Warnung vor Cannabis als Medizin!

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taugenichts
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Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von taugenichts »

Hi,

bin 39, seit 10 Jahren psychisch krank (Depression, ADHS, Borderline, Schlafprobleme, Alkoholiker). Die ersten 5 Jahre habe ich unterschiedliche Psychopharmaka genommen mit vielen NW und mäßigem Erfolg. Die letzten 5 Jahre habe ich Cannabis genommen, davon 2 Jahre illegal und 3 Jahre auf Privat Rezept.

Cannabis hat weniger/angenehmere NW und bessere Wirkung. Tagesdosis 0,5g bis 1,5g je nach verfügbarem Geld. Ab 1,2g brauche/trinke ich keinen Alkohol mehr. Arbeitsfähig für den Arbeitsmarkt 1 wurde ich davon jedoch nicht, genau wie von keinem anderem Medikament oder Psychotherapie. Dürfte aber auch schwer werden einen Job zu finden, wo man konsumieren kann/darf - auch mit Rezept.

Auf der einen Seite kriegt man Cannabis vom Arzt nur bei schwerer Krankheit und nach erfolgloser Standard Medikation, auf der anderen Seite wird dann Arbeitsfähigkeit durch Cannabis erwartet. Die Arbeitsfähigkeit ist bei schweren Krankheiten aber nicht gegeben und arbeitslos mit Cannabis...das gibt ein bestimmtes Bild worüber keiner direkt spricht, aber es ist da: Wird nicht akzeptiert! Hab's erlebt.

3 Jahre hat sich jeder Arzt bei mir geweigert, einen Antrag auf Kostenübernahme zu stellen, mit den unterschiedlichsten Ausreden. Zum Schluss konnte ich mir das Gras nicht mehr leisten, habe 1 Pflanze angebaut und wurde erwischt, obdachlos und bin in einer 6 monatigen Sucht Reha mit der Diagnose Cannabis Abhängigkeit gelandet.

Danach geht es abstinent in ein Wohnheim für psychisch Kranke, was den Staat etwa 3500€ pro Monat kostet. Denn ich kriege ohne ausreichend Cannabis meinen Tag nicht bewältigt. Liege dann nur im Bett oder trinke Alkohol. Begleitend zum Wohnheim geh ich in eine behinderten Werkstatt. Beide Einrichtungen erlauben, auch mit Rezept, keinen Cannabis Konsum.

Ich möchte jeden davor warnen Cannabis als Medizin zu versuchen! Ihr ruiniert euch finanziell und werdet von jedem Arzt als abhängig wahrgenommen! Das Cannabis privat Rezept gibt es lediglich, um dem Konsum von schmutzigem Gras von der Straße vorzubeugen! Kein Arzt stellt es aus Überzeugung aus!

Wenn ihr kein Geld für einen Privat Arzt habt, oder generell keinen Arzt findet/in Reichweite habt, der einen Antrag zur Kostenübernahme stellt, werdet ihr eher arm, kriminell, obdachlos oder landet im Wohnheim, als das ihr Cannabis auf Kassen Rezept bekommt!


Lernt stattdessen lieber mit der Krankheit und dem Leid zu leben und akzeptiert alle Einschränkungen.

PS: Las hier von Leuten denen etwa 0,5g Cannabis am Tag helfen. Welche schwerwiegende Krankheit bei der standard Medikamente versagen, lässt sich damit denn therapieren?

Mir haben etwa 1,5g am Tag am besten geholfen, verteilt auf 16h mit etwa 7 mal 0,2g Konsumeinheiten. 7 mal Konsum am Tag wird halt auch nicht gerne gesehen, genauso wie Konsum direkt nach dem Frühstück.

PPS: Was kiffiges zum Lachen als Schluss
https://youtu.be/vinesewqlks :lol:
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Hans Dampf
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von Hans Dampf »

Moin.
Klassischer Denkfehler, von sich selbst aufs Allgemeine schließen.

Deine Story ist hart und ich hoffe du findest deinen Weg!
"Das Schöne an der Mitgliedschaft im DHV ist dass man nichts tun muss außer zahlen und die Legalisierung trotzdem voranbringt. Aktiv mit-Menschen reden und sie offen für Neues zu machen erzeugt aber die größte Wirksamkeit für eine L. hier in D."
pepre
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von pepre »

Ja, das ist sehr ungut bei dir gelaufen. Generalisieren kann man es aber nicht.

Nur mal als Hinweis:
  • Depression, Borderline: es gibt in den NL (und in D als Phase II-Studien) Therapien, die auf Psilocybin u.ä. setzen. Wäre vielleicht mal einen Versuch wert nach 10 Jahren Leidensgeschichte.
  • ADHS: damit wirst du leben müssen. Mit Ritalin o.ä. bekommt man das aber halbwegs in den Griff.
  • Alkohol: das muss weg. Alkohol macht alles nur noch schlimmer als es ohnehin schon ist.
  • Schlafprobleme: die sind vermutlich "nur" eine Resultante aus deinen anderen Krankheiten.
Freno
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von Freno »

Ein paar Anmerkungen:

1) Die Diagnosen der insofern m.E. völlig misslungenen ICD-10 sind wenig aussagekräftig, erst recht, wenn mehrere zusammenkommen. Ich selbst habe eine regelrechte Sammlung davon. Es fehlen eigentlich nur ADHS und Multiple Persönlichkeit. Sogar "Promiskuität" hat man mir mal als Diagnose gestellt. Und niemals haben 2 dieser Experten (Behandler und Gutachter) die gleiche oder auch nur ähnliche Diagnose gestellt. Mein heutiger Psychiater hat sich als Gutachter (so habe ich ihn kennengelernt) in die "kombinierte Persönlichkeitsstörung" geflüchtet.

2) Auch dieser Einzelfall scheint mir als Beleg für meine Vermutung nach 3 Jahren in Foren für medizinisches Cannabis, daß bei psychiatrischen Indikationen sehr häufig, vielleicht sogar regelmässig viel zu hohe Dosierungen verordnet werden. Ich bin selbst aufgrund psychiatrischer 'Diagnosen' seit 2012 in Frührente, anerkannt schwerbehindert GdB 100% (wobei aber auch noch 1 paar somatische Diagnosen mitspielen) und bin bis zum Corona-Terror mit ca. 3 g im Jahr (!) ausgekommen, die ich als alkoholische Tinktur genommen habe. Die Dauerintrusion durch diesen Terror hat härtere Gegenmaßnahmen erforderlich gemacht: 3 g THC-haltiges Cannabis pro Quartal "klassisch geraucht". Aktuell hat es wieder eine Erhöhung der Dosis auf 4 g / Quartal gegeben, dazu kam eine neue medizinische Sorte "God Bud" mit 0,6% THC und 13% CBD. Auch wenn bei mir derzeit die Dinge im Fluß sind - vor Dosierungen von mehr als 1 g / Tag bei psychiatrischen Indikationen gruselt es mir ein wenig.

Okay - ich bin vielleicht ein Ausnahmepatient, der auch ansonsten sehr viel dafür tut, sich in der Homöstase zu halten. Es kann durchaus Fälle geben, in denen solch hohe Dosierungen indiziert sein können - aber in der Mehrzahl der Fälle beruhen sie m.E. einerseits auf der Unerfahrenheit der Ärzte, andererseits auf Toleranzentwicklung aufgrund längerem "aussermedizinischen Konsums". Ich vermute, es wäre sinnvoll, bei psychiatrischen Patienten, bei denen eine solche Toleranzentwicklung schon stattgefunden hat, zuerst einen Entzug durchzuführen, bevor man medizinisches Cannabis zur Anwendung bringt - in niedriger Dosierung.

3) 30 g medizinisches Cannabis pro Monat auf Privatrezept bedeuten eine monatliche Kostenbelastung von um die 300 € herum. Wer auf "Hartz-IV-Niveau" lebt, wird davon buchstäblich aufgefressen. Man kann über die restriktive Haltung der GKV zu Cannabis bei psychiatrischen Diagnosen jammern und fluchen wie man will, aber dadurch ändert man überhaupt nichts. Bei meiner niedrigen Dosierung kostet mich mein medizinisches Cannabis einen "Fuffi" im Quartal - das hat auch in der Zeit, als ich noch ergänzendes Sozialgeld bezogen hatte, keine Schmerzen im Geldbeutel verursacht. Das ist m.E. ein Grund mehr, über diese hohen Dosierungen mal "kritsch" nachzudenken.

4) Psychoaktive Substanzen wie Cannabis oder Alkohol oder "sonst was" dienen aus psychoanalytischer Sicht stets der "Intoxination" (S. Freud) eines innerpsychischen Spannungszustands, der "ansonsten" nicht abgebaut werden kann. Es ist im Grunde gleichgültig, ob die psychoaktive Substanz legal oder illegal konsumiert wird, ärztlich verordnet oder als "Genußmittel" gerne konsumiert wird. Hinter jeder "Sucht" steht m.E. ein solcher innerpsychischer Spannungszustand, der so erheblich geworden ist, daß er ohne die "Intoxination" desaströse Folgen zeitigen würde. Diese "Intoxination" kann indessen auch desaströse Folgen zeitigen - sie werden in wohl vielen Fällen durch die "Intoxination" nur nach hinten verschoben.

Diese innerpsychischen Spannungszustände können indessen durch eine Psychoanalyse - wenn sie denn gelingt ! - identifiziert und bewußt gemacht werden, aufgehoben oder wenigstens soweit gelindert werden, daß ein halbwegs normales Leben möglich wird und das Bedürfnis nach "Intoxination" auf das gesellschaftlich akzeptierte Maß reduziert werden kann.
moepens
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von moepens »

Sehr traurig das zu lesen!
Bei mir ist vieles dazu konträr gelaufen: Ich trinke keinen Alkohol und habe mir die illegale Therapie verweigert (also regelmäßige, dauerhafte Einnahme), was die Erkrankung leider verschlimmert hat. Ärzte die mich jahrelang unterstützen gehen sehr locker mit Cannabis um (auch mit dem illegalen Konsum), und ermutigen mich es ebenfalls lockerer zu sehen. Natürlich habe ich auch vereinzelt stigmatisierende Erfahrungen sammeln müssen. Ich bin durch die Cannabistherapie sehr leistungsfähig geworden, und bin in der Folge über meine körperlichen Grenzen gegangen. Ich konnte mich wieder aufrappeln und beruflich einen anderen Weg einschlagen, der trotzdem anspruchsvoll ist und mir Freude macht. Mein aktueller AG dürfte dem Ganzen sehr aufgeschlossen gegenüber stehen, aber ich möchte mich lieber bedeckt halten. Auch muss ich nur morgens und abends konsumieren und habe mehrere alternative Möglichkeiten gefunden um praktisch alle Symptome einzugrenzen. Cannabis ist für mich nur ein Baustein in der Therapie, aber ein Wichtiger.

Ich hoffe dass du einen Weg für dich findest, dazu wirst du dich aber erstmal stabilisieren müssen. Gib nicht auf, mach einen Schritt nach dem Anderen und suche dir weitere Möglichkeiten! Manchmal ist es etwas ganz einfaches, was entscheidenden Einfluss hat und nicht viel kostet. Ich wünsche dir alles Gute und dass du die Kontrolle zurück gewinnst!
taugenichts
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von taugenichts »

@Freno
Und worauf fußt deine Aussage, dass mehr als 1g Cannabis täglich zu viel ist bei psychischen Erkrankungen? Im Internet findet man Dosierungsrichtlinien bis 3g täglich, wobei nicht nach Krankheitsbildern unterschieden wird (Ärzteblatt, Dr. Grotenhermen IACM). Schon bei nur ADHS geht's bis 0,5g (ADHSpedia). Da fand ich mich mit bis zu 1,5g täglich nach Jahren täglichen Konsums noch gut im Rahmen, auch bei 20%-25% THC Gehalt. War auch nicht immer 1,5g...oft hatte ich nicht genug Geld, trotz gratis Sozialessen und Pfand Sammeln.

Eine Toleranz Entwicklung bei täglichem Konsum ist normal. Erst Recht wenn man das Jahre lang macht. Hat nicht direkt was mit Sucht zu tun (IACM https://cannabis-med.org/de/acm/mitteil ... maerz-2021). Findet bei deinen Dosierungen natürlich nicht statt. Das klingt für mich ehrlich gesagt eher nach Genuss Konsum, weil welche schwerwiegende Krankheit soll das verbessern? Gerade mit so wenig THC, was der Hauptwirkstoff ist. Hab auch CBD only probiert, mit dem Ergebnis: Wie Baldrian, nur dass das günstiger ist.

Mir nach all den Jahren scheiß egal ob meine Symptome nur durch "Intoxikation" verbessert werden. Jedenfalls haben all die Psychotherapien und Psychopharmaka bei mir wenig bis nix gebracht. In meinen Augen liegt meine schwere Depression viel an der beruflichen/finanziellen Perspektivlosigkeit, welche sich jetzt durch die behinderten Werkstatt verbessern wird, wenn ich nicht wieder anfange zu saufen und da rausfliege. Ich träume von Cannabis als Medizin und Behinderten Werkstatt...

@alle Anderen
Standard Medis (Ritalin, Anti Depressiva, Neuroleptika) hatte ich durch vor meinem Cannabis Privat Rezepten. Bei Ritalin und so habe ich sogar auf Alkohol weitgehend verzichtet. Andere Drogen als medizinische Therapie werde ich vielleicht irgendwann mal bei Ärzten ansprechen...erstmal Schnauze voll von Ärzten, Therapeuten, Psychologen, Neurologen und dem ganzen Drecks Pack! Wahrscheinlich gibt's eh schon nen Alkohol Rückfall in der 6 monatigen Suchttherapie. Und wenn ich da deswegen rausfliege, muss ich vllt. sogar wegen Cannabis Konsum/Eigenanbau in den Knast, oder werde auf jeden Fall zumindest wieder obdachlos.

So viel zum Thema Cannabis als Medizin: Wartet lieber bis der Genuss Konsum von 50g im Monat und der Besitz von 25g zum Genuss erlaubt ist, auch wenn es für euch Medizin ist! Durch Eigenanbau und Vereine sinken dann hoffentlich die Preise. Vor Cannabis als Medizin in Deutschland kann ich nur warnen! Lasst es sein, die Chance ist sehr hoch das ihr auf die Fresse fliegt!

Wie sagte Arno Dübel noch so treffend: Der Klügere kippt nach! Harrr Harr Harrr Haaaa
Freno
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von Freno »

taugenichts hat geschrieben: Mi 31. Mai 2023, 23:04 @Freno
Und worauf fußt deine Aussage, dass mehr als 1g Cannabis täglich zu viel ist bei psychischen Erkrankungen? (...)
1) Auf meiner eigenen Erfahrung mit der großen therapeutischen Wirksamkeit geringer Dosierungen,
2) meiner Beobachtung von Leuten, die sich regelmässig mehr als 1 g Cannabis pro Tag zuführen und
3) dem, was ich hier so lese.

Ich wiederhole aber: ich kann aufgrund meiner Erkenntnisquellen nicht ausschließen, daß es Diagnosen gibt, die eine höhere Dosierung indizieren - aber ich glaube nicht, daß diese sehr häufig sind.
Freno
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von Freno »

taugenichts hat geschrieben: Mi 31. Mai 2023, 23:04 (...)Ich träume von Cannabis als Medizin und Behinderten Werkstatt (...)
Da träumt einer davon, wovor er mit diesem thread warnen will. Das war polemisch - aber jenseits dieser Polemik ist es offenkundig, daß eine gewisse "Derealisation" eingetreten ist - auch mit solchen Zuständen habe ich so meine Erfahrungen.

Nein, Taugenichts, ich kann Deine "Warnung vor Cannabis" nicht ernst nehmen. Was ich aber sehr ernst nehme ist Deine psychische Störung - auch damit habe ich, wie schon gesagt, mehr Erfahrungen, als mir lieb ist. Aber diese Störung können wir hier nicht "ausdiskutieren". Sie kann "zielführend" nur in einer geeigneten Psychotherapie erfolgen. Diese ist in unseren Zeitläuften nur noch sehr schwer erreichbar. Ich selbst hatte noch das Glück, einen international renommierten "crack" für genau meine Problemlagen "zu erreichen", der 2021 in den Ruhestand getreten ist.

Ich interpretiere Deine posts hier als eine Art von Hilferuf - aber ich muß auch ganz klar sagen: die Hilfe, nach der Du - meine Meinung nach - rufst, kann Dir hier nicht zu teil werden.
taugenichts
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von taugenichts »

Naja, träume von bezahltem Cannabis als Medizin (und damit in die Wfbm gehen zu dürfen). Davor das sich der Traum vom bezahlten Cannabis meistens nicht erfüllt, warne ich hier ganz ernsthaft.

Ich hab's bewusst provokant formuliert, weil ich sowohl von deiner Einschätzung, wie auch allgemein vom Thema "Cannabis als Medizin" angefressen bin. Denn man trifft tatsächlich viele Ärzte, Therapeuten usw. die eine ähnliche oder noch schlimmere Einstellung wie du haben, und somit Leuten wie mir das Leben seit Jahren zur Hölle machen.

Ob ich jetzt 1g konsumiere oder um genau zu sein 1,4 ...ich bins so Leid mich für Stellen hinter dem Komma ggü. Hobby Kiffern oder Kritikern zu rechtfertigen. Aber ja, mit einer für mich leistbaren Arbeit und der daraus resultierenden besseren Tagesstruktur, halte ich es nicht für unmöglich mit nur 1g täglich auszukommen. Ich hab zuviel erlebt und kann zugegebenermaßen kaum noch objektiv über das Thema sprechen.

Nein, nach all den Jahren habe ich keine Hoffnung mehr, dass ein für mich erreichbarer und bezahlbarer Arzt mir helfen will...und sich dieser auch noch zufällig hier im Forum rumtummelt und das liest.

Therapien hatte ich so viele....oben stehen nur meine häufigsten Diagnosen, insgesamt hab ich knapp ein Dutzend unterschiedliche, 2 Suizid Versuche und zahllose Aufenthalte in Psychiatrien, besonders immer dann, wenn kein Geld für Cannabis da war und Alkohol im Spiel war.

Mehr als Diagnosen und andere Psychopharmaka kam nie bei Therapien raus.
Freno
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von Freno »

Taugenichts,

das können wir hier nicht "ausdiskutieren". Es ist nicht nur "off topic" - es ist auch haarsträubend unsinnig, Hilfe für eminente psychische Störungen in Internet-Foren zu finden. Mir ist es durchaus bewußt, wie schwierig es ist, einen geeigneten Psychiater und/oder Therapeuten zu finden. Einen guten Psychiater habe ich - einen Therapeuten brauche ich nicht mehr - "das mache ich mir selbst". Ich hatte bis 2021 einen hochqualifizierten Analytiker (er ist in Rente gegangen), bei und von dem ich sehr viel gelernt habe, war vorher schon als autodidaktischer "Selbstanalytiker" erfolgreich gewesen. Mein Psychiater - immerhin Privatdozent - meinte mal in Bezug auf Psychotherapie, daß ich von dem, worauf es bei mir ankäme, mehr verstünde, als er selbst.

Meine Erfahrung aus 13 Jahren psychiatrischer "Patientenkarriere": je mehr ein Patient aktiv ist im "Kampf gegen den Drachen" (St. Georg ist der Schutzheilige der Psychiatrie), um so mehr Unterstützung bekommt er vom Arzt. Je passiver der Patient ist, sich auf die Rolle des Leidenden - "Oh Jammer, oh Not - Du grässlich Ungetüm!" (Schiller) - zurückzieht, um so mehr zieht sich auch der Arzt zurück auf "Dienst nach Vorschrift". Denn: nur der aktive Patient, der "alles gibt" für seinen Kampf gegen den Drachen, hat eine Chance auf Heilung oder Linderung. Der passive Patient, der letztlich immer nur um pharmakologische "Zudröhnung" (ob Alkohol, Cannabis oder Psychopharmaka ist letztlich gleichgültig) barmt, hat auch aus meiner Sicht keine Chance. Er befindet sich sozusagen auf der vorweggenommenen Palliativstation.

Die große Liebe meines Lebens - eine promovierte Psychologin - sagte mir mal, als ich sie um Ratschläge für den Umgang mit einem abdriftenden Alkoholiker in meinem damaligen Bekanntenkreis bat: "Man muß erst in dem Swimmingpool voller Scheiße bis an den Boden sinken, und sich dann mit den Füßen wieder abdrücken können, um wieder nach oben, an die Luft zu kommen. Wenn man das nicht schafft, ist man verloren." Das ist "knallhart", aber meiner Erfahrung nach richtig.

Worum barmst Du auch hier ? : Nach einem Arzt, der Dir soviel Cannabis "auf Kasse" verschafft und verschreibt, daß Du Dich damit genauso zudröhnen kannst , wie Du Dich mit Alk zudröhnst. Mit 1, 2, 3, 4, 5 g ... n=n+1 ... Cannabis am Tag imstande zu sein, sozial integrative Maßnahmen zu absolvieren - das kannst Du knicken !

Ich kann Dir nicht sagen, wie Du "Deinen Drachen" angehen kannst - jeder "Drache" ist individuell. Meinen "Drachen" habe ich ganz gut im Griff, auch wenn er manchmal heftig aufbegehrt. Jedenfalls gibt es für mich noch eine beträchtliche Lebensqualität.

Ich kann Dir nur aufzeigen, daß Du aktuell auf einem furchtbaren Holzweg bist - wie Du herauskommen könntest, kann ich nicht wissen. Aber eines weiß ich: wenn Du da nicht herauskommst - dann bist Du tot.
moepens
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von moepens »

@taugenichts

Suizidalität stellt ein Risiko dar, das viele Ärzte nicht auf sich nehmen wollen. Die Suchtthematik wäre garnicht so ein riesiges Hindernis, sofern man sich an Suchtmediziner wendet.

Für dich dürfte allerdings die geplante Regulierung von Cannabis eine gute Möglichkeit zur Selbstmedikation sein. Eine therapeutische Begleitung wäre in jedem Fall überaus ratsam!
pepre
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von pepre »

taugenichts hat geschrieben: Fr 2. Jun 2023, 22:44 ... besonders immer dann, wenn kein Geld für Cannabis da war und Alkohol im Spiel war.
Du wirst deine Erkrankung nicht durch Substanzen beenden können. Die sind höchstens unterstützend. Pille (oder was auch immer) schlucken und alles wird gut: das funktioniert nicht.

Ich verweise nochmal auf die Psilocybin (o.ä.) gestützten Therapien. Die Substanz zeigt dir den Weg. Gehen musst du ihn aber selbst. Die Therapeuten helfen dir dabei ihn zu gehen, denn nach so langer Zeit des ritualisierten Leidens brauchst du Hilfe dabei. Sonst kehrst du ruckzuck wieder in deine gewohnten neuronalen Trampelpfade zurück.

Links: https://www.deutschlandfunk.de/psychede ... e-100.html, https://www.spektrum.de/suche/#/q/Psilocybin

PS: Warnung vor Selbstversuchen! Das ist bei deinem mentalen Zustand höchst gefährlich!
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Martin Mainz
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von Martin Mainz »

Mal von der persönlichen Schiene weg ist der Weg der medizinischen Cannabis Behandlung in D ein dorniger oder teurer Weg. Da sind wir uns glaube ich alle einig.
LEAN
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von LEAN »

Habe die selben Krankheiten, die du auch hast (bis auf Alkoholiker, trinke seit Jahren keinen Alkohol), bin seit 2,5 Jahren Patient und mein Leben läuft besser als je zuvor, sowohl beruflich, als auch allgemein.

Mein Beileid für deine Situation, hoffe du kommst da raus, aber wie die Vorredner schon gemeint haben, kann man nicht auf die Allgemeinheit schließen.
Freno
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Re: Warnung vor Cannabis als Medizin!

Beitrag von Freno »

Martin Mainz hat geschrieben: So 4. Jun 2023, 09:49 Mal von der persönlichen Schiene weg ist der Weg der medizinischen Cannabis Behandlung in D ein dorniger oder teurer Weg. Da sind wir uns glaube ich alle einig.
Nicht ganz: der Weg ist zwar "dornig", aber nicht notwendig teuer. Ich bin seit 2020 mit 3 g medizinischem Cannabis pro Quartal ausgekommen, die mir auch als Selbstzahler keine Schmerzen im Geldbeutel verursacht haben. Ich habe mehrfach dargetan, daß die "Patientenerwartungen" und auch die Verschreibungen der Ärzte meiner Meinung nach auf viel zu hohe Mengen gehen, soweit es um psychiatrische Indikationen geht.

Auch die "Dornigkeit" des Weges zum medizinischen Cannabis ist relativ, auch das habe ich oftmals betont, auch in diesem thread wiederholt: wer als psychiatrischer Patient sehr viel tut im "Kampf gegen den Drachen", der bekommt auch sehr viel ärztliche Zuwendung und die Hürde zur Verschreibung von Cannabis sinkt. Eben weil ich selbst sehr viel tue für meine psychische Gesundheit, bin ich zum ersten Cannabis-Patienten meines Psychiaters geworden.

Es ist für psychiatrische Patienten zwar nachvollziehbar, daß sie den Wunsch haben, sich "einfach nur zuzudröhnen" um mal etwas Ruhe zu haben von "dem Drachen" - aber das eröffnet regelmässig keine langfristige Perspektive, sondern im Gegenteil den Einstieg in eine Abhängigkeit bzw die Fortsetzung einer schon zuvor - illegal - erworbenen Abhängigkeit. Deswegen gebe ich auch die Kontaktdaten meines Psychiaters hier nicht (auch nicht per PN) preis - er nimmt ohnehin seit letztem Jahr keine Neupatienten mehr auf.

Es ist nun mal nicht so, daß die Verschreibung von Cannabis alleine schon für viele "die Lösung" wäre. Medizinisches Cannabis muß - wie jede psychoaktive Substanz - in ein Therapiekonzept integriert werden. Sonst ist es um keinen Deut besser, als die "weißen Pillen".
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