Sammlung Schwarzmarkt

Freno
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Re: Sammlung Schwarzmarkt

Beitrag von Freno »

Cexpert hat geschrieben: Fr 5. Apr 2024, 01:58
Freno hat geschrieben: Do 4. Apr 2024, 21:23 Ich möchte nicht wissen, wie viele Eltern und deren minderjährige Kinder ihren jeweiligen Cannabiskonsum voreinander mit allerlei Klimmzügen zu verbergen suchen.
Entschuldigen Sie bitte, aber dann läuft doch was voll daneben, wenn man seinen Kindern was verbergen muss. Erst Recht mit Klimmzügen.
Dem stimme ich voll zu - aber auch das CanG verlangt genau dieses (wie das BtMG zuvor): Cannabis ist von Jugendlichen strikt fernzuhalten von wegen Jugendschutz.

Auch hier gibt es eine Parallele: die Pornographie, die von Jugendlichen genauso strikt ferngehalten werden muß. Um 2010 herum hat der Kanton Zürich, als es um dieses Thema ging, eine Sexualwissenschaftlerin beauftragt, mal festzustellen, wie der "Konsum" von Pornographie unter den Jugendlichen eigentlich aussieht. Das Ergebnis war: 80 % aller Jugendlichen zwischen 12-14 Jahren "konsumieren" regelmässig Pornographie - was über das Internet ja leicht möglich ist, weswegen dem Kanton Zürich empfohlen wurde, von entsprechenden Verboten mangels Erfolgsaussichten abzusehen. Leider kann ich keine Quelle mehr dazu angeben.

Es bleibt Eltern verboten, ihre Kinder an Cannabis und den verantwortlichen Umgang damit heranzuführen und die weiter oben beklagte Geschichte von der 17-Jährigen, der von einem verbrecherischen dealer zum Cannabis ein Briefchen Koks zum "anfixen" beigelegt wurde, illustriert makaber schön, wie widersinnig diese Verbote sind: die junge Frau wurde "völlig unvorbereitet" mit dieser Substanz konfrontiert.

An den Schulen wird selbstverständlich seit geraumer Zeit "Drogenaufklärung" betrieben, die von den Schülern aber notorisch nicht ernst genommen wird, vor allem nicht von den kiffenden Schülern, von denen es eine ziemliche Menge gibt.

Das CanG ist insbesondere auch eben ein Schutzgesetz für den "Schulfhofdealer".
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Re: Sammlung Schwarzmarkt

Beitrag von Cexpert »

Freno hat geschrieben: Fr 5. Apr 2024, 23:08 Das Ergebnis war: 80 % aller Jugendlichen zwischen 12-14 Jahren "konsumieren" regelmässig Pornographie - was über das Internet ja leicht möglich ist
Korrekt. Als ich in dem Alter war habe ich die VHS kassetten meiner Eltner "missbraucht". Das gab es noch kein Internet.
Ha, das waren echte Kultpornos, immer noch beliebt.

ABER: Das ist mal überhaupt nichmal im Ansatz vergleichbar mit Dorgen, Entschudligen Sie bitte.
Freno
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Re: Sammlung Schwarzmarkt

Beitrag von Freno »

Cexpert hat geschrieben: Fr 5. Apr 2024, 01:41
Martin Mainz hat geschrieben: Mo 1. Apr 2024, 15:04 Und jetzt gegen Dealer härterer Drogen zu wettern, finde ich genauso falsch und scheinheilig.
Richtig.
Außer natürlich bei Crystal. Da hört der Spaß auf. Menschen fallen in kurzer Zeit die Zähne aus und das Gebiss verformt sich.
So eine Droge muss mit ihren Dealern abgeschossen werden. Hier erwarten wir alle ein äußerst hartes Vorgehen.
Ich bin ein beinharter Gegner der Todesstrafe - aus einem etwas ungewöhnlichen Grund: der Möglichkeit des Justizirrtums, von denen einige prominente Fälle zB in der Wikipedia unter eben diesem Stichwort gesammelt sind. Freiheitsstrafen können aufgehoben, "Haftentschädigung" (m.E. ist sie viel zu niedrig) gezahlt, den Betroffenen auch anderweitige gesellschaftliche Hilfe geboten werden. Dem aufgrund eines Justizirrtums zum Tode Verurteilten nützt eine Rehabilitation nach einer Wiederaufnahme garnichts: er bleibt tot.

Diese Überzeugung hat sich im Laufe meiner Juristenausbildung eingestellt und durch mein früheres Berufsleben als Anwalt habe ich es in vielen Fällen praktisch miterlebt, wie sehr Entscheidungen von Gerichten und Strafverfolgungsbehörden von Zufällen abhängig sein können. Auch Richter, Staats- und Rechtsanwälte sind nun einmal Menschen und nun mal nicht unfehlbar. Auch in Fällen, in denen zunächst einmal "alles total klar" erscheint, kein Zweifel mehr bestehen konnte, hat sich so manches Urteil als tragisch falsch erwiesen. Rechtshistorisch berühmt ist der "Fall Jakubowski" zur Zeit der Weimarer Republik, dessen öffentliche Debatte sehr viel zur Ablehnung der Todesstrafe beigetragen hat. Ich empfehle es, diesen Fall mal bei Wiki nachzulesen.

Es ist auch falsch, daß "wir alle ein äußerst hartes Vorgehen" erwarten würden - nämlich zumindest ich tue das nicht, gehöre zu denen, welche generell gegen Verbote von Drogen sind. Kriminalisierung von Drogen verhindert nicht ihren Konsum, sondern schafft eine Subkultur, die weder vom Staat noch "der Gesellschaft" erreicht oder beeinflußt werden kann, eine Art von Parallelgesellschaft, in der solche "Blumen des Bösen" wie Cristal Meth auf verderbliche Weise gedeihen können.

Meiner Meinung nach ist es gerade die Kriminalisierung des Drogenkonsums, die hauptursächlich für solche Phänomene ist, zu denen ich auch die Beschaffungskriminalität und Prostitution zur Finanzierung des Drogenkonsums rechne. Last not least ist die Kriminalisierung des Drogenkonsums die tragende Säule der organisierten Kriminalität - die diesbezüglichen Auswirkungen der (Alkohol-)"Prohibition" in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind sattsam bekannt. Die "Drogentoten", die stets als ehrenwerte Begründung für "hartes Durchgreifen" angeführt werden, sind m.E. im Gegenteil im Wesentlichen die Opfer jenes "harten Durchgreifens".

Ich lade zu einem Gedankenexperiment ein:

Stellen wir uns mal die "Totallegalisierung" aller Drogen vor, die man folglich bei Aldi & Co kaufen kann, behördlicher Überwachung unterliegen und auch der "gesellschaftlichen Kontrolle": "Risiken und Nebenwirkungen" werden in den Medien thematisiert und diskutiert, gesundheitsschädliche Produkte als solche identifiziert - und gemieden, wie in den realen Fällen von "Gammelfleisch" oder Ungeziefer in Brotfabriken. Aber auch nur, weil der Konsum von Fleisch und Brot gesellschaftlich akzeptiert ist, nicht in eine tabuisierte Subkultur abgedrängt ist.

Die Schädlichkeit von Drogen wie Crystal Meth wird natürlich auch "in der Gesellschaft" immer wieder mal thematisiert - aber die kriminalisierte Subkultur wird davon nicht erreicht. In Reaktion auf die "Ächtung" dieser Subkultur durch "die Gesellschaft" hat diese Subkultur ihrerseits "die Gesellschaft" geächtet und scheißt darauf, was in den Medien, von Politikern und "Bullen" so verbreitet wird: "alles nur Kacke!"
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Re: Sammlung Schwarzmarkt

Beitrag von Martin Mainz »

Portugal machts ja vor. Aber bezgl der Freigabe aller Drogen haben wir hier einen gesonderten Thread. Hier gehts um die beobachtete und berichtete Wirkung auf den Schwarzmarkt in der Zukunft.
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Re: Sammlung Schwarzmarkt

Beitrag von Cexpert »

Martin Mainz hat geschrieben: Sa 13. Apr 2024, 10:17 Portugal machts ja vor. Aber bezgl der Freigabe aller Drogen haben wir hier einen gesonderten Thread. Hier gehts um die beobachtete und berichtete Wirkung auf den Schwarzmarkt in der Zukunft.
Portugal und die Niederlande sind wohl die drogenliberalsten Länder.
Vor allem Portugal hat unfassbar gute Zahlen/Werte, die jede Entkriminalisierung sofort nicht nur rechtfertigen, sondern einfordern.
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