträge: 826
Registriert: Di 14. Feb 2012, 03:46
Wohnort: NRW

Re: "Wenn der Schreck zur Belastung wird"

Beitrag von overturn »

Hey, 4Auge!

Vielen lieben Dank für deinen sehr interessanten Beitrag, dem ich stellenweise zustimmen möchte. So liegt es auch mir fern, potentielle Gesundheitsrisiken zu bestreiten. Hier geht es mir vielmehr um eine Verhältnis- und Zweckmäßigkeit.

Eine aktuelle Buchempfehlung möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Die australische Anthropologin Simone Dennis setzt in "Smokefree: A Social, Moral and Political Atmosphere" (2016) bei all unseren genannten Punkten an und arbeitet diese recht eindrucksvoll (und "kritisch") aus und ab.

Beste Grüße!
"Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has."
Antworten

Zurück zu „Sonstiges“