Fundamentalkritik

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Freno
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Re: Fundamentalkritik

Beitrag von Freno »

Immerhinque - pepre kennt "Ballmanns Leiden" - die beste Justiz-Satire aller Zeiten. Das Essen des soignierten Oberstaatsanwalts mit dem kleinlich-knickerigen Landgerichtspräsidenten ist natürlich eine Wonne, aber meine Lieblingsepisode ist immer noch die Mittagspause der Rechtspfleger: ein Vorgang, der bis in die kleinsten Einzelheiten geregelt gewesen war und wahrscheinlich heute auch noch ist. Genauso, wie Rosendorfer die Justiz beschreibt, genauso ist sie auch.

Die zweitbeste Justiz-Satire deutscher Zunge ist "Der Maulkorb" von Heinrich Spoerl, der den Ödipus-Konflikt von den Füßen auf den Kopf stellt und nebenbei sehr, sehr viel davon "rüberbringt", wie Justiz funktioniert und was ihr Sinn und Zweck ist.

Das ändert aber nichts daran, daß man "Fundamentalkritik" nicht in der Weise betreiben kann, wie Klein-Fritzchen die Weltgeschichte mit Beleuchtung erklärt.

"Packen wir's ?!" (im bayrischen Original: "baggmär's?!")
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pepre
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Re: Fundamentalkritik

Beitrag von pepre »

Freno hat geschrieben: Mo 12. Dez 2022, 20:01 Das ändert aber nichts daran, daß man "Fundamentalkritik" nicht in der Weise betreiben kann ...
Irgendwo muss man ja mal einen Anfang setzen. Die Fundamentalkritik ist eine Aufzählung über das, was grundsätzlich falsch läuft. — Selbst wenn man die Aufzählung ernst nehmen würde, - was würde passieren? Es würde eine Experten-Kommission eingesetzt werden, die nach X Jahren kein Ergebnis brächte, weil man sich wegen differierender Interessen nicht einigen kann (s. "Spezialisierung"). Das System blockiert sich selbst. Veränderungen soll - wenn überhaupt - St. Florian anstoßen.

Sehr schön thematisierte das "Yes, Minister": die Kommission zu Verschlankung des Beamtenapparates schafft hunderte neuer Posten, bringt null zustande, bleibt danach aber bis in alle Ewigkeit bestehen. Genau so läuft es.

Man hat die Ziele aus den Augen verloren und ist sich Selbstzweck allein. Je größer eine Institution/Firma/whatever ist, desto mehr leidet sie an diesem Syndrom. In vielen Bereichen könnte man diese Gebilde auf 5% herunter dampfen. Nicht Überlastung, sondern Effizienzsteigerung wäre die Folge, - sofern man sich auf die Kernaufgaben beschränkt (und keinen Wasserkopf mehr mitschleppen muss).

Dazu müsste man das System natürlich ordentlich entrümpeln. Genau dies greift die Fundamentalkritik auf.
Freno
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Re: Fundamentalkritik

Beitrag von Freno »

Die fundamentalste Fundamentalkritik am "System" stammt nicht von so Hirnis wie Marx, Reich, Adorno oder Sartre, sondern von C.N. Parkinson: "Parkinsons Gesetz und andere Studien über die Verwaltung" - und ist obendrein die Größte Satire aller Zeiten (GröSaz) !
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