Entzug - wann werde ich wieder klar im Kopf?

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chirmander

Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von chirmander »

Hallo Leute,

ich habe letztes Jahr genau am 20.12.2021 mit dem Kiffen aufgehört. Seit dem leide ich an Angstzuständen. Dabei habe ich keine Angst vor was bestimmten, sondern meine Grundstimmung ist einfach Angst. Ich spüre den Druck links oberhalb des Herzes ständig uns bin manchmal am Zittern. Ist das normal, dass nach so einer langen Zeit solche Zustände immer noch vorkommen? Ich weiß ja, dass Cannabis Angst durchaus unterdrücken kann und während ich gekifft habe gings mir auch gut, bis zum letzten Tag wo ich dachte, dass mich wirklich alle Menschen denen ich begegne hassen. Deswegen habe ich auch aufgehört und hatte so einen Zustand nur ein einziges mal wieder eine Woche später. Seitdem nichts. Übrig geblieben sind die Angstzustände. Kann relativ gut schlafen, auch wenn manchmal das durchschlafen nicht so ganz klappt. Die Angst spüre ich ständig, sie ist die ganze Zeit da, kann sie nur manchmal durch Ablenkung stoppen.

Hat hier jemand sowas ähnliches erlebt? Wochenspäter immer noch Angstzustände gehabt oder überhaupt nach dem Entzug Angst verspürt? Mein Arzt meinte das könne bis zu Monaten dauern, bis das weg geht. Habe auch 2021 nach 8 Monaten Pause für 3 Monate gekifft. Davor etwa 2-3 Jahre regelmäßig, also mehrmals in der Woche.
Pogo407
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Pogo407 »

Also mich beschäftigt das ganze auch schon eine weile. Ich nehme seit dem Wochenende Lasea und muss sagen das Gedankenkarusell usw sind so gut wie weg. Lasea entfaltet seine volle Wirkung aber erst noch.

Mir gehts von Tag zu Tag besser.


Es vermindert Angstzustände, Stoppt das Gedankenkarusell und lässt einen besser schlafen.


Zwar nicht ganz billig aber der Gesundheit sollte es wert sein.

Hol dir mal ne kleine Packung ;)

PS. Würde sogar behaupten Lasea sollte das Mittel der Wahl sein wenn man sich im Cannabis-Entzug schwer tut. Es macht was im Gehirnstoffwechsel, reguliert ihn wieder. Quasi wie Öl in ein trockenes Getriebe
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Cookie »

Pogo407 hat geschrieben: Mo 31. Jan 2022, 06:38 Quasi wie Öl in ein trockenes Getriebe
Oder wie eine Droge, die einem Problem, das vermeintlich durch Cannabis hervorgerufen wurde (?), etwas entgegen setzt?

Ich weiß nicht, was ihr da habt, aber ein Entzugsproblem scheint es nicht zu sein. Es ist überhaupt schwer, von Cannabis abhängig zu werden... ich habe es jedenfalls nach rund 35 Jahren noch nicht geschafft ;). Wüsste aber Schlimmeres, wenn doch.
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Pogo407
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Pogo407 »

Cookie hat geschrieben: Mo 31. Jan 2022, 10:07
Pogo407 hat geschrieben: Mo 31. Jan 2022, 06:38 Quasi wie Öl in ein trockenes Getriebe
Oder wie eine Droge, die einem Problem, das vermeintlich durch Cannabis hervorgerufen wurde (?), etwas entgegen setzt?

Ich weiß nicht, was ihr da habt, aber ein Entzugsproblem scheint es nicht zu sein. Es ist überhaupt schwer, von Cannabis abhängig zu werden... ich habe es jedenfalls nach rund 35 Jahren noch nicht geschafft ;). Wüsste aber Schlimmeres, wenn doch.
Oh ich glaube das kommt immer auf den Einzelfall an.... - ich VERMUTE, bei mir waren es persönliche Umstände (Mobbing, Stress mit alten Freunden + Drogenmissbrauch) + zu viel Cannabis. Eigentlich alles ganz natürliche Reaktionen des Körpers. Und dafür gibt es eben Lavendel bzw dieses Lasea. Vielleicht würde es dir an meiner Stelle genau so gehen?


Aber ohne dich jetzt persönlich angreifen zu wollen... warum nimmt jemand seit 35 Jahren Cannabis zu sich? Um entspannter zu sein? Um eine innere Leere zu füllen?

Hat für mich was vom typischen Suchtverlauf -> sich seinen Konsum schön reden

Werde das Lasea jetzt ein paar Monate nehmen und danach sollte ich frei von Substanzen sein. Und mir gehts auch so ohne Super. Also ich vermisse nichts
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M. Nice
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von M. Nice »

Cookie hat geschrieben: Mo 31. Jan 2022, 10:07

Oder wie eine Droge, die einem Problem, das vermeintlich durch Cannabis hervorgerufen wurde (?), etwas entgegen setzt?
Das funktionierte schon mit Morphinabhängigen. Die Firma Bayer entwickelte und vermarktete ein Präparat, das die Morphinisten von ihrer Sucht befreite, zu 100%, nämlich HEROIN. :o
Rauchst du zwei Stund Hanf hinein, wirst du müd und schläfst bald ein!
beggo
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von beggo »

Hey,
es gibt die Theorie, dass einige Menschen die zu Cannabis greifen, schon im Vorfeld unbewusste psychologische / neurologische "Schräglagen" hatten. Und Cannabis ihnen nur dabei hilft, quasi als selbst verordnete Medizin, besser mit diesen Zuständen umzugehen.
Wenn man das Medikament abrupt absetzt, kann es zu Absetzerscheinungen bzw. zum Verstärkten hervortreten dieser Zustände kommen. Greift ja immerhin in die Biochemie des Gehirns ein. Cannabis ist kein Brokkoli.
Je nachdem, wie lange und wie stark man konsumiert hat, und wie sensibel die individuelle Gehirnchemie ist, kann es durchaus bis zu einem Jahr dauern, bis die Rezeptoren im Gehirn sich wieder normalisiert haben. Dies gilt auch bei vielen anderen Medikamenten/Drogen/psychotropen Substanzen.

Aber auch bei "gesunden" Dauerkonsumenten kann es beim Absetzen zu diesen Empfindungen kommen. Da die Hirnchemie sich nun umstellt.

Entweder durchstehen mit Sport, gesunder Ernährung, Psychohygiene und Stressfreiheit, oder wenn es nicht besser wird nochmals zum Arzt gehen! Psychotherapie hilft bei vielen neurologischen Problemen. Oft tauschen Ärzte Cannabis aber bei solchen psychischen Zuständen, nur durch herkömmliche Psychopharmaka aus.

Wünsche dir das Beste ...
Zuletzt geändert von beggo am Mo 31. Jan 2022, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Cookie »

Pogo407 hat geschrieben: Mo 31. Jan 2022, 11:09 Aber ohne dich jetzt persönlich angreifen zu wollen... warum nimmt jemand seit 35 Jahren Cannabis zu sich? Um entspannter zu sein? Um eine innere Leere zu füllen?

Hat für mich was vom typischen Suchtverlauf -> sich seinen Konsum schön reden
Hehe, das war erwartbar ;). Nun, von Tabak war ich abhängig und habe es immer betont (!), von Alkohol hätte ich es werden können (wurde es aber nicht) und durch Cannabis wurde ich zum Glück von einem Teil meiner Krankheiten geheilt (Asthma, Krebs), aber nicht abhängig... ich kann von jetzt auf gleich mit dem Cannabis Konsum aufhören und es macht mir nicht aus, außer dass ich darauf natürlich nicht aus bin (ja, weil es entspannt und einen riesigen Spaß macht). Muss es aber hin und wieder tun, manchmal ist auch über Monate "nichts da".

Auch dass ein "Drang nach mehr" da wäre wie bspw. beim Alkohol habe / kenne ich nicht (außer der "Gewöhnung", aber die geht nur bis zu einer geringen Schwelle). Auch die weiteren Merkmale einer Sucht fühle ich nicht. Es ist die Prohibition, behaupte ich, die euch einen "Streich" spielt - und dadurch das wahre Etwas, das ihr habt, versteckt.
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Pogo407
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Pogo407 »

Cookie hat geschrieben: Mo 31. Jan 2022, 11:30 ich kann von jetzt auf gleich mit dem Cannabis Konsum aufhören und es macht mir nicht aus, außer dass ich darauf natürlich nicht aus bin (ja, weil es entspannt und einen riesigen Spaß macht).
Aber das ist doch der springende Punkt einer Sucht?!?


Wenn du es aber schon gegen oder wegen Krankheiten genommen hast will ich dir nicht weiter drein reden.

Was ich aber dazu noch sagen kann ist das mein Konsummuster ganz anders war. Nämlich 24/7 und am besten zwischendrinn noch einen. Es wird hald irgendwann zu viel und auch der Körper bzw das Gehirn gewöhnen sich an das Kiffen. Somit hat man zumindest Absetzerscheinungen.

Unterm Strich kann ich aber jetzt sagen ich habe lange und viel gekifft und auch wieder aufgehört. DAS war mir beim Drogenkonsum schon immer wichtig. Drogen nehmen JA, auch mal den Konsum übertreiben -> Macht auch mal Spass ABER auch wieder damit aufhören. Und mir gehts sogar noch verdammt gut dabei. Und wenn ich mein Gedankenkreisen dann mal im Griff habe ist es fast Perfekt. Du hast aber Recht wenn du sagst das kommt bei mir nicht vom kiffen. Kiffen verstärkt Ängste und Sorgen oder lassen sie auf Knopfdruck verschwinden / unterdrücken.

Keine Ahnung ich bin einfach froh das ich sagen kann ich brauche nichts mehr, nichts mehr um runter zu kommen, nichts mehr um schlafen zu können = Ziel erreicht. :P
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Cookie »

Pogo407 hat geschrieben: Mo 31. Jan 2022, 12:21 Aber das ist doch der springende Punkt einer Sucht?!?
Nein. Dass es Spaß macht ist nicht Teil von einer Sucht. Es ist Teil der "Verlockung zu Beginn", aber nicht 35 Jahre danach ;). Es müsste mir keinen Spaß mehr machen, wenn es süchtig machen würde!
Pogo407 hat geschrieben: Mo 31. Jan 2022, 12:21 Keine Ahnung ich bin einfach froh das ich sagen kann ich brauche nichts mehr, nichts mehr um runter zu kommen, nichts mehr um schlafen zu können = Ziel erreicht. :P
Das ist auch vollkommen okay so :P.
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Freno »

1) Psychotrope Substanzen sollten idR "ausgeschlichen" werden, wenn man ihre Einnahme - gleich aus welchem Grunde - beenden will. Das gilt für "Medikamente" aus Leuna oder Leverkusen nix anderes, wie für "Drogen". Von jetzt auf gleich aufgrund eines "heroischen" Beschlußes "nix mehr zu rauchen" ist normalerweise kontrainduziert. "Von einem auf den anderen Tag" aufgehört zu haben, ist eine Phrase für Stammtische, auch virtuelle Solche - aber ziemlich unrealisitisch.

2) Cannabis wirkt u.a. angstlösend und stimmungsaufhellend - das ist der Grund, warum mir Cannabis seit 1,5 Jahren von meinem Psychiater verschrieben wird. Es erscheint mir recht plausibel, daß Ängste, die über einen langen Zeitraum durch Cannabis "gelöst" worden sind, nach einem "kalten Entzug" alsbald und mit Macht wieder zurückkehren.

3) Es ist m.E. möglich, daß Angstgefühle ausschließlich auf einen Entzug zurückzuführen sind - wahrscheinlicher ist es aber m.E., daß diese Angstgefühl schon zuvor im Unbewußten aktiv waren und aus Traumata entstammen, die nicht oder nicht hinreichend verarbeitet werden konnten. Im Regelfall handelt es sich um infantile Traumata. Das ist - im Gegensatz zur landläufigen Meinung - ür die psychoanalytische Betrachtung nichts Ungewöhnliches. Der "Kulturmensch" (Sigmund Freud) durchlebt in seiner infantilen Entwicklung notwendig eine Reihe von traumatischen Erlebnissen - das erste ist in der Regel die Geburt - deren konstruktive Verarbeitung durchaus nicht in allen Fällen gelingt. Aus meiner eigenen Erfahrung muß ich eher sagen: die konstruktive Verarbeitung ist der Ausnahmefall. In der Regel verbleibt ein mehr oder weniger großer "Rest", der lediglich über eine gewisse Zeitspanne des Lebens, manchmal lebenslang "kompensiert" bleibt. Diese "Kompensatation" ist eine "Krücke", eine Hilfskonstruktion der Psyche, die aus vielerlei Gründen zusammenbrechen kann - ein "kalter Entzug" kann einer dieser Gründe sein.

Man könnte also durchaus mal über eine tiefenpsychologische Psychotherapie nachdenken.
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Pogo407 »

Freno hat geschrieben: Mo 31. Jan 2022, 21:31
3) Es ist m.E. möglich, daß Angstgefühle ausschließlich auf einen Entzug zurückzuführen sind - wahrscheinlicher ist es aber m.E., daß diese Angstgefühl schon zuvor im Unbewußten aktiv waren und aus Traumata entstammen, die nicht oder nicht hinreichend verarbeitet werden konnten. Im Regelfall handelt es sich um infantile Traumata. Das ist - im Gegensatz zur landläufigen Meinung - ür die psychoanalytische Betrachtung nichts Ungewöhnliches. Der "Kulturmensch" (Sigmund Freud) durchlebt in seiner infantilen Entwicklung notwendig eine Reihe von traumatischen Erlebnissen - das erste ist in der Regel die Geburt - deren konstruktive Verarbeitung durchaus nicht in allen Fällen gelingt. Aus meiner eigenen Erfahrung muß ich eher sagen: die konstruktive Verarbeitung ist der Ausnahmefall. In der Regel verbleibt ein mehr oder weniger großer "Rest", der lediglich über eine gewisse Zeitspanne des Lebens, manchmal lebenslang "kompensiert" bleibt. Diese "Kompensatation" ist eine "Krücke", eine Hilfskonstruktion der Psyche, die aus vielerlei Gründen zusammenbrechen kann - ein "kalter Entzug" kann einer dieser Gründe sein.

Man könnte also durchaus mal über eine tiefenpsychologische Psychotherapie nachdenken.
Eigentlich mein reden was du hier schreibst. Auch wenn man Jahrelang benebelt / bekifft durch die Gegend rennt und das Abrupt sein lässt, kommen ganz andere Eindrücke auf einen zu. Das ist Stress fürs Gehirn. Vielleicht daher auch die Angst. Und je nach dem wie lange und ab welchen Alter man so durch die Gegend rannte, umso schwerer wird es dann wieder in die "Normalität" zurück zu kommen.

Drogen einschl. Cannabis wirken im Gehirn. Und ich sage das es Jahre dauert bis sich das Gehirn davon wieder erholt / normalisiert.
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Cookie »

Sicher macht es was mit dir bzw. verändert dich über die Jahre - die Frage ist aber, wie und zu was es dich verändert.
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Pogo407 »

Cookie hat geschrieben: Di 1. Feb 2022, 11:37 ... die Frage ist aber, wie und zu was es dich verändert.
Glaube da ist alles möglich. Vom Skinhead der auf einmal mit Ausländern klar kommt (vielleicht weil sie guten Stoff haben) bis hin zum besten Freund der dir das Messer in den Rücken rammt bis zum "Junky" der seine Mutter beklaut. Schwer zu sagen und auch schwer zu Urteilen. Aber alles selbst erlebt.

Ich würde bei mir fast behaupten Richtung besseren Menschen. Wobei man beachten muss das man eh nicht alles Richtig machen kann. Gibt aber sicher auch das genaue Gegenteil.

PS. auch die schlimmsten Drogenabstürze können sich nach Jahren dann als Positiv herausstellen. Meistens meint es das Leben gut mit einem.
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Freno »

Mein Lieblingsbuch von Sigmund Freud ist "Das Unbehagen in der Kultur" von 1930. Im diesem Jahr hat Freud auch - völlig zurecht - den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt a.M. bekommen. Er schreibt ein brillantes Thomas-Mann-Deutsch und "Unbehagen" ist ein Lesegenuss, der einem aber auch irgendwann das Blut in den Adern gefrieren lassen kann: blanker Horror.

Der "Kulturmensch" (Freud) durchläuft nach seiner Geburt eine Entwicklung, die ihn in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle daran hindert, seine innerpsychischen Bedürfnisse (Libido und Aggression, Liebes- und Todestrieb, oder, salopp formuliert: rumsauen und rumprügeln) zu befriedigen. Es entsteht ein Überschuß an innerpsychischer Spannung, an seelischer Energie, die ihm durch "große Opfer und gewaltige Anstrengungen" (wie es die demokratischen Politiker immer wieder predigen) für gesellschaftliche Zwecke "enteignet" wird, gleich einer Steuer (Freud). Im Wege von Projektion und Introjektion nimmt der Kulturmensch an dem Erfolg - aber auch am Mißerfolg - dieser "gesellschaftlichen Zwecke" teil und wird dadurch und durch die "großartigen Leistungen unserer Kultur" (Freud) entschädigt, aber dies funktioniert, wie Freud schreibt, nicht immer und wie ich schreibe: nur sehr selten.

Es verbleibt ein mehr oder weniger großer Rest dieser Spannung, der traditionell durch die monotheistischen Religionen "verarbeitet" wird, die jene Schuldgefühle, Aggressionen und Ängste, vor allem die Angst vor Strafe, welche die - wie es die aufgeklärt-wissenschaftlichen Deppen immer sagen: "gesunde und natürliche Entwicklung" des Kulturmenschen erzeugt, zu "integrieren" vermögen. Das Schuldgefühl rührt aus der "Erbsünde" her (psychoanalytisch eine durch Traumarbeit verfremdete Erinnerung an den Ödipus-Konflikt), ebenso wie die Angst vor Bestrafung. Die Aggression wird gegen den Menschen selbst als "Bußübung" gerichtet (siehe oben: "große Opfer und gewaltige Anstrengungen") - oder gegen die "Ungläubigen".

Nur haben die monotheistischen Religionen in der abendländischen Kultur ziemlich an Biß verloren, sind in der Defensive. Die Aufhebung ihrer vordem sozial verbindlichen Vorschriften - "die Aufklärung" - hat den Menschen jedoch nicht befreit, sondern die vordem durch die monotheistischen Religionen auf sekundärer Ebene "integrierten" Affekte: Schuldgefühl, Angst, Aggression, wieder "desintegriert" und sie treiben wieder ihr Unwesen, erhöhen jenen o.g. Spannungsüberschuß in der Psyche immens.

Und die "effektivste und brutalste Methode", diesen Spannungszustand zu ertragen, ist, nach Freud, die "Intoxination", wobei es im Prinzip völlig gleichgültig ist, ob das Toxin aus den Weinbergen stammt, der Destille oder Brauerei, Leuna oder Leverkusen - oder eben Cannabis.

Diesen Weg gehen sehr, sehr viele und noch viel mehr von Wohlgesinnten bemühen sich, die "Süchtigen" von ihrem "Suchtmittel" zu befreien, wobei die Wohlgesinnten felsenfest davon überzeugt sind, daß die "Süchte" nur von den Substanzen selbst erzeugt würden, es einen tiefenpsychologischen Hintergrund der "Süchte" nicht gäbe.

Wird das "Suchtmittel" abgesetzt, dann treten jene von dem Suchmittel nur betäubten innerpsychischen Spannungen wieder in ihre Wirksamkeit ein, sind wahrscheinlich sogar bestärkt worden - wie eine Schuld bei der Bank, die durch die Zinsen immer größer wird. Ein psychischer Zusammenbruch - "Dekompensation" - kann durchaus die Folge sein.
Pogo407
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Re: Entzug - wann werde ich wieder klar im Kopf?

Beitrag von Pogo407 »

So melde ich mich auch mal wieder im Beitrag hier.

Bei mir ist mehr oder weniger alles beim alten. Aber ich kann sagen es geht mir gut. Nehme seit über ner Woche Lasea. Es wurde n bisschen besser aber auch noch lange nicht Perfekt. War vor 2 Wochen mal beim Arzt und habe ihm dann nebenbei vom Gedankenkreisen erzählt. Naja er würde mich hald zum Psychologen schicken und hat mir Lasea eben empfohlen. Ich wusste schon das es das Zeug gibt, wollte es aber immer ohne schaffen. Jetzt habe ich es bald ein Jahr und hab wie gesagt vor ner guten Woche mit Lasea begonnen. Mir fällt es leichter Stop zu sagen, es ist allgemein weniger geworden aber auch noch nicht vorbei.

Trotz allem komme ich sehr gut durch den Winter und den damit verbundenen Corona-Einschränkungen. Ich kann ins Fitness und in die Sauna... Hab schon wieder n Buch gelesen und das aktuelle, was ich am WE begann liest sich verdammt gut. Hab bisher nur n bisschen rein gelesen... aber es packt einen sofort. 600 Seiten + kleine Schrift -> da bin ich jetzt beschäftigt. Es geht um Drogen, Alkohol, Sex + viel Humor. Genau mein Buch.

Ansonsten habe ich was an der Wohnung erledigt, ich trainiere fleißig weiter und halte mich an meine Diät. Hab seit Silvester keinen Tropfen Alkohol mehr angefasst und auch nichts mehr gekifft.

Zur Zeit lenke ich mich am WE gerne mit nem Film ab. Weiß nicht da kann ich den Kopf ausschalten... somit werde ich jetzt vermehrt irgendwelche Filme schauen.

Dazu viel mit Narzissmus beschäftigt. Wie gesagt bin jahrelang auf einen reingefallen. Wer sowas schon mal miterlebt hat, weiß wovon ich spreche. Solche Menschen machen einen Fertig und spielen Gleichzeitig allen das arme Opfer vor. Bei mir gings ja soweit das sich der Narzisst vor 1.5 Jahren auf die Arbeit einmischte von sich zu Hause aus. Weil er denkt er regelt die Firma mit von zu Hause aus (total krank) - aber ihm wurde dann anscheinend schon klar das er so nicht weiter machen kann. Und in dem Moment schwenkt er wieder um und macht auf best Friend. Also vom Freund zum Feind und vom Feind zum Freund innerhalb von Sekunden. Aber so langsam ist er durschaut, geht immer mehr Leuten auf den Zeiger, braucht mir sicher nicht über den Weg laufen. Na so geht es mit Narzissten dahin - sowas wünsche ich keinem. Kann ziemlich graußam sei.

Wie gesagt kann eigentlich nur Positives Berichten die letzten Wochen. Habe viele Fortschritte gemacht, freue mich auf den Frühling bald.

Kiffen wollte ich am WE mal wieder aber ließ es dann doch. Hab niemanden erreicht. Und so nebenbei fällt mir gerade ein das ich ab März 1 Jahr Drogenfrei bin - WOW
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Steckling
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Steckling »

Manchmal braucht der Mensch auch nur ein bisschen Liebe.
Und manchmal ist für einige Menschen Cannabis eine ganz natürliche Medizin. Für andere eben nicht, aber
nur weil der eine es nicht mag, muss man nicht den anderen einsperren, bestrafen, oder mit pharmazeutischen Produkten auf Linie bringen.
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Re: Angstzustände nach Cannabis Entzug

Beitrag von Freno »

Es geht nicht um Liebe, sondern um die Abfuhr von innerpsychischer Spannung - Libido und Aggression. Libidinös abgeführt werden kann diese Spannung am effektivsten durch "Sex" - sexuelle Betätigung jenseits von Liebe, Beziehung etc. Dessen befleissige ich mich seit 30 Jahren und ist bist heute Bestandteil meiner Psychotherapie. 3-5 (meist autoerotische) Orgasmen am Tag sind für mich normal, es können auch mal Tage ohne sexuelle Betätigung vorkommen, aber bei zwei solcher Tage hintereinander gehen bei mir die Alarmglocken an. Nun gut - ich bin ein "Gestörter" und "Traumatisierter", da herrschen andere Verhältnisse als beim "Normalen". Aber "gestört geworden zu sein" war und ist für mich auch ein Bildungserlebnis: dadurch habe ich die Psychoanalyse kennengelernt.

Es ist meine "psychoanalytische" Überzeugung, daß der heutige Mitteleuropäer, der Deutsche zumal, in seiner überwiegenden Mehrheit unter einer hochgradigen und pathogenen "sexuellen Verstopfung" leidet. Er befindet sich in der Lage des Fahrers eines PKW mit Verbrennungsmotor, dessen Kühlung "verstopft" ist. Solange das Auto mit nur geringer Motorleistung in der Ebene rollt oder bergab, ist alles ok, aber wehe, es wird Leistung gefordert - dann überhitzt das Auto und der Motor frisst sich fest - von der Metapher zurück auf den Menschen: er wird "gestört", entwickelt assozial-aggressive Verhaltensweisen, um seinen Stau seelischer Energie abzubauen.
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Re: Entzug - wann werde ich wieder klar im Kopf?

Beitrag von Pogo407 »

Mir gehts so lala. Das Lasea hilft nicht wirklich wenn ich ehrlich bin.... Dafür habe ich jetzt wieder gute und schlechte Tage.

Also was bleibt mir? Die guten genießen und die schlechten nicht beachten. So ist momentan der Fahrplan.


Ansonsten ist heute Sonnenschein. Ich freue mich voll langsam kommt der Frühling und ich habe den Winter besser als erwartet rum gebracht. Bisschen an mir gearbeitet an Sachen über die ich nicht reden will. Würde mal sagen wieder n Level aufgestiegen.

Ansonsten traf ich letzte Woche meinen Dealer und hab mir n gramm besorgt. Tat gut war lustig aber vor allem ein einziger Fressflash + viel schlafen. Und es war auch sofort wieder Schluß.

Nächste Woche bin ich 1 Jahr Drogenfrei und es macht verdammt viel Spaß.

Achja und die Gedanken gehen laangsam in eine andere Richtung. Und zwar Richtung die Frau von der ich hier mal schrieb. Warum? Keine Ahnung. Ich weiß nur das mich ihre Freundin paar Wochen später sehr genau beobachtet hat. Auch hier wieder keine Ahnung warum. Naja aber mir solls recht sein. Hauptsache andere Gedanken!!! Und hab was gelesen das genau hier der Heilungsprozess anfängt wenn sich die Gedanken ändern.
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Martin Mainz
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Re: Entzug - wann werde ich wieder klar im Kopf?

Beitrag von Martin Mainz »

Ich behaupte mal, daß niemand drogenfrei lebt. Aber schön, daß du für dich ein gutes Suchtmanagment gefunden hast.
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Re: Entzug - wann werde ich wieder klar im Kopf?

Beitrag von Pogo407 »

Zumindest von den gängigen Illegalen bin ich weg und auch seit einem Jahr vom Cannabis-Dauer-konsum :D

Ganz ehrlich ich freue mich voll. Es gab bei mir schon andere Zeiten. Es kommt fast einem Wunder gleich.

Wenn ich es schaffe alle 2-3 Monate einen durch zu ziehen und es dabei zu lassen bin ich persönlich voll zufrieden. Dann kann ich für mich sagen ich habe echt was erreicht, für mich, in meinem Leben.
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