Sehr geehrter Herr Schinnenburg,
ich hatte vor einiger Zeit eine Mail an
info@fdp.de in Bezug auf die Pläne zur Freigabe von Cannabis für Erwachsene geschrieben.
Nun habe ich eine Antwort erhalten, mit der Bitte, mich doch direkt an Sie zu wenden.
Hier der Originaltext, den ich allerdings noch um ein paar weitere Worte erweitern möchte:
Sehr geehrte Damen und Herren,
auf der einen Seite finde ich es erfreulich, wenn sich eine Partei dazu entschließt die Gesetzgebung bezüglich Konsum, Besitz und Erwerb von Cannabis zu überdenken und weg vom rein ideologisch geprägten Ansatz anderer Parteien hin zu einem Ansatz mit echtem Jugendschutz und freier Entscheidung im Erwachsenenalter zu gehen.
Aber nun müssen Sie mir doch zwei Dinge erklären:
Wieso lehnen Sie gleichzeitig den Antrag der Linken zur Gleichbehandlung von Cannabis und Alkohol im Straßenverkehr ab?
Und wie denken Sie wird der Schwarzmarkt eingedämmt werden, wenn Cannabis mit 10 Euro pro 100 mg THC besteuert werden soll?
Beide Aussagen stimmen mich mehr als Nachdenklich und lassen mich daran zweifeln zu einem positiven Ziel zu kommen.
Ich bitte um Erklärung.
Vielen Dank im Voraus
Mit freundlichem Gruß
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Nun würde ich natürlich immer noch gerne wissen, wie Sie zur Gleichbehandlung von Alkohol und Cannabis im Straßenverkehr stehen. Es gibt genügend unabhängige Studien, die gezeigt haben, dass die Gefahr die von Cannabis in Bezug auf das Führen eines Verkehrsmittels ausgeht, sogar geringer sind als die Gefahren, die von Alkohol ausgehen. Um eins klarzustellen: Niemand sollte berauscht ein Verkehrsmittel führen. Aber es werden sehr zahlreich Menschen bestraft, die noch nie berauscht gefahren sind, sondern denen lediglich eine Leidenschaft für Cannabis nachgewiesen wurde. Jemand der vielleicht an zwei oder drei Tagen in der Woche Abends anstatt mit einem Bier lieber mit einem Joint entspannt wird teilweise mehrere Wochen, mindestens aber ein paar Tage positiv auf die Abbauprodukte von THC reagieren. Die Abbauprodukte erwirken aber keinen Rausch, sondern zeigen nur, dass jemand Cannabis zu sich nimmt.
Man muss bedenken, dass hier die Zukunft von steuerzahlenden, rechtschaffenden Menschen auf dem Spiel steht. Wer seinen Führerschein verliert und eine MPU absolvieren muss, wird höchstwahrscheinlich auch seinen Arbeitsplatz verlieren und wird noch von der Gesellschaft stigmatisiert.
Das kann für eine Volkswirtschaft auf Dauer nicht gesund sein.
Jetzt könnte man sagen man soll dann halt kein Cannabis konsumieren da es ja sowieso verboten ist. Die Realität zeigt aber, dass in jeder Gesellschaftsschicht trotz des Verbotes konsumiert wird und dass in Deutschland immerhin in größerer Zahl als in den Niederlanden.
Wenn man jetzt noch bedenkt, dass aus gesundheitspolitischer Sicht das Verbot auch keinen Sinn ergibt, da die gesundheitlichen Gefahren dank Streckmittel und schlechter Qualität durch den Schwarzmarkt besonders hoch sind und es zudem momentan überhaupt keinen Jugendschutz gibt, muss man doch eigentlich zu dem Schluss kommen, dass eine Legalisierung das einzig vernünftige ist.
Bei Cannabis handelt es sich immerhin um ein reines Naturprodukt bei dem die Gefahren (für einen Erwachsenen) doch sehr überschaubar sind. Das schlimmste, was hier passieren kann ist, dass jemand der einen zu viel geraucht hat mal für ein zwei Stunden "in den Seilen hängt".
Über die Gefahr der Schizophrenie bei vorgeschädigten Personen müssen wir gar nicht reden, diesen Personen bekommt auch Alkohol nicht und meiner Meinung nach ist auch hier eine Stigmatisierung dank der Illegalität eher hinderlich als hilfreich.
Alles in allem finde ich es positiv, dass die FDP hier einen anderen Weg als die bisher an der Regierung beteiligten Parteien gehen will und einer Legalisierung gegenüber aufgeschlossen ist.
So ganz klar ist mir aber nicht was es bringen soll, dass der Preis für legales Cannabis nach der Vorstellung der FDP dann wesentlich höher sein soll (10 Euro pro 100mg THC) als für illegales Cannabis und warum es (so klingt es zumindest) auch mit sämtlichen Fremdstoffen versetzt sein darf so lange es gekennzeichnet ist. Das halte ich für extrem kontraproduktiv und langfristig eher schädigend für die "Industrie" die sich zwangsläufig nach einer Legalisierung auftun wird.
Natürlich müssen die wichtigsten Cannabinoide und Terpene angegeben werden, dies macht auch eine Begrenzung des THC Wertes hinfällig und sorgt für Sortenvielfalt.
Weiterhin muss hier Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit die Konsumenten wissen wie die verschiedenen Cannabinoide zusammenwirken. Dazu ist natürlich auch die Forschung auf diesem Gebiet zu fördern und voranzutreiben. Ich finde es sehr gefährlich, dass Deutschland momentan auf diesem Gebiet ein absolutes Schlusslicht auf den allerletzten Plätzen belegt und finde eher, dass wir hier weltweit führend sein sollten.
Man muss bedenken, dass wir dann auf einem weltweit agierenden Markt mitspielen werden und mit der Form einer Legalisierung bei der es nur um Gewinmaximierung auf Kosten der Qualität gehen wird ein ganz klares Schlusslicht bleiben werden. Außerdem wird der Schwarzmarkt dann eher umschwenken und als neue Einnahmequelle qualitativ hochwertiges (und dabei trotzdem günstigeres) Cannabis anbieten, was das Ganze ad absurdum führen würde.
Weiterhin sehe ich auch die Erlaubnis zum (begrenzten) Eigenanbau als wichtigen Punkt den man sogar vor einer vollständigen Legalisierung noch durchsetzen sollte.
Ich würde Sie bitten mir zu meinen Gedanken, Ihre Gedanken mitzuteilen und verbleibe
Hochachtungsvoll
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