"In Mannheim soll es etwa 16.000 Kiffer geben"

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Sabine
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Registriert: Fr 18. Apr 2014, 09:15

"In Mannheim soll es etwa 16.000 Kiffer geben"

Beitrag von Sabine »

"Drogenverein verzeichnet ungewöhnlichen Anstieg bei Studenten, die Aufputschmittel nehmen - Crystal Meth in Mannheim dagegen kein Thema
...
Insgesamt zeigte er sich mit den Zahlen jedoch zufrieden: "Wir würden uns eher Gedanken machen, wenn wir auf einen Schlag 300 Beratungen weniger hätten. Das würde bedeuten, dass wir unsere Klientel nicht mehr erreichen."

Immerhin sei die Zahl der Drogenkonsumenten einigermaßen stabil: "Wir gehen, gemeinsam mit der Polizei, von rund 1700 Heroin- und 1200 Kokainkonsumenten aus. Etwa 4000 Menschen nehmen Amphetamine und bis zu 16.000 konsumieren Cannabis", so Gerber.
...
Mit unterschiedlichen Erkenntnissen: "Während Cannabiskonsumenten sehr gut über die Auswirkungen Bescheid wissen, kennen nur wenige Jugendliche die Auswirkungen vom Nervengift Alkohol." "


http://www.rnz.de/nachrichten/mannheim_ ... .html#null

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"300 Beratungen weniger" würde in meinen Augen eher auf eine vernünftigere Rechtsprechung hindeuten und nicht auf die Erreichbarkeit des Klientels.

Mir stellt sich bei solchen Zahlen im Cannabisbereich immer wieder die Frage, wie erfolgreich sind eigentlich diese Beratungen? Wie lange wirken sie?
Ist es nicht eher so, das vor Gericht, bei der Führscheinstelle und den Beratungsstellen die "Klientel" zähneknirschend Besserung gelobt, Abstinenzzeiten einhält und dann später weiter macht wie gehabt?
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overturn
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Re: "In Mannheim soll es etwa 16.000 Kiffer geben"

Beitrag von overturn »

"Wir haben eine relativ hohe Anzahl von Studierenden, die sich mit opiathaltigen Substanzen konstant leistungsfähig erhalten und dafür Beratung gesucht haben." Sucht sei eben kein Problem von Randgruppen, so Gerber.
Vielmehr lässt sich an diesem Beispiel recht deutlich veranschaulichen, wieso insbesondere die "kritischen" Sozialwissenschaften ein "Suchtkonzept" als "all-purpose meta-metaphor" (Granfield/Reinarman 2015: 1*) begreifen. Es ist nicht nur schlicht falsch, Menschen, die eine Beratung wünschen oder einen potentiell problematischen Konsum berichten, als "süchtig" zu betrachten, sondern auch einer der Gründe, wieso viele Betroffene sich vor "Hilfsangeboten" weiterhin sträuben.

Aus empirischer, konzeptioneller und praktischer Sicht, bleibt ein "Suchtkonstrukt" untragbar.

_

* Expanding Addiction: Critical Essays
"Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has."
4Auge
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Re: "In Mannheim soll es etwa 16.000 Kiffer geben"

Beitrag von 4Auge »

Welch Erkenntnis! 16.000 Kiffer. 5% der Gesamtbevölkerung Mannheims. Jeder 20. Einwohner. 80 Mio Bundesbürger. 4 Millionen Kiffer. Gesetzesbrecher. Verbrecher. 65 Mio Erwachsene. Immer noch 4 Mio Kiffer. 6.1 % der erwachsenen Bevölkerung.
Willkommen in der Realität.
Doc_A
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Re: "In Mannheim soll es etwa 16.000 Kiffer geben"

Beitrag von Doc_A »

Ich habe leider keine Quellen (mehr), meine aber schon vor 15-20 Jahren (im Zuge der Diskussionen zur Legalisierung in den 90ern in der Schweiz) gelesen zu haben, daß die Verkaufszahlen von Zubehör wie Spezialzigarettenpapier und Wasserpfeifen damals schon darauf hindeuteten, daß Cannabis wohl etwas verbreiteter ist, als offiziell angenommen (bzw. zugegeben).

Viele gehen immer noch davon aus, daß es wenige Kiffer gibt, und daß die wenigen Psychotiker-Einzelfälle, die öffentlichkeitswirksam vorgeführt werden, repräsentativ sind und den Großteil darstellen.

Anders: Der Großteil der Cannabiskonsumenten fällt einfach nicht auf. In Mannheim und sonstwo. Klar findet man in Mannheim auch ein paar "Abgestürzte", die Cannabis konsumieren. Und wo sind die anderen 15500? Der Mann im Anzug auf dem Trottoir? Der freundliche Herr hinterm Postschalter? Die heiße Blondine an der Supermarktkasse? Der begnadete Chemiker im Labor (habe ich tatsächlich selbst schon beobachtet)? Oder gar der Polizeibeamte, der letztens die Verkehrs-Drogenkontrolle durchgeführt hat? Man muß nur in Länder schauen, in denen Cannabis "legalisiert" ist und in denen die "sozial adäquaten Cannabiskonsumenten" aus den Löchern gekrochen kommen, weil sie keine Gewalt mehr befürchten müssen...

Mir fällt gerade noch der Spruch vom Christian Lindner (FDP) ein, der mal gemeint hat, daß es für ihn "wichtigere Freiheitsthemen" gäbe. Es gibt in D doppelt so viele Cannabiskonsumenten wie Wähler, die seine FDP für einen Einzug in den Bundestag braucht. ;)
:shock:
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