Duck hat geschrieben:moepens hat geschrieben:
Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften sind sehr gegensätzlich, haben aber jeweils ihre Berechtigung.
Da passt ganz gut die rede des letzten Papstes im D Bundestag
Die fand ich Spitze
Also wenn wir dieselbe meinen, dann ist das in der Tat zumindest in Teilen eine sehr gute Rede. Sie zeigt auf, dass Wissenschaft selbst keine moralische Instanz sein kann - das ist dem Glauben vorbehalten. Wobei sich die großen Kirchen im 3. Reich als Institutionen entweder erst spät klar politisch positioniert haben oder unkritisch handelten. Die Wissenschaft aber wurde einfach nur benutzt (Eugenik, Rassenlehre, Kraniometrie usw.) und entwickelte sich unter politischen Einflüssen in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich. Was uns die Wissenschaft aber gebracht hat war die Aufklärung, die die Gesellschaft grundlegend veränderte, mMn zum Besseren.
In einem anderen Teil der Rede wird verschwiegen, dass eine Glaubensgemeinschaft ebenso nicht nur gesellschaftlichen und politischen Einflüssen unterworfen ist sondern auch selbst Politik betreibt und versucht, die Gesellschaft in ihrem Interesse zu verändern und die Macht der Glaubensgemeinschaft zu stärken. Auch wenn "auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen" wird, so wurde dies zu jeder Zeit anders interpretiert (z.B. unvereinbar mit der heutigen Auffassung sind Inquisition und "Hexenhammer").
Außerdem wird auf die Verdienste der Aufklärung nicht eingegangen und darauf, dass es eben durchaus daraus entstandene Konzepte gibt, die den Menschen zu moralischem Handeln leiten können (siehe Kant).
littleganja hat geschrieben:Heroin war früher laut Wissenschaft bestens für Kinder zum einschlafen geeignet, ohne Nebenwirkungen. Was mit Contergan war wissen ja die meisten, dass die Nebenwirkungen aber schon über 10 Jahre bekannt waren, bis es endlich in Deutschland verboten wurden, wissen nicht viele. Problem ist halt dass die Firmen die in Deutschland sitzen und den Scheiß verkauft haben, der Regierung damals wichtiger waren wie die Bürger, was sich langsam mal ändern müsste.
Mir ist auch bekannt dass die Studie (Indica // Sativa) von Sensi Seed beauftragt wurde, daher kann man ausschließen dass ggf. die Pharmaindustrie die Finger im Spiel hat.
Auch hier eine "Schwachstelle" von Wissenschaft, die Beeinflussbarkeit. Jede vorangegangene Untersuchung könnte im Grunde daraufhin untersucht werden, ob Einflüsse wirklich genügend ausgeschlossen werden können. Viele Studiendesigns sind nur deshalb entstanden bzw. wurden weiterentwickelt.
Aber jeder Untersuchungsgegenstand existiert natürlich nicht unabhängig von anderen Dingen, das ist sogar eine der Voraussetzungen um etwas möglichst objektiv untersuchen zu können. Das ist einer der Gründe warum z.B. "Gott" kein zulässiges Untersuchungsobjekt ist.
Philosophisch ausgedrückt: Wissen und Glauben hängen direkt zusammen - ich weiß dass ich glaube und ich glaube dass ich weiß. Der Stellenwert in der Gesellschaft hat sich verschoben, und das bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich.
Wenn z.B. ein Laie ein Flugzeug baut, dann wird damit kaum jemand freiwillig fliegen, nur weil der Erbauer ganz fest daran glaubt dass es fliegen wird. Aber auch ein professionell gebautes und ständig gewartetes Flugzeug, in dem viele "wissenschaftsgläubige" Menschen sitzen kann natürlich abstürzen.
Trotzdem ist es sicherlich auch abseits der Stochastik nachvollziehbar, weshalb man im Allgemeinen diese Dinge unter logischen Gesichtspunkten nicht gleich bewertet. Der Erbauer des laienhaft konstruierten Flugzeugs könnte übrigens stochastisch darauf abstellen, dass mit seinem Flugzeug noch niemand gestorben ist
Auf der anderen Seite kann Wissenschaft eben benutzt werden um etwas zu legitimieren. Dabei ist aber zu beachten, dass Wissenschaft nicht nur ein Instrument ist, welches von jedem nach persönlichem Interesse benutzt werden kann. Es gibt in der Wissenschaft immer einen Diskurs und mehrere Standpunkte und Ergebnisse widersprechen sich sehr oft. Diese Unklarheit kann ebenfalls sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil sein. Aus dem Streit entsteht z.B. erst der Fortschritt, anderseits bleibt die Unsicherheit bestehen.
littleganja hat geschrieben:@Moepens
Wie ist deine Meinung zu Indica & Sativa? Für mich ist das eh nur eine Einstufung wie morb auch sagt zwischen eben Aktivierend oder eben beruhigend.
Imo haben sich verändernde Symptomatiken von Erkrankungen, Umgebung und vor allem Wirkstoffgehalte einen größeren Einfluss auf die Wirkung als die Kategorisierung in Sativa und Indica. Womit man auch wieder beim Placebo-Effekt ankommen könnte, wenn Terpenprofile diskutiert werden
Aber dass Terpene an sich Cannabinoide modulieren können ist natürlich eine legitime Hypothese.
Und es wäre auch nicht verkehrt, wenn man bei praktisch gleichen Inhaltsstoffen die "Lieblingssorte" bevorzugt, egal ob man das an Geruch, Aussehen oder auch Namen festmacht. Im Gegenteil, auch das hat einen therapeutischen Nutzen.
Im Endeffekt kann selbst die beste Untersuchung Patienten nicht mit letzter Sicherheit sagen (oder gar für sie entscheiden), was ihnen individuell am besten hilft.
littleganja hat geschrieben:Klar muss jetzt weiter geforscht werden, dafür kämpfen wir ja alle, das Cannabis endlich seinen Stellenwert bekommt dass es auch verdient!
Genau, immerhin sind selbst manche Ärzte trotz durchaus vorhandener Evidenz noch davon überzeugt, dass die therapeutische Wirkung von Cannabinoiden allgemein dem Placeboeffekt zuzuschreiben ist. Beim Vergleich von Einzelwirkstoffen und Blüten gilt das noch viel stärker, hier ist die Evidenz allerdings besonders schwach.
Merkwürdigerweise wird aber die psychoaktive Wirkung von THC, zumindest außerhalb der therapeutischen Nutzung, von keiner Seite in Frage gestellt.