Die Geschichte der Drogen (Historisches)

Cara27
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Die Geschichte der Drogen (Historisches)

Beitrag von Cara27 »

Im Rausch: Die Geschichte der Drogen

Gestern bin ich per Zufall, als ich rum gezappt habe,auf diese Docu gestoßen, und habs mir angeschaut. Finde es sehr interessant wie, wann und welche Drogen in der Menschheit eine Rolle spielten.
Gruss Cara
http://www.youtube.com/watch?v=rTrv821vR08
Florian Rister
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Re: Im Rausch: Die Geschichte der Drogen

Beitrag von Florian Rister »

Henk Schroeder :) Soo lustig wenn man Breaking Bad kennt...
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overturn
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Re: Im Rausch: Die Geschichte der Drogen

Beitrag von overturn »

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Gerd50
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Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Dank eines Foren Freundes verfüge ich jetzt über eine CD des Konkret Verlages mit den Ausgaben
von 1974 bis 2009. Leider geht der Konkret Verlag davon aus, alle PC Nutzer seien Windozer und hat nur
eine setup.exe an Bord der CD, eine install.sh für Linuxer fehlt. Das heißt für mich, eine Sufu funktioniert
nicht und ich muss jede einzelne Ausgabe unter die Lupe nehmen.

Da ich hier wegen Copyright keine vollständigen Artikel veröffentlichen darf, biete ich an, mich bei
Interesse an bestimmten Artikeln per PN zu kontaktieren. Ich schicke die gewünschten Artikel dann zu.
Bitte teilt mir mit, welches Format ihr wünscht. Anbieten kann ich odt, doc, docx und rtf. PDF geht mit
LibreOffice leider nicht mehr.

Los geht es mit einem Artikel von 12/74:

Mit Ford und Totschlag - US Exportartikel Kriminalität
Gewalt ist so amerikanisch wie Apfelkuchen - Rap Brown
Der Artikel ist im wesentlichen eine Statistik des Verbrechens in den USA zu Zeiten des R. Nixon
und im speziellen eine Beschreibung des Zustandes der US Armee mit Auswirkungen auch auf Deutschland.
Dieser Zustand hat sehr viel mit Alkohol und anderen Drogen zu tun. Bedrückend zu lesen, mit was für
einem verwahrlosten Haufen die USA die Welt retten wollte. Ich fürchte, an diesem Zustand hat sich bis
heute nicht viel geändert.

Noch ein Zitat aus dem Artikel:
80 Prozent aller College-Schüler greifen regelmäßig zu Drogen - die meisten zu Marihuana, viele auch zu Heroin.
Zuletzt geändert von Gerd50 am Fr 5. Okt 2012, 22:34, insgesamt 1-mal geändert.
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overturn
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von overturn »

Hallo, Gerd!
Gerd50 hat geschrieben:PDF geht mit
LibreOffice leider nicht mehr.
Welche Version nutzt denn du? Bei mir (3.6) erscheint die Funktion unter Datei -> Exportieren als PDF.

Grüße!
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Gerd50
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Upps, hab ich übersehen :oops: Ging früher direkt als pdf speichern, Menü nicht nachgeschaut :mrgreen:

Danke für den Hinweis overturn :)

Also anbieten kann ich die Formate odt, doc, docx, rtf und PDF
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Gerd50
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Konkret 07/77

Günter Amendt

Der Staat und die Sucht

In diesem Artikel geht es um Irrungen und Wirrungen am Beispiel der Hamburger Therapieszene und
um Verlogenheit, Ahnungslosigkeit und Übertreibungen der 'Drogenproblematik' von Politikern, die
Drogenabhängige am liebsten in der Psychiatrie sahen.

Die Problematik wurde wie folgt erkannt:
· Die Zahl der Drogenabhängigen hat zugenommen.
· Das Produktangebot des Drogenhandels hat sich auf Heroin und Kokain verlagert.
· Der Jugendalkoholismus hat zugenommen.
· Produkte der Pharmaindustrie - insbesondere Veronal - spielen als Ersatzdrogen eine immer größere Rolle.
· Die Konsumentenschicht sogenannter harter Drogen setzt sich wesentlich aus proletarischen und subproletarischen Jugendlichen zusammen.
· Die Altersstruktur der Drogenscene hat sich drastisch verändert. Der Kreis der »user« wird zunehmend jünger.
· Immer mehr Mädchen und Frauen benutzen Drogen.
Schlusswort des Artikels:
Hamburg ist wie gesagt, nur ein Beispiel, und nicht einmal das Schlimmste: In Westberlin, das es bis Mai dieses Jahres auf 37 Suchttote gebracht hat, mehr als im Gesamtjahr 1976, will der SPD-Gesundheitssenator Erich Pätzhold »das Schlimmste verhüten«, und zwar so: »Wir müssen uns jetzt ernsthaft überlegen, ob wir nicht genau wie für Geisteskranke die Zwangseinweisung in Kliniken erwirken können.«
Zuletzt geändert von Gerd50 am Fr 5. Okt 2012, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Konkret 07/78

Sklaven der Hysterie
Das Grundgesetz hat seltsame Schützer. Sie brechen es an allen Stellen, um zu prüfen, ob es denn noch gut hält.
Der Artikel hat nichts mit Drogen zu tun. Beschrieben werden die Auswüchse um das Wortkonstrukt
'linksgerichtete Schriften'. Autoren und Leser solcher Schriften wurden unter den Generalverdacht
gestellt, Verfassungsfeinde zu sein und es wurden Personenlisten angelegt, die an den Grenzschutz
weiter gegeben wurden. Damals mit ner Konkret beispielsweise im Gepäck die Grenze nach Deutschland
zu überqueren, hatte unangenehme Filzereien zur Folge. Ähnlich wie heute, wenn man verdächtigt wird,
illegale Drogen einzuführen.

Freimut Duve in einem Kommentar des kritischen Tagebuchs vom WDR:
»Da sitzen Verfassungsfremdlinge im Ministerium, die Verfassungsfeinde zu nennen, mich nur meine Abneigung gegen diesen Ausdruck hindert. Die Beamten, die den Bundesgrenzschutz beauftragt haben, nach diesen Listen zu verfahren, müssen, das ist das mindeste, disziplinarisch verfolgt werden. Sie müssen nicht nur öffentlich, sondern auch von der Behörde selbst der verfassungswidrigen Betätigung beschuldigt werden. Wir Bürger sind aufgerufen, dafür zu kämpfen, daß der Staatsschutz nicht verfassungsfeindlich wird. Die Verfassung ist das Ergebnis der jahrhundertelangen Kämpfe der Bürger gegen die Willkür des Staates. Verfassungsschutz ist auch Sache der Bürger. Wenn sich Staatsschutz heute ungestraft gegen die Bürger wendet, ist es fünf Minuten vor zwölf.«
Übertragen wir diesen Kommentar auf uns Hanffreunde und nicht nur auf uns in der heutigen Zeit,
hochaktuell wie ich finde.

Amüsiert hat mich in einer anderen Ausgabe ein Artikel von Henning Venske. In dem Artikel hat er lediglich
mit spärlichen Kommentaren versehen aufgelistet, was an einem Tag an Nachrichten durch die Medien
ging. Da fasst man sich an den Kopp, mit was für Banalitäten das Volk täglich gefüttert und befriedigt wird,
die Liste hätte von gestern stammen können :lol:
Zuletzt geändert von Gerd50 am Fr 5. Okt 2012, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
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bushdoctor
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von bushdoctor »

Danke, Gerd, für diesen Informativen Thread!
Interessant auch zu sehen, wie "zeitlos" manche Artikel doch sind.
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Gerd50
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Nix zu danken Bushdoctor, es macht mir Spaß die alten Zeiten sozusagen noch einmal aufleben
zu lassen :D . Tja und es fällt mir schwer, beim Topic zu bleiben. Ab 1979 gab es regelmäßige
Radikalauer von Winfried Thomsen. Hier einige Kostproben:
Was macht man mit abgebrannten Politikern? Wiederaufbereiten oder einsalzen?
Wenn Benzin teurer wird, dann sinkt der Verbrauch. Logisch: wird das Fleisch teurer, werden die Bürger dünner, und steigen die Diäten, nimmt die Zahl der Politiker ab.
So ein Gericht ist oft auch nur ein Organ der Rechtsbrechung.
Wer Offene Briefe schreibt, gefährdet Arbeitsplätze beim BND.
Wenn man vergißt, wie schön alles sein könnte, ist es gar nicht so schlimm.
Eignet sich der Boden der Verfassung auch für die Endlagerung von Grundrechten?
Alle Fraktionen waren sich einig: die Bundeswehr darf nicht als eine Armee von Trinkern und Schindern angesehen werden. Sie muß als solche vielmehr höchst angesehen sein.
Das Bundeskartellamt hat die neuen Benzinpreise verliehen.
Kardinal Höffner sollte wenigstens Kinder kriegen müssen, wenn er schon keine zeugen darf.
Was heißt hier Abbau von Rechten? Es gibt ja auch immer weniger Bürger.
Zölibat ist Massenmord
Wir brauchen Raketen für den Frieden. Die Bierproduktion dient ja auch der Überwindung des Alkoholismus
Wir alle sind zu lebenslänglicher Freiheit verurteilt. Jetzt werden wir vorzeitig begnadet.
:lol: :lol: :lol:
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Gerd50
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Konkret 10/80

Günter Amendt

Mit Zins und Zunder

In der Schweiz gab es Ende der siebziger/Anfang der achtziger eine starke Jugendbewegung mit Zentrum
Zürich im Autonomen Jugendzentrum, welches der Jugend zugestanden wurde. In dessen Umfeld
entwickelte sich eine kleinkriminelle Szene mit Mofa Diebstahl, Drogenhandel/besitz, nicht bezahlte
Geldbussen usw.

Fortschrittliche Schweizer Politiker waren dafür, die Jugendlichen diese Szene selbst kontrollieren und
regulieren zu lassen. Doch das hätte Kontinuität bedeutet, die die etablierten Parteien der Bewegung
nicht zugestehen wollte.
Denn Kontinuität war nie vorgesehen, die Zeit, sich autonom zu entwickeln mit Drogenhandel, Drogenabhängigkeit und auch mit Kriminalität selbst fertig zu werden, wollte keine der etablierten Parteien den Jugendlichen zugestehen. Und wieviel Zeit hätten sie erst gebraucht, um mit Provokateuren fertig zu werden, die Sprengstoff ins Jugendhaus schleppen; egal, ob sich solche Provokateure nun Anarchisten oder Faschisten nennen.
Doch die kleinkriminelle Jugendszene, die zur Zerschlagung der gesamten Bewegung führte, war nur ein
Vorwand, um die 'Geschäfte' der Schweizer Oligarchen nicht zu gefährden.
Und doch ist Kriminalität das richtige Stichwort, um die Vorgänge in Zürich und anderen Schweizer Städten zu verstehen. Es geht um die Vertuschung krimineller Handlungen und die Aufrechterhaltung eines kriminellen Klimas. »Die Liste der durch das Bankgeheimnis gedeckten kriminellen Handlungen ist praktisch endlos«, schreibt der Schweizer Soziologie-Professor Jean Ziegler, Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion des Nationalrats in seinem Buch »Eine Schweiz über jeden Verdacht erhaben«. So haben die Vertreter der Schweizerischen Volkspartei (SVP) schon recht, wenn sie von einem »gefährlich vergifteten Klima« sprechen. Sie liefern - wohl unbeabsichtigt - eine Erklärung für die konsequente und rücksichtslose Machtpolitik von Stadtbehörde und Polizei.

Was sich in Zürich abspielt, gefährdet in der Tat das Investitionsklima und den Fluß des Fluchtkapitals, von dem die Schweizer Volkswirtschaft lebt wie kein anderes Land der Welt. »Im weltweiten kapitalistischen System spielt die schweizerische Oligarchie eine zentrale Rolle: die des Hehlers«, schreibt Ziegler. Fluchtkapital von Diktatoren und Killern, Latifundienbesitzern und Dealern, Steuerbetrügern und Mafiosi fließt auf die Konten der Schweizer Großbanken. Die Schweizer wurden zu »Komplizen einer Politik, die die Welt verwüstet. «
Ich frage mich, ob ein gefährdetes Investionsklima der Grund sein könnte, warum bis heute in Deutschland
so krampfhaft an einer repressiven Drogenpolitik festgehalten wird. Das könnte auch der Grund sein,
warum die SPD das Thema fortschrittliche Drogenpolitik meidet wie der Teufel das Weihwasser.
Steilvorlagen für oppositionelles Handeln in diesem Bereich erhalten die Genossen genug, doch
nutzen sie nicht und auch als die Möglichkeit zum handeln bestand, wurde das Thema höchstens
minimal behandelt, vorzugsweise unter den Tisch gekehrt.
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Gerd50
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Hier noch was bissiges von Hermann L. Gremliza aus konkret ex-press Konkret 10/80.

Herr Gremliza berichtet in diesem ex-press u. a. über die Nöte eines Drogenzubehör Fabrikanten
und dessen Bemühungen, die Politik zu infiltrieren.
Der Hamburger Fabrikant Kurt Körber leidet darunter, daß alle Künstler und Intellektuelle von einigem Rang mehr oder weniger links stehen. Das heißt: eigentlich ist es ihm wurst, wo sie stehen; ihn stört, daß sie - wie er vermutet: aus politischen Gründen - schwarze filterlose Zigaretten rauchen. Das ist keine Marotte des Fabrikanten, sondern eine Frage von Sein oder Nichtsein und Bewußtsein: Körbers »Hauni-Werk« ist der größte Produzent von Zigarettenfiltermaschinen auf der Welt. Da nun die filterlosen Gesellen sich als unbekehrbar erwiesen haben, bleibt Herrn Körber nichts anderes übrig, als die kulturelle Elite peu á peu abzulösen und gegen eine infiltrierte auszutauschen. Sein erster Coup war die Gründung des »Bergedorfer Gesprächskreises«, in den er die Filterraucher Helmut Schmidt, Kurt Biedenkopf und Jens Litten berief. Körbers zweiter Streich zielt weit in die Zukunft: Über seine »Körber-Stiftung« (Motto: Gesunder Geist - gesunder Körber) ließ er einen Wettbewerb ausschreiben, an dem sich alle deutschen Schüler beteiligen können. Thema: »Alltag im Nationalsozialismus.« Leider ist Körber in seinem Bestreben, die Raucher filterlosen Krauts zurückzudrängen, übers Ziel hinausgeschossen: Den Gewinnern des Wettbewerbs winkt der »Preis des Bundespräsidenten« und zum Vorsitzenden des Stiftungs-Kuratoriums berief Körber den Staatssekretär Hans Neusel, der sich als persönlicher Referent von Kurt Georg Kiesinger, vormals Pg-Nr. 2 633 930 und Verbindungsmann des Reichsaußenministeriums zum Propagandaminister Dr. Joseph Goebbels, Verdienste erworben hat. Mag ja sein, daß Neusel und Carstens weder Gauloises noch Roth-Händle rauchen - aber hätte Körber dann nicht besser das Wettbewerbsthema geändert, etwa in: »Nationalsozialisten im Alltag«?
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Gerd50
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Konkret 01/81

Günter Amendt

Sucht-Profit-Sucht

KONKRET-Serie über Drogen und Kapital, Teil 1
Die »Drogenwelle« schwemmt eine Schaumkrone larmoyanter, voyeuristischer und irreführender Drogenliteratur übers Land. Günter Amendt analysiert die Interessen von Herstellern, Verbrauchern und Interpreten
Dieser Artikel untermauert den Gedanken, das sämtliche pro Prohibitions Argumente der Politik lediglich
vorgeschobene sind, um andere Interessen zu decken und zu verschleiern. Der Artikel ist zu komplex,
um ihn mit wenigen Sätzen zusammen zu fassen. Wer diesen und die folgenden Artikel komplett lesen
möchte, schicke mir bitte eine PN.

Hier einige Auszüge:
Wir arbeiten mit den Begriffen und Kategorien des Kapitals. Nicht, um dem »Drogenproblem« einen neuen, ökonomischen Aspekt abzugewinnen, sondern um das Kapital mit einem seiner Aspekte zu kennzeichnen - der Produktion von Rauschdrogen.
Einerseits: Stünden keine Kapitalinteressen dahinter, wäre kein Gramm Shit nach Europa, kein Gramm Heroin nach Amerika gekommen. Andererseits: Stünden keine Kapitalinteressen dahinter, wäre kein Wort gegen Shit und Heroin gefallen, wäre kein Pfennig für ihre Bekämpfung ausgegeben worden. Beides sind Kapitalinteressen. Diese Widersprüchlichkeit liefert uns den Ansatz. In ihren inneren Widersprüchen, in ihrem Kampf um Macht und Markt erweisen sich gegensätzliche Kapitalinteressen als identisch
Daß sich das Drogenproblem dramatisch zuspitzen würde, haben wir (Amendt/Stiehler, Autoren des
Buches zum Thema) damals ebenso prognostiziert wie die mittlerweile unumstößliche Tatsache, daß sich der
Kreis der Drogenkonsumenten von den »Blumenkindern« immer mehr auf Arbeiterjugendliche ausweiten würde.
Auch daß der Staat kein Mittel finden würde, den Drogenhandel einzudämmen, war vorhersehbar und ist in
unserem Buch nachzulesen.
Unterschätzt haben wir einen ökonomischen »Nebenaspekt« des sogenannten Anti-Drogen-Kampfes. Mit den ersten Therapieprogrammen setzte ein allgemeiner Psycho-Boom ein, der weit über die Theorie von Drogenabhängigen hinausgeht und sich zu einem die kapitalistische Welt umspannenden Markt entwickelt hat. Kritisch spricht man in der Fachwelt vom »Therapismus« und meint damit jenen Tummelplatz von Scharlatanen, die mit ständig neuen Therapieprogrammen ins Sinngebungsgeschäft einsteigen. Die Übergänge von religiösen Sekten zu therapeutischen Programmen sind fließend wie das Kapital, das beide in ihre Taschen lenken.
Das würde das Gebaren eines Rainer Thomasius erklären, der noch heute bemüht, auch mit falschen
Argumenten Therapismus aufrecht zu erhalten.
Die Fixierung auf den Endverbraucher, die ständigen Maßhalteappelle, die fortgesetzte Aufforderung, Konsumverzicht zu leisten und den Verbrauch von irgendwas einzuschränken bzw. einzustellen, reduziert die Drogenfrage auf ein sozialpsychologisches Problem. Besser kann man kaum die Drogenfrage politisch entschärfen, die Kompliziertheit politisch-ökonomischer Zusammenhänge leugnen und die imperialistische Dimension von Drogenhandel, die politische und ökonomische Abhängigkeit der Erzeugerländer, vertuschen
Wenn man kapitalistische Entwicklungsgeschichte unter dem Aspekt von Drogenproduktion und Drogenkonsum betrachtet, dann fällt auf, was niemanden überraschen sollte: Das Drogenkapital gehorchte Gesetzen, denen alles Kapital folgt. Es fließt dort hin, wo die größten Profite zu erzielen sind. Wie das jeweilige profitable Produkt heißt - ob Opium oder Marihuana, Alkohol oder Valium, Methadon oder Heroin - ist gleichgültig, wenn auch nicht beliebig. Denn der gesellschaftliche Bedarf (der gesellschaftlich produzierte Bedarf) nach Drogenprodukten hat Einfluß auf das Angebot. Nachfrage kommt also nicht von irgendwo her.
Im folgenden wird über die Interessen und Verwicklungen der Pharma Industrie bei der Produktion von
legalen und illegalen Rauschmitteln (Aufputschmittel/Heroin) berichtet. Deutschland und Japan haben sich
besonders hervorgetan.
Alle seit der Erfindung des Heroins in der Folgezeit entwickelten synthetischen Substanzen haben eine Eigenschaft gemeinsam. Sie schaffen neue Sucht und damit neue Abhängigkeit. Die Industrie produziert ihre Nachfrage: Sucht-Profit-Sucht.
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Konkret 02/81

Günter Amendt

Sucht-Profit-Sucht

KONKRET-Serie über Drogen und Kapital, Teil 2
In den kapitalistischen Ländern sind Drogen eine Ware wie andere auch. Günter Amendt beschreibt, warum deshalb selbst der Kampf gegen Drogen nach den Regeln des Marktes geführt wird
Amendt beschreibt, wie Heroin und Kokain zunehmend europäische Märkte eroberten. Ursache war
eine Abwertung des Dollars, was europäische Währungen, speziell Deutsche Mark, Schweizer Franken
und Holländischer Gulden attraktiv machte, um möglichst hohe Renditen zu erzielen. Das Entsetzen
darüber in der Politik war groß und wie wir alle wissen, sind die ergriffenen Gegenmaßnahmen bis
heute wirkungslos geblieben.

Was diese Gegenmaßnahmen bewirken ist ein Teufelskreis des Elends. Gestreckte Ware, um
Renditeausfälle zu kompensieren oder zur Gewinnmaximierung. Mit den bekannten Folgen
Todesfälle, Preissteigerungen und Beschaffungskriminalität und Vernichtungsaktionen in
Anbauländern, die reihenweise Existenzen ruiniert. Um das erzeugte Elend zu bekämpfen werden
Unsummen benötigt, die nur ungenügend aufgebracht werden und selten zum gewünschten Ergebnis
führen.

Profiteure dieser Gegenmaßnahmen sind Pharma-, Chemiekonzerne, die Waffenbranche und
Alkoholproduzenten.

Die Pharmaindustrie liefert legale Ersatzdrogen bei Marktverknappung, wenn doch einmal größere
Mengen dem Markt entzogen werden können. Chemiekonzerne sind Lieferanten für chemische
Vernichtungsmittel und für Chemikalien, die für die Produktion von Nachschub benötigt werden.
Waffenhändler beliefern beide Seiten, Drogengroßhändler und die Krieger des Kampfes gegen
die Drogen. Alkohol ist neben Produkten der Pharma's eine weitere Ersatzdroge an der auch die
Chemie mit verdient. Stichwort: gepanschter Alkohol.
Nur wer sich von Erfolgsstatistiken der Polizei, der Zollfahndung und anderen staatlichen Ermittlungsbehörden bluffen läßt, kann hoffen, Vernichtung oder Beschlagnahme von Drogen-, -Festnahme oder Verurteilung von Dealern und Konsumenten seien erfolgreiche Schritte auf dem Weg, das Drogenproblem zu lösen.

Die Umsätze des internationalen Drogenhandels sprechen dagegen. Sie entsprechen den Umsätzen multinationaler Konzerne. An der Spitze aber stehen die Monopole der Pharmaindustrie. Ihre Produktoffensiven waren Auslöser des heutigen massenhaften Drogenkonsums. Die Verdrängung landwirtschaftlich gewonnener Drogenprodukte - Opium, Cannabis und Kokain - öffnet die Märkte für die Produkte der Chemiekonzerne. So ist staatliche Anti-Drogenpropaganda, die nicht zugleich die Macht der Pharmakonzerne bekämpft, gewollt oder ungewollt Propaganda für die Produkte der Pharmaindustrie.
Als besonders übel ist zu werten, das Anbauverbote und Vernichtungsaktionen massiv in kulturelle
Traditionen der Anbauländer eingreifen.
Das Anbauverbot für Agrarprodukte, die in den imperialistischen Ländern wegen ihrer Rauschwirkung geschätzt sind, greift massiv in kulturelle Traditionen der Erzeugerländer ein. Dort nämlich sind diese landwirtschaftlichen Produkte entweder - wie im Falle von Coca-Blättern und Mohn - Nachrungsmittel oder Bestandteile der traditionellen einheimischen Medizin, wie im Falle von Cannabis und Mohn.
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Konkret 03/81

Günter Amendt

Sucht-Profit-Sucht

KONKRET-Serie über Drogen und Kapital, Teil 3
Warum der US-amerikanische Kampf gegen die Ernten in drogenproduzierenden Ländern ein Stück Imperialismus ist
Diesen dritten Teil kann man rückblickend unter dem Aspekt zusammen fassen, im Westen nichts Neues.
Die Verflechtung des internationalen Drogenhandels, die Doppelrolle des Staates als Förderer (Prohibition)
und Verhinderer des Drogenhandels und die Abhängigkeit der in Unterentwicklung gehaltenen Länder wurde
in einem lehrreichen Rollenspiel der Öffentlichkeit von der mexikanischen und der US-amerikanischen Regierung
im Herbst 1969 vorgeführt. Nach massivem Druck von US-Regierung, US-Außenministerium,
US-Schatzministerium, das für Zollfragen zuständig ist, und US-Geheimdienst mußte die mexikanische
Regierung ihre eigene Polizei und Armee zur Zerstörung von Marihuanafeldern mobilisieren.

Die Aktion nannte sich »Operation Intercept«. Sie führte zu schweren Gewalttaten, auf beiden Seiten gab es Todesopfer. Die mexikanische Regierung war gezwungen, sich dem militärisch-politischen Druck der - - Regierung zu beugen, die damit gedroht hatte, Tijuana und andere mexikanische Provinzmetropolen nahe der Grenze für Touristen »Off limits« zu erklären. Über 10000 Soldaten wurden auf mexikanischer Seite eingesetzt, um den Sanktionen des nördlichen Nachbars zu entgehen. Auf der Nordseite der Grenze wurde »Operation Intercept« zur ausgedehntesten Grenzsicherungsaktion, die es je in Friedenszeiten gegeben hat.
Selbstverständlich war die Operation erfolglos. Folgenreich war sie nur für die unmittelbar betroffenen mexikanischen Bauern: Eine Jahresernte wurde vernichtet, Menschen ermordet, bäuerliche Existenzen zerstört. Auf dem US-Verbrauchermarkt trat eine vorübergehende Verknappung ein.

Doch der law-and-order-Spuk der Nixon-Administration hatte nur eine politische Aufgabe. Er sollte zeigen, daß überhaupt was getan wird, er sollte Erzeuger und Verbraucher treffen, ohne jedoch dem Drogenkapital zu schaden.
Nach Nixon's Eröffnungsoffensive gilt immer noch, Waffen gegen Drogengelder, daran will bis heute
niemand etwas ändern, um westliche Volkswirtschaften nicht zu gefährden. Das nötige Kapital kann nur
aufgebracht werden, wenn illegale Drogen illegal bleiben.

Hanf spielte damals schon lediglich eine Nebenrolle im Big Buiz. Kolumbien bemühte sich als erstes
Land wenigstens Konsumenten zu entkriminalisieren, um sie aus dem Teufelskreis der Kapitalinteressen
heraus zu halten, und führte eine 'Geringe Menge' Regelung für den Eigenbedarf ein. Ca. 40 000 Familien
lebten damals in Kolumbien vom Cannabis Anbau. Aufgrund von Druck seitens der USA wurde eine
Militäraktion gestartet, um diesen Anbau zu stoppen. Über den Ausgang erfuhr die Welt nichts, da Politik
und Drogenkartelle nahtlos miteinander verflochten sind.
So absurd es in den Ohren von Anti-Drogen-Experten auch klingen mag: Der Anspruch der kolumbianischen Bourgeoisie, über den Anbau von Narkotika selbst zu bestimmen, ist ein Stück Befreiung von imperialistischer Abhängigkeit, auch wenn diese »Befreiung« und ihre Folgen in Pesos und Dollars nur der nationalen Bourgeoisie zugute kommt.
Dieser Vorstoß Kolumbiens ermunterte auch andere Länder, geringe Mengen Regelungen ein zu führen.
Warum diese Ansätze bis heute im Keim stecken bleiben, kann nur mit ideologischer 'Kriegsführung'
erklärt werden.
Ökonomisch ist die Verfolgung von Cannabis-Konsumenten heute bereits ähnlich anachronistisch wie ehedem der behördliche Widerstand gegen Kaffee, Tee oder Tabak
Respektive, der plumpe Versuch deutscher Politiker - Leute, bleibt clean - dient lediglich dem Zweck,
zwielichtige Waffen- und Chemiedeals weiterhin zu ermöglichen ohne die deutsche Politik als
Mittäter in einem tödlichen Geschäft erscheinen zu lassen.

Seit der Eröffnungsoffensive des War On Drugs durch die Nixon Administration wuchs das Volumen
des illegalen Hanfanbaus in Kalifornien auf jährlich 2 Milliarden Dollar. Zum Vergleich, 1981 betrug
das Volumen Kolumbiens 2,4 Milliarden Dollar.
Fazit: Es gibt kein Rezept, Drogenhandel in den kapitalistischen Ländern zu verhindern. Alle Versuche, den Handel auf seinen verschiedenen Stufen zu treffen, ihn zu erschweren oder zu verhindern, sind gescheitert und werden unter den Bedingungen des Imperialismus immer neu scheitern.
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Konkret 04/81

Günter Amendt

Sucht-Profi-Sucht

KONKRET-Serie über Drogen und Kapital, Teil 4
NICHT nur in der Bundesrepublik, in fast allen westeuropäischen Ländern spitzt sich die aktuelle Drogendiskussion auf eine Frage zu, die geeignet ist, vom wahren Ausmaß des Drogenkapital-Verbrechens abzulenken: ~>Legalize it.« »lt«, das meint Haschisch und Marihuana. Ist man dafür, ist man dagegen? Wer in der Drogendiskussion sich äußert, kommt um eine Stellungnahme nicht herum. Befürworter und Gegner der Hanfdrogen-Legalisierung berufen sich gerne auf den »Stand der wissenschaftlichen Forschung«. Häufig zitieren sie die gleichen Untersuchungen und statistischen Erhebungen, deren Ergebnisse sie dann jeweils in ihrem Sinne interpretieren.
Hochaktuell dieser Artikel, auch nach 30 Jahren. Amendt schreibt über die Fragwürdigkeit der
Unterscheidung zwischen harten und weichen Drogen, Wandel des Konsumentenkreises, Legalize It
und warum es das nicht geben wird in Deutschland.

Einige Auszüge:
Wenn man in den 60er Jahren und den frühen 70er Jahren über die Folgen von Drogengebrauch sprach, war die Rede von einem Konsumentenkreis, dessen Persönlichkeitsentwicklung wenn auch nicht abgeschlossen, so doch jenseits traditioneller Pubertäts-Konflikte und altersspezifischer Identitätsprobleme lag. Oberschüler und Studenten, Künstler und Freischaffende bildeten das Hauptkontingent dieser Konsum Avantgarde. Der Einstieg ins Erwachsenenleben lag hinter den meisten, weil sie sich bereits im Produktionsprozeß oder einer qualifizierenden Ausbildung befanden. Vor ihnen lag eine - wenn auch alles andere als rosige - Perspektive der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Ausschluß vom Erwachsenenleben - tatsächliche oder drohende Arbeitslosigkeit - war dieser Generation als massenhafte Erfahrung noch unbekannt
Heute lebt eine in der Krise groß gewordene und - unter sich verschärfenden Bedingungen - groß werdende junge Generation, die nie etwas anderes gekannt hat als die Krise. Je jünger also Erst -User sind, desto mehr fallen Drogenerfahrungen mit Pubertätsproblemen zusammen, desto größer ist die Gefahr, vom Arbeitsleben und der Welt der Erwachsenen ausgeschlossen zu werden. Kommen in diesem Alter Drogen ins Spiel, das gilt für Marihuana und Haschisch ebenso wie für Alkohol, Psychopharmaka und Opiatdrogen, wird die Persönlichkeitsentwicklung von Heranwachsenden in ihrer labilsten Phase fremd bestimmt. Und: Hier wird nicht einfach eine Entfremdungsform durch eine andere abgelöst oder ersetzt.

Denn wie entfremdet der Arbeitsprozeß auch ist: Für proletarische Jugendliche ist die Teilnahme am Arbeitsprozeß als individuelle wie als kollektive Klassenerfahrung unverzichtbar auf dem Weg, einen anerkannten Erwachsenenstatus zu erlangen. Werden sie an dieser Erfahrung gehindert, weil man sie nicht arbeiten läßt, hält man sie in einem Status der Zwangsinfantilität. Sie verlieren den Anschluß an die Gruppe der Gleichaltrigen, die erwachsen werden, in dem sie arbeiten. Auch wenn viele Jugendliche und junge Erwachsene sich später mit Hilfe von Drogen dem Erwachsensein wieder zu entziehen versuchen, ist es ein Unterschied, ob man als Erwachsener mittels Drogen Regressionserfahrungen sucht, oder ob man in künstlicher Kindlichkeit gehalten und dann zusätzlich mit Drogen konfrontiert wird. Dieser Aspekt macht die Unterscheidung zwischen harten und weichen Drogen kaum noch vertretbar.
Unter denen, die sich auf die Legalisierungs-Diskussion einlassen, gibt es eine Grundgemeinsamkeit und einen Grundwiderspruch. Weil beide Seiten zwischen harten und weichen Drogen unterscheiden, unterstellen sie, daß es Drogen gibt, deren Wirkung gefährlicher und folgenschwerer ist als der Gebrauch von Marihuana und Haschisch. Welche Drogen noch zu den weichen und welche zu den harten zu rechnen sind, ist bereits umstritten. Ist Alkohol beispielsweise eine harte Droge, wie die einen behaupten, oder ist Alkohol unter der Bedingung des mäßigen und geselligen Konsums zu den weichen Drogen zu rechnen, wie andere sagen? Selbst von Medizinern wird Alkohol wegen der nachgewiesenen Langzeitwirkung mit Heroin und psychopharmakologischen Drogen verglichen. Haschischgegner allerdings sehen - egal wie sie die Wirkung der »Droge an sich« auch einschätzen - in Marihuana und Haschisch die Eintrittskarte zur Welt der harten Opiatdrogen. Das wiederum bestreiten Haschisch-Befürworter. Beide berufen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse.
Legalisierung:
Vier Interessengruppen sind zu nennen: Produzenten, Konsumenten, Händler und Staat. Einfluß auf die Entscheidung »Legalisierung ja oder nein« nehmen vor allem Händler, Staat und Konsumenten.
Genau genommen haben Konsumenten nur ein Interesse. Sie wollen eine Droge, deren Rauschwirkung sie schätzen und deren Folgen sie für ungefährlich halten, zu einem akzeptablen Preis bei hoher und gleichbleibender Qualität legal erwerben und gebrauchen können. Weil für die meisten Hanfdrogen-Konsumenten der Gebrauch »ihrer« Droge bereits selbstverständlicher Bestandteil des Alltags ist, sind sie auch bei Gefahr der Kriminalisierung nicht bereit, auf den Konsum zu verzichten. Um der Kriminalisierung zu entgehen, fordern sie eine Legalisierung der Droge Haschisch bzw. Marihuana Das ist alles.
Die prinzipielle juristische Gleichbehandlung von Cannabis und Opiatdrogen ist eine der Hauptursachen für den Umstieg von weichen auf harte Drogen. Die Entflechtung dieses gemeinsamen Marktes böte eine Chance, die Scene aufzulösen und den Gemischtwarenhandel der Drogendealer zu verhindern. Eine keineswegs umwerfende Vorstellung, würden doch lediglich die bereits bestehenden Alkohol- und Psychopharmakamärkte um einen legalen Markt erweitert. Um allerdings die gewünschte Kontrolle dieses neuen Marktes zu garantieren, müßte der Staat einmal mehr die herrschende Marktwirtschaftsideologie unterlaufen und ein staatliches Monopol in der Art des italienischen Tabakmonopols etablieren.
Dennoch, auf absehbare Zeit wird es nicht zu einer Legalisierung kommen. Wägt man die politischen Interessen des Staates ab, dann wird sich das Cannabis-Verbot als wirksames Repressionsinstrument behaupten.

»Wegen Drogenhandels und Drogenkonsums geschlossen«. Kaum ein Argument ist öffentlichkeitswirksamer, wenn eine Behörde ein Jugendhaus schließen, ein Kommunikationszentrum kontrollieren Jugendinitiativen abwürgen oder einzelne Jugendliche diffamieren will. Die Zeichen stehen auf Unterdrückung und Disziplinierung. Auf dieses Droh- und Zugriffinstrument wird der Staat in der gegenwärtigen politischen Situation nicht verzichten.
Es ist klar: Erst wenn die Schranke der Illegalität gefallen ist, wird sich die industrielle Produktion von synthetischem Cannabis (erstmals 1966 in Labors des israelischen Geheimdienstes entwickelt) ökonomisch
vertreten lassen. Chemie-Konzerne, möglicherweise im Verein mit Tabakherstellern, werden über einen rigorosen Vernichtungswettbewerb die Anbauländer von Marihuana und Haschisch ausschalten, bis auch auf diesem Markt die chemisch pharmazeutische Industrie das Monopol besitzt und den Preis für das Endprodukt bestimmen kann.
Ich wage mal eine Hypothese: An Jugendschutz ist Vadder Staat nicht interessiert, da er an Kindern und
Jugendlichen der Unterschicht nicht interessiert ist außer zum Mißbrauch der Drohgebärde 'schlechter
Mensch'. Mit dem Drohinstrument der Kriminalisierung sollen Kinder und Jugendliche der Mittel- und
Oberschicht bei der Stange gehalten werden, die Drohgebärden von der Pike auf lernen, um im späteren 'Produktionsprozess', in den sie integriert werden sollen, nicht gegen Drohungen zu rebellieren, sollten
sie mit 'Produktionsabläufen' nicht einverstanden sein.
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Gerd50
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Nachdem mein Streifzug Projekt für einige Wochen auf Eis lag, geht es heute weiter. Im
Februar 1981 fand das legendäre Greatful Dead und Who Konzert in der ARD Rocknacht statt,
las ich beim stöbern. My Generation, dieser Song der Who, prägte für ein Jahrzehnt das
Lebensgefühl der damaligen Jugend, inklusive meiner :lol:

Dieses Lebensgefühl kann man vielleicht so beschreiben, das Gefühl einer hoffnungsvollen Erwartung auf
kollektive Veränderung. Schon ein Jahr später brach dieses Gefühl hoffnungslos in sich zusammen, als
die Gangster von Union und FDP in einem Akt hart an der Grenze der Legalität Kanzler Schmidt
abkanzelten und eine neue politische Bleizeit einläuteten.

Greatful Dead, noch immer eine meiner Lieblingsbands, sind aus meiner subjektiven Sicht der Dinge
verantwortlich dafür, das der Hippie Geist nicht vollständig verloren ging. Noch heute kann man hin
und wieder über ihre berühmt berüchtigten Konzerte der siebziger lesen, die als Acid (LSD) Party's
das amerikanische Bürgertum zum schäumen brachte.

1982 war neben dem Schock der politischen Keule, die die Roten zu spüren bekamen, das Jahr
des Methadon, auf das Politiker, Ärzte und Suchttherapeuten setzten, um dem 'Heroin Problem'
zu begegnen. Die Zahl der Heroin Konsumenten wurde damals mit ca. 50 000 beziffert. Wären
diese mit Methadon bei geringster Dosierung behandelt worden, hätte das der Firma Hoechst
150 Mio D-Mark jährlich gebracht. Da ist nicht schwer nachvollziehbar, warum Methadon
plötzlich als Heroin Entzug Substitution in aller Munde war.

Doch nicht jeder Arzt, Suchttherapeut war mit diesem Mittel einverstanden. Eine Droge mit einer
Droge zu bekämpfen, hielt so mancher nicht für das richtige Mittel. Sie forderten Psychotherapien,
doch Plätze dafür gab es so gut wie keine. Auch stellte sich heraus, das Heroinabhängige, mit
Methadon behandelt, dennoch weiter, wenn auch weniger, Heroin konsumierten. Oder aber
zusätzlich Alkohol, dem Heroin in seiner Wirkung am ähnlichsten, benutzen, um eine euphorisierende
Wirkung zu erhalten, die Methadon nicht bietet.

Einige wenige der Helfer Gilde sprachen sogar aus, was bis heute ein no go ist: Wenn wir schon
eine Droge gegen eine Droge einsetzen sollen, können wir genau so gut gleich reines Heroin benutzen,
da die größten Gefahren, die von Heroin ausgehen, von verunreinigter Ware verursacht werden.

Wie jeder Leser unschwer erkennen kann, haben wir inzwischen in dieser Angelegenheit dreißig
Jahre drogenpolitischen Stillstands hinter uns. Weder Methadon noch Therapieeinrichtungen, die
geschaffen wurden, waren zu einer Problemlösung in der Lage.

Mein Eindruck ist, die Politik setzt weiterhin auf ein Verbot von Aitsch und hofft auf ein Aussterben
der Konsumenten :cry:


Konkret 05/82

Günter Amendt

Methadon
Im Tresor verschlossen und verriegelt ein Liter des Opiats Methadon. Tagesration für 100 Heroinabhängige. In der Bundesrepublik sind Methadon-Programme verboten. Für viele Junkies ist Methadon die Lösung ihres Problems, viele Ärzte dagegen sehen in Methadon nichts als eine Droge gegen Drogen. Jetzt wird auch hier die Freigabe gefordert
Methadon, das in der Bundesrepublik unter dem Markennamen »L Polamidon« von den Farbwerken Hoechst hergestellt und vertrieben wird, ist ein synthetisiertes Opiat. Es wurde in den chemischen Labors Hitler-Deutschlands zu jener Zeit entwickelt, als die faschistischen Machthaber die militärische Grundlage für einen weltweit steigenden Bedarf an Schmerzmitteln schufen. Angeblich wurde die Droge damals im Volksmund - wahrscheinlicher wohl im Landserjargon - Adolphin genannt.
Als Schmerzmittel geeignet, als Substitutionsmittel unbrauchbar, resümierte Amendt nach einem
Selbstversuch, den er in dem Artikel beschreibt, schon vor 30 Jahren.
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M. Nice
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von M. Nice »

High Gerd50,

sehr interessant, Dein Fred!
Bitte weiter so! - DANKE

Gruss M. Nice
Rauchst du zwei Stund Hanf hinein, wirst du müd und schläfst bald ein!
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Gerd50
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Auf das Jahr des Methadon folgte das Jahr des Kokains. Schon die spanischen Conquistadores
fanden das Kauverhalten der Indios seltsam und verboten kurzerhand das kauen von
Coca Blättern. Bis sie bemerkten, das das kauen dieser Blätter die Arbeitsleistung der
Leute steigerte, deren Arbeitskraft sie in Minen und bei der Feldarbeit ausbeuteten.
Fortan war das Verbot vergessen und Mitte des 19. Jahrhunderts wurde erstmals das
Hauptalkaloid des Coca Strauches, Cocain, isoliert.

So, für einen Markt in den USA und Europa zubereitet, als reines Alkaloid, erlebte Kokain
für einige Jahrzehnte einen unbeschwerten Genuss von cocahaltigen Getränken, Heilwässern,
Tinkturen etc. Die Firma Merck verarbeitete im zweiten Weltkrieg Cocain in sogenannter
Panzerschokolade, um aus Feiglingen Helden zu machen. (die Pharmas haben immer ihre
Finger im Spiel, wenn es um viel Geld geht)

Schnee von gestern, als unser aller Freund Harry Anslinger die Initiative ergriff, um diesem
ganzen Drogen Spektakel ein Ende zu bereiten. Doch vollends verdrängen ließ sich die
Droge nicht vom Markt. Als Luxusgut war sie weiterhin verfügbar. Bis 1983 festgestellt
werden musste, das eine erneute Produkteinführung beendet war und Cocain im Straßenhandel
verfügbar war. Ein erneuter Siegeszug nahm seinen Anfang.

Die Bedingungen waren/sind (denn es hat sich bis auf die Preise nicht viel geändert) simpel.
Herstellungskosten für ein Gramm reines Alkaloid ein Dollar. Der weiße Mann in New York
erhielt dieses Gramm für 50 Dollar. Der schwarze Mann in New York musste für dieses Gramm
auf 25 % Gehalt runtergestrecktes 200 Dollar zahlen. Das bedeutete für den Umsatz des
Straßenverkaufs in den gesamten USA 30 bis 40 Milliarden Dollar jährlich.

Was sich für ein Leid in den klassischen Anbauländern der Coca Pflanze abspielte/spielt,
brauche ich glaube ich nicht zu schildern. Die Ereignisse in den Lateinamerikanischen Ländern
dürften bekannt sein.

Konkret 05/83

Günter Amendt

Kokain: Vom Luxusgift zur Massendroge
Jetzt erst, erst jetzt ist Kokain wirklich angekommen, oder wie es die »Neue Zürcher Zeitung« fast liebevoll ausdrückt: »'Charley' ist seit diesem Jahr endgültig auch bei uns zuhause.« Die Droge hat das Getto des Luxuskonsums verlassen und macht sich am westeuropäischen Straßenmarkt breit. Wir erleben das Ende einer Produkteinführung.
Lange vorangekündigt, ist die Kokain-»Welle« schließlich angekommen. Die Ausweitung des Handels vom Luxus- auf den Straßenmarkt kennzeichnet die letzte Phase der Produkteinführung. Nun lassen sich beachtliche Extraprofite erzielen. Denn »die Straße« ist mehr als nur die quantitative Ausdehnung eines Marktes. Der Profit multipliziert sich um mehr als nur die Anzahl der neu gewonnenen Straßenkunden. Die wahre Profitsteigerung liegt in der Qualitätsverminderung.
Hanf spielte und spielt in diesem Big Deal seit 1969 nur noch eine nebensächliche Rolle. Da
war etwas beim 'Umleiten' von Hanf Dollars schief gelaufen, eine Marktverknappung trat ein
und US amerikanische Pflanzer nutzten dieses Loch, um sich das nötige Know How zu erarbeiten,
den US Markt weitgehend bedienen zu können.

Darüber mehr in der nächsten Folge des Streifzugs.
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Gerd50
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Re: Konkret - Streifzug durch drogenpolitische Geschichte

Beitrag von Gerd50 »

Konkret 06/83

Günter Amendt

Der Marihuana-Plot
Die Vereinigten Staaten von Amerika waren jahrelang ein Hauptabsatzmarkt für lateinamerikanisches Marihuana. Durch Vernichtungs- und Kontrollaktionen geriet der Nachschub ins Stocken. Notleidende US-Farmer erkannten ihre Chance, bauten den Stoff selbst an und machen jetzt das Geschäft. Ihre Umsätze bewegen sich in Milliardenhöhe.
Im Spätsommer 1969 kam es zu einer plötzlichen Verknappung von lateinamerikanischem Marihuana
auf dem US Markt. Zum einen wurde dafür die Aktion Intercept verantwortlich gemacht, eine gigantische
Vernichtungs- und Propagandaaktion auf beiden Seiten der Grenze. Kritiker allerdings sahen keinen
Erfolg in der Aktion, die vielen mexikanischen Kleinbauern die Lebensgrundlage raubte.

In etwa zeitgleich hatten Kartelle ihre Lieferungen eingestellt. Ihre Absicht war, den Drogenmarkt auf
Opiate umzustellen, der vermutlich wahre Grund für die Verknappung. Womit niemand gerechnet hatte
ist die Kreativität US amerikanischer Hanffreunde, die kurzerhand mit dem Eigenanbau via Importsamen
begannen. Zunächst nur mit mäßigem Erfolg, erarbeitete sich die Grower Szene im Laufe von zehn
Jahren das nötige Know How, um den US Markt weitgehend bedienen zu können. Ausgehend von
Kalifornien verbreitete sich der Anbau quer über das Land.

Nicht nur Hanffreunde beteiligten sich an dem neuen Geschäft. Weizenfarmer, die mehr schlecht
als recht über die Runden kamen, entdeckten Hanf als Zubrot für sich und wer in den Tabakstaaten
Tabak anbauen konnte, konnte auch Hanf anbauen. Des weiteren mischten Aussteiger aus
urbanen Gesellschaften fleißig mit. Parallel dazu entwickelte sich ein riesiger Hanfzubehör
Markt vom Dünger bis zur Pfeife. Als Interessenvertretung der neuen Hanf Industrie wurde
1970 NORML gegründet.

http://norml.org/

Gleichzeitig importierten US amerikanische Kleinimporteure Haschisch vorwiegend aus dem
Libanon und Marokko. Mit der Folge, das in diesen Ländern die Anbauflächen drastisch ausgedehnt
wurden. Neben Haschisch befanden sich Samen aus aller Welt im Gepäck, die die Grundlage
für die heute bekannten Züchtungen bildeten. Eine weitere Folge der hohen Nachfrage und
Vergrößerung der Anbauflächen war eine Verdoppelung der Preise von ca. 4 Mark auf 8 Mark
pro Gramm.
Der Schock der ersten Marihuanakrise war also überwunden, die Eigenversorgung prinzipiell und praktisch gesichert. Ein Kleinhandel begann sich zu entwickeln, der zum Großhandel drängte. Wie man das Wachstum der Pflanzen stimuliert, hatten die tüchtigen Züchter herausgefunden, doch wie stimuliert man das Wachsen der Nachfrage?

Von außen kam Hilfe. Die zweite Marihuanakrise von 1979 verhalf dem neuen Produkt US-amerikanischer Agrarforschung zum Durchbruch.

Zu dieser Zeit verschärfte die mexikanische Regierung ihren Kampf gegen den Marihuana-Anbau und vernichtete den größten Teil der einheimischen Ernte. Sie tat es kaum freiwillig. Zum wiederholten Male mußte sie sich dem Druck einer US-Regierung beugen und die politische Erpressung auch noch als Nachbarschaftshilfe akzeptieren.
Der Staat schaute diesem Treiben nicht tatenlos zu. Immer wieder kam es zu Razzien und Festnahmen.
Mit dem Ergebnis, das Freilandpflanzungen in immer entlegenere Gebiete verlagert wurden. Und erste
Versuche mit Pflanzungen unter Kunstlicht wurden begonnen. Schon bald erreichten diese Versuche ein
Ausmaß, welches die Stromproduktion eines Kernkraftwerks verschlang.
Innerhalb weniger Jahre veränderte sich die Ertrags- und Umsatzstruktur der nordamerikanischen Landwirtschaft radikal. Kalifornien war Vor- und ist Spitzenreiter des Umsatzes, doch wurde es von Oregon und Hawai fast eingeholt. Umsatzstarke Anbaugebiete erstrecken sich von der Nordwest- zur Nordostküste, von Washington und Idaho bis New York und Pennsylvania. Die hohe Arbeitsproduktivität des Nordens vermag den Klimavorteil des Südens auszugleichen; US-amerikanisches Marihuana kann, bei allen Qualitätsunterschieden in sich, dem Vergleich mit lateinamerikanischen Ernten, deren Qualität auch unterschiedlich ist, standhalten.

Sprecher der NORML (National Organization for the Reform of Marijuana Law), die Lobby der Jungbauern, schätzen den nationalen Umsatz der Farmer auf 8,2 Milliarden Dollar. Auf Kalifornien kommen nach dieser Schätzung zwei bis drei Milliarden. Die Zeitung »San Francisco Examiner« veranschlagt den kalifornischen Umsatzanteil sogar auf 5,4 Milliarden. So oder so, Marihuana zählt zu den wichtigsten Agrarprodukten des Bundesstaates an der Westküste, es liegt an erster oder zweiter Stelle vor oder nach Weintrauben. In Kentucky nimmt der Marihuana-Umsatz den ersten Platz ein und in Oklahoma den zweiten hinter Weizen.

An diesen Umsätzen ist der Fiskus nicht beteiligt. Noch also finanziert der Potraucher nicht den Rüstungsetat der US-Regierung. Nur indirekt profitiert der Staat von einem volkswirtschaftlichen Nebeneffekt. Bereits auf der Konsumentenseite werden Hunderte von Millionen Dollar für Drogenzubehör in schicken Boutiquen und biederen Kaufhäusern umgesetzt. Aber auch die Produzenten fördern die Zubehörindustrie, was sich, wie Lokalautoritäten zugeben, in mancher Region, die als Anbaugebiet gilt, als äußerst wirtschaftsfördernd bemerkbar macht. Von Bewässerungsanlagen zu Baumaterialien, von Transport- zu Düngemitteln - die örtliche Wirtschaft dealt mit. Und die Anbauer fahren gut mit ihrem Produkt. Für Spitzenqualität zahlten 1982 Zwischenhändler und Endverbraucher 2.000 Dollar pro Pfund oder acht Dollar pro Gramm. Die handelsübliche Unze ist für 150 bis 250 Dollar zu haben.
Abschließend schreibt Amendt:
Die Lage ist ernst in der US-amerikanischen Landwirtschaft. Was der Bauer nicht kennt, muß er nicht rauchen. Aber was sollte ihn daran hindern, es zu verkaufen, wenn es ihm so viele Dollars mehr bringt als jedes andere Produkt, das er in mühevoller Arbeit zur Erntereife bringt?

Vielleicht hat wirklich einmal eine Administration vorgehabt, den illegalen Anbau von Marihuana zu unterbinden. Wie sie das heute noch bewerkstelligen will, kann man sich einfach nicht vorstellen. Nordkalifornien, einst rücksichtslos abgeholzt, dann in Weideland umgewandelt und heute eine von Erosion bedrohte Landschaft, hat plötzlich ein Produkt, das einigen seiner Bewohner eine Zukunft verspricht. Sie werden sich daran klammern wie die Cocabauern in den bolivianischen Anden an ihre Pflanze. Die Lobby der Anbauer ist nicht mehr so einfach zu übergehen wie vor Jahren noch. Der Flowerpower-Bauer, der akademische Aussteiger und der neue Typ des alerten Mittelschichtenunternehmers mit Protestbewegungsvergangenheit galten damals als Marihuana-Lobby. Wer sich heute mit Marihuanapflanzern anlegt, bekommt es mit Farmern zu tun, die traditionell das Law-and-order-Rückgrat der Vereinigten Staaten bilden. In Virginia, Arkansas, Oklahoma und Tennessee werden Millionengeschäfte mit dem grünen Kraut getätigt. Wo über Generationen Tabak kultiviert wurde, liegt das Know-how zur Aufzucht und Pflege der Marihuanastaude quasi in der Gensubstanz der Farmer.

Wie gesagt, die Lage der US-amerikanischen Bauern ist ernst, und was der Bauer nicht kennt, das muß er nicht rauchen. Aber was sollte ihn daran hindern... Dabei handelt es sich doch eigentlich nur um einen Irrtum, eine Fehlentwicklung, eine Planabweichung, denn damals, Ende der 60er Jahre, sollte nur ein reißender Dollarstrom in ein anderes Bett umgeleitet werden.
Zuletzt geändert von Gerd50 am Di 27. Nov 2012, 17:35, insgesamt 2-mal geändert.
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