Hanf und Naturschutz

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Ace
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Hanf und Naturschutz

Beitrag von Ace »

Hallo,

ich möchte an dieser Stelle mal ein Thema aufgreifen, welches aus meiner Sicht noch keine Würdigung in den ganzen Debatten um Hanf erhalten hat.

Da mir das Fachwissen in diesem Bezug fehlt, möchte ich die Diskussion an dieser Stelle anstupsen ohne mit Halbwissen glänzen zu wollen.

Folgende Fragen könnten hier meines erachtens Thematisiert werden:

1. Welche Rolle könnte Hanf im Naturschutz spielen, zählt er zu den wertvollen oder zu den Allerweltsarten?
2. Gibt es Ansätze zu Auswilderungsprojekten in Deutschland oder anderen europäischen Ländern?
3. Wie stehen Naturschutzbehörden zu dem Thema Hanf als Wildpflanze?
4. Gibt es gesicherte Vorkommen von wildem Hanf in Deutschland und wie sieht der Schutzstatus aus?
5. In welchen Regionen / Biotoptypen könnte wilder Hanf eine Rolle spielen?

Es gibt sicherlich eine Reihe weiterer Aspekte, die hier auch von Fachleuten mit eingebracht werden könnten.

Wenn ihr Euch von dem Thema angesprochen fühlt, diskutiert fleißig aber auch etwas ernsthaft über dieses momentane Randthema. Ich bin gespannt!


Gruß aus dem beschaulichen Weserbergland

Ace
Digger
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Re: Hanf und Naturschutz

Beitrag von Digger »

zu 1.:
Wieder Papier aus Hanf anstatt aus Bäumen. Den Artikel find ich ganz gut geschrieben --> https://bewusst-vegan-froh.de/hanfpapie ... ternative/
Ace
Beiträge: 3
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Re: Hanf und Naturschutz

Beitrag von Ace »

Ok, ich würde die Diskussion allerdings gerne wegführen wollen von Hanf als ökologische Alternative (Rohstoff)sondern eher eine artenschutzrechtliche Betrachtung diskutieren wollen, quasi Hanf als Bestandteil eines natürlichen/funktionierenden Ökosystems.

Als Beispiele in der Fauna (Tierwelt): Wiederansiedelung des Biebers, Schutzstatus des Wolfs, etc.
Für die Pflanzenwelt habe ich eher wenige Beispiele, es gibt aber z.B. auch negative Auswirkungen z.B.durch Neophyten (nicht heimische Pflanzen, die sich hier durch menschliche Einflüsse hier ausbreiten.


Eine Frage wäre z.B. auch die Auswirkung von "Outdoor-Grow-Hanf" auf ein Ökosystem.
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BUMMBUMM
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Re: Hanf und Naturschutz

Beitrag von BUMMBUMM »

meines wissens wächst hanf hier nur in vergessenen guerilla-grows wild. prohibition hat dafür gesorgt das sich der hanf aus der hiesigen flora verabschiedet hat.

naturschutz, wertvolle oder allerweltsarten wirst du näher definieren müssen wenn du dazu ne meinung haben willst.

Auswilderungsprojekte von nicht verkehrsfähigen betäubungsmitteln gibts natürlich nicht, nirgends in europa.
und weils keine verbreitung als wildpflanze hat, hat da auch keine behörde ne meinung zu.

regionen biotope in denen hanf ne rolle spielen könnte, eh, ja
fast alle hanfsorten wachsen fast überall in deutschland mehr oder weniger gut, nur abhängig von sonnen- und wasserzufuhr. sind adäquate bedingungen gegeben wächst das zeug wie unkraut und verdrängt n großteil der restlichen flora. vergleichbar mit brennesselfeld.

allerdings weiss ich von nix, wieso wilder hanf jetzt besser fürs ökosystem wäre als die bereits vorhandene flora. ausser dass es ne bessere futterpflanze zu sein scheint, als so manches gemüse, bezogen auf insekten/kriechtiere.
Ace
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Re: Hanf und Naturschutz

Beitrag von Ace »

Danke schon mal für die Antwort!

Also Allerweltsarten ist eine trivial Bezeichnung, die für Pflanzen/Tiere ohne spezielle Standortbedingungen. Daher würde ich persönlich Hanf erstmal dazu zählen.

Wertvolle Arten sind Arten, die ein wichtiger Bestandteil eines Ökosystems sind.

Mit Naturschutz meine ich alle Maßnahmen gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder Artenschutzgesetz?

Ich gehe auch davon aus, das Hanf (hier meine ich im Wesentlichen Ruderal-Hanf) in Deutschland komplett ausgestorben ist. Halte es aber für möglich, das er an unzugänglichen/schwer zugänglichen Stellen als eine Art Kleinstvorkommen noch anzutreffen sein könnte, z.B. in bergigen Bereichen des Bay. Waldes, Alpen oder auch Moorstandorten, etc.

Hinsichtlich der Einstufung / Zuordnung von Ruderal-Hanf zur Gattung Cannabis Sativa gibt es wohl unterschiedliche Auffassungen (laut Wikipedia). Grundsätzlich hat er aber einen geringen THC-Gehalt.

Unabhängig von der rechtlichen Einstufung als Betäubungsmittel, kann ja zumindest eine Betrachtung der Pflanze hinsichtlich des ökologischen Wertes erfolgen. Unabhängig einer offiziellen Behördenmeinung, kann auch eine Fachmeinung bestehen oder eine Betrachtung durchgeführt werden.

Ich möchte mal ein Gedankenspiel anstellen:

Der Wolf (bitte keine Wolfsdebatte an dieser Stelle führen!) ist potenziell in der Lage eine Landschaft zu verändern. Durch ein verdrängen von Rotwild aus Auenbereichen in geschütztere Waldbereiche, könnte sich die Struktur eines Auenbereichs verändern, da Verbiss an Pflanzen verringert wird. Hier würde im Wald demnach mehr verbiss an Pflanzen/Gehölzen stattfinden. Blütentriebe von Hanf, könnten aber auch eine Nahrungsquelle darstellen, die wiederum den Gehölzen etwas "Druck" wegnimmt.



Ein weiterer Aspekt wäre ja auch:
Wenn Ruderal-Hanf landwirtschaftlich genutzt werden darf, wäre er doch zumindest auch langfristig, bei Gesetzesänderung ein Thema für eine wieder Ansiedelung? Natürlich vorbehaltlich seiner Eignung.

Soweit soll es für diesen Post erstmal reichen, ist ein schweres und komplexes Thema, und kann sicherlich nicht ganz ohne Fachleute (Landespfleger, Naturschützer, etc.) geklärt werden. Vielleicht gibt es ja auch paar entsprechend ausgebildete/studierte Leute hier?
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M. Nice
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Re: Hanf und Naturschutz

Beitrag von M. Nice »

Nur so eine kleine Anmerkung, Cannabis-Ruderalis ist und war noch nie heimisch in DE/Mitteleuropa. Der kommt aus dem asiatischen Teil Russlands.

MfG
M. Nice
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bushdoctor
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Re: Hanf und Naturschutz

Beitrag von bushdoctor »

Meines Wissens nach war Hanf bei uns in Mitteleuropa auch mal eine "wildwachsende" Pflanze...
Ich kann mich an ein Buch aus den 1950er-Jahren erinnern - leider finde ich es nicht mehr im Netz -, wo wilder Hanf in Deutschland beschrieben wurde. In dem Buch ging es um Wildpflanzen, die ein Wanderer bei seinen Streifzügen durch die Natur entdecken kann. Hanf wurde da eben auch erwähnt... es kann aber gut sein, dass es sich um ein "DDR-Buch" handelt.

Hanf ist seit mind. 5500 Jahren in Mitteleuropa beheimatet. (Funde bei Eisenberg, Thüringen ca. 3500 v.Chr)

Meines Erachtens nach ist Hanf (zusammen mit Papaver Somniferum, Schlafmohn) die älteste Kulturpflanze der Menschheit und folgt dem Menschen überall hin. ("Ohne Hanf, kein Kampf!") Hanf wird schon so lange vom Menschen kultiviert, dass man auch nicht mehr von einer Wildpflanze sprechen kann, jedenfalls nicht von den Sorten, die wir so kennen und gebrauchen.
Ursprünglich soll der Hanf aus Zentralasien (nördlich des Himalayas) stammen, das ist richtig. In dieser Gegend gibt es wohl auch heute noch den "ursrpünglichsten" Hanf als Wildform. In Kasachstan soll es "wilde Hanfwälder" geben, die ein zusammenhängendes Gebiet so groß wie Bayern ausmachen...

"Unseren Kulturhanf" vergleiche ich immer mit dem Apfelbaum... da gibt es so viele Sorten, die alle unterschiedlich sind und anders aussehen und schmecken, dass man oft nicht meinen könnte, dass es sich um die selbe "Gattung" handeln soll. Den Wildformen des Apfelbaums sieht man es oft gar nicht mal an, dass es "Apfel" sein soll...
Apfel und Hanf sind schon seit Jahrtausenden vom Menschen "beeinflusst", so dass dieser Vergleich eigentlich aus meiner Sicht ganz brauchbar ist.

Fakt ist: Hanf und Mensch sind schon so lange gute Freunde, dass er nicht wegzudenken ist... und wenn er nicht in der freien Natur wachsen "darf", dann wächst er halt im Haus unter Kustlicht... er wächst, wo immer Menschen sind!
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M. Nice
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Re: Hanf und Naturschutz

Beitrag von M. Nice »

Hallo zusammen,
ich muß mich berichtigen, von wegen nicht in Mitteleuropa heimisch. Dachte immer, Cannabis sativa L. ist bei uns heimisch (Faserhanf). Man lernt nie aus :mrgreen:
Die Bezeichnung Ruderalis kommt von „ruderal“, ein Begriff für eine wild wachsende Pflanzenspezies.

Die Ruderal-Pfanzengattung wächst für gewöhnlich an Straßenrändern oder auf brach liegendem Ackerland.

Die Raue Heimat der Ruderalis

Cannabis Ruderalis wird vorläufig als dritter Cannabistyp beschrieben, da die Botaniker nicht genau wissen, ob es gerechtfertigt ist, sie als eigene Spezies zu bezeichnen. Die Ruderalis ist eine wild wachsende Sorte, die aus Russland, Mitteleuropa und Zentralasien stammt und die an das rauere Klima dieser Gebiete angepasst ist. Ob sie nun als Variation der einzigen Cannabisspezies oder als eine davon zu unterscheidene, eigene Spezies angesehen wird — es ist auf jeden Fall wahrscheinlich, dass die Ruderalis-Cannabistypen von den Indica-Sorten abstammen, und diese wiederum vermutlich von den Sativas.
https://hashmuseum.com/de/die-pflanze/c ... -ruderalis

MfG
M. Nice
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