Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

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ObivanKnobi
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Registriert: Do 1. Sep 2022, 18:56

Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

Beitrag von ObivanKnobi »

Hallo zusammen,

ich bin noch ein relativer Neuling auf dem Gebiet, habe mich zwar ein bisschen schon eingelesen, aber ich möchte gern euren Rat einholen.

Ich leide seit 2 Jahren an Depression mittelschwere Episode und habe Angststörungen und Tics. Es ist noch kein Tourette, aber ich mache Tiergeräusche und andere Lautäußerungen.

Bei der Angst habe ich vor allem Angst davor Entscheidungen zu treffen, dabei kann es sein, dass ich durchdrehe und Tics bekomme, die mehrere Stunden anhalten können.

Jetzt habe ich gelesen, dass Cannabis stimmungsaufhellend und Angstmidernd wirken kann und die Ticrate sogar deutlich reduzieren kann.

Wenn ihr meine Diagnose so lest, welche Präparate kommen euch dann in den Sinn?

Vielen Dank und sonnige Grüße,
Obivan
moepens
Beiträge: 995
Registriert: Fr 16. Jun 2017, 07:45

Re: Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

Beitrag von moepens »

Tic ist nicht gleich Tic. Was bei Tourette gut klappt muss nicht bei Depressionen funktionieren. Tatsächlich ist das Feedback vieles Patienten mit Depressionen, dass eine Cannabistherapie damit nicht einfach ist.
Ich würde da eher an Möglichkeiten zur oralen Einnahme denken oder in Kombination mit Inhalation.
ObivanKnobi
Beiträge: 2
Registriert: Do 1. Sep 2022, 18:56

Re: Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

Beitrag von ObivanKnobi »

Vielen Dank für deine Antwort!

An welche Präparate oder Sorten hast du da gedacht?

Gruß Obivan
moepens
Beiträge: 995
Registriert: Fr 16. Jun 2017, 07:45

Re: Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

Beitrag von moepens »

Dein Therapieziel ist rel. klar definiert, schwer da konkrete Empfehlungen zu geben. Aber probieren könntest du in der Reihenfolge:
1. hochdosiertes CBD
2. Extrakte/Präparate mit THC und CBD
3. bestimmte Sorten mit viel THC

Jeweils separat einnehmen, bei Überdosis THC oder Nebenwirkungen kann auch wenig CBD helfen. Allerdings beachten: start low & go slow!
moepens
Beiträge: 995
Registriert: Fr 16. Jun 2017, 07:45

Re: Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

Beitrag von moepens »

Gerne möchte ich hier auf einen Beitrag in einem anderen Forum verweisen, welches eine professionelle, aber auch für Laien verständliche, hilfreiche Orientierungshilfe bietet.

Die Autoren sind Dr. Franjo Grotenhermen und Petra Timte von der ACM.

Die PDF findet sich im folgenden Beitrag: https://forum.selbsthilfenetzwerk-canna ... hermen/105
Freno
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Registriert: Do 7. Jan 2021, 17:00

Re: Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

Beitrag von Freno »

Ich leide an einer psychischen Störung, die sich mit den Diagnosen von ICD/DSM schlecht abbilden lässt - mein Psychiater hat sich in die "Auffang-Diagnose" der "kombinierten Persönlichkeitsstörung" geflüchtet. Das therapeutische Ziel ist aber auch bei mir Angstlösung und Stimmungsaufhellung und das wird seit nunmehr über 2 Jahren recht gut erreicht.

Ich verwende Blüten, die zT "klassisch" mit Tabak inhaliert werden und zT als alkoholische Tinktur tropfenweise genommen werden. Meine Dosis ist sehr gering - ich komme mit 3 g medizinischem Cannabis pro Quartal gut aus. Das wird allerdings mit der doppelten bis dreifachen Menge von "CBD-Kraut" aus dem freien CBD-Handel gemischt, um das für mich optimale Verhältnis von THC : CBD von 1 : 2-3 zu erreichen. Das jeweilige Optimum kann man aber nur individuell "herausprobieren".

Wir haben mit Sorten von Tilray begonnen, die je ca. 10% THC und CBD enthalten, inzwischen werden auch andere Sorten verwendet und seit Beginn dieses Jahres regelmässig gewechselt. Der Sinn dieses Wechsels besteht v.a. darin, der bekannten Toleranzentwicklung zu wehren.

Die Einnahme erfolgt täglich 6-8 x - die Einzeldosen sind also sehr niedrig, liegen im Microgramm-Bereich. Ich werde auch nicht "high" davon - im Gegenteil bleibt nach meiner eigenen Wahrnehmung und der meines kleinen Bekanntenkreises meine Alltagsfähigkeit voll erhalten, inklusive Teilnahme am Straßenverkehr mit dem Fahrrad und zu Fuß.

Die Tinktur wird mit ca. 3 g Cannabis-Blüten auf 0,5 l Wodka 40% angesetzt und zieht mindestens 2 Wochen durch. Ich lasse die Kräuter aber dauerhaft in der Flasche und fülle in Tropffläschchen zu 50 ml ab. Mit 0,5 l dieser Tinktur konnte ich bis 2019 über 1 Jahr auskommen. Die normale Einzeldosis liegt bei 3-5 Tropfen alle 3-4 h. Besonders gut wirken sie in coffeinhaltigen Getränken (Kaffee, Tee, Cola ...) - sie können aber auch direkt auf die Zunge getropft werden.

Meine Empfehlung wäre daher, mit so einer Tinktur zu beginnen - man kann ja auch einen kleineren Test-Ansatz in einem kleinen Schraubglas machen und schon nach 2 Tagen ausprobieren. Mit etwas Glück reicht das schon und höher gehen kann man immer noch.

Zum Anfang würde ich auch zu einer Sorte raten wollen, die THC und CBD in ungefähr gleichen oder nur wenig unterschiedlichen Mengen enthält.

Es ist immer so in der Naturheilkunde: ein "bombensicheres" Standart-Rezept gibt es nie - man muß halt ein paar Experimente machen. Aber eine therapeutische Wirkung ist wohl auf jeden Fall schon bei den ersten Versuchen spürbar - egal, womit man beginnt.
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FraFraFrankenstein
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Registriert: Fr 27. Sep 2019, 18:00

Re: Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

Beitrag von FraFraFrankenstein »

Mich interessiert hauptsächlich, wie gut Cannabis bei Tics und Stottern hilft. Genügt schon CBD? Wie viele Stunden bringt es Linderung, nach der Einnahme?
Rauch gehört nicht in die Lunge. Rauchen ist die schlechteste Art Cannabis zu konsumieren. Vapen ist da wesentlich besser geeignet. Maximal 200°C
Freno
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Registriert: Do 7. Jan 2021, 17:00

Re: Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

Beitrag von Freno »

Zu Tics und Stottern kann ich nichts sagen - ich verstehe nichts davon, bin selbst nicht betroffen.

Was die Wirkungsdauer von Cannabis anbelangt, entspricht sie - meiner Erfahrung nach - in etwa der Kurve der bekannten Rauschwirkung beim "Genuß-Kiffen": etwa 3-4 h, sehr rasch stark ansteigend und dann abflachend. Je höher die Dosis, um so steiler verläuft diese Kurve - meiner Wahrnehmung nach.

Ich bin inzwischen dazu übergegangen, "im Alltagsbetrieb" recht häufig, etwa alle 2-3 h eine Einzeldosis zu rauchen oder als Tinktur zu nehmen, wodurch ein relativ konstanter Pegel gehalten wird. Davon gibt es aber häufig Abweichungen "aus gegebenem Anlass", etwa bei akuten Belastungen von Innen (depressive oder psychotische Episoden) oder Aussen ("triggernde" Konfrontationen). Ich lasse mich da zumeist von meinem Gefühl leiten.

Es verhält sich bei mir so, daß die Intensität meiner Belastung sehr stark schwanken kann und darauf muß ich dann eben auch mit der Cannabis-Dosierung entsprechend reagieren. Da muß wohl jeder seinen eigenen Weg suchen und finden - gemeinsam mit seinem Arzt.

Cannabis gehört zur Naturheilkunde, zur Phytotherapie: dem therapeutischen Einsatz von Pflanzen. In diesem Bereich kann man exakte Dosierungen und Zeitangaben vergessen: Jede einzelne Dosis wird ein wenig anders schon rein physiologisch aufgenommen, die Wirkung ist stets eine andere, je nachdem, wie die innerpsychische Lage sich jeweils darstellt.
moepens
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Registriert: Fr 16. Jun 2017, 07:45

Re: Cannabis gegen Depression, Angststörung und Tics

Beitrag von moepens »

FraFraFrankenstein hat geschrieben: Do 24. Nov 2022, 22:31 Mich interessiert hauptsächlich, wie gut Cannabis bei Tics und Stottern hilft. Genügt schon CBD? Wie viele Stunden bringt es Linderung, nach der Einnahme?
Speziell zu Tourette gibt es z.B. auf youtube einige Erfahrungsberichte. Es ist letztendlich natürlich immer eine individuelle Geschichte ob es wirkt.
Aber die sehr schnell einsetzende, symptomlindernde Wirkung wird teilweise bei medizinischen Vorträgen genutzt, um die Wirksamkeit bei einzelnen Patienten zu demonstrieren.

Generell gibt es oft keine schlechten Daten bei Anfallserkrankungen und bei schubhaftem Verlauf chronischer Erkrankungen. Was Tics und Stottern betrifft ist leider weniger bekannt.
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